Beutelwolf oder Beuteltiger: Weder Wolf noch Tiger
Der niederländische Seefahrer Abel Tasman, der 1642 als erster Europäer die Insel Tasmanien erreichte, berichtete von „Fußspuren, nicht unähnlich den Krallen eines Tigers“. Er hatte damit das wichtigste Raubtier der Insel entdeckt, das später unter dem irreführenden Namen „Tasmanischer Tiger“ bekannt werden sollte. Weitere missverständliche Bezeichnungen folgten, wie Beutelwolf, Tasmanischer Wolf, Hundskopf-Opossum, Streifenwolf, Zebrahund oder Beutelratten-Hyäne.
Viele dieser Namen sind irreführend, denn der Tasmanische Beutelwolf ist weder ein Wolf noch ähnelt er einem. Er ist kein Tiger, kein Opossum und auch keine Hyäne. Sein Körperbau erinnert eher an einen Hund oder Dingo, wobei die kürzeren Vorderbeine und längeren Hinterbeine ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Katze oder Hyäne verleihen, während sein steifer Schwanz an ein Känguru erinnert.
Die erste wissenschaftliche Beschreibung des ungewöhnlichen Tieres, das so manchen an eine Chimäre erinnert, verfasste der auf Tasmanien stationierte Landvermesser und Naturforscher George Prideaux Harris 1808, etwa fünf Jahre nach der ersten europäischen Besiedlung der Insel. Als Grundlage für seine Beschreibung dienten ihm zwei Beutelwölfe, die mithilfe eines Kängurus als Köder in einer Falle gefangen worden waren. Harris gab dem Tier den Namen Didelphis cynocephalus, was übersetzt „hundeköpfiges Opossum“ bedeutet. Im selben Jahr beschrieb Harris auch den Beutelteufel, auch bekannt als Tasmanischer Teufel, unter dem Namen Didelphis ursus. Da Harris irrtümlich annahm, beide Arten seien Opossums, die eigentlich in Nord- und Südamerika vorkommen, ordnete er sie der gleichen Gattung zu.
Zwei Jahre nach der Erstbeschreibung wurde der Beutelwolf der Gattung der Beutelmarder (Dasyurus) zugeordnet und 1824 erhielt der Tasmanische Tiger durch den niederländischen Zoologen Coenraad Jacob Temminck schließlich seine eigene Gattung Thylacinus.
In Wirklichkeit sind der Beutelwolf und der heute noch in Tasmanien lebende Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) nur entfernt miteinander verwandt und gehören nicht zu den Beutelratten oder Opossums, sondern zur Ordnung der Raubbeutlerartigen (Dasyuromorphia). Der Tasmanische Beutelwolf war ein Beuteltier und Fleischfresser. Die Weibchen trugen ihre Jungen in einem Beutel am Bauch, der anders als beim Känguru nach hinten geöffnet war. Der Beutel enthielt zwei Paar Zitzen, sodass ein Weibchen maximal vier Junge aufziehen konnte. Die Jungen schlüpfen unmittelbar nach der Geburt in den Beutel und bleiben so lange darin, bis sie sich selbstständig ernähren können.
Viele australische Beuteltiere haben große Ähnlichkeit mit einigen Säugetieren der Alten Welt und der Neuen Welt, obwohl keine nähere Verwandtschaft beseht. Auch hundeähnliche Aussehen des Beutelwolfs rührt nicht daher, weil er etwa mit Hundeartigen verwandt ist, sondern auf konvergente Evolution. Da der Beutelwolf in Australien und Neuguinea dieselbe ökologische Nische besetzte wie Caniden anderswo, entwickelte er viele der gleichen Merkmale: scharfe Zähne, kräftige Kiefer, erhobene Fersen und eine ähnliche allgemeine Körperform. Trotz dieser Ähnlichkeiten ist er als Beuteltier nicht mit den Raubtieren der nördlichen Hemisphäre, die eine Plazenta besitzen, verwandt.
Tasmanische Beutelwölfe erreichten eine Schulterhöhe von etwa 60 Zentimetern und wogen zwischen 15 und 35 Kilogramm. Ihr kurzes Fell war grau bis gelbgrau, und die 13 bis 19 dunklen Querstreifen auf dem hinteren Teil ihres Körpers brachten ihm die Namen Beuteltiger, Tasmanischer Tiger, Streifenwolf und Zebrahund ein. Die Lebenserwartung dieser Tiere wird heute auf 12 bis 14 Jahre geschätzt.
Tasmanischer Beutelwolf – Steckbrief
alternative Bezeichnungen | Tasmanischer Beutelwolf, Tasmanischer Tiger, Tasmanischer Wolf, Beuteltiger, Zebrahund, Beutelhund, Streifenwolf, Beutelratten-Hyäne, Zebra-Opossum, Hundekopf-Opossum, Thylacin, dobsegna usw. |
wissenschaftliche Namen | Thylacinus cynocephalus, Didelphys cynocephalus, Dasyurus cynocephalus, Peracyon cynocephalus, Didelphys cynocephala, Thylacinus harrisii, Dasyurus lucocephalus, Thylacinus striatus, Thylacinus communis, Thylacinus breviceps, Thylacinus rostralis usw. |
englische Namen | Thylacine, Thylacinus, Thyla, Tasmanian wolf, Tasmanian tiger, Tassie tiger, marsupial wolf, marsupial tiger, Tasmanian pouched wolf, kangaroo wolf, zebra wolf, hyaena opossum, Van Diemen’s Land tiger, bulldog-tiger usw. |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Tasmanien, zuvor auch australisches Festland und Neuguinea (Australien) |
Zeitpunkt des Aussterbens | 1936 |
Ursachen für das Aussterben | Bejagung, Lebensraumverlust, Konkurrenz, Krankheiten bzw. Inzucht |
IUCN-Status | ausgestorben |
Das Verbreitungsgebiet des Beutelwolfs
Der Beutelwolf war nicht nur auf Tasmanien beschränkt, sondern einst auch auf dem australischen Festland und in Neuguinea weit verbreitet. Zur Eiszeit, als der Meeresspiegel viel niedriger als heute ist, bildeten Australien und die vorgelagerten Inseln Tasmanien, Neuguinea eine einheitliche Landmasse – den Urkontinent Meganesien.
Felsmalereien, wie die an der Felsformation Ubirr im Norden Australiens, belegen die Präsenz des Beutelwolfes. Die Ureinwohner, die vor rund 60.000 Jahren nach Australien kamen, waren mit dem Beutelwolf vertraut, was sich in der Detailgenauigkeit ihrer Darstellungen zeigt. Besonders auffällig sind die senkrechten Streifen auf dem Rücken – ein charakteristisches Merkmal des Beutelwolfs, das ihn deutlich von Dingos oder Wildhunden unterscheidet, die keine Streifen besitzen. Die Felsmalerei in Ubirr stammt wahrscheinlich aus einer Zeit vor etwa 2.000 Jahren. Allerdings bemalten und erneuerten die Aborigines die Felswände über einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden, beginnend um 40.000 v. Chr., immer wieder.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Beweise dafür, dass der Tasmanische Tiger nicht ausschließlich Tasmanien bewohnte: Subfossile Überreste, darunter Knochen, wurden in allen australischen Bundesstaaten gefunden. Einige datieren bis etwa 3000 v. Chr., während die jüngsten Fossilien auf etwa 1000 v. Chr. zurückgehen. Im Jahr 1990 entdeckten Wissenschaftler in einer Höhle auf der Nullarbor-Ebene in Westaustralien zudem einen mumifizierten Kadaver eines Beutelwolfs, der mittels Kohlenstoffdatierung auf ein Alter von 3.300 Jahren datiert werden konnte.
Auf der Känguru-Insel, die vor der Küste von South Australia liegt, deuten fossile Fußspuren ebenfalls auf die Anwesenheit des Beutelwolfs hin. Der nördlichste Nachweis der Art stammt aus der Chimbu-Provinz im Hochland von Papua-Neuguinea und stammt laut einer zooarchäologischen Studie von 2021 aus dem frühen Holozän, etwa 10.000 bis 8.500 Jahre vor heute.
Lebte der Beutelwolf einst auch in Südamerika?
In seinem Buch Vom Aussterben bedroht? (1972) schreibt Igor Akimuschkin, dass Beutelwölfe noch vor der prähistorischen Zeit auch in Südamerika vorkamen, basierend auf Knochenfunden in Patagonien, die den Beutelwölfen ähneln. Vermutlich bezieht sich Akimuschkin auf einen Artikel von 1892, The Discovery of Australian-Like Mammals in South America, des englischen Naturforschers Richard Lydekker. In diesem Artikel berichtet Lydekker von fossilen Überresten fleischfressender Beuteltiere aus dem Tertiär in Patagonien, die mit dem Beutelwolf verwandt sein sollen.
Heute wissen wir jedoch, dass diese fossilen Überreste, obwohl sie oberflächliche Ähnlichkeiten mit dem Beutelwolf aufweisen, nicht direkt mit ihm verwandt sind. Stattdessen gehören sie zu einer Gruppe ausgestorbener fleischfressender Beuteltiere, die als Sparassodonta bekannt sind. Diese Tiere lebten in Südamerika während des Känozoikums und sind keine direkten Vorfahren des Beutelwolfs. Die Sparassodonta, manchmal auch als „Beutelhyänen“ bezeichnet, teilen zwar einige evolutionäre Merkmale wie Schädel- und Zahnmorphologie mit dem Tasmanischen Tiger, doch diese Ähnlichkeiten sind das Ergebnis konvergenter Evolution und nicht einer direkten Verwandtschaft.
Die eigentlichen Vorfahren des Beutelwolfs, die ausgestorbene Familie der Beutelwolfartigen (Thylacinidae), waren einst in Tasmanien, Australien und Neuguinea verbreitet. Der Beutelwolf selbst war die einzige Art, die bis in die moderne Zeit überlebte. Laut einer im September 2024 veröffentlichten Studie des australischen Paläontologen Timothy J. Churchill wurden im Nordwesten von Queensland drei neue Vorfahren des Beutelwolfs aus dem späten Oligozän entdeckt: Badjcinus timfaulkneri, Nimbacinus peterbridgei und Ngamalacinus nigelmarveni. Diese Funde gehören zu den ältesten bekannten Thylacinidae und weisen darauf hin, dass die Familie sich früher diversifizierte, als bisher angenommen. Die lang gehegte Annahme, Australien sei vor 25 bis 23 Millionen Jahren von fleischfressenden Reptilien beherrscht worden, wird durch die wachsende Anzahl fossiler Belege für fleischfressende Beuteltiere wie diese neuen Thylacinidae zunehmend widerlegt.
Die demographische Geschichte des Beutelwolfs in Australien und Tasmanien
Eine Studie des Evolutionsbiologen Jeremy J. Austin aus dem Jahr 2017 beleuchtet die demografische Geschichte des Beutelwolfs auf dem Festland und in Tasmanien. Austin und sein Team sequenzierten und analysierten 51 mitochondriale DNA-Genome (mtDNA) des Beutelwolfs aus subfossilen Überresten und historischen Museumsexemplaren. Die Untersuchung ergab, dass sich die Beutelwölfe vor etwa 25.000 Jahren in getrennte östliche und westliche Populationen auf dem Festland aufteilten. Dabei war die westliche Population größer und genetisch vielfältiger als die östliche beziehungsweise historische tasmanische Population, was darauf hindeutet, dass die Tasmanischen Tiger zum Zeitpunkt der europäischen Ankunft auf Tasmanien um 1800 bereits eine geringe genetische Vielfalt aufwiesen – ein Zeichen für einen genetischen Flaschenhals.
Beutelwölfe gelangten über eine Landbrücke, die während der letzten Eiszeit existierte, von Australien nach Tasmanien. Aufgrund der Vergletscherung war der Meeresspiegel deutlich niedriger, wodurch Tasmanien mit dem australischen Festland verbunden war. Als der Meeresspiegel vor rund 12.000 Jahren nach dem Ende der Eiszeit wieder anstieg, wurde die Landbrücke überflutet, und Tasmanien wurde zu einer Insel. Die Beutelwölfe, die sich auf Tasmanien befanden, blieben dort isoliert, während ihre Populationen auf dem australischen Festland später ausstarben. Das Stück Meer, das Australien heute von Tasmanien trennt, ist als Bass Strait oder Bass-Straße bekannt.
Als die ersten Europäer im frühen 17. Jahrhundert das australische Festland erreichten, waren die Beutelwölfe dort bereits ausgestorben; ihr Verschwinden wird auf etwa 3.200 Jahre vor heute datiert. Auch in Neuguinea verschwand die Art schon früher. In historischer Zeit waren die Tasmanischen Tiger ausschließlich auf der Insel Tasmanien zu finden, was ihn dort zu einer Reliktart macht.
Warum verschwand der Beutelwolf aus Australien?
Der Grund für das Verschwinden des Beutelwolfs vom australischen Festland ist nicht eindeutig geklärt. Die meisten Wissenschaftler vermuten jedoch, dass verwilderte Hunde, die wahrscheinlich mit frühen menschlichen Einwanderern nach Australien kamen, und die vor etwa 5.000 Jahren eingeführten Dingos (Canis lupus dingo) eine entscheidende Rolle spielten. Hunde und Dingos könnten den Beutelwolf durch erhöhten Konkurrenzdruck verdrängt haben.
Vermutlich waren die Arten zu ähnlich, um koexistieren zu können. David Quammen hebt in seinem Buch Der Gesang des Dodo (2001) hervor, dass der Dingo, der sich gut an das australische Festland angepasst hatte, aufgrund seiner Fortpflanzung auf Plazentabasis einen entscheidenden Vorteil hatte. Während plazentale Säugetiere wie etwa der Dingo voll entwickelte Jungtiere zur Welt bringen, gebären Beuteltiere sehr unreife Nachkommen, die ihre Entwicklung im Beutel der Mutter fortsetzen müssen. Diese Entwicklungsweise macht sie anfälliger für Umwelteinflüsse und Raubtiere, was in einer Konkurrenzsituation mit Dingos nachteilig sein könnte. Der Dingo hatte vermutlich eine höhere Überlebens- und Reproduktionsrate, was es ihm ermöglichte, die ökologischen Nischen des Beutelwolfs auf dem australischen Festland zu besetzen, während der Beutelwolf als Beuteltier zunehmend in Bedrängnis geriet.
Ein wichtiger Hinweis, der diese Theorie stützt, ist die Tatsache, dass Dingos nie nach Tasmanien gelangten. Als die Dingos Australien erreichten, war Tasmanien bereits durch die Bass-Straße vom Festland getrennt. Von der Insel Tasmanien, wo Dingos nicht vorkamen, ist bekannt, dass Beutelwölfe mindestens bis 1936 überlebten.
Tasmanischer Tiger – Zu Unrecht verfolgt?
Tasmanien wird seit über 20.000 Jahren von Menschen bewohnt. Die ersten Siedler waren australische Ureinwohner, die zu Fuß nach Tasmanien gelangten, als eine Landbrücke das australische Festland mit der Insel verband. Doch erst mit der Ankunft einer Gruppe Briten im Jahr 1803 begannen die Schwierigkeiten für den Beutelwolf, dem zu jener Zeit größten fleischfressenden Beuteltier Australiens. Die Gruppe bestand aus freien Siedlern, Soldaten, Sträflingen – und 32 Schafen. Die fruchtbaren Weiden Tasmaniens führten dazu, dass die neuen Bewohner schon bald mit der Schafzucht begannen, was tiefgreifende Auswirkungen auf die Landschaft, die Wirtschaft und die politische Kultur der Insel hatte.
Laut David Quammen wurde bis 1820 nur viermal von Begegnungen mit dem scheuen und nachtaktiven Beutelwolf berichtet. Doch dann änderte sich die Situation: Der Tasmanische Tiger begann, Schafe zu reißen. Ein Siedler klagte 1824 über ein „ein Tier wie ein Panther, das in den Herden furchtbare Verheerungen anrichtet“. Obwohl der Beutelwolf weiterhin besiedelte und gerodete Gebiete mied, riss er wohl gelegentlich Schafe in entlegenen Weidegebieten.
Die Fähigkeit des Beutelwolfs, seinen Unterkiefer extrem weit zu öffnen – Berichten zufolge in einem Winkel von bis zu 80 oder sogar 90 Grad – trug dazu bei, dass er als gefährlicher Schafskiller verteufelt wurde. Forscher der Universität von New South Wales in Sydney untersuchten 2011 die biomechanische Leistungsfähigkeit des Beutelwolf-Schädels und stellten fest, dass sein Kiefer zu schwach war, um sich wehrender Beute standzuhalten oder große Tiere zu fressen. Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass die Spezies hauptsächlich kleinere Beutetiere wie Beuteldachse, Wallabys oder Opossums erlegte.
Die Forscher verglichen auch die Schädel des Beutelwolfs mit denen zweier anderer Beuteltier-Raubtiere, die zur Zeit der europäischen Besiedlung lebten: dem knochenfressenden Tasmanischen Teufel und dem Riesenbeutelmarder (Dasyurus maculatus). Dabei stellten sie fest, dass der Beutelwolf im Vergleich zu diesen Raubtieren weniger gut an die Jagd auf große Beutetiere angepasst war. Der Riesenbeutelmarder erwies sich als besonders geeignet für das Erlegen größerer Beute, da sein steifer Schädel und die hohe Beißkraft ihm ermöglichten, Tiere unterschiedlichster Größen effizient zu erlegen.
Der Hass auf den Tasmanischen Tiger wurde in der Bevölkerung zusätzlich geschürt, indem ein Bild verbreitet wurde, das die öffentliche Wahrnehmung des Tieres negativ prägte. Es handelt sich um ein Foto von Henry Burrell, das einen Beutelwolf zeigt, der ein totes Huhn im Maul trägt. Dieses Bild, das erstmals 1921 in der Zeitschrift The Australian Museum Magazine erschien und über viele Jahre hinweg unkritisch reproduziert wurde, zeigt tatsächlich einen Beutelwolf in Gefangenschaft, was durch Zuschneiden des Fotos verschleiert wurde.
Ein ehemaliger Mitarbeiter von Burrell behauptete, dass das auf dem Foto abgebildete Tier kein lebendiger Beutelwolf, sondern ein präpariertes Exemplar sei, das vor einem Buschhintergrund platziert wurde. Diese Behauptung führte dazu, dass die Historikerin Carol Freeman im Jahr 2005 das Glasplattennegativ des Fotos analysierte. Ihre Untersuchung ergab, dass der Beutelwolf auf dem Foto tatsächlich ein präpariertes Exemplar war. In seinem Buch The Last Tasmanian Tiger (2000) betrachtet Robert Paddle dieses Foto als einen der Hauptgründe für die weit verbreitete, aber irrtümliche Annahme, der Beutelwolf sei ein bedeutender Geflügeldieb gewesen.
Kopfgeldjagd auf die „Hyäne“
Mit der Zeit entwickelte sich unter den Farmern ein beinahe hysterischer Hass auf die „Hyäne“, die ihre Schafe bedrohte. Dabei wurde kaum beachtet, dass auch streunende Wildhunde, die mit britischen Schiffen auf die Insel gekommen waren, oder andere Beuteltier-Raubtiere für Angriffe auf die Schafherden verantwortlich waren. Die Schuld für die Verluste wurde jedoch hauptsächlich den Beutelwölfen zugeschrieben, was dazu führte, dass 1830 die Kopfgeldjagd auf die Hyäne begann.
Das erste Abschussprämienprogramm wurde von der Van Diemen’s Land Company, einem 1825 gegründeten Schaf- und Rinderzucht-Unternehmen, initiiert, das in Teilen Tasmaniens riesige Landflächen erworben hatte. Das Programm bot:
„5 Schilling für jede männliche Hyäne, 7 Schilling für jede weibliche Hyäne (mit oder ohne Jungtiere) und die Hälfte der obigen Prämien für männliche und weibliche Teufel und Wildhunde.“
Der Gesang des Dodo. 2001. S. 375. D. Quammen
Die Geldbeträge waren für damalige Landarbeiter beachtlich und entsprachen etwa einem Tageslohn. Besonders gefährlich für die Beutelwolfpopulation wurde es, als eine Zusatzregelung eingeführt wurde, die eine Erhöhung der Prämien vorsah:
„Wenn 20 Hyänen vernichtet worden sind, wird die Belohnung für die nächsten 20 auf 6 Schilling beziehungsweise 8 Schilling angehoben, und danach kommt nach jeweils 7 erlegten Tieren ein weiterer Schilling pro Kopf hinzu, bis die Belohnung 10 Schilling für jedes männliche und 12 Schilling für jedes weibliche Tier beträgt.“
Der Gesang des Dodo. 2001. S. 375. D. Quammen
Solch ein steigendes Kopfgeld entschädigte die Jäger dafür, dass es mit abnehmender Anzahl der Beutelwölfe immer schwieriger wurde, ein Tier zu erlegen. Eine progressive Prämie war ideal, um eine schwindende Spezies so lange unter Druck zu setzen, bis sie vollständig ausgerottet war.
Zusätzlich zu den öffentlichen Abschussprämien schuf die Van Diemen’s Land Company auf einem ihrer Besitztümer an der Nordwestspitze Tasmaniens die Position eines „Tigermannes“. Dieser hatte die Aufgabe, Raubtiere, insbesondere Beutelwölfe, zu erlegen. Dafür erhielt er Unterkunft, Verpflegung und eine Belohnung für jedes erlegte Tier.
Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, wie viele Tasmanische Tiger in den 1830er- oder 1840er-Jahren von der breiten Öffentlichkeit oder dem Tigermann erlegt wurden, aber es wird angenommen, dass es Hunderte waren. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begannen wissenschaftlich Interessierte, vom Rückgang der Art zu berichten, und einige vermuteten, dass der Beutelwolf bald ausgestorben sein würde. So warnte etwa der britische Naturforscher John Gould im Jahr 1863:
„Wenn die verhältnismäßig kleine Insel Tasmanien stärker bevölkert wird, werden sich die Bestände dieses einzigartigen Tieres rasch verringern, und es wird dann über es gesprochen werden als von einem Tier der Vergangenheit.“
Riesenkraken und Tigerwölfe. S. 179. L. Frenz
Obwohl die Zahl der Beutelwölfe immer weiter abnahm, behaupteten Landbesitzer vor der Abgeordnetenkammer in Hobart, dass Hyänen jährlich zwischen 30.000 und 50.000 Schafe reißen würden. Die Abgeordneten setzten sogar aus eigener Tasche Abschussprämien aus, und als sie die Regierung um Unterstützung baten, wurde 1888 das staatliche Abschussprämienprogramm eingeführt, das bis 1912 fortgeführt wurde, als es mangels Beutelwölfen eingestellt wurde.
Aussterbegründe: Ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt der Beutelwolf als selten, doch die Gesamtpopulation auf Tasmanien war vermutlich nie besonders groß – auch nicht vor der Ankunft der Briten im frühen 19. Jahrhundert. Die wenigen Tasmanischen Tiger, die in verschiedenen Zoos gehalten wurden, haben sich, mit einer einzigen Ausnahme, nicht fortgepflanzt.
Neben der Theorie, dass die gezielte Jagd auf den vermeintlichen „Schafkiller“ zum Aussterben des Beutelwolfs beigetragen hat, gibt es weitere Überlegungen, die auf die Anzahl der ausgezahlten Abschussprämien basieren. Trotz der intensiven Jagd blieb die Zahl der getöteten Beutelwölfe konstant und stieg Ende des 19. Jahrhunderts sogar an. Im Jahr 1900 wurden beispielsweise 153 Prämien ausgezahlt, und 1905 war das letzte Jahr, in dem Belohnungen für mehr als 100 erlegte Beutelwölfe vergeben wurden.
Ab 1908 nahm die Anzahl der ausgezahlten Prämien deutlich ab, auf nur noch 17 Prämien. Ein Jahr später wurden nur noch zwei Prämien ausgezahlt, und ab 1910 wurde keine weitere Prämie mehr vergeben. Dies deutet darauf hin, dass die Beutelwolfpopulation zwischen 1905 und 1909 stark eingebrochen sein muss. Der rasante Rückgang lässt sich nicht allein durch die Bejagung erklären; vielmehr müssen eine Kombination aus mehreren tödlichen Faktoren der Art erheblich zugesetzt haben.
Zum einen wäre da der Verlust des natürlichen Lebensraums: Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war ein Großteil der Insel an Siedler beziehungsweise an die Van Diemen’s Land Company verpachtet oder verkauft worden. Wälder wurden gerodet und Weideflächen für Schafe und Rinder geschaffen. Möglicherweise konnte sich der Beutelwolf nicht ausreichend an diese neuen Lebensbedingungen anpassen.
Auch die Konkurrenz mit den von europäischen Siedlern eingeschleppten verwilderten Hunden könnte dem Beutelwolf erheblich geschadet haben. Diese Hunde jagten nicht nur Schafe, sondern auch die natürlichen Beutetiere des Beutelwolfs, wie etwa Wallabys oder Filander (eine Gattung kleiner Kängurus), und verringerten somit seine Nahrungsgrundlage.
Führte eine Epidemie zum Aussterben des Beutelwolfs?
Neben Bejagung, Lebensraumverlust und Nahrungskonkurrenz könnte noch ein weiterer Faktor zum Verschwinden der Tasmanischen Tiger beigetragen haben: eine Seuche. Zwischen 1896 und 1910 erkrankten mehrere kleine Raubtierarten auf Tasmanien an einer staupeähnlichen Krankheit. Bekannt ist, dass vor allem der Riesenbeutelmarder und der Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) davon betroffen waren, aber möglicherweise befiel die Krankheit auch den Beutelwolf.
Robert Paddle untersuchte 2012 die Rolle dieser epidemischen Krankheit im Zusammenhang mit dem Aussterben des Beutelwolfs. Seine Forschung legt nahe, dass die Epidemie einen bedeutenden Beitrag zum Verschwinden der Art geleistet haben könnte. Während Bejagung, Lebensraumzerstörung und andere von Europäern verursachte Stressfaktoren allein ebenfalls das Aussterben der Spezies hätten verursachen können, argumentiert Paddle, dass dieser Prozess ohne die Krankheit langsamer verlaufen wäre. Die Epidemie beschleunigte den Rückgang der Population erheblich und führte dazu, dass die Art schneller ausstarb, als dies durch andere Faktoren allein geschehen wäre.
Robert Paddle beschäftigte sich 2012 mit der Rolle der epidemischen Krankheit im Zusammenhang mit dem Aussterben des Beutelwolfs. Die Untersuchung legt nahe, dass die Epidemie einen wesentlichen Beitrag zum Verschwinden der Art geleistet hat. Obwohl die Bejagung, Lebensraumzerstörung und andere von Europäern verursachte Stressfaktoren allein ebenfalls das Aussterben der Spezies verursacht hätten, hätte dieser Prozess, so Paddle, ohne die Krankheit länger gedauert. Die Epidemie beschleunigte den Rückgang der Population erheblich und führte dazu, dass die Art schneller ausstarb, als dies durch andere Faktoren allein geschehen wäre.
Zu einem anderen Ergebnis kommen der australische Ökologe Thomas A. A. Prowse und sein Team. In einer 2013 veröffentlichten Studie der Universität Adelaide kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Hundestaupe-ähnliche Krankheit allein nicht für das Aussterben des Beutelwolfs verantwortlich gemacht werden kann. Vielmehr sei der rapide Populationsrückgang und das endgültige Aussterben des Beutelwolfs auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen, die hauptsächlich auf die Aktivitäten der europäischen Siedler zurückgehen.
Die Studie argumentiert, dass diese kombinierten Stressfaktoren – insbesondere die intensive Bejagung – ausreichend waren, um das Aussterben des Beutelwolfs zu erklären, ohne dass eine zusätzliche Epidemie als Ursache erforderlich ist. Die intensive Jagd führte zu einem erheblichen Rückgang der Population, während die Konkurrenz mit eingeführten Arten, wie Schafen und anderen Pflanzenfressern, die Nahrungsgrundlage des Beutelwolfs weiter einschränkte. Der Verlust von Lebensraum und zusätzliche Stressfaktoren wie die Prädation durch verwilderte oder domestizierte Hunde spielten ebenfalls eine wesentliche Rolle beim Aussterben der Art.
Inzucht als Aussterbeursache
Wahrscheinlich war der Tasmanische Tiger schon selten, als 1803 die ersten europäischen Siedler nach Tasmanien kamen. Schätzungen zufolge gab es damals vermutlich nicht mehr als 1.500 bis 2.000 Tiere. Eine Studie aus dem Jahr 2012 untersuchte die genetische Vielfalt der Beutelwölfe vor ihrem Aussterben. Dabei wurde die mtDNA von 14 Museumsexemplaren analysiert, die vor über hundert Jahren gesammelt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beutelwolf-Population auf Tasmanien aufgrund von Inzucht eine stark eingeschränkte genetische Vielfalt aufwies, was möglicherweise zum Aussterben der Art beigetragen hat. Diese genetische Verarmung lässt sich auf die vollständige geografische Isolation zurückführen, die vor mehr als 10.000 Jahren einsetzte, als sich Tasmanien vom australischen Festland abtrennte.
Weitere Untersuchungen am Genom eines konservierten Beutelwolf-Jungtiers im Jahr 2017 ergaben, dass der Rückgang der genetischen Vielfalt schon lange vor der Ankunft der Menschen in Australien begann, möglicherweise vor 70.000 bis 120.000 Jahren. Das bedeutet, dass die Population über einen langen Zeitraum hinweg allmählich abnahm und weniger genetische Unterschiede aufwies.
Der Beutelwolf ist nicht die einzige endemische Tierart, die auf Tasmanien ausgestorben ist. Weitere Beispiele sind der Tasmanische Emu (1873), die Cascade-Trichternetzspinne (nach 1926) und der Lake-Pedder-Regenwurm (nach 1972).
Wann ist der Beutelwolf auf Tasmanien ausgestorben?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die zunehmende Seltenheit der Beutelwölfe zu einer steigenden Nachfrage nach lebenden Exemplaren für Zoos auf der ganzen Welt, was den Druck auf die ohnehin kleine Population weiter erhöhte. Trotz des Exports von Zuchtpaaren waren nahezu alle Versuche, Beutelwölfe in Gefangenschaft zu züchten, erfolglos – der letzte außerhalb Australiens lebende Beutelwolf starb 1931 im Londoner Zoo. Nur ein einziger Wurf in Gefangenschaft ist dokumentiert, der 1899 im Zoo von Melbourne geboren wurde.
Bis Ende der 1920er-Jahre war der Tasmanische Tiger in freier Wildbahn extrem selten geworden. Obwohl viele ihn für Angriffe auf Schafe verantwortlich machten, empfahl das Tasmanian Advisory Committee for Native Fauna 1928 die Einrichtung eines Schutzgebiets, um die letzten Beutelwölfe zu bewahren. Unter anderem wurde die Arthur-Pieman Conservation Area im Westen Tasmaniens als potenzieller Standort vorgeschlagen.
Die Schutzmaßnahmen, die dann tatsächlich für den Erhalt der Art ergriffen wurden, kamen allerdings zu spät. Erst im Juli 1936, nur zwei Monate vor dem Tod des letzten bekannten Beutelwolfs, wurde die Art gesetzlich geschützt. Dieser letzte Beutelwolf, der am 7. September 1936 im Hobart Zoo verstarb, wurde lange als der Endling „Benjamin“ bezeichnet, doch neuere Untersuchungen zeigen, dass dies ein Irrtum war.
Im Dezember 2022 berichtete die Tasmanian Museum and Art Gallery (TMAG), dass der tatsächliche letzte Beutelwolf ein altes Weibchen war, das im Mai 1936 von dem Fallensteller Elias Churchill im Florentine Valley gefangen und an den Zoo in Hobart verkauft wurde. Da das Fangen mit Schlingen zu dieser Zeit bereits illegal war, wurde der Kauf des Tieres nicht offiziell registriert. Die Überreste dieses letzten Beutelwolfs waren lange Zeit verschollen, bis sie von Robert Paddle und Kathryn Medlock in einem alten Schrank im Hobart Museum wiederentdeckt wurden.
Laut Robert Paddle hat es im Hobart-Zoo gegeben nie einen Beutelwolf namens „Benjamin“ gegeben; dieser Mythos wurde von einem gewissen Frank Darby in die Welt gesetzt. Seine Geschichte, in der er den letzten Beutelwolf „Benjamin“ nannte, wurde 1968 in der Presse von Melbourne veröffentlicht. Als Darbys Erzählung in den 1980er-Jahren in Tasmanien bekannt wurde, spürten lokale Reporter Alison Reid auf, deren Vater den Zoo bis zu seinem Tod im Jahr 1935 leitete und die selbst dort gearbeitet hatte. Sie bestätigte, dass niemand namens Frank Darby jemals Tierpfleger im Hobart-Zoo war. Trotz der Widerlegung hält sich der „Benjamin“-Mythos bis heute hartnäckig. Der letzte Beutelwolf war ein Weibchen und trug definitiv nicht den Namen „Benjamin“.
Eine detaillierte Untersuchung der Zooarchive im Jahr 2023 ergab, dass der Körper des viel fotografierten und gefilmten Beutelwolfs nach seinem Tod im Mai 1936 im Zoo zerstört wurde. Das Fell und Skelett des echten letzten Beutelwolfs befinden sich heute im TMAG in Hobart.
Im Mai 2020 hat das National Film and Sound Archive of Australia (NFSA) historische Aufnahmen aus dem Jahr 1935 wiederentdeckt, die angeblich den Beutelwolf „Benjamin“ zeigen sollen, wie das Filmarchiv in einer Mitteilung bekanntgab. Diese Sequenz war rund 85 Jahre lang nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Die Aufnahmen stammen aus dem Reisebericht Tasmania the Wonderland, von dem nur noch neun Minuten erhalten geblieben sind. Das NFSA vermutet, dass der frühe australische Filmemacher Sidney Cook für diese Aufnahmen verantwortlich ist:
Der letzte Beutelwolf in freier Wildbahn starb vermutlich 1930, als der Farmer Wilfred Batty ihn auf seinem Anwesen in Mawbanna im Nordwesten Tasmaniens erschoss. Das Tier, wahrscheinlich ein Männchen, war mehrere Wochen lang in der Nähe von Battys Haus gesichtet worden. Batty stellte den toten Beutelwolf für ein Foto an einen Zaun, sodass der Eindruck entstand, das Tier sei noch am Leben:
Übrigens errichtete die tasmanische Regierung 1966 ein 647.000 Hektar großes Schutzgebiet im Südwesten der Insel für den Fall, dass sich einige Beutelwölfe noch in Rückzugsgebieten halten konnten. In diesem Gebiet waren Hunde, Katzen und Waffen verboten. Da jedoch über 50 Jahre lang kein eindeutiger Beweis für die Existenz des Tasmanischen Tigers in freier Wildbahn erbracht werden konnte, wurde er 1982 von der IUCN und 1986 von der tasmanischen Regierung offiziell als ausgestorben erklärt.
Suchexpeditionen nach dem Beutelwolf
Anfang 1937, weniger als ein Jahr nach dem Tod des letzten bekannten Tasmanischen Tigers im Zoo von Hobart, entsandte die Regierungsbehörde Fauna Board eine kleine Expedition, um nach möglicherweise in freier Wildbahn überlebenden Beutelwölfen zu suchen. Im Gebiet des Arthur River im Nordwesten Tasmaniens fanden die Forscher einige Hinweise auf die Spezies, darunter Spuren und Berichte über kürzliche Sichtungen. Dennoch blieb ein Vorschlag, dieses Gebiet unter Naturschutz zu stellen, unbeachtet. Eine zweite Expedition im Jahr 1937/1938 durchsuchte den Südwesten der Insel, fand ebenfalls Spuren und erneuerte den Vorschlag zur Einrichtung eines Schutzgebiets – wieder ohne Erfolg.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, im November 1945, fand die nächste Suchexpedition statt. Der australische Biologe David Fleay suchte monatelang nach dem Raubbeutler, fand jedoch nur einige zweifelhafte Fußspuren. Ab 1963 begann der Zoologe und Beutelwolf-Kenner Eric Guiler, unterstützt vom Fauna Board, eine intensive Suche entlang der Südwestküste Tasmaniens. Guiler stellte in den Wäldern Tasmaniens mehr als 1.500 Fußfallen auf, die gefangenen Tieren keine Verletzungen zufügen. Er erwischte nur Beutelteufel, Wombats und kleine Kängurus.
Auch eine vom WWF finanzierte Suchaktion zu Beginn der 1980er-Jahre brachte keine Ergebnisse. Guiler war dennoch der Überzeugung, dass der Beutelwolf irgendwo auf Tasmanien ein letztes Rückzugsgebiet gefunden hat. Obwohl er über mehr als 40 Jahre lang Suchaktionen in verschiedenen Gebieten der Insel durchführte, blieb ihm eine Begegnung mit einem Beutelwolf verwehrt.
Eine der intensivsten Suchaktionen fand zwischen 1967 und 1973 statt. Der Zoologe Jeremy Griffith und der Milchbauer James Malley führten umfassende Untersuchungen entlang der Westküste Tasmaniens durch. Sie installierten automatische Kamerastationen, gingen gemeldeten Sichtungen umgehend nach und gründeten 1972 das Thylacine-Expeditionary-Research-Team. Trotz all dieser Anstrengungen konnten auch sie keinen Beweis für das Fortbestehen des Beutelwolfs erbringen.
Im Jahr 1982 wurde eine besonders glaubwürdige Beutelwolf-Sichtung gemeldet, die zu einer weiteren Suchaktion führte. Der Beobachter war ein Wildhüter, der für die Überwachung der Nationalparks zuständig war. Er suchte keine öffentliche Aufmerksamkeit und erzählte seine Geschichte nicht den Medien. Sogar sein Name ist unbekannt. So schilderte er seine Begegnung mit dem Beutelwolf:
„Ich hatte in einer abgelegenen Waldgegend im Nordwesten des Staates an einer Wegkreuzung geparkt und mich hinten in meinem Fahrzeug schlafen gelegt. (…) Um zwei Uhr in der Früh wachte ich auf und tastete gewohnheitsmäßig die Umgebung mit dem Suchscheinwerfer ab. Während ich den Lichtstrahl im Kreis führte, erfasste er ein großes Thylacin, das sechs bis sieben Meter entfernt stand und mir die Seite zukehrte. Meine Fototasche war nicht unmittelbarer Reichweite, also beschloss ich, mir das Tier sorgfältig anzuschauen, ehe ich eine Bewegung riskierte. Es war ein ausgewachsenes Männchen in hervorragendem Zustand, mit zwölf schwarzen Streifen auf sandfarbenem Fell. Die Augen schimmerten fahlgelb. Es bewegte sich nur einmal, riss das Maul auf und entblößte seine Zähne. (…) Es verschwand im Unterholz. Als ich aus dem Auto stieg und zu der Stelle ging, wo es verschwunden war, bemerkte ich einen starken Geruch. Trotz intensiver Suche konnte ich von dem Tier keine weitere Spur entdecken.“
Der Gesang des Dodo. 2001. S. 393. D. Quammen
Aufgrund dieses Berichts eines eigenen Mitarbeiters setzte die Naturparkbehörde einen Beamten ein, um dem Vorfall nachzugehen. Zwei Jahre lang kehrte der Beamte alle 14 Tage in das betreffende Gebiet zurück, in der Hoffnung, die Begegnung mit dem Beutelwolf zu wiederholen – leider ohne Erfolg.
Der Tasmanische Tiger lebt? – Sichtungen nicht selten
Der Beutelwolf ist wohl das am häufigsten gesichtete, bereits ausgestorbene Tier der Welt. Obwohl vieles dafür sprach, dass die Art ausgestorben war, wurden immer wieder Tiere gesichtet. In einem 1982 erschienenen Artikel mit dem Titel Recent Alleged Sightings of the Thylacine wird berichtet, dass zwischen 1970 und 1979 insgesamt 104 vermeintliche Sichtungen gemeldet wurden. Für den Zeitraum von 1960 bis 1969 sind 84 solcher Berichte dokumentiert. Zwischen 1930 und 1980 wurden 247 Sichtungen verzeichnet, wobei besonders ab 1960 ein signifikanter Anstieg der angeblichen Sichtungen zu beobachten war. Die Autoren des Artikels weisen auch darauf hin, dass die Häufigkeit der Meldungen offenbar stark mit Medienberichten über die Suche nach dem Beutelwolf korreliert.
Eine besonders glaubwürdige Sichtung wird von Lothar Frenz in seinem Buch Riesenkraken und Tigerwölfe (2000) beschrieben. Charles Beaseley, ein Wildhüter des Wildlife Service, berichtete 1995, dass er an der Ostküste Tasmaniens bei Dämmerung „ein Tier mit schmutzig braunem Fell und schwarzen Streifen, etwa halb so groß wie ein Deutscher Schäferhund, mit einem Gesicht ähnlich dem eines Staffordshire-Bullterriers, nur länglicher“ gesehen habe. Das Tier kam aus dem Busch, drehte sich um die eigene Achse und verschwand wieder. Beaseley beschrieb den Schwanz des Tieres als känguruartig mit einer leichten Biegung. Allerdings konnte er keine Beweise vorlegen, da der Boden wegen fehlenden Regens zu hart für Fußspuren war.
Im Jahr 2019 veröffentlichte das Department of Primary Industries, Parks, Water and Environment einen Bericht, in dem acht unbestätigte Sichtungsberichte von Tasmanien aus den Jahren 2016 bis 2019 aufgeführt sind. Ein Paar aus Westaustralien, das Tasmanien besuchte, meldete am 25. Februar 2018:
„Ein Tier trat langsam auf die Straße. [Name] fuhr und hielt das Fahrzeug an. Das Tier lief von der rechten Seite der Straße (…) bis zu drei Vierteln über die Schotterstraße, drehte sich ein paar Mal um und blickte auf das Fahrzeug, und lief dann zurück in denselben Bereich, aus dem es gekommen war. Es war für 12 bis 15 Sekunden deutlich zu sehen. Das Tier hatte einen steifen und kräftigen Schwanz, der an der Basis dick war. Es hatte Streifen auf dem Rücken. Es war etwa so groß wie ein großer Kelpie (größer als ein Fuchs, aber kleiner als ein Deutscher Schäferhund). Das Tier war ruhig und zeigte keinerlei Anzeichen von Angst. [Name] und [Name] sind sich zu 100 Prozent sicher, dass das Tier, das sie gesehen haben, ein Beutelwolf war. Es schien in gutem Zustand zu sein.“
Thylacine Sighting Reports – 1 September 2016 to 19 September 2019. Department of Primary Industries, Parks, Water and Environment. URL: https://nre.tas.gov.au/Documents/RTI%20025%20-%202019-20.pdf
Bis heute gibt es keinen endgültigen Beweis dafür, dass der Tasmanische Tiger noch existiert. Zahlreiche Suchexpeditionen verliefen erfolglos, und auch die von dem amerikanischen Milliardär Ted Turner 1983 ausgesetzte Belohnung von 100.000 US-Dollar für den Nachweis der fortdauernden Existenz des Beutelwolfs brachte keinen Erfolg. Im März 2005 bot das australische Nachrichtenmagazin The Bulletin eine Belohnung von 1,25 Millionen Dollar für den Fang eines lebenden Tasmanischen Tigers an. Als das Angebot Ende Juni 2005 auslief, hatte niemand Beweise für die Existenz der Art vorgelegt. Anschließend bot der tasmanische Reiseveranstalter Stewart Malcolm eine Belohnung von 1,75 Millionen Dollar für ein unverletztes und lebendes Tier – bisher ohne Erfolg.
Beutelwolf-Sichtungen in Australien
Beutelwolf-Sichtungen werden nicht nur auf Tasmanien, sondern auch auf dem australischen Festland immer wieder gemeldet, obwohl die Art dort seit mindestens 2.000 Jahren als ausgestorben gilt. Das Department of Conservation and Land Management verzeichnete zwischen 1936 und 1998 insgesamt 203 Sichtungsberichte in Western Australia. Besonders häufig werden Sichtungen vom Festland aus dem Süden Victorias gemeldet.
Im März 2017 sorgten zwei voneinander unabhängige Augenzeugenberichte auf der abgelegenen Kap-York-Halbinsel im Norden von Queensland für Aufsehen. Ein Artikel im The Guardian berichtet, dass einer der Zeugen ein langjähriger Mitarbeiter des Queensland National Parks Service war, der andere ein erfahrener Camper im Norden des Staates. Der australische Forschungsprofessor Bill Laurance sprach ausführlich mit den beiden Zeugen, die mögliche Beutelwölfe gesehen haben sollen. Beide gaben plausible und detaillierte Beschreibungen ab. Alle bisherigen Sichtungen fanden nachts statt, und die Schilderungen passten nicht zu den in Queensland bekannten Tieren wie Dingos, wilden Hunden oder verwilderten Schweinen.
Im Internet kursieren zahlreiche Fotos und Videos von angeblichen Tasmanischen Tigern, sowohl aus Australien als auch von Tasmanien. Eines dieser Videos stammt von Paul Day, einem Lehrer aus Südaustralien, und zeigt angeblich im Juni 2017 bei Sonnenaufgang einen rennenden Beutelwolf:
Das Tier wurde auf einer Farm in der Nähe von Moonta auf der Yorke-Halbinsel gefilmt. Während einige das Video als Beweis für die Existenz des Beuteltigers sehen, gibt es auch skeptische Stimmen: Der Zoologe Kristofer Helgen von der Universität Adelaide äußerte gegenüber der australischen Nachrichtenseite news.com.au, dass es sich seiner Meinung nach um einen „Fuchs, der wahrscheinlich lahmt oder verletzt ist“, handeln könnte.
Berechnung eines neuen Aussterbezeitpunkts basierend auf Sichtungen
Der australische Umweltwissenschaftler Barry W. Brook und sein Team haben in ihrer 2023 veröffentlichten Studie Resolving when (and where) the Thylacine went extinct 1.237 dokumentierte Sichtungen des Beutelwolfs zwischen 1910 und 2019 analysiert. Darunter befanden sich 429 bestätigte Sichtungen durch Experten, 226 unbestätigte Sichtungen und 99 Fälle, die auf physischen Spuren der Tierart beruhen.
Die Studie legt nahe, dass eine Restpopulation des Beutelwolfs möglicherweise noch viele Jahre nach dem Tod des letzten in Gefangenschaft gehaltenen Tieres im Jahr 1936 in abgelegenen Gebieten Tasmaniens überlebt haben könnte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das tatsächliche Aussterbedatum der Art wesentlich später liegt, als bisher angenommen. Während das Aussterben vor 1940 aufgrund physischer Exemplare als unstrittig gilt, weisen die unbestätigten Sichtungsberichte darauf hin, dass das endgültige Aussterben der Art möglicherweise erst in den 1980er-Jahren oder sogar noch später stattgefunden hat.
Das Zeitfenster für das Aussterben des Beutelwolfs erstreckt sich laut den Forschungen von den 1980er-Jahren bis in die Gegenwart. Die Sichtungszahlen zeigen, dass die Berichte über den Beutelwolf zwischen 1940 und 1999 relativ konstant waren, ab 2000 jedoch deutlich seltener und weniger überzeugend wurden. Die Wissenschaftler halten es für durchaus möglich, dass der Beutelwolf bis Ende der 1990er-Jahre noch existierte. Allerdings schätzt Brook die Wahrscheinlichkeit, dass heute noch vereinzelt Beutelwölfe durch Tasmanien streifen, als äußerst gering ein. Angesichts der zunehmenden Nutzung von Wildkameras hätten diese die Art längst aufzeichnen müssen, wenn sie noch existieren würde.
Tasmanische Tiger auf Neuguinea?
Im Allgemeinen nehmen Wissenschaftler an, dass der Beutelwolf auf Neuguinea bereits vor dem Aussterben auf dem australischen Festland verschwand, aber genaue Daten sind nicht verfügbar. Obwohl sich Neuguinea vor etwa 8.000 Jahren vom australischen Festland löste, bestätigen fossile Knochenfunde, die erstmals 1960 gemacht wurden, dass Tasmanische Tiger auch dort existiert haben. Zusätzlich zu den unbestätigten Sichtungen des Tasmanischen Tigers in Tasmanien und auf dem australischen Festland nach 1936, gibt es auch neuere Berichte über „gestreifte Hunde“ in Neuguinea. Besonders aus Westneuguinea oder Westpapua, dem westlichen Teil Neuguineas unter indonesischer Verwaltung, kommen solche Berichte.
Bereits 2013 empfahl Karl Shuker, ein britischer Zoologe und Kryptozoologe, dass „Tigerjäger“ ihre Suche von Tasmanien auf Neuguinea verlagern sollten. Er ist der Überzeugung, dass auf der gebirgigen Insel, die zu den am wenigsten erforschten Lebensräumen der Welt zählt, noch eine Population von Beutelwölfen existieren könnte.
Shuker bezieht sich auf Berichte über Sichtungen von Tieren in Papua-Neuguinea und dem westlichen Teil Neuguineas, die dem Tasmanischen Tiger ähneln. Diese Berichte stammen von lokalen Stämmen, die das Tier „dobsegna“ nennen. Es zeichnet sich durch ein großes Maul, einen geraden, langen und steifen Schwanz sowie auffällige Streifen auf dem Fell aus – alles charakteristische Merkmale des Beutelwolfs. Eine Verwechslung mit dem seltenen Neuguinea-Dingo, der keine Streifen hat und einen beweglichen Schwanz besitzt, ist daher unwahrscheinlich.
Da Westguinea oder Irian Jaya zu den am wenigsten erkundeten Regionen der Welt gehört, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Tasmanische Tiger oder eine ähnliche bisher unentdeckte Spezies in diesen schwer zugänglichen und dicht bewaldeten Gebieten überlebt haben könnte. Die einzigartigen ökologischen Bedingungen in Neuguinea könnten einem räuberischen Beuteltier wie dem Beutelwolf das Überleben in Nischen ermöglicht haben, in denen es kaum Konkurrenz durch andere große Raubtiere gibt.
Bisher fehlen konkrete Beweise für das Überleben des Tasmanischen Tigers auf Neuguinea. Dennoch nähren wiederkehrende Sichtungen und das fortwährende Interesse die Hoffnung auf dessen mögliche Existenz. Auch in der zweiteiligen Dokumentation Hunt for Truth: Tasmanian Tiger (2024) greift Filmemacher Tim Noonan das Thema auf. Er verfolgt darin vielversprechende Spuren des Beutelwolfs nicht nur in Tasmanien, sondern auch auf Papua-Neuguinea.
Queensland-Tiger und Tasmanischer Tiger
Der Queensland-Tiger, auch bekannt als „yarri,“ ist ein Kryptid – eine bisher unentdeckte Tierart – die angeblich im Osten Australiens, insbesondere im Bundesstaat Queensland, gesichtet wurde. Dieses Wesen wird als baumbewohnendes, aggressives, katzenähnliches Beuteltier mit gestreiftem Fell beschrieben, das die Größe eines mittelgroßen Hundes erreicht.
Der erste detaillierte Bericht über ein unbekanntes katzenartiges Tier in Queensland wurde 1871 in den Proceedings of the Zoological Society veröffentlicht. Bernard Heuvelmans, ein belgisch-französischer Zoologe, betrachtete den Queensland-Tiger in seinem Buch On the Track of Unknown Animals (1958) als das am ehesten offiziell anerkannte unbekannte Tier. In dieser Zeit wurde dieses mysteriöse Wesen manchmal sogar in australischen naturgeschichtlichen Büchern erwähnt.
Es existieren verschiedene Theorien darüber, was der Queensland-Tiger tatsächlich sein könnte. Eine der bekanntesten besagt, dass er ein überlebender Verwandter des Beutellöwen Thylacoleo carnifex sein könnte, einem fleischfressenden Beuteltier, das während des Pleistozäns in Australien lebte. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Queensland-Tiger ein noch unentdecktes, einheimisches Beuteltier ist, das bisher der wissenschaftlichen Beschreibung entgangen ist.
Einige Kryptozoologen, darunter Rex Gilroy, haben spekuliert, dass der Queensland-Tiger ein überlebender Verwandter des Beutelwolfs sein könnte. Diese Hypothese basiert auf Berichten über Tiere mit Streifen und einer Körperform, die an den Beutelwolf erinnern. Diese Sichtungen könnten auf eine bisher unbekannte Population von Beutelwölfen hinweisen, die auf dem australischen Festland überlebt hat, oder auf eine verwandte Art, die sich parallel entwickelt hat.
Die Verbindung zwischen dem Queensland-Tiger und dem Beutelwolf bleibt jedoch spekulativ, da es keine wissenschaftlichen Beweise für die Existenz des Queensland-Tigers gibt. Auch das Erscheinungsbild und die Verhaltensweisen beider Tiere scheinen kaum übereinzustimmen. Während der Queensland-Tiger eher als katzenartiges Wesen beschrieben wird, wird der Beutelwolf eher mit Hunden oder Wölfen in Verbindung gebracht. Selbst das gestreifte Fell des Queensland-Tigers unterscheidet sich: Die Streifen sollen um den Bauch und die Seiten des Tieres herum verlaufen und vor der Wirbelsäule enden, während die Streifen des Beutelwolfs ausschließlich auf dessen Rücken und Seiten beschränkt sind. Der britische Zoologe Karl Shuker merkt in seinem Buch In Search of Prehistoric Survivors (1995) an, dass die Identifikation des Queensland-Tigers mit dem Beutelwolf mehr einem „Akt der Verzweiflung als der Sorgfalt“ entspreche.
Gelingt es, den Beutelwolf zu klonen?
Seit dem Jahr 2000 versuchen Wissenschaftler aus verschiedenen Universitäten in New South Wales, Melbourne und Texas, den Beuteltiger zu klonen. Dazu nutzen sie eine Vielzahl von Ausgangsmaterialien, darunter Kot, Museumsexponate sowie in Alkohol konservierte Föten und Gewebeproben.
Im Jahr 2017 gelang es Forschern der Universität Melbourne, das Genom des Beutelwolfs vollständig zu entschlüsseln. Als Grundlage diente ein Jungtier, das zum Zeitpunkt seines Todes noch im Beutel seiner Mutter war und 1909 im Victoria-Museum in Australien in Alkohol eingelegt wurde. Das entschlüsselte Genom half den Wissenschaftlern, wichtige Aspekte der Evolution und Naturgeschichte des Beutelwolfs zu untersuchen. Dazu gehörten die genetische Grundlage seiner konvergenten Evolution mit Hunden, seine evolutionären Beziehungen zu anderen Beuteltieren und die Veränderungen in seiner Populationsgröße im Laufe der Zeit. So konnte auch die Abstammung des Tasmanischen Tigers geklärt werden: Er gehört zu den Raubbeutlerartigen, zu denen auch Beutelmarder, Beutelteufel und der Numbat zählen. Der Beutelwolf ist die einzige Art aus der Familie der Beutelwolfartigen (Thylacinidae), die bis in die moderne Zeit überlebt hat.
Im August 2022 wurde bekanntgegeben, dass die Universität Melbourne eine Partnerschaft mit dem texanischen Biotechnologie-Start-up Colossal Biosciences eingehen würde, um den Beutelwolf mithilfe seines nächsten lebenden Verwandten, der Dickschwänzigen Schmalfußbeutelmaus (Sminthopsis crassicaudata), wieder zum Leben zu erwecken. Dabei sollen die Zellen der Schmalfußbeutelmaus genetisch so verändert werden, dass sie zu künstlichen Beutelwolfzellen werden, aus denen schließlich Embryonen heranwachsen könnten, die von einem größeren Beuteltier ausgetragen werden müssten.
Um ein ausgestorbenes Tier wieder zum Leben zu erwecken, benötigt man jedoch nicht nur die DNA als Träger des genetischen Codes, sondern auch die RNA, die die in der DNA gespeicherten Informationen transportiert und übersetzt. In einer 2023 veröffentlichten Studie gelang es Wissenschaftlern erstmals, RNA-Moleküle aus dem Gewebe eines längst ausgestorbenen Organismus zu extrahieren. Der Paläogenetiker Emilio Mármol-Sánchez und sein Team von der Universität Stockholm extrahierten, sequenzierten und analysierten historische RNA aus Muskel- und Hautgewebe eines Beutelwolfs, der seit 1891 im Schwedischen Naturhistorischen Museum in Stockholm aufbewahrt wurde.
Im Oktober 2024 wurde bekannt, dass Forscher in einem Museum in Melbourne einen Beutelwolfkopf entdeckt haben, der überraschend gut konservierte RNA enthielt. Diese RNA ermöglicht tiefere Einblicke in die Genaktivität des Beutelwolfs, was als bedeutender Schritt zur Rekonstruktion seines Genoms gilt. Laut Colossal Biosciences ist das Genom zu 99,9 Prozent sequenziert, es bleiben jedoch 45 Lücken. Das Unternehmen plant, diese mithilfe modernster DNA-Technologien zu schließen, um den Beutelwolf genetisch wiederzubeleben.
Auch wenn es bislang nicht möglich war, den Beutelwolf zu klonen, eröffnen diese Fortschritte in der Biotechnologie neue Möglichkeiten. Dennoch bleibt die Wiederbelebung einer ausgestorbenen Spezies eine enorme Herausforderung, die nicht nur wissenschaftliche, sondern auch ethische Fragen aufwirft.
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