Ausgestorbene Amphibien

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Amphibien führen ein Doppelleben – und haben es besonders schwer

Bufo periglenes Goldkröte
Der Goldkröte wurden wohl ihr extrem kleines Verbreitungsgebiet und klimatische Veränderungen zum Verhängnis. (© Bufo_periglenes1.jpg: Charles H. Smith, vergrößert von Aglarechderivative work: Purpy Pupple, Public domain, via Wikimedia Commons)

Die Tatsache, dass Amphibien oder Lurche sowohl im Wasser als auch an Land leben, macht sie besonders empfindlich gegenüber sich verändernde Umweltbedingungen. Als Larven, wenn sie noch durch ihre Kiemen atmen, sind Amphibien sehr anfällig für Verschmutzungen im Wasser. Im späteren Erwachsenenstadium, sei es als Frösche, Kröten, Salamander oder Molche, sind sie auf saubere Gewässer für ihre Fortpflanzung angewiesen, benötigen aber dennoch einen intakten Lebensraum außerhalb des Wassers.

So liegt der Hauptgrund für den Rückgang von Amphibienpopulationen in der Zerstörung ihrer Lebensräume durch Verschmutzung oder Trockenlegung von Gewässern, Bodenversiegelung und der Fragmentierung der Landschaft durch Urbanisierung. Außerdem haben in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide negative Auswirkungen.

Invasive Arten, wie beispielsweise Katzen oder Ratten, verdrängen ebenfalls Amphibien – insbesondere dann, wenn diese ein nur sehr kleines Verbreitungsgebiet besitzen, was sehr häufig vorkommt. So konnte die 1989 ausgestorbene Goldkröte in Costa Ricas Bergnebelwald in einem nur vier Quadratkilometer großem Gebiet nachgewiesen werden.

Ist das Verbreitungsgebiet klein und die Amphibie selten, kann auch das Sammeln der Tiere schnell zum Aussterben einer Art führen. So geschehen beim giftigen Glanzbaumsteiger aus Panama; seine auffällig rote Färbung machte ihn im internationalen Exoten- und Heimtierhandel äußerst beliebt. Er verschwand 1992.

Viele im 19. Jahrhundert ausgestorbene Amphibien litten unter der Zerstörung ihres Lebensraumes. Der nicht einmal drei Zentimeter messende Günthers Zwergfrosch etwa wurde 1882 auf Sri Lanka entdeckt, wissenschaftlich beschrieben und dann nie wieder gesehen. Man nimmt an, dass die Abholzung des Großteils der Wälder auf Sri Lanka zu seinem Verschwinden geführt hat. Ähnliches gilt für den Leopard-Bubble-Nest-Frosch von Sri Lanka, der seit 1859 nicht mehr gesichtet wurde, und den Maia-Bubble-Nest-Frosch, der nur anhand von zwei 1876 gesammelten Exemplaren bekannt ist.

Ausgestorbene Amphibien durch Pilzerkrankung Chytridiomykose?

Vor allem in den letzten 25 Jahren spielte die Pilzerkrankung Chytridiomykose, die häufig im Zusammenhang mit dem weltweiten Amphibiensterben diskutiert wird, eine große Rolle beim Populationsrückgang von Amphibienarten. Forscher sind sich heute einig, dass Chytridiomykose nicht als alleinige Ursache für das Amphibiensterben angesehen werden kann.

Es gibt eine Menge Faktoren, die die Infektion mit der Pilzerkrankung begünstigen können. Dazu gehören suboptimale Klima- und Umweltbedingungen, unangemessene Ernährung, Stress und klimatische Veränderungen. Dennoch ist es unbestreitbar, dass die Infektion mit dieser Krankheit letztendlich dazu führt, dass die Populationen vieler Amphibienarten drastisch zurückgehen oder sogar aussterben. Beispiele hierfür sind der Chiriqui-Harlekinfrosch, der Corquin-Raubfrosch und Rabbs Fransenzehen-Laubfrosch – bei allen spielte Chytridiomykose eine Rolle beim Aussterben, auch wenn andere Faktoren sicherlich die Pilzerkrankung begünstigt haben.

Ausgestorbene Amphibien: Daten & Fakten (Stand: 10/2023)

Ausgestorbene Amphibien: Wolterstorff-Molch (Cynops wolterstorffi)
Der Lebensraum des Wolterstorff-Molches, der Dian-See in Yunnan, China, wurde im Zuge der Industrialisierung zerstört. (© Boulanger, Public domain, via Wikimedia Commons)

Von den mehr als 8.000 Amphibienarten listet die Weltnaturschutzorganisation ICUN in ihrer Roten Liste 36 Arten als ausgestorben. Die Dunkelziffer ist viel höher, denn eine Vielzahl an Arten ist noch gar nicht gelistet oder gilt seit Jahrzehnten als verschollen. So sind von den 722 „vom Aussterben bedrohten“ Amphibienspezies, gemäß IUCN, immerhin 156 Arten „wahrscheinlich ausgestorben“.

Von den 36 offiziell ausgestorbenen Arten stammen 18 alleine aus Sri Lanka (z. B. der Ruderfrosch Pseudophilautus temporalis oder der Sri-Lanka-Bubble-Nest-Frosch). In Mittelamerika, wozu unter anderem Honduras, Guatemala, Panama und Costa Rica gehören, sind neun Arten verschwunden, wie etwa Mc Cranies Raubfrosch. In Australien, Queensland sind vier Froscharten ausgestorben (z. B. der Südliche Magenbrüterfrosch).

Doch nicht nur Frösche sind verschwunden, auch Salamander oder Molche sind betroffen, wie etwa Ainsworths Salamander, der 1964 zuletzt gesehen wurde, der 1976 verschwundene Jalpa-False-Brook-Salamander oder der aus China stammende und nach 1979 nicht mehr gesichtete Wolterstorff-Molch.

Den 1951 zuletzt gesehen und in Texas (USA) heimischen Blanco-Brunnenmolch listet die IUCN gar nicht. Er gilt als vermisst; es gibt weder Beweise für seine Existenz noch seine Ausrottung. Die Spezies besitzt keine oder nur rudimentäre Augen und ist endemisch in unterirdischen, grundwassergefüllten Höhlen.

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