Die Besiedlung der Inseln im Pazifischen Ozean durch Menschen führte zu schnellen Aussterbewellen vieler Tierarten, deren Dynamik schwer nachzuvollziehen ist. Zu den betroffenen Arten gehörten die flügellosen Moas, die nur in Neuseeland vorkamen. Die teilweise riesigen Laufvögel starben im 14. oder 15. Jahrhundert aus, nachdem die ersten polynesischen Siedler auf den Inseln ankamen.
Man unterscheidet heute sechs Moa-Gattungen mit mindestens neun verschiedenen Arten. Dazu gehören etwa der Nordinsel-Riesenmoa, der Südinsel-Riesenmoa, der Schopfmoa, der Buschmoa und der Kleine Moa. Die Vögel lebten in verschiedenen Habitaten, von dichten Wäldern bis hin zu offenen Graslandschaften. Ihre Vielfalt in Größe und Ökologie machte sie zu einem integralen Bestandteil der neuseeländischen Ökosysteme.
Eine Studie, die kürzlich im Journal Nature Ecology & Evolution veröffentlicht wurde, untersucht das Verbreitungsgebiet und die Aussterbedynamik von sechs genetisch unterschiedlichen Moa-Arten in Neuseeland. Dazu nutzte das internationale Forscherteam unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Adelaide detaillierte Simulationen, die die Wechselwirkungen zwischen Klima, Menschen und Moas berücksichtigten. Die Simulationen wurden mit umfangreichen Fossilfunden verglichen und validiert.
Rekonstruktion der Vergangenheit der Moas zum Schutz bedrohter Vögel

Die Ergebnisse zeigen, dass trotz großer Unterschiede in der Ökologie, Demografie und dem Zeitpunkt des Aussterbens der verschiedenen Moa-Arten ihre Verbreitungsgebiete nach der polynesischen Besiedlung zusammenbrachen. Die Vögel konzentrierten sich auf die gleichen kalten, bergigen Gebiete auf der Nord- und Südinsel Neuseelands, die von Menschen am wenigsten beeinflusst wurden. Diese „Moa-Friedhöfe“ dienen auch heute noch als wichtige Schutzgebiete für Neuseelands verbleibende bedrohte flugunfähige Vögel wie Takahē, Wekaralle, Kākāpō und Haastkiwi. Solche isolierten und unberührten Gegenden sind beispielsweise der Mount Aspiring auf der Südinsel und die Ruahine Range auf der Nordinsel.
Die Studie unterstreicht die Bedeutung des Schutzes entlegener, naturbelassener Orte. „Der entscheidende gemeinsame Faktor zwischen vergangenen und aktuellen Refugien ist nicht, dass sie optimale Lebensräume für flugunfähige Vögel sind, sondern dass sie weiterhin die letzten und am wenigsten von der Menschheit beeinflussten sind“, sagte Dr. Jamie Wood vom Environment Institute gegenüber Science.Daily.
Die Forschungsarbeit zeigt auch, dass ausgestorbene Arten unschätzbare Einblicke für Naturschutzbemühungen bieten können, die auf Neuseelands lebende flugunfähige Vögel abzielen. Sie unterstreicht zudem die Notwendigkeit, abgelegene, wilde Lebensräume zu schützen, um die verbliebenen Vogelpopulationen vor den anhaltenden Bedrohungen durch menschliche Aktivitäten zu bewahren. Darüber hinaus bietet die Methode eine wichtige neue Möglichkeit, vergangene Aussterbungen auf Inseln zu verstehen, auf denen fossile und archäologische Daten begrenzt sind.
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