Der Mauritius-Schnauzenfalter ist nur von einem Exemplar bekannt
Vom Mauritius-Schnauzenfalter ist nur ein einziges Exemplar bekannt, das 1865 auf der Maskarenen-Insel Mauritius im Moka-Distrikt gesammelt wurde. Ein gewisser Mr. Colville Barclay entdeckte den Schnauzenfalter und gab ihm dem britisch-südafrikanischen Naturforscher Roland Trimen mit den Worten, dass diese Art von Schmetterling auf Mauritius sehr selten sei.
Trimen beschrieb den Mauritius-Schnauzenfalter ein Jahr später in Notes on the Butterflies of Mauritius als neue Spezies Libythea cinyras. Er weist dabei auf ein Exemplar eines Schmetterlings im South African Museum hin, das ein E. L. Layard auf der mehr als 1.000 Kilometer entfernten Insel Madagaskar gesammelt hat und das sich von dem Tier auf Mauritius nicht unterscheide. Bei einer Durchsicht der im South African Museum befindlichen Schmetterlinge, die dem Mauritius-Schnauzenfalter ähnlich sehen, handelt es sich jedoch laut Dawn Larsen, Leiterin der Museumssammlung, höchstwahrscheinlich um einen Afrikanischen Schnauzenfalter (Libythea labdaca).
Außerdem gab Trimen in seiner Erstbeschreibung 1866 an, dass an der Mündung des Flusses Shire in Mosambik, ein Staat in Südostafrika, ebenfalls ein Schmetterling gesammelt wurde, der dem Mauritius-Schnauzenfalter ähnelt. Später stellte Trimen in On some hitherto undescribed butterflies inhabiting southern Africa (1879) fest, dass es sich auch dabei nicht um denselben Schnauzenfalter wie auf Mauritius handelt, sondern um Libythea laius, der wiederum L. labdaca ähnelt.
Aufgrund der großen optischen Ähnlichkeit zwischen den Schnauzenfalter-Arten stellten Wissenschaftler die Vermutung auf, dass Vorfahren des Mauritius-Schnauzenfalters von Madagaskar oder Afrika nach Mauritius geflogen sind. So habe sich im Laufe der Zeit eine neue Art entwickeln können.
Mauritius-Schnauzenfalter – Steckbrief
wissenschaftliche Namen | Libythea cinyras, Libythea labdaca cinyras |
englische Namen | Mauritius Libythid Butterfly, Mauritius Snout Butterfly |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Mauritius (Indischer Ozean) |
Zeitpunkt des Aussterbens | unklar, frühestens 1865 |
Ursachen für das Aussterben | unklar |
Schnauzenfalter: In Ruhestellung gleichen sie einem verwelkten Blatt
Schnauzenfalter (Libytheinae) sind eine kleine Unterfamilie der Edelfalter (Nymphalidae), die nur aus zwei Gattungen mit 15 Arten und zahlreichen Unterarten besteht. Die tagaktiven Falter sind meistens braun und besitzen im Gegensatz zu anderen Schmetterlingsarten besonders lange und beschuppte Taster, die viermal der Kopflänge entsprechen und wie eine Schnauze aussehen.
Der japanisch-amerikanische Entomologe Akito Y. Kawahara hat 2013 die vorhandenen und fossilen Gattungen und Arten der Schnauzenfalter überarbeitet. Dabei hat er 41 Artnamen synonymisiert. Kawahara bestätigt in Systematic Revision and Review of the extant and fossil Snout Butterflies den Artstatus des Mauritius-Schnauzenfalters.
Mauritius-Schnauzenfalter: Aussterbeursachen unbekannt
Die IUCN führt den Mauritius-Schnauzenfalter in ihrer Roten Liste als „ausgestorben“. Die Weltnaturschutzorganisation macht keine Angaben zu den möglichen Ursachen für das Aussterben der Falterart.
Erst mit der Besiedlung von Mauritius durch den Menschen zu Beginn des 17. Jahrhunderts gelangten überhaupt landbewohnende Säugetiere wie Ratten, Mäuse oder Mangusten auf die Insel. Zuvor waren Fledertiere die einzigen dort lebenden Säuger. Der Kleine Maskarenen-Flughund ist aufgrund von Bejagung und der Zerstörung seines natürlichen Lebensraums zwischen 1864 und 1873 ausgestorben.
Die mehr als 100 auf Mauritius lebenden heimischen Vogelarten wurden und werden von den eingeführten Säugetieren und den Veränderungen ihres Lebensraums bedroht. Mindestens elf endemische Vogelarten sind so auf Mauritius zwischen 1690 und 1837 ausgestorben, wie zum Beispiel der Dodo oder die Mauritius-Ralle (Aphanapteryx bonasia).
Auch für die Reptilien der Insel wurden eingeschleppte Tiere zur Bedrohung. So starb etwa der Mauritius-Riesenskink Mitte des 17. Jahrhunderts aus und zwei Arten von Riesenschildkröten hatten niederländische Siedler bereits um 1700 ausgerottet.
Auch dem Mauritius-Schnauzenfalter könnten Veränderungen in seinem Lebensraum und der Vegetation oder vielleicht sogar die Verdrängung der Hauptfutterpflanze seiner Raupen zum Verhängnis geworden sein. Die einst in Südafrika heimische Schmetterlingsart Morants Bläuling starb Ende des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich auch aufgrund von Lebensraumverlust aus.
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