1964 zum letzten Mal gesehen: Plethodon ainsworthi, sp. nov.
Bekannt ist Ainsworths Salamander lediglich von zwei Exemplaren, die der Biologe Jackson Harold Ainsworth 1964 zwei Meilen südlich von Bay Springs in Jasper County, Mississippi gesammelt hat. Ainsworth ging davon aus, dass es sich bei den beiden Individuen um Silbersalamander (Plethodon glutinosus) handelt. Mehr als 30 Jahre später jedoch beschrieb der US-amerikanische Herpetologe James Lazell die von Ainsworth gefundenen Salamander als neue Art P. ainsworthi.
Aus der wissenschaftlichen Erstbeschreibung (1998) Lazells geht hervor, dass Ainsworths Salamander schwarzbraun war und keine besondere Musterung aufwies. Das Bauchfell des schlanken Tieres war in einem hellen Graubraun gefärbt. Die Typusexemplare hatten eine Gesamtlänge von rund 5,2 und 5,7 Zentimetern.
Trotz intensiver Suchen 1991, 1995 und 1997 konnte der Ainsworths Salamander, der der Gattung der Waldsalamander (Plethodon) angehört, nicht wieder aufgespürt werden. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN erklärte ihn daher 2004 für ausgestorben.
Die IUCN zieht als Ursache für das Verschwinden der Art die zunehmende Entwaldung und den damit einhergehenden Verlust von Lebensraum in Betracht. Bodenerosion und die Austrocknung von Quellen können ebenfalls zum Aussterben des Ainsworths Salamander geführt haben. Als Amphibie bewohnte er sowohl terrestrische Bereiche als auch Süßwasser.
Die IUCN listet Ainsworths Salamander als einzige ausgestorbene Amphibie in den USA. In den 1980er-Jahren ist außerdem der in Guatemala endemische Jalpa-False-Brook-Salamander verschwunden. Und der El-Empalme-Wurmsalamander (Oedipina paucidentata) von der Insel Costa Rica wurde 1952 zum letzten Mal gesichtet.
Ainsworths Salamander – Steckbrief
wissenschaftlicher Name | Plethodon ainsworthi |
englische Namen | Ainsworth’s Salamander, Bay Springs Salamander |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Mississippi (USA) |
Zeitpunkt des Aussterbens | etwa 1964 |
Ursachen für das Aussterben | Lebensraumverlust, Bodenerosion, Austrocknung von Quellen |
Ainsworths Salamander: Extinct, Extant, or Nonexistent?
Dass Ainsworths Salamander trotz mehrfacher Suchaktionen nicht aufgespürt werden konnten, geht möglicherweise gar nicht auf das Aussterben der Art zurück. Auch die beiden Biologen John G. Hilmes und David C. Beckett begaben sich 2000 und 2001 an den Standort, an dem Jackson Harold Ainsworths 1964 zwei Tiere gefunden hatte. Dort begegneten auch sie keinem Ainsworths Salamander, dafür aber jeder Menge Mississippi-Slimy-Salamander (Plethodon mississippi).
In einer 2013 im Southeastern Naturalist veröffentlichten Studie gehen Hilmes und Beckett der Frage nach, ob es sich bei Ainsworths Salamander überhaupt um eine gültige Art handelt. Vielmehr vermuten sie, dass Plethodon ainsworthi ein Juniorsynonym für den syntopischen Plethodon mississippi beziehungsweise den Mississippi-Slimy-Salamander ist.
Hilmes und Beckett gehen davon aus, dass die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Ainsworths Salamander durch Lazell davon beeinflusst worden sein könnte, dass Typus und Paratypus vor ihrer Bestimmung 1998 vermutlich 26 Jahre lang in starkem Formalin gelagert wurden. Sie befanden sich daher bereits in einem schlechten Zustand.
Ainsworths Salamander soll sich, so geht es aus Lazells Erstbeschreibung hervor, durch kürzere Gliedmaßen und einen merklich abgeschwächteren Körper vom Mississippi-Slimy-Salamander unterscheiden. Die angeblichen Unterschiede zwischen beiden Arten sehen Hilmes und Beckett allerdings als Folge der langfristigen, unsachgemäßen Konservierung der Exemplare an. Das veranlasst sie zu der Annahme, dass es sich bei Ainsworths Salamander um keine eigenständige Art, sondern um den Mississippi-Slimy-Salamander handelt.
Konservierungsschäden: Charakteristische Merkmale kaum auszumachen
Von den beiden bereits durch die Konservierung beschädigten Exemplaren von Ainsworths Salamander ist heute nur noch der Holotypus vorhanden. Er ist durch das starke Formalin in diverse Stücke zerbrochen. Das linke Vorderbein, das Schwanzende, alle Zehen an den Hinterbeinen und die erste Zehe am rechten Vorderbein sind abgebrochen.
Der Paratypus wurde während einer Wirbelknochen-Untersuchung stark beschädigt und nahezu zerstört. Die Knochen waren durch das lange Einlegen in Formalin vollständig entkalkt. Das Exemplar konnte vor der misslungenen Untersuchung jedoch fotografiert und analysiert werden.
Der Herpetologe Todd W. Pierson und seine Kollegen stellten 2020 im Journal of Herpetology eine Studie zu durch Konservierung hervorgerufene morphologische Veränderungen bei Salamandern vor. Sie untersuchten den Einfluss von Konservierungsmethoden auf morphologische Messungen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung lassen die Wissenschaftler an der Hypothese von Hilmes und Beckett zweifeln, dass die Ainsworths-Salamander-Exemplare tatsächlich schlecht erhaltene Mississippi-Slimy-Salamander-Exemplare sein sollen.
Piersons Versuche, DNA aus dem jahrzehntealten Ainsworths-Salamander-Holotypus zu extrahieren, scheiterten, sodass er das Gegenteil nicht beweisen konnte. Zudem mache die Entmineralisierung des Ainsworths-Salamander-Skeletts Skelettvergleiche unmöglich. Pierson und seine Kollegen empfehlen abschließend, Plethodon ainsworthi weiterhin als gültige, aber wahrscheinlich ausgestorbene Art anzuerkennen.
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