Ausgestorbene Säugetiere

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Nach 1500 ausgestorbene Säugetiere sind nicht selten Beuteltiere

ausgestorbene Säugetiere: Equus quagga quagga
Das Quagga, eine Unterart des Steppenzebras, wurde allein durch Überjagung 1883 ausgerottet. Heute will man die Art durch Abbildzüchtungen wieder zum Leben erwecken. (© Hogyncymru, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Wirft man einen Blick auf die Liste der ausgestorbenen Säugetiere und deren Verbreitungsgebiet, fällt auf, dass eine große Zahl an Beuteltieren (Marsupiala), die auf dem Kontinent Australien lebten, ausgestorben sind. Der bekannteste von ihnen: der Beutelwolf. Die Bejagung des größten räuberisch lebenden Beuteltiers Australiens führte zu seiner systematischen Ausrottung. Der letzte Tasmanische Tiger, so wurde der Beutelwolf auch genannt, starb 1936 im Zoo von Hobart.

Seit der Ankunft der Europäer in Australien sind viele Beutelsäuger stark gefährdet oder bereits ausgestorben. So auch Kängurus (Macropodidae) – die Beuteltiere, für die der australische Kontinent berühmt ist –, wie etwa das Östliche Hasenkänguru um 1890. Dann verschwanden noch diverse Rattenkängurus (Potoroidae): das Breitkopfkänguru um 1875 und das Nacktbrustkänguru in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und auch eine Vielzahl an Nasenbeutlern (Peramelemorphia) existiert heute nicht mehr, zum Beispiel der Kleine Kaninchen-Nasenbeutler, der Schweinsfuß-Nasenbeutler, der Wüsten-Langnasenbeutler und der erst 2018 wissenschaftliche beschriebene und zwischen 1930 und 1960 ausgestorbene Langnasenbeutler Perameles papillon. Neben eingeschleppten Raubtieren (Rotfüchse oder Katzen), Nahrungskonkurrenten (Kaninchen) und Krankheiten spielt oft auch der Lebensraumverlust eine große Rolle beim Verschwinden der Beuteltierarten.

Ausgestorbene Säugetiere in Deutschland?

In Deutschland ausgestorbene Säugetierarten leben in den meisten Fällen noch in anderen Teilen Europas oder Asiens, sodass sie allenfalls bei uns verschwunden sind; dazu gehören beispielsweise Braunbären, Ziesel, Elche oder Wisente, wobei einige Arten wieder angesiedelt werden oder wurden oder sich ab und an von selbst wieder hierher verirren. Tatsächlich ausgestorben ist aber der berühmte Auerochse (Ur), der bei uns, im Mittleren Osten und in Zentralasien vorkam. Das Wildrind, das als größter Pflanzenfresser nach der Eiszeit gilt, starb nach intensiver Bejagung und Zerstörung seines Lebensraums 1627 aus. Heute versucht man, durch Abbildzüchtungen zumindest optisch ähnliche Rinder zu züchten.

Die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus bavaricus), die endemisch in den Nördlichen Kalkalpen bzw. Ostalpen und in Tirol (Österreich) ist, galt ebenfalls als in Deutschland ausgestorben. Nachdem 2009 trotz intensiver Suche keine Mäuse dieser Art gefunden werden konnten, wird die Bayerische Kurzohrmaus in Deutschland in der Roten Liste als „ausgestorben“ geführt; die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet sie aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraums noch als „vom Aussterben bedroht“. Im Sommer 2023 gelang die Wiederentdeckung der Bayerischen Kurzohrmaus nun doch in Deutschland.

Auf Inseln ausgestorbene Säugetierarten

ausgestorbene Säugetiere: Stellers Seekuh (Hydrodamalis gigas)
Stellers Seekuh lebte im Beringmeer und war bereits 27 Jahre nach ihrer Entdeckung ausgestorben. Menschen schlachteten den riesigen Meeressäuger aufgrund seines Fleisches massenhaft ab. (© Hutchinson, H. N. (Henry Neville), 1856-1927, Public domain, via Wikimedia Commons)

Während viele in der Neuzeit ausgestorbene Vögel oft auf Inseln – und nur dort – vorkamen, waren ausgestorbene Säugetiere vorwiegend auf dem Festland heimisch. Aber nicht alle: Beispielsweise eine ganze Reihe von Tieren aus der Gruppe der Neuweltmäuse kamen auf Inseln vor und starben aus. Auf den Galápagos-Inseln verschwanden unter anderem die Darwin-Reisratte und die Galápagos-Riesenratte Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Grund waren eingeschleppte Hausratten, die Krankheitserreger mitbrachten, gegen die die Inselratten nicht immun waren. Aber auch andere gebietsfremde Arten, wie Katzen, wilde Hunde, Ziegen oder Schweine, haben sicherlich zum Verschwinden der endemischen Nager beigetragen.

Ähnliches passierte auf der australischen Weihnachtsinsel: Die dort lebende Maclear-Ratte und die Weihnachtsinsel-Ratte verschwanden 1903 oder 1904, als Hausratten Ende des 19. Jahrhunderts als Schiffsratten in einer Ladung Heu dorthin gelangten. Diese brachten Flöhe samt Endoparasiten mit, die schließlich innerhalb kürzester Zeit zum Aussterben der heimischen Ratten führten. Übrigens existiert auf der Weihnachtsinsel von den ursprünglich dort lebenden fünf Säugetierarten nurmehr eine und die ist stark bedroht – der Weihnachtsinsel-Flughund (Pteropus melanotus natalis). Die Weihnachtsinsel-Spitzmaus (Crocidura trichura) ist vermutlich in den 1990er-Jahren und die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus 2009 verschwunden.

Als das erste durch den Klimawandel ausgestorbene Säugetier gilt eine weitere inselbewohnende Ratte: die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte. Sie lebte auf der kleinen australischen Koralleninsel Bramble Cay zusammen mit Seevögeln und Meeresschildkröten. Mit Beginn der 1990er-Jahre führte der menschengemachte Klimawandel zu einem Anstieg des Meeresspiegels, sodass die Inselfläche, die dauerhaft über dem Wasser lag, stetig kleiner wurde und Wirbelstürme und Überflutungen immer häufiger wurden. Bei einer Expedition auf die Insel im Jahr 2014 wies dort nichts mehr auf die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte hin und es existierten nur noch zwei der elf dort heimischen Pflanzenarten.

Ausgestorbene Säugetiere: Daten & Fakten (Stand: 09/2023)

Die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet aktuell 85 Säugetierarten und 6 Unterarten bzw. Varietäten, die nach 1500 (höchstwahrscheinlich) ausgestorben sind. Daneben werden 839 Arten unter „Datenlage unzureichend“ und 233 als „vom Aussterben bedroht“ gelistet. Dabei handelt es sich nicht selten um Spezies, die nur von einem Exemplar (Holotypus) her bekannt oder seit Jahrzehnten verschollen sind, sodass davon auszugehen ist, dass in der Neuzeit sicherlich mehr als nur 85 Säugetierarten ausgestorben sind.

Der größte Teil der ausgestorbenen Säugetiere stammt, so die IUCN, mit 38 Arten und 3 Unterarten aus der Ordnung der Nagetiere. Den zweitgrößten Teil machen die Beuteltiere mit 13 ausgestorbenen Spezies aus. Weiterhin sind neun Fledermausarten (u.a. der Riesenvampir), 8 Paarhufer (u.a. Blaubock, Jemen-Gazelle, Algerische Gazelle oder Lemerles Flusspferd), 7 Arten aus der Ordnung der Insektenfresser, 6 Raubtiere (etwa Falklandwolf und Riesenfossa), 2 Primaten (ein Riesenlemur und der Jamaika-Affe), 3 Unterarten aus der Ordnung der Unpaarzeher (z. B. Quagga oder Syrischer Halbesel), 1 Hasentier (Sardischer Pfeifhase) und 1 Seekuh (Stellers Seekuh) ausgestorben.

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