Ausgestorbene Vögel sind gar nicht mal so selten
Seit dem 15. Jahrhundert sind zahlreiche Vogelarten auf der ganzen Welt und insbesondere auf Inseln verschwunden. Die Gründe dafür sind vielfältig und häufig ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie der Bejagung, dem Lebensraumverlust, der Einschleppung gebietsfremder Arten oder Klimaveränderungen.
Beim einst auf der Insel Mauritius endemischen Dodo (Raphus cucullatus) handelt es sich wohl um den berühmtesten aller ausgestorbenen Vögel. Das Verschwinden des großen, flugunfähigen Taubenvogels im 17. Jahrhundert geht in erster Linie auf die Bejagung durch den Menschen, invasive Tierarten und die Zerstörung seines Lebensraums zurück.
Die neuseeländischen Moas (Dinornithiformes) sind fast genauso bekannt wie der Dodo. Mit Moas sind mehrere Arten teils sehr großer Laufvögel gemeint wie etwa der Nordinsel- und der Südinsel-Riesenmoa oder der Kleine Moa. Ihr Aussterben im 15. Jahrhundert geht hauptsächlich auf die Bejagung durch die Maori zurück.
Berühmt ist auch der Stephenschlüpfer, der ausschließlich auf der kleinen Insel Stephens Island lebte. Der Legende nach soll eine einzelne Katze, die auf die zuvor unbewohnte Insel gebracht wurde, die gesamte Population dieser flugunfähigen Vogelart innerhalb eines Jahres ausgelöscht haben.
Buntes Gefieder und ausgestorbene Vogelarten
In der Neuzeit sind zudem eine Menge Papageienarten (Psittaciformes) ausgestorben wie beispielsweise der in Nordamerika heimische Karolinasittich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder der Kuba-Ara Ende des 19. Jahrhunderts. Neben der Abholzung ihres Lebensraums und invasiven Raubtieren spielte beim Verschwinden bunt gefiederter Vögel häufig auch der Exotenhandel eine wichtige Rolle. Auch das Aussterben des neuseeländischen Huia (Lappenhopf) geht unter anderem auf den Handel mit dem Vogel selbst und der Jagd nach seinen zwölf langen schwarzen Schwanzfedern und seinem gebogenen Schnabel zurück; er verschwand vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts.
Und dann gibt es da noch die Kleidervögel (Drepanidini) von der Hawaii-Inselkette. Von den einst rund 57 Arten existieren heute vielleicht noch ein Drittel und diese sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Ausgestorbene Vögel der Tribus aus der Familie der Finken sind beispielsweise der Annakleidervogel und der Schwarze Mamo – diese sind Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Die Ursachen liegen hier ebenfalls in der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums und das Aufkommen invasiver Arten, aber auch eingeschleppte Krankheiten wie die Vogelmalaria und die Vogelpocken, die häufig zum Tode endemischer Vögel führen, trugen zu ihrem Aussterben bei.
Ausgestorbene Vögel: Daten & Fakten (Stand: 11/2024)
Gemäß der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN sind seit 1500 weltweit 168 Vogelarten ausgestorben – also bedeutend mehr als es ausgestorbene Säugetiere, Reptilien oder Amphibien gibt. Mit diesen 168 Vogelarten ist es aber aller Wahrscheinlichkeit nicht getan, denn es gibt noch eine Menge weiterer Arten, die schon viele Jahre als verschollen gelten und möglicherweise ebenso bereits ausgestorben sind. Beispielsweise gehört dazu die in Südasien heimische Rosenkopfente, die zuletzt Mitte des 20. Jahrhunderts gesichtet wurde, aber möglicherweise in unerforschten Gebieten im Norden Myanmars überlebt haben könnte. Auch die Himalayawachtel gilt seit 1879 als verschollen, wird jedoch nicht als ausgestorben eingestuft, da es möglich ist, dass noch eine kleine Population existiert.
Die meisten ausgestorbenen Vögel hat Ozeanien mit 61 Arten zu vermelden (etwa die Norfolk-Erdtaube und der Tasmanische Emu); in der Subsahara-Afrika sind 46 Arten verschwunden (u.a. die Réunion-Taube und der Rodrigues-Solitär), in Nordamerika 34 (z.B. der Elfenbeinspecht und der Kaiserspecht) und auf den Karibischen Inseln 13 (etwa der Gouldsmaragdkolibri). In Europa sind bislang nur zwei Vogelarten in der Neuzeit ausgestorben: der Riesenalk, den Menschen bis zur Ausrottung 1852 wegen seiner Federn, seines Fleisch, Fetts und Öls jagten. Und der Kanaren-Austernfischer, der seit 1913 nicht mehr gesichtet wurde.
Bei den am häufigsten verschwundenen Vögeln – 65 Spezies – handelt es sich um Arten, die der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes) zuzuordnen sind, wie etwa der 1987 ausgestorbene Schuppenkehlmoho von Hawaii oder der in Kolumbien endemische Antioquia-Brustband-Ameisenpitta, der schon 1878 ausstarb. Am zweithäufigsten hat es mit 24 Arten die Kranichvögel (Gruiformes) getroffen. Dazu gehören beispielsweise die Rallen wie die 1777 verschwundene Tongatapu-Ralle, die seit den 1840er-Jahren nicht mehr dokumentierte Dieffenbach-Ralle oder die Anfang des 16. Jahrhunderts ausgestorbene St.-Helena-Ralle. Weiterhin sind 16 Papageien-Arten (Psittaciformes) und 16 Taubenvögel (Columbiformes) verschwunden.
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