Honshu Wolf Canis lupus hodophilax
Eine zwischen 1833 und 1850 entstandene Illustration des Honshu Wolfes, angefertigt von Philipp Franz von Siebold. Carl Hubert de Villeneuve, Public domain, via Wikimedia Commons)

Honshū-Wolf

Inselverzwergung führte zur kleinsten Unterart des Wolfes

Der ausgestorbene Honshu-Wolf, der nur auf den japanischen Inseln Honshū, Shikoku und Kyūshū vorkam, gilt als die kleinste Unterart des Wolfes. Seine Körperlänge betrug etwa 90 und seine Schulterhöhe lag bei 56 Zentimetern. Schuld an diesen vergleichsweise kleinen Wolfsmaßen war das evolutionsbiologische Phänomen der Inselverzwergung. Bei diesem nimmt die Körpergröße von Tieren über Generationen hinweg ab, wenn sie in Abwesenheit von Fressfeinden und Menschen auf einer Insel leben. Auch andere ausgestorbene Tiere „verzwergten“ mit der Zeit, wie zum Beispiel die Madagassischen Flusspferde, Lemerles Flusspferd und Hippopotamus madagascariensis, oder der Sizilianische Zwergelefant (Palaeoloxodon falconeri). Auch der im 20. Jahrhundert ausgestorbene Sizilianische Wolf ist kleiner als seine Festlandsverwandtschaft.

Namentliche Verwirrung: Der Honshū-Wolf wird manchmal auch als Japanischer Wolf bezeichnet, doch ist diese Bezeichnung uneindeutig, da auch der bereits ausgestorbene Hokkaidō-Wolf (Canis lupus hattai) oft Japanischer Wolf genannt wird.

Honshu- und Hokkaido-Wolf sind Unterarten des heutigen Grauwolfes (Canis lupus lupus). Es handelt sich um die beiden einzigen Wolfsarten, die in Japan endemisch waren. Der Grauwolf (auch Eurasischer oder Europäischer Wolf) kann eine Kopf-Rumpf-Länge von 140 und eine Schulterhöhe von 70 bis 90 Zentimetern erreichen. Er war somit also bedeutend größer als der Honshu-Wolf.

Der Honshu-Wolf wurde erstmals vom niederländischen Zoologen Coenraad Jacob Temminck 1839 als kleiner als der Grauwolf, mit kürzeren Beinen und glattem, kurzem Fell beschrieben.

Honshu-Wolf – Steckbrief

alternative BezeichnungenJapanischer Wolf, Shamanu
wissenschaftliche NamenCanis lupus hodophilax, Canis japonicus, Canis hodophylax
englische NamenJapanese Wolf, Honshū Wolf
ursprüngliches VerbreitungsgebietHonshū, Shikoku, Kyūshū (Japan)
Zeitpunkt des Aussterbens1905
Ursachen für das AussterbenÜberjagung, Tollwut

Honshu-Wolf angeblich gesichtet

Bis 1997 gab es immer wieder Sichtungen des Honshu-Wolfes, so der britische Zoologe und Kryptozoologe Karl Shuker in The Beasts that hide from Man (2003). Allerdings konnte keine dieser angeblichen Sichtungen ausreichend verifiziert werden. Wahrscheinlich sei der Honshu-Wolf schlichtweg mit wilden Hunden verwechselt wurden, vermuten japanische Zoologen.

Experten gehen heute davon aus, dass der Honshu-Wolf ausgestorben ist. Es heißt, das letzte Exemplar starb 1905 in einem Dorf namens Higashi-Yoshino in der Präfektur Nara in Japan.

Honshu-Wolf: Innerhalb einer Generation ausgerottet

honshu-wolf canis lupus hodophilax
Eines der wenigen ausgestopften Exemplare des Honshu-Wolfes. Es befindet sich im Ueno-Zoo in Tokyo, Japan. (© Katuuya, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Brett Walker hat sich 2008 in The lost Wolves of Japan mit der Geschichte des Aussterbens dieser Art auseinandergesetzt. So deuten historische Aufzeichnungen ab dem Jahr 967 darauf hin, dass der Wolf Wildpferde und Pferde auf Weiden oder in Ställen als Beutetiere bevorzugte. Ein Grund für den Menschen, den Wolf zu fürchten und zu jagen.

Erst lange Zeit später, im Jahre 1701 wurde die erste Wolfsprämie eingeführt. Das heißt, wenn man einen Honshu-Wolf erlegte, bekam man dafür eine Belohnung. Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen und Gift töteten dann die ersten professionellen Wolfsjäger ab 1742 viele Honshu-Wölfe.

Ab 1736 kam es zum Ausbruch einer Tollwutepedemie in Ostjapan, die bald darauf die Wolfspopulation erreichte. Die Seuche kam über Korea oder China nach Japan und breitete sich nach und nach im ganzen Land aus. Die Krankheit führte bei einigen Tieren zu Wesensveränderungen, sodass sie besonders bissig und aggressiv wurden. Sie griffen nun nicht mehr nur Pferde, sondern auch Menschen an.

In der Folge kam es mit der Meji-Restauration ab 1868 zu organisierten Wolfsjagden und das Töten von Honshu-Wölfen wurde Teil der nationalen Politik. Innerhalb einer Generation war der Honshu-Wolf schließlich ausgerottet.

John Knight betont in seinem 1997 veröffentlichten Artikel On the Extinction of the Japanese Wolf die veränderte Wahrnehmung des Wolfes. Die durch die Tollwut hervorgerufene Aggressivität und die Zerstörung seines Lebensraums durch Entwaldung ließen die Tiere in Konflikt mit den Menschen geraten. Dies führte etwa dazu, dass Bauern die Wölfe gezielt jagten, um so ihre Tiere und ihre Existenz zu schützen.

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