seenerz gebiss
Macrodon, der Artname des Seenerzes, bedeutet "große Zähne". Die großen Zähne des Seenerzes sind neben seiner Körpergröße die offensichtlichsten Unterschiede zum nah verwandten Amerikanischen Nerz. Prentiss, Daniel Webster, Public domain, via Wikimedia Commons)

Seenerz

Der Seenerz: A Fish like a Greyhound

Obwohl er bei den amerikanischen Ureinwohnern wohlbekannt und unter europäischen Pelzhändlern, die ihm viele unterschiedliche Namen wie Wassermarder, Roter Otter oder Fischerkatze verliehen, sehr beliebt war, verschwand der Seenerz noch bevor er wissenschaftlich studiert und taxonomisch beschrieben werden konnte. Es existiert kein einziges vollständig erhaltenes Exemplar eines Seenerzes oder Seewiesels. Geblieben sind lediglich fragmentarische Überreste, die allesamt in historischen und prähistorischen Muschelhaufen gefunden wurden. Auch Aussehen und Verhalten des Seenerzes sind nicht gut dokumentiert, sodass sich Wissenschaftler auf historische Berichte verlassen müssen, um mehr über die ausgestorbene Tierart zu erfahren.

Die erste Beschreibung des Seewiesels geht wahrscheinlich auf den englischen Abenteurer Sir Humphrey Gilbert zurück, der das Tier in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit „ein Fisch wie ein Windhund“ beschreibt. Der kanadische Schriftsteller und Biologe Farley Mowat versucht in Sea of Slaughter (2012) zu erörtern, wie Gilbert zu solch einen Vergleich gelangte:

„Frühe europäische Abenteurer haben in der Neuen Welt viele ihnen bekannt vorkommende Tiere vorgefunden, eines schien die Elemente mehrerer bekannter Arten miteinander zu kombinieren. Vom Körperbau und der Gangart her erinnerte es an einen Windhund, während seine Agilität und einige seiner Verhaltensweisen eher katzenartig waren. Trotz der (…) fuchsroten Färbung, schien es mehr einem Marder zu ähneln. Sein Kopf war einem Otter ähnlich und es lebte ein Leben im Wasser, fischte sein Abendessen entlang felsiger (…) Meeresküsten und abgelegener (…) Inseln.“

Sea of Slaugther, 2012, F. Mowat

Aufgrund der Küstenlebensweise war der Seemink wahrscheinlich einer der ersten Pelzträger, der die Aufmerksamkeit der Europäer, die ab dem 17. Jahrhundert nach Amerika kamen, auf sich zog, vermutet Mowat. Mit einer Körperlänge von 66 Zentimetern sowie weiteren 25 Zentimetern für den Schwanz soll es sich um den größten bekannten Nerz gehandelt haben. Und wer so groß ist, besitzt auch viel Fell. Jäger, Fallensteller und Pelzhändler wussten den Seenerz also zu schätzen: Er „war nicht nur länger, sondern auch größer und fetter, was ihm einen etwa doppelt so großen Pelz wie die kleinere Inlandspezies verschaffte“, so David Day 1981 im The Doomsday Book of Animals. Außerdem habe der Seenerzpelz die besten Eigenschaften von Marder- und Otterpelzen vereint und noch dazu eine einzigartige rötliche Färbung aufgewiesen.

Seenerz – Steckbrief
alternative BezeichnungenSeewiesel, Seemink
wissenschaftliche NamenNeogale macrodon, Neovison macrodon, Mustela macrodon, Mustela vison macrodon, Lutreola macrodon, Putorius macrodon, Lutreola vison antiquus
englische NamenSea Mink, Shell-heap Mink
ursprüngliches VerbreitungsgebietUSA (Golf von Maine), eventuell Kanada (Bay of Fundy)
Zeitpunkt des Aussterbensunklar, möglicherweise um 1880
Ursachen für das AussterbenBejagung

Mit Schaufeln, Brecheisen und Sprengpulver

Dass der Seewiesel einst sehr häufig gewesen sein muss, lässt sich, laut Mowat, aus der Tatsache ableiten, dass sich trotz der massiven Bejagung seit Beginn der europäischen Besiedlung noch bis weit ins 19. Jahrhundert eine Restpopulation hielt. Über die Jagdmethoden schreibt er:

„Regelmäßig besuchten Männer mit speziell ausgebildeten Hunden die Inseln, an denen der Seenerz oft vorkam. Sie jagten bei Tageslicht, denn das Tier (…) fraß nachts und lag tagsüber in Höhlen, Felsspalten und anderen Verstecken. Die Hunde waren schnell darin, das, was als starker, aber nicht unangenehmer Moschusgeruch (…) beschrieben wurde, aufzunehmen und führten die Jäger zu Verstecken. Wenn sie diese nicht mit Pickel, Schaufel und Brecheisen aufbrechen konnten, räucherten die Jäger das Tier mit brennendem Schwefel oder Pech aus. Wenn die Spalte flach war, feuerten sie schwarzen Pfeffer aus Vorderladerkanonen hinein. Wenn alles nichts brachte, zögerten sie nicht, mit Pulver das Versteck aufzusprengen (…).“

Sea of Slaugther, 1989, F. Mowat

Weiterhin ist bekannt, dass Seeminke, die außerhalb der Reichweite von Jägern waren, erschossen wurden. Bis etwa 1860 sollen Händler Seenerzpelze noch hin und wieder in Boston zum Verkauf angeboten haben, danach sei der Seenerz immer seltener gesichtet worden – lebendig und auch tot. Der US-amerikanische Zoologe Ned Hollister stützt in A Synopsis of the American Minks (1913) die Annahme, dass Seeminke mindestens bis 1860 überlebt haben. Der Pelzhändler und Jäger Manly Hardy habe nämlich 1903 in der ehemaligen Jagd- und Angelzeitschrift Forest und Stream geschrieben, dass bis 1860 ein „riesiger Mink von den Küsteninseln von Mr. Hardys Vater, Mr. Hardy selbst und anderen Pelzkäufern aus Maine als eigene Form erkannt“ wurde. Weiter heißt es:

„Die Nerze, die wir jetzt (1903) an unserer Meeresküste entlang der Penobscot Bay erlegen, sind zwar recht groß und ihr Fell ist grob, aber wir haben keinen mehr von diesen riesigen Seenerzen, wie wir sie vor 40 oder mehr Jahren hatten, erlegt.“

A Synopsis of the American Minks, Proceedings of the United States National Museum 44, 1913, N. Hollister
muschelhaufen
Aus solchen prähistorischen und historischen Muschelhaufen, bestehend aus Nahrungsresten als Ergebnis der Gezeitenfischerei, stammen die einzigen bekannten Seenerzknochen. (© Charles Haskins Townsend, Public domain, via Wikimedia Commons)

Vieles deutet darauf hin, dass die letzten Seenerze zumindest auf den zu Maine gehörenden Inseln nach 1860 nahezu verschwunden waren. Manchmal wird als letzter Nachweis für den Seemink in Maine auch 1880 angegeben; ein auf einer der nahegelegenen Inseln erlegtes Exemplar soll an einen Pelzkäufer in Jonesport verkauft worden sein. Mowat nennt zusätzlich das Jahr 1894, in dem der letzte bekannte Überlebende der Art auf der kanadischen Insel Campobello in der Provinz New Brunswick getötet worden sein soll. Der Geowissenschaftler Jim I. Mead weist in einem Artikel (2000) jedoch darauf hin, dass unklar sei, ob es sich bei dem Tier um einen Seenerz oder einen größeren Amerikanischen Nerz handelte. Mead gibt 1860 als Zeitpunkt für das Verschwinden des Seeminks an, andere Wissenschaftler halten es für möglich, dass er sogar bis Anfang des 20. Jahrhunderts überlebt haben könnte.

Sicher ist, dass die Beliebtheit des Seenerzpelzes aufgrund seiner Größe, der unregulierte Pelzhandel der europäischen Siedler und die damit einhergehende massive Bejagung zum Aussterben der Art geführt haben. Doch nicht nur die Europäer haben dem Seemink nachgestellt. In Muschelhaufen gefundene zerbrochene Hirnschalen und Knochen mit Schnittspuren legen nahe, dass Seenerze von der amerikanischen Urbevölkerung zu Nahrungs- und Tauschzwecken, zur Fertigung von Pelzbekleidung sowie auch für zeremonielle Zwecke gejagt wurden. Dies geht zum Beispiel aus einer Studie (1998) der Anthropologen David W. Black, Joanna E. Reading und Howard G. Savage hervor, für die sie in der ostkanadischen Atlantikprovinz New Brunswick gefundene Seenerzknochen untersuchten.

Sea Mink vs. Wood Mink

In der wissenschaftlichen Erstbeschreibung des Seenerzes als Lutreola macrodon von 1903 geht der amerikanische Zoologe Daniel Webster Prentiss davon aus, dass der Seenerz bereits ausgestorben ist. Die Beschreibung basiert auf Schädelfragmenten, die in von amerikanischen Ureinwohnern hinterlassenen Muschelhaufen in Neuengland entdeckt wurden. Da der Seenerz der kleineren Inlandform, dem Amerikanischen Nerz (Neogale vison), den die Pelzjäger auch als Wood Mink bezeichneten, vom Körperbau her sehr ähnelte, stellte Prentiss die Unterschiede zwischen Seenerz und seinem nächsten lebenden Verwandten in seiner Beschreibung in den Vordergrund:

„Die Hauptunterschiede sind die großen Zähne und der spitzere Winkel, den das Scherengebiss mit der Längsachse des Schädels bildet. (…) Die Abmessungen von L. macrodon weisen, verglichen mit (…) denen seines nächsten Verwandten, auf die enorme Größe des Nerzes hin. L. v. ingens galt bislang als der größte Amerikanische Nerz, doch er ist entschieden kleiner als der hier beschriebene.“

Description of an extinct Mink from the Shell-heaps of the Maine Coast, Proceedings of the United States National Museum 26, 1903, D. W. Prentiss

Mead versucht eine Erklärung für die Größe des Seeminks zu finden und schlägt in Skeleton of extinct North American Sea Mink (2000) vor, dass diese auf das biologische Phänomen des Inselgigantismus zurückzuführen sei, da sich das Verbreitungsgebiet des Seenerzes auf küstennahe Inseln beschränkte. Dass die Größe der Tiere eine Reaktion auf die Küstenumgebung war, zeigt sich möglicherweise auch an der größten noch existierenden Unterart des Amerikanischen Nerzes: Der Alaska-Nerz (N. v. nesolestes) lebt nämlich im Alexanderarchipel (eine Inselgruppe) in Alaska, einem ähnlichen Lebensraum wie der Golf von Maine, in dem der Seenerz vorkam.

American Mink
Der Amerikanische Nerz ist der nächste Verwandte des Seenerzes. Er stammt ursprünglich aus Nordamerika, kommt heute aber auch in Japan und Europa vor, wo er aus Pelztierfarmen entkam. (© Sally Wilson, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Aus alten Berichten ist weiterhin bekannt, dass das Fell des Seewiesels gröber und rötlicher gewesen sein soll und auch sein Geruch soll sich vollkommen von dem des kleineren Verwandten unterschieden haben. Zeitzeugen sprechen des Öfteren von einem charakteristischen Fischgeruch. Da sämtliche Arten aus der Unterfamilie Mustelinae einen Sexualdimorphismus aufweisen, ist anzunehmen, dass männliche Seenerze größer als weibliche waren.

Ein vermeintliches Seenerz-Präparat eines männlichen Tieres, das 1894 in Connecticut gesammelt wurde, und sich in der Sammlung des Geschäftsmannes Clarence H. Clark befand, entpuppte sich 1966 als groß gewachsener Amerikanischer Nerz. Der Zoologe Richard H. Manville schaute sich das Exponat genauer an und kommt in The extinct Sea Mink, with taxonomic Notes zu dem Schluss, dass das Tier mit 72 Zentimetern Körperlänge inklusive Schwanz zwar groß für einen Amerikanischen Nerz sei, aber für einen Seenerz zu klein. Auch die Zähne des ausgestopften Minks seien nicht größer als die anderer Amerikanischer Minks. Manville hält auch für möglich, dass es sich beim Clark-Exemplar um eine Hybridform aus Sea und Wood Mink handelt, was nicht ganz abwegig ist, da sich die Lebensräume des Amerikanischen Nerzes und des Seenerzes teilweise überschnitten.

Unterart des Amerikanischen Minks oder eigene Art?

golf von maine
Seenerze waren wahrscheinlich im Gebiet des Golf von Maine an den Küstenregionen im Osten der USA endemisch. (© Rik Schuiling / TropCrop – TCS, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Zeitweise nahmen Wissenschaftler an, dass es sich aufgrund der optischen Ähnlichkeit beim Seenerz um eine Unterart des Amerikanischen Nerzes handelt. Doch unter anderem Jim I. Mead betrachtet den Seenerz als eine eigene Art. Er beruft sich auf metrische Vergleiche zwischen dem Seemink und fünf Unterarten des Amerikanischen Minks. Dafür hat er Schädel-, Bein- und Unterkieferknochen vermessen und analog zu anderen Wissenschaftlern festgestellt, dass die Zähne der Seenerze proportional größer waren und dass die Seenerze selbst insgesamt größer und robuster als andere Nerze waren. Außerdem sollen biochemische und zytogenetische Untersuchungen aus dem Jahr 2005 durch den Zoologen W. Chris Wozencraft die Stellung des Seenerzes als eigene Art bestätigen.

Der russische Zoologe Alexei V. Abramov nimmt anhand vergleichender Analysen von Schädelstrukturen, Gebissen und äußeren Merkmalen 2000 eine Revision der Marder-Gattung Mustela vor und kommt zu dem Schluss, dass der Amerikanische Nerz und der Seenerz Vertreter einer eigenen Gattung Neovison sind. Eine 2021 erschienene Studie zu Neuwelt-Wieseln ordnet schließlich den Seemink zusammen mit vier weiteren existierenden Nerzarten der Gattung Neogale zu. Diese Gruppe habe sich im späten Miozän vor 11,8 bis 13,4 Millionen Jahren von Mustela getrennt entwickelt, sodass alle Mitglieder der Neogale-Gruppe untereinander näher miteinander verwandt sind als mit irgendeinem Vertreter der Mustela-Gruppe. Aus diesem Grund sind auch der Seenerz und der Amerikanische Nerz nicht näher mit dem Europäischen Nerz (Mustela lutreola) verwandt.

Verbreitungsgebiet: Was machen Seenerzknochen in Kanada?

Das einstige Verbreitungsgebiet des Seewiesels lässt sich nur anhand historischer Berichte und fossiler Überreste rekonstruieren; viele dieser archäologischen Funde wurden an der Küste des am nördlichsten gelegenen US-Bundesstaates Maine gemacht. Als Verbreitungsgebiet des Seewiesels nehmen Experten die Küste von Maine und Neuengland bis in den Süden nach Massachusetts sowie die Südküste der maritimen Provinzen an. Das Vorkommensgebiet des Seewiesels lässt sich mit der Region am Golf von Maine, einem Randmeer des Atlantiks an der Ostküste Nordamerikas, zusammenfassen.

Seenerz Verbreitungsgebiet
Wissenschaftler sind sich unklar darüber, ob Seewiesel auch im Südosten von Kanada vorkamen. ( Blank Map © Sémhur / Wikimedia Commons)

Manchmal werden auch Neufundland, New Brunswick und die Seeprovinz Nova Scotia im Südosten Kanadas als Lebensraum genannt. Manville gibt basierend auf historischen Berichten an, dass es in Nova Scotia ungewöhnlich große Pelze, die wahrscheinlich von Seenerzen stammten, gegeben habe. Auch in der Meeresbucht Bay of Fundy, die zwischen New Brunswick und Nova Scotia liegt, sollen häufig Seewiesel gefangen worden sein. Auch die IUCN nennt als Verbreitungsgebiet für den ausgestorbenen Seenerz neben Maine und Massachusetts in den USA zusätzlich New Brunswick und Neufundland in Kanada.

Allerdings vertreten nicht alle die Ansicht, dass Seenerze tatsächlich in Kanada vorkamen. Black, Reading und Savage halten es in ihrer Untersuchung zu in New Brunswick ausgegrabenen Seenerzknochen für ausgeschlossen, dass Seeminke einst im Südosten Kanadas lebten. Der Grund: Die 30 Kilometer lange zerklüftete, nicht von Flussmündungen unterbrochene Küstenlinie der Down-East-Region von Maine. Die Küstenlinie dürfte eine natürliche Barriere dargestellt und daher als nordöstliche Grenze für das Verbreitungsgebiets des Seewiesels gedient haben.

Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Knochen der Seenerze von amerikanischen Ureinwohnern im Rahmen von Tauschgeschäften von Maine nach Kanada gelangten. Über die Region in New Brunswick und dem Nordosten von Maine ist bekannt, dass dort vor rund 2.500 bis vor 1.000 Jahren Vorfahren des Indianerstammes Passamaquoddy gelebt haben. Die gefundenen Knochen datierten die Forscher der Studie auf ein Alter von 1.300 bis 1.000 Jahre.

Zur ökologischen Rolle des Seewiesels

Die Überfamilie der Marderverwandten (Musteloieda) bildet wohl die artenreichste der Fleischfresser. Die Arten kommen auf fast allen Kontinenten vor, von der Arktis bis zur Subantarktis. Es gibt mehrere Abstammungslinien von terrestrischen, semiaquatischen und sekundär marinen Arten. Die terrestrischen Spezies jagen ihrer Beute in den unterschiedlichsten Lebensräumen nach, auch in Höhlen oder Baumkronen. Vom ausgestorbenen Seemink wissen wir, dass er im Wasser oder an Küsten lebte und jagte. Er war wahrscheinlich ein wichtiges Raubtier in den Küsten- und Gezeitenökosystemen des Nordatlantik.

zahnvergleich seemink und amerikanischer mink
Vergleich zwischen dem Gebiss des Seenerzes (links) und des Amerikanischen Nerzes (rechts). (© Prentiss, Daniel Webster, Public domain, via Wikimedia Commons)

Trotzdem evolutionäre Entwicklungen vom Land zum Meer äußerst ungewöhnlich seien, bezeichnet die Evolutionsbiologin Rebecca A. Sealfon den Seenerz in ihrer Zahnvergleichsstudie (2007) als ein „spätkänozoisches Beispiel für einen sich schnell in einer marinen Nische entwickelnden Organismus“. Abgesehen von Ottern (Lutrinae), sei der Seenerz sicherlich das aquatischste Mitglied der Marderverwandten gewesen, auch wenn er keine echte Meeresspezies, sondern lediglich auf Küstenlebensräume spezialisiert war.

Bei ihrer Untersuchung von Zähnen unterschiedlicher Nerzarten stellte Sealfon fest, dass der Seenerz und der Amerikanische Nerz verschiedene Zahnstrukturen aufweisen, die wiederum auf Ernährungsanpassungen in unterschiedlichen ökologischen Nischen zurückzuführen sind. Es ist anzunehmen, dass der Seewiesel einen größeren Anteil an Seevögeln, Seevogeleiern und wirbellosen Meerestieren mit hartem Körper verzehrte als der Amerikanische Nerz. Zudem geht aus Berichten von Pelzhändlern hervor, so Manville 1966, dass die Höhlen der Seenerze über zwei Eingänge verfügten und so in den Felsen platziert waren, dass sie von den Wellen ergriffen wurden. In der Nähe der Höhlen hätten stets Überreste von Fischen wie Zoarces americanus oder Myoxocephalus octodecemspinosus gelegen, was ebenfalls dafür spricht, dass sich die Ernährung der Seenerze auf Meereslebewesen konzentrierte.

Der Seenerz ist nicht die einzige Tierart, die im Zuge des Pelzhandels ausgerottet wurde. Auch der Falklandwolf oder der Taiwanische Nebelparder wurden unter anderem wegen ihres Fells gejagt, bis sie schließlich verschwanden. Und der Brillenkormoran starb sozusagen als Begleiterscheinung des Pelzhandels aus, denn er diente Pelzjägern, die wegen der Seeotter, Polarfüchse und Pelzrobben auf die Beringinsel kamen, als Nahrungsquelle.

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