Das einzige Exemplar ist heute verschollen
Nicht wenige Vogelarten der Vergangenheit wurden lediglich anhand eines einzigen Exemplars beschrieben, das heute verschollen ist. Eine davon ist die Tongatapu-Ralle. Von dieser Vogelart aus der Familie der Rallen (Rallidae) sind historische Berichte und Beschreibungen geblieben, die auf Beobachtungen und Sammlungen während der Reisen des englischen Seefahrers James Cook im 18. Jahrhundert beruhen.
Als Cook und seine Expeditionsschiffe im Juni 1777 die im Südpazifik gelegene Insel Tongatapu im Königreich Tonga erreichten, notierte William Anderson, ein schottischer Naturforscher und Chirurg, eine Vielzahl von Vögeln, die von den Einheimischen gesammelt und an die Seefahrer verkauft wurden. Darunter befanden sich Tauben, kleine Rallen und Purpurhühner.
Während dieser dritten Reise stießen die deutschen Naturforscher Reinhold und Georg Forster auf der Hauptinsel des Tonga-Archipels auch auf ein Exemplar der Tongatapu-Ralle. Der bekannte englische Naturforscher und Präsident der Royal Society, Joseph Banks, erwarb den Balg des Vogels, der vermutlich in Alkohol konserviert war. Dieses Exemplar war das einzige, das in wissenschaftlichen Sammlungen dokumentiert wurde. Es wurde im Solander-Katalog als Teil der Banks-Sammlung erwähnt und in der Manuskriptliste 3 als Rallus spectabilis beschrieben. Leider ist dieses Exemplar heute verschollen.
Es wird spekuliert, dass das Exemplar möglicherweise zu jenen gehörte, die Joseph Banks im Jahr 1792 zwischen bedeutenden Institutionen wie dem British Museum und dem britischen Mediziner und Naturforscher John Hunter aufteilte. Banks hatte das Ziel, seine umfangreiche naturhistorische Sammlung der wissenschaftlichen Gemeinschaft auch nach seinem Tod zugänglich zu machen, um sicherzustellen, dass die Exemplare erhalten blieben und der Forschung dienen konnten. Allerdings führten wahrscheinlich die damaligen begrenzten Möglichkeiten zur Dokumentation und Konservierung sowie die Herausforderungen im Umgang mit empfindlichen naturhistorischen Präparaten dazu, dass einige Exemplare im Laufe der Zeit verloren gingen.
Auf der dritten Südseereise wurde übrigens auch der heute ausgestorbene Kiritimati-Südseeläufer von Cook und seinen Leuten entdeckt. Auch von dieser Vogelart, die ebenfalls in die Sammlung von Joseph Banks überging, ist das einzige bekannte Exemplar heute verschollen.
Die wissenschaftlichen Beschreibungen und Katalogeinträge, die von Banks und seinen Kollegen erstellt wurden, sind heute die einzigen physischen Belege für die Existenz der Tongatapu-Ralle. Es gibt jedoch auch ein zeitgenössisches Gemälde von Georg Forster, das während Cooks zweiter Südseereise zwischen 1772 und 1775 entstand und von dem häufig angenommen wurde, es zeige die verschollene Tongatapu-Ralle. Zu dieser Annahme passt nicht, dass die Tongatapu-Ralle erst 1777 entdeckt worden war. Einige Experten vermuten daher, dass Forster in Wirklichkeit Hypotaenidia (Gallirallus) philippensis ecaudatus, eine Unterart der Bindenralle, abgebildet hat. Diese Darstellung könnte nicht auf der Insel Tongatapu, sondern auf der kleineren, ebenfalls zum polynesischen Inselstaat Tonga gehörenden Insel Nomuka entstanden sein.
Tongatapu-Ralle – Steckbrief
wissenschaftliche Namen | Hypotaenidia hypoleucus, Gallirallus hypoleucus, Rallus hypoleucus, (Rallus spectabilis) |
englischer Name | Tongatapu rail |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Tongatapu (Südpazifik) |
Zeitpunkt des Aussterbens | frühestens 1777 |
Ursachen für das Aussterben | Lebensraumverlust, auf Insel eingeschleppte Tiere, Bejagung |
War James Cook für das Aussterben der Tongatapu-Ralle verantwortlich?
James Cook und seine Mannschaft könnten indirekt zum Aussterben der Tongatapu-Ralle beigetragen haben, insbesondere durch die Einführung von Hunden auf den Tonga-Inseln im Oktober 1773. In seinem Tagebuch dokumentierte Cook, dass er auf Tongatapu und Nomuka Hunde hinterließ: „Ich habe auch einen jungen Hund und eine Hündin zurückgelassen; Tiere, die sie nicht haben und die sie sehr mögen.“
William Anderson, der Cook auf seiner dritten Südseereise begleitete, berichtete fünf Jahre später, dass er auf Tongatapu eine erhebliche Anzahl verwilderter Hunde vorfand. Hunde sind bekannte und effektive Prädatoren, die sowohl Eier als auch Jungvögel und ausgewachsene Vögel jagen, besonders wenn diese Vögel nicht gut oder gar nicht fliegen können. Der britische Ornithologe Julian P. Hume schreibt in Extinct Birds (2017), dass die Tongatapu-Ralle „wie so viele Insel-Rallen bestenfalls nur wenig fliegen“ konnte. Dies bedeutet, dass die eingeschleppten Hunde einen erheblichen Populationsrückgang bei der bodenbrütenden Tongatapu-Ralle bewirkt haben könnten.
Es ist sicherlich unvernünftig, Cooks Expeditionen für das Aussterben der Tongatapu-Ralle verantwortlich zu machen, aber ist es wahrscheinlich, dass die Einführung von Hunden durch Cook und seine Männer einen negativen Einfluss auf die Population der Tongatapu-Ralle hatte.
Mögliche Gründe für das Aussterben der Tongatapu-Ralle
Während Cook und seine Besatzung zweifellos einen Einfluss auf die Ökosysteme der Tonga-Inseln hatten, ist es unwahrscheinlich, dass sie allein für das Aussterben der Tongatapu-Ralle verantwortlich waren. Der Niedergang dieser Art war wahrscheinlich das Ergebnis einer Kombination aus mehreren Faktoren:
Einführung fremder Arten: Schweine, Ratten und Katzen
Neben den von Cook eingeführten Hunden gelangten schon lange vor seiner Ankunft andere räuberische Tierarten wie Schweine und Ratten durch polynesische Siedler auf die Tonga-Inseln. Schweine, die Allesfresser sind, stellen eine erhebliche Bedrohung für bodenbrütende Vögel dar, da sie den Boden nach Nahrung durchwühlen und dabei Vogelnester plündern sowie Eier und junge Vögel fressen. In einer 1990 veröffentlichten Studie zeigten Linda W. Cuddihy und Charles P. Stone, dass Schweine die Struktur von Ökosystemen verändern und zur Ausrottung verschiedener einheimischer Arten beitragen können. Diese Veränderungen betreffen sowohl Tiere als auch Pflanzen, da Schweine die Vegetation entwurzeln und den Boden stören.
Ratten, die in der Regel unabsichtlich auf Inseln eingeschleppt wurden, haben ebenfalls zum Rückgang und zum Aussterben vieler Inselvogelarten geführt, insbesondere bodenbrütender Arten. Auch Katzen, die durch europäische Forscher auf das Tonga-Archipel gelangten, haben sich auf fast allen Tonga-Inseln verbreitet. Verwilderte Hauskatzen sind als vielseitige Raubtiere bekannt und fressen Eier, Küken und ausgewachsene Vögel sowie Amphibien und Reptilien.
Die Kombination aus der Einführung von Hunden, Schweinen, Ratten und Katzen führte durch Prädation und Lebensraumzerstörung wahrscheinlich zum erheblichen Rückgang und letztlich zum Aussterben der Tongatapu-Ralle. Diese Raubtiere veränderten das Gleichgewicht des Inselökosystems und setzten vor allem bodenbrütende Vögel wie die Ralle unter Druck.
Ein ähnliches Schicksal ereilte den Tonga-Skink, der auf Tongatapu endemisch war und zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwand. Es wird angenommen, dass die Verfolgung durch eingeführte Raubtiere und der Verlust seines natürlichen Lebensraums die Hauptursachen für sein Aussterben waren.
Veränderungen des Lebensraums: Abholzung und Landwirtschaft
Vor der menschlichen Besiedlung waren die Tonga-Inseln dicht bewaldet und boten eine Vielzahl von Lebensräumen, insbesondere für bodenbrütende Arten wie die Tongatapu-Ralle. Diese üppigen Wälder waren entscheidend für das Überleben einheimischer Arten. Mit der Ankunft der polynesischen Siedler vor rund 2.800 Jahren begann jedoch eine großflächige Rodung der Wälder, um Platz für den Anbau von Nutzpflanzen wie Taro, Yamswurzel und Bananen zu schaffen. Diese Abholzungen führten zur Fragmentierung der Wälder und zur Zerstörung wichtiger Lebensräume für die einheimische Fauna.
Als Cook im späten 18. Jahrhundert die Insel Tongatapu erreichte, stellte er fest, dass bereits der größte Teil der Insel landwirtschaftlich genutzt und mit Plantagen bedeckt war. In einer Studie aus dem Jahr 1993 über die Vögel Tongas vor und nach der menschlichen Besiedlung fasste der US-amerikanische Paläozoologe David W. Steadman die Situation treffend zusammen:
„Die Ankunft des Menschen hat die Avifauna von Tonga stärker beeinflusst als jedes klimatische, tektonische oder biologische Ereignis der letzten etwa 100.000 Jahre.“
Biogeography of Tongan Birds Before and After Human Impact. PNAS 1993. D. W. Steadman.
Die Ankunft der Europäer im Königreich Tonga verstärkte diese Veränderungen durch die Einführung neuer landwirtschaftlicher Praktiken, den Anbau von Monokulturen und die Kultivierung kommerzieller Nutzpflanzen wie Zuckerrohr und Kokospalmen. Die damit verbundene Zerstörung der Wälder führte wahrscheinlich zum Verlust der Nahrungs- und Brutstätten der Tongatapu-Ralle. Als Bodenbrüter war diese Art auf dichte Vegetation angewiesen, um ihre Nester zu bauen und ihre Jungen vor Prädatoren zu schützen. Steadman betont, dass der Verlust von Waldlebensräumen einer der Hauptgründe für das Aussterben vieler polynesischer Vogelarten, einschließlich der Rallen, war.
Handel und Sammlung lebender Vögel
Die Jagd und andere menschliche Störungen spielten zweifellos eine wesentliche Rolle beim Rückgang und letztlich beim Aussterben der Tongatapu-Ralle. Auf isolierten Pazifikinseln, wo Tierarten oft keine natürlichen Feinde haben und wenig Scheu vor Menschen zeigen (Inselzahmheit), sind bodenbrütende, begrenzt flugfähige Vögel wie die Tongatapu-Ralle besonders anfällig gegenüber anthropogenen Einflüssen und der Jagd.
Seit ihrer Ankunft auf dem Tonga-Archipel jagten polynesische Siedler einheimische Vögel als Nahrungsquelle. Diese Praxis setzte sich über Jahrhunderte fort und führte vermutlich zu einem kontinuierlichen Rückgang der Rallen-Populationen. Die Besuche von James Cook und anderen europäischen Entdeckern verstärkten den Jagddruck weiter, da sie neue Technologien und Methoden mitbrachten, die die Effizienz der Jagd erhöhten. In seinen Tagebüchern erwähnte Cook, dass seine Mannschaft während ihrer Aufenthalte auf den Tonga-Inseln verschiedene Vögel jagte, einschließlich Rallen.
Darüber hinaus war der Handel mit lebenden Vögeln eine verbreitete Praxis unter den Tongaern, insbesondere während der Besuche europäischer Schiffe. Die Einheimischen brachten häufig seltene Vogelarten zum Verkauf auf die Schiffe. Dieser Handel könnte erheblich zur Dezimierung der Tongatapu-Rallen-Populationen beigetragen haben, da viele Vögel gefangen und aus ihrem natürlichen Lebensraum entfernt wurden. Es ist dokumentiert, dass die Tongaer Cook und seinen Leuten regelmäßig Vögel zum Verkauf anboten, was den Druck auf die ohnehin gefährdeten Populationen weiter erhöhte.
Wann ist die Tongatapu-Ralle ausgestorben?
Nach der Entdeckung der Tongatapu-Ralle im Jahr 1777 wurde kein weiteres Exemplar dieser Vogelart mehr gesichtet, sodass ein genaues Aussterbedatum nicht dokumentiert ist. Die meisten Experten, darunter der neuseeländische Ornithologe David G. Medway in The Tongatapu Rail Gallirallus hypoleucus – an Extinct Species Resurrected? (2010) gehen jedoch davon aus, dass die Art spätestens Ende des 18. Jahrhunderts ausgestorben ist.
Laut Medway war die Insel Tongatapu bereits in den 1770er-Jahren ein ungünstiger Lebensraum für Rallenvögel – insbesondere, wenn diese nahezu flugunfähig waren. Die Insel war zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast 3.000 Jahren von Menschen besiedelt, und ein Großteil der ursprünglichen Wälder war abgeholzt, wie Steadman in Extinction & Biogeography of Tropical Pacific Birds (2006) schreibt.
Steadman, Medway und Hume erachten es als einigermaßen überraschend, dass die Tongatapu-Ralle überhaupt noch bis in die 1770er-Jahre überlebte. Der Vogel musste jahrhundertelang der Bejagung durch die Einheimischen, der Zerstörung seines Lebensraums sowie dem Druck durch eingeschleppte Säugetiere standhalten. Die durch Cook eingeführten Hunde waren vermutlich nur der letzte entscheidende Faktor, der zum endgültigen Aussterben der Art führte.
Tongatapu-Ralle: 1777 entdeckt, 1867 als eigene Art anerkannt
Der englische Ornithologe John Latham hatte Zugang zu den von Joseph Banks auf James Cooks Südseereisen gesammelten Tierproben. Das Exemplar der Tongatapu-Ralle diente Latham 1784 als Grundlage für seine detaillierte Beschreibung des Vogels. Er hob dabei die besonderen Gefiedermerkmale hervor, die diesen Vogel von anderen Rallenarten unterschieden:
„Der Kopf dieser Variante ist blasser, und der Streifen über dem Auge grau; der hintere Teil des Halses ist quer gestreift braun und weiß; die Mitte des Rückens und die Schulterfedern sind weiß, mit sehr wenig brauner Mischung auf dem ersten; die Flügeldecken sind olivbraun, quer mit weiß gesprenkelt; (…) der Schwanz ist (…) olivbraun und weiß gestreift: alle Unterseiten sind weiß: Schnabel und Beine sind blass gelbbraun. Beheimatet in Tongatapu. In der Sammlung von Sir Joseph Banks.“
A General Synopsis of Birds. 1790-1801. J. Latham
Zu diesem Zeitpunkt war die Ralle von der Insel Tongatapu noch ohne spezifischen Namen. Latham sowie der deutsche Naturforscher Johann Friedrich Gmelin betrachteten die Vogelart als eine Varietät der Bindenralle (Hypotaenidia philippensis), einer weitverbreiteten Rallenart, die in vielen Teilen des Pazifiks vorkommt. Der schottische Vogelkundler Robert Gray vermutete um 1850 hingegen, dass der Vogel von Tongatapu eine Variante der Krickralle (Rallus pectoralis) sei.
Erst 1867 widersprachen der Naturforscher Otto Finsch und der Vogelkundler Gustav Hartlaub diesen Ansichten und erkannten die Tongatapu-Ralle als eigenständige Art an, der sie den wissenschaftlichen Namen Rallus hypoleucus gaben:
„Obwohl, ausser den Latham’schen keine weiteren Nachrichten über diese merkwürdige Ralle vorliegen, dieselbe daher immerhin etwas dubiös erscheinen dürfte, so können wir uns, bei der gänzlichen Färbungsverschiedenheit, nicht dazu entschliessen, sie mit Gray in eine Varietät von R. pectoralis zu erklären. Bei unserer so schwachen Kenntniss mit der Ornithologe der Tonga-Inseln, (…) und im Hinblick auf die verborgene Lebensweise dieser Vögel, scheint es uns keineswegs unwahrscheinlich, dass diese characteristische Ralle nicht wiedergefunden werden sollte. Wir nehmen daher keinen Anstand sie als Art anzuerkennen und sie specifisch zu benennen.“
Beitrag zur Fauna Centralpolynesiens. Ornithologie der Viti-, Samoa- und Tonga-Inseln. 1867. S. 163-164. O. Finsch & G. Hartlaub.
Verwechslungen unter den Rallen
Im 19. und sogar im frühen 20. Jahrhundert wurde die Tongatapu-Ralle oft mit anderen Rallenarten verwechselt oder als Synonym für diese betrachtet. Der britische Ornithologe Richard Bowdler Sharpe führte Rallus hypoleucus trotz der Erstbeschreibung von Finsch und Hartlaub im Catalogue of the birds in the British Museum (1894) als Synonym von Hypotaenidia philippensis auf. Diese Entscheidung beruhte vermutlich auf morphologischen Ähnlichkeiten und unzureichenden Informationen über die tatsächlichen Unterschiede zwischen den Arten.
Auch der australische Vogelkundler Gregory Mathews, der sich intensiv mit der Klassifikation australischer und ozeanischer Vögel beschäftigte, betrachtete die Tongatapu-Ralle als Synonym von Rallus forsteri, heute bekannt als die Bindenrallen-Unterart Gallirallus philippensis ecaudatus.
Die Verwechslungen unter den Rallenarten lassen sich wahrscheinlich auf mehrere Faktoren zurückführen. Die Vögel teilen oft ähnliche Körperformen und Gefiedermerkmale, was die Unterscheidung erschwert. Zudem standen den Forschern zur Zeit dieser Klassifikationen oft nur wenige Exemplare zur Verfügung, und die Informationen über die Variabilität innerhalb und zwischen den Arten waren begrenzt. Darüber hinaus waren die Beschreibungen und Illustrationen aus dem 18. und 19. Jahrhundert nicht immer präzise, wodurch Unterschiede zwischen den Arten möglicherweise übersehen oder falsch interpretiert wurden.
Aufgrund dieser Verwechslungen wurde die Tongatapu-Ralle lange Zeit nicht als eigenständige Art anerkannt, was in einer Unterschätzung der Artenvielfalt auf den Tonga-Inseln resultierte. Die Zusammenführung unterschiedlicher Arten unter einem Namen führte zudem zum Verlust wertvoller Informationen über die spezifische Ökologie und Verbreitung der Tongatapu-Ralle. Erst 1867 erkannten Finsch und Hartlaub die Unterschiede in der Färbung und Morphologie der Tongatapu-Ralle und beschrieben sie als valide, eigenständige Art.
Die Tongatapu-Ralle in der Baillon-Sammlung?
Im Musée George Sand et de la Vallée Noire in La Châtre, Frankreich, befindet sich die Baillon-Sammlung, die 2.480 präparierte Exemplare von 1.318 Vogelarten umfasst, die von Emmanuel Baillon und seinem Sohn François Baillon gesammelt wurden. Eine Untersuchung von Christophe Gouraud aus dem Jahr 2014 befasst sich mit 62, teils nicht identifizierten Vogelpräparaten aus der Sammlung, die aus dem 18. Jahrhundert stammen.
Unter diesen vor 1800 gesammelten Präparaten befindet sich ein Exemplar mit der Inventarnummer MLC.2011.0.1170, das als eine nicht genau bestimmte Rallenart (Rallidae indet.) katalogisiert ist. Dieses Exemplar stammt von den Tonga-Inseln, genauer gesagt von der Hauptinsel Tongatapu, und wurde 1821 vom Naturforscher Georges Cuvier an die Baillon-Sammlung übergeben. Leider ist das Präparat in einem schlechten Zustand, was eine genaue Identifizierung erheblich erschwert. Aufgrund dieser Erhaltungsprobleme ist es schwierig zu bestimmen, ob es sich bei diesem Exemplar um die verschollene Tongatapu-Ralle handelt.
Obwohl es keine direkten Hinweise darauf gibt, dass Vogelpräparate von James Cooks Reisen direkt in die Baillon-Sammlung gelangt sind, bleibt die Möglichkeit bestehen, dass solche Exemplare über indirekte Wege dorthin gelangt sein könnten. So könnten Präparate, die ursprünglich von Joseph Banks gesammelt und an andere Institutionen weitergegeben wurden, später durch Verkäufe, Tauschgeschäfte oder Auktionen in private Sammlungen wie die von Baillon aufgenommen worden sein.
Der Weg naturhistorischer Objekte ist oft komplex und verschlungen, besonders in einer Zeit, in der wissenschaftliche Sammlungen noch im Entstehen begriffen waren und häufig den Besitzer wechselten. In der Baillon-Sammlung haben etwa 400 Präparate entweder ihre Etiketten oder Holzsockel verloren, wodurch entscheidende Informationen über die Herkunft dieser Exemplare unwiederbringlich verloren gegangen sind. Um abschließend zu klären, ob sich die Tongatapu-Ralle in Baillons Sammlung befindet, wären umfassende Untersuchungen zur Herkunft und Geschichte der dortigen Exemplare notwendig.
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