Hog-nosed Skunk
Der Ferkelskunk oder Schweinsnasenskunk ist eine von vier Arten der Weißrüsselskunks (Conepatus). Die anderen drei Arten sind der Anden-Skunk (C. chinga), der Patagonische Skunk (C. humboldtii) und der Amazonas-Skunk (C. semistriatus). en:Louis Agassiz Fuertes., Public domain, via Wikimedia Commons)

Big-Thicket-Schweinenasenskunk

Seit der Erstbeschreibung kein weiteres Exemplar

Schweinenasenskunks oder Ferkelskunks (Conepatus leuconotus) gehören zur Familie der Skunks oder Stinktiere (Mephitidae) und kommen dank ihrer Anpassungsfähigkeit in einem relativ großen Verbreitungsgebiet in unterschiedlichen Lebensräumen vor. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft sie als nicht gefährdet ein, dennoch gelten zwei von drei Unterarten bereits als ausgestorben: Gemeint sind der im US-Bundesstaat Texas endemische Big-Thicket-Ferkelskunk und der Furnace-Canyon-Ferkelskunk (Conepatus leuconotus figginsi), der zuletzt 1932 in Colorado nachgewiesen werden konnte.

Der US-amerikanische Naturforscher Vernon Bailey beschrieb den Big-Thicket-Ferkelskunk 1905 anhand eines männlichen Exemplars, das der Tiersammler James H. Gaut am 17. März desselben Jahres gesammelt hatte. Zu diesem Zeitpunkt muss der Ferkelskunk schon sehr selten gewesen sein, denn es konnte anschließend kein weiteres Individuum ausfindig gemacht werden. Bailey stellt in seiner wissenschaftlichen Erstbeschreibung heraus, was die Big-Thicket-Unterart vom Gewöhnlichen Ferkelskunk (C. l. leuconotus) unterscheidet:

„Im Allgemeinen ähnliches Aussehen wie Conepatus mesoleucus mearnsi [Gewöhnlicher Ferkelskunk], Schädel meist schmaler, Gebiss heller (…) obere Backenzähne relativ lang und schmal, oberes und unteres Scherengebiss auffallend kleiner als bei vergleichbaren Exemplaren von C. m. mearnsi.“

Biological Survey of Texas, North American Fauna 25, 1905, V. E. Bailey.

Aktuell erkennt die Forschung drei Ferkelskunk-Unterarten an, doch das war nicht immer so. Bis 2003, als der Stinktierexperte Jerry W. Dragoo und seine Kollegen für eine Studie zur taxonomischen Neubewertung der Ferkelskunks morphologische und molekulare Merkmale der Tiere aus der Gattung Conepatus genauer untersuchten, ging man noch von elf Unterarten aus. Dragoo stellte fest, dass es sich bei C. mesoleucus und C. leuconotus um dieselbe Spezies handelt, sodass er sie zu C. leuconotus zusammenfasst. Die bis dato aufgeführten acht Subspezies texensis, mearnsi, mesoleucus , nelsoni, venaticus, nicaraguae, sonoriensis und filipensis ordnet er der Nominat-Unterart C. leuconotus leuconotus zu. Die beiden Unterarten figginsi und fremonti betrachtet er als eine Unterart: C. l. figginsi; die dritte Unterart ist C. l. telmalestes, der Big-Thicket-Schweinenasenskunk.

Big-Thicket-Schweinenasenskunk – Steckbrief
alternative BezeichnungenBig-Thicket-Schweinsnasenskunk, Big-Thicket-Ferkelskunk
wissenschaftliche NamenConepatus leuconotus telmalestes, Conepatus mesoleucus telmalestes
englische NamenBig-Thicket Hog Nosed Skunk, Swamp Hog-nosed Skunk, White-backed Skunk, Eastern Texas Hog-nosed Skunk
ursprüngliches VerbreitungsgebietTexas (USA)
Zeitpunkt des Aussterbens1905
Ursachen für das AussterbenBejagung, Lebensraumverlust

Geografisch getrenntes und extrem kleines Verbreitungsgebiet

Das Verbreitungsgebiet der Unterart Big-Thicket-Ferkelskunk (telmalestes) erstreckte sich ausschließlich auf einen kleinen Bereich im Osten des US-Bundesstaates Texas, der geografisch vom Lebensraum der beiden anderen Unterarten getrennt war. (Orginalkarte © Kaldari and Halava, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Schon damals gibt Dragoo zu bedenken, dass weitere genetische Untersuchungen erforderlich seien, um herauszufinden, ob es sich bei figginsi und telemalestes tatsächlich um einzigartige nordamerikanische Unterarten oder lediglich um Ferkelskunk-Populationen handelt. Der Grund: Die drei Subspezies lassen sich morphologisch nur schwer unterscheiden. Er weist zudem darauf hin, dass für die beiden Unterarten beziehungsweise Populationen der Big-Thicket- und Furnace-Canyon-Ferkelskunks, insofern sie noch nicht ausgestorben seien, andere Erhaltungsmaßnahmen nötig wären als für den weiter verbreiteten Gewöhnlichen Ferkelskunk C. l. leuconotus.

Während der heute noch existierende Gewöhnliche Ferkelskunk sowohl in den USA in Texas, New Mexico und Arizona als auch in Mexiko, Guatemala, Honduras und Nicaragua vorkommt, ist das Verbreitungsgebiet der beiden anderen Ferkelskunk-Unterarten sehr klein. Das Verbreitungsgebiet des Furnace-Canyon-Ferkelskunks beschränkte sich auf die amerikanischen Bundesstaaten Colorado und Oklahoma, die an den Lebensraum der Nominatform grenzen. Das Gebiet, in dem der Big-Thicket-Schweinenasenskunk vorkam, war geografisch von dem der beiden anderen Unterarten getrennt und ungleich kleiner. Er lebte ausschließlich in einer stark bewaldeten Region namens Big Thicket im Südosten von Texas in den im Osten des Bundesstaates liegenden Countys Hardin und Liberty.

Wann ist der Big-Thicket-Schweinenasenskunk ausgestorben?

Einem Artenschutzprojekt-Bericht über amerikanische Ferkelskunks aus dem Jahr 2006 ist zu entnehmen, dass Ferkelskunks Anfang des 20. Jahrhunderts als die häufigste Skunk-Spezies im Osten von Texas galten. Es heißt, 80 Prozent aller gesammelten Individuen wurden zwischen den 1850er-Jahren und 1900 gesammelt, 13 Prozent zwischen 1901 und 1950 und nur sieben Prozent nach 1950. In den frühen 1980er-Jahren stellte der amerikanische Zoologe David J. Schmidly in Texas mammals east of the Balcones Fault fest, dass die Anzahl der Ferkelskunks im Süden von Texas abnimmt und dass die im Osten lebende Unterart, der Big-Thicket-Ferkelskunk, ausgestorben ist. Bei einer Zählung von Ferkelskunks in Süd-Texas konnten Dragoo und sein Team 1985 und 1986 zudem keine Exemplare aufspüren.

In The Game and furbearing Mammals of Big Thicket National Preserve (1980) fasst Schmidly das Ergebnis seiner sieben Jahre andauernden, intensiven Forschungsarbeit im Big Thicket National Preserve zusammen, in denen der Big-Thicket-Ferkelskunk einst vorkam: Er fand trotz tausender Kilometer, die er mit Fallen durchforstete, und ausführlichen Interviews mit Pelzjägern keinerlei Hinweise auf die Anwesenheit von Ferkelskunks.

Schmidly zufolge, muss der Big-Thicket-Ferkelskunk in den 1970er- und 1980er-Jahren bereits ausgestorben sein und viele Zoologen (auch Dragoo in einem Artikel 2009) nehmen als Aussterbejahr 1905 an – das Jahr, in dem die Unterart erstmalig als neue Spezies beschrieben wurde. Es ist nichts dazu bekannt, dass neben den zur Erstbeschreibung genutzten Exemplaren noch weitere gesammelt wurden.

Darum sterben Ferkelskunks aus

Hog-nosed Skunk Skeleton
Skelett eines Ferkelskunks im Museum of Osteology in Oklahoma City, Oklahoma, USA. (© Sklmsta, CC0, via Wikimedia Commons)

Auch wenn Ferkelskunks auf globaler Ebene von der IUCN als nicht gefährdet gelistet werden, erachten manche amerikanische Bundesstaaten sie auf lokaler Ebene als bedroht, wie der Bericht zum Status der Ferkelskunks aus dem Jahr 2006 zeigt. In Colorado etwa werden Schweinsnasenskunks seit 2006 als „kritisch gefährdet wegen extremer Seltenheit (fünf oder weniger Nachweise über das Vorkommen innerhalb des Bundesstaates oder weniger als 1.000 Individuen)“ eingestuft. Auch in New Mexico und Oklahoma werden Ferkelskunks seit 2006 aufgrund ihrer Seltenheit als „gefährdet (sechs bis 20 Nachweise oder weniger als 3.000 Individuen)“ betrachtet. In diesen US-Bundesstaaten besteht ein Jagdverbot für Schweinenasenskunks.

Anders sieht es in Texas und Arizona aus: Dort sind die Populationen groß genug, dass die Tiere ganzjährig als Raub- oder Pelztier bejagt werden dürfen. Ferkelskunks wurden schon früher wegen ihrer Felle bejagt – auch der Big-Thicket-Schweinenasenskunk:

„Unter einem Verschlag eines Pelzjägers auf einer Ranch in der Tarkington-Prärie sah ich im November 1904 acht oder zehn ihrer Häute zum Trocknen aufgehängt, zusammen mit einer kleinen Anzahl von Häuten von Mephitis mesomelas [Streifenskunk]. Jede war jeweils 40 Cent Wert, also weniger als halb so viel wie die schwarzen Häute von Mephitis.“

Biological Survey of Texas, North American Fauna 25, 1905, V. E. Bailey.

Hannah Zeckau und Carsten Aermes geben in Brehms verlorenes Tierleben (2007) an, dass nicht nur die Jagd nach Pelz zum Verschwinden der Big-Thicket-Unterart geführt habe, sondern auch die Bejagung der als Krankheitsträger geltenden Tiere zur gezielten Ausrottung. Ferkelskunks sind nämlich – wie andere Raubtiere auch – Träger und Wirte unzähliger Ektoparasiten wie Flöhe oder Zecken sowie auch Endoparasiten wie etwa Band-, Faden- oder Kratzwürmer.

Es ist zudem bekannt, dass es in den letzten Jahrzehnten insbesondere im nördlichen Verbreitungsgebiet der Ferkelskunks zu einem Rückgang der Bestandszahlen gekommen ist. Dort wurde das dichte Buschland, das die Tiere zum Leben benötigen, zunehmend in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Auch die interspezifische Konkurrenz mit Wildschweinen (Sus scofra) und Streifenskunks (Mephitis mephitis) stelle eine Bedrohung dar, so die IUCN. Weiterhin komme es zum Verlust von Tieren durch den Straßenverkehr und den Einsatz von Pestiziden zur Schädlingskontrolle.

Beim Big-Thicket-Schweinenasenskunk, der wahrscheinlich in überschaubarer Anzahl in seinem kleinen Verbreitungsgebiet vorkam, dürften die Bejagung durch Pelzjäger und andere Jäger und die Zerstörung seines natürlichen Lebensraum die Hauptursachen für sein Verschwinden gewesen sein.

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