Brillenkormoran
Kormorane sind Wasservögel und werden auch als Scharben bezeichnet, wenn sie einen Federschopf tragen. Der ausgestorbene Brillenkormoran trug solch einen Schopf. Joseph Wolf[1], Public domain, via Wikimedia Commons)

Brillenkormoran

Über die Entdeckung der Brillenkormorane und einiger anderer Tiere

Als der dänische Marineoffizier Vitus Bering zusammen mit dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller im Zuge der Zweiten Kamtschatkaexpedition zur Suche nach dem legendären João-da-Gama-Land im Juni 1741 mit der St. Peter und dem Begleitschiff St. Paul aufbrach, ahnte Bering noch nicht, dass dies seine letzte Reise sein würde. Schon kurz nach der Abreise trennte ein Sturm die beiden Schiffe und vier Monate später, ein Großteil der Besatzung war bereits an Skorbut erkrankt und die Wasservorräte waren knapp, lief die St. Peter im November 1741 auf ein Riff auf: Es war die später nach Bering, der etwa einen Monat später dort bestattet wurde, benannte Beringinsel im Nordwestpazifik.

bering island
Küste der Beringinsel, 1895 fotografiert vom Zoologen L. Stejneger für sein Buch Russian Fur-Seal Islands (1897). (© Leonhard Hess Stejneger, Public domain, via Wikimedia Commons)

Die entkräftete Mannschaft beschloss, an der Küste in Erdhütten zu überwintern. Bis der Frühling kam und aus den Resten der St. Peter ein neues Boot gezimmert werden konnte, widmete sich Steller der Flora und Fauna der Insel, die nie zuvor von Menschen betreten wurde. „Allein der Überfluss und die zahme Selbstbehauptung der Tiere weisen deutlich darauf hin, dass es sich um kaum oder vollkommen unbewohntes Land handeln muss“, äußerte sich Steller gegenüber Bering. Unter den Entdeckungen, die Steller auf dem Eiland machte, war „ein besonderer Seeadler“, der später als Riesenseeadler (Haliaeetus pelagicus) identifiziert wurde, eine gigantische Seekuh, der Stellersche Seelöwe (Eumetopias jubatus) und ein riesiger Kormoran, der Brillenkormoran.

Als die Besatzung der St. Peter auf der Beringinsel, die größte der russischen Kommandeurinseln, verweilte, war der Brillenkormoran noch zahlreich vertreten und auch Polarfüchse, Seeotter, Pelzrobben und Rebhühner gab es viele. Wenn zur Wintermitte Seeotter und Pelzrobben weniger wurden und die Eiderenten-Schwärme weit von der Küste entfernt waren, jagten die überlebenden Seemänner Brillenkormorane, um nicht zu verhungern. Angaben Stellers zufolge, reichte das Fleisch eines Vogels aus, um drei hungrige Männer zu sättigen.

Aleuten auf Beringinsel
Das Foto entstand zwischen 1884 und 1886 und zeigt eine Gruppe Jäger vom Volk der Aleuten auf der Beringinsel. Zu diesem Zeitpunkt waren die Brillenkormorane bereits ausgerottet. (© Benedykt Dybowski, Public domain, via Wikimedia Commons)

Das Fleisch der Brillenkormorane, das Steller als „schmackhaft und saftig“ beschrieb, wussten später auch andere zu schätzen. Mit der Ankunft des Seeotterjägers Emilian Basovs auf der Insel im Jahr 1843 setzt die Dokumentation der menschlichen Besiedlung und ökologischen Zerstörung ein. Ab 1825 importierte die Russländisch-Amerikanische Kompagnie, eine in der Hauptsache auf Pelzjagden ausgerichtete Handelskompanie des Russischen Reichs, Ureinwohner der Inselgruppe der Aleuten, auf die Beringinsel, um dort zu jagen. Im darauffolgenden Jahr gründete eine weitere Gruppe von Aleuten und Bewohnern Kamtschatkas die erste bekannte dauerhafte Siedlung auf der Insel.

Schnell sprach sich herum, dass die Beringinsel ein profitables Walfanggebiet sei und es dort massenhaft Polarfüchse, Seeotter und andere Tiere mit wertvollen Pelzen gebe, was weitere Walfänger, Robbenjäger und Pelzhändler in das Gebiet lockte. Georg Steller selbst ist nicht ganz unschuldig daran, dass sich die Beringinsel rasch zu einem wichtigen Handelspunkt für Pelzjäger entwickelte. In seinen ersten Briefen und Berichten schrieb Steller, nachdem er zurück in Kamtschatka war, über den potenziellen Profit, der mit den Pelzen von der Beringinsel zu erzielen wäre.

In The Devil’s Cormorant: A Natural History (2013) schreibt der Autor und Illustrator Richard J. King, die Crew der St. Peter kehrte mit fast 900 Pelzen von der Beringinsel zurück nachhause, um diese dort zu verkaufen. Steller musste nahezu alle seine gesammelten Proben auf der Insel zurücklassen, kam aber mit rund 300 Seeotterpelzen zurück. Einige davon kaufte er seinen Schiffskameraden in Kamtschatka ab, andere habe er als Geste der Dankbarkeit geschenkt bekommen, heißt es.

Brillenkormoran – Steckbrief
alternative BezeichnungenBrillen-Kormoran, Pallasscharbe
wissenschaftliche NamenUrile perspicillatus, Phalacrocorax perspicillatus, Compsohalieus perspicillatus, Carbo perspicillatus, Pallasicarbo perspicillatus, Graculus perspicillatus
englische NamenSpectacled Cormorant, Pallas’s Cormorant, Pallas‘ Cormorant, Steller’s Spectacled Cormorant
ursprüngliches VerbreitungsgebietBeringinsel (Nordwestpazifik)
Zeitpunkt des Aussterbens1850er-Jahre
Ursachen für das AussterbenBejagung

Brillenkormorane: Zu naiv, um zu überleben

Brillenkormorane besaßen zwar keinen Pelz, aber ihr Fleisch (und ihre Federn) wurde von den Aleuten und den anderen Bewohnern sehr geschätzt. Der britische Zoologe Lionel Walter Rothschild schreibt 1907 in Extinct Birds darüber:

„Zuvor hieß es, er [der Kormoran] sei zahlreich gewesen, aber die Einwohner liebten sein Fleisch, das ihre Hauptnahrungsgrundlage bildete, wenn es schwierig war, an anderes Fleisch zu kommen. Wahrscheinlich wären sie nicht so schnell ausgestorben, wenn ihre relativ kurzen Flügel nicht zu einer gewissen Langsamkeit der Fortbewegung an Land und in der Luft geführt hätten.“

Extinct Birds, 1907, W. L. Rothschild
Graculus perspicillatus
Das Gefieder des Brillenkormorans war überwiegend glänzend schwarz, wobei der Schwanz grünlich schimmerte. An den unteren Flanken direkt über den Beinen besaß er einen weißen Fleck. (© Special Collections of the University of Amsterdam, Public domain, via Wikimedia Commons)

Nicht nur die Langsamkeit der Brillenkormorane machte sie zu leichten Opfern, sondern ihre isolierte Entwicklung auf der unbewohnten Beringinsel, die dazu führte, dass die Vögel die Menschen nicht als Feinde betrachteten. Der Zeitraum von der Entdeckung bis zur Ausrottung der Brillenkormorane war zu kurz, als dass sich die Vögel in ihrem Verhalten an die „neuen Raubtiere“ hätten anpassen können. Der russische Vogelkundler Boris K. Stegmann interpretiert die Inselzahmheit der Brillenkormorane 1936 auf seine Weise:

„Von Angaben über die Lebensweise dieser Vögel weiß man nur, daß sie sehr dumm waren und sich leicht totschlagen ließen, was denn auch von den Einwohnern der Kommandeur-Inseln mit bestem Erfolg besorgt wurde.“

Ueber das Flugvermögen der ausgestorbenen Scharbe Phalacrocorax perspicillatus Pall., 1936, B. K. Stegmann

Der Ornithologe Dieter Luther weist in Die ausgestorbenen Vögel der Welt (1986) außerdem darauf hin, dass die Nachstellungen durch den auf der Beringinsel vorkommenden Polarfuchs (Vulpes lagopus) als natürlicher Feind des Brillenkormorans als beschleunigender Faktor für das Aussterben betrachtet werden kann. Allerdings erst ab dem Zeitpunkt, an dem die Bejagung der Vögel durch den Menschen bereits „zu einer zahlenmäßigen Reduzierung der Population unter ihr Existenzminimum geführt“ hat.

Im Jahr 1741 notierte Steller, dass der Brillenkormoran ein häufiger Vogel sei. Und bereits 1882 erfuhr der Zoologe Leonhard Stejneger bei einem Besuch der Beringinsel von den dortigen Einwohnern, dass die letzten Vögel dieser Art vor rund 30 Jahren verschwunden seien. Knapp 100 Jahre nach seiner Entdeckung war der Brillenkormoran also ausgestorben.

Der Riesenalk, ein flugunfähiger im Nordatlantik einst lebender Vogel, verschwand aufgrund seiner rücksichtlosen Bejagung ungefähr zur gleichen Zeit wie der Brillenkormoran. Während es vom Riesenalk heute mindestens 78 Exemplare in Sammlungen und Museen existieren, ist vom Brillenkormoran nur sehr wenig geblieben: Sechs oder sieben Schaupräparate und zwei unvollständige Skelette gibt es unter anderem im Tring Natural History Museum in England oder im Naturalis Biodiversity Center in den Niederlanden.

Zum Flugvermögen der Kormorane von der Beringinsel

brillenkormoran zeichnung
Das dem Brillenkormoran von P. S. Pallas 1811 verliehene lateinische Artepitheton perspicillatus bedeutet so viel wie „eine Brille tragen“. (© Special Collections of the University of Amsterdam, Public domain, via Wikimedia Commons)

Viele auf kleinen Inseln endemische Vögel, die keinen Fressfeinden ausgesetzt waren, verloren im Laufe der Evolution ihre Flugfähigkeit – wahrscheinlich auch der Brillenkormoran. Zumindest verweisen zeitgenössische, etwa von Steller selbst, und wissenschaftliche Aufzeichnungen immer wieder auf das reduzierte Flugvermögen der Vögel. So auch David Day, der ihn in The Doomsday Book of Animals (1981) als „fast flugunfähigen, langsamen und arglosen“ Vogel beschreibt. Die IUCN, die den Brillenkormoran seit 1998 als ausgestorbene Spezies in ihrer Roten Liste führt, gibt als Grund für das Verschwinden der Art neben der starken Bejagung ebenfalls an, dass es sich um einen „schlechten Flieger“ gehandelt habe.

In Ueber das Flugvermögen der ausgestorbenen Scharbe versucht Stegmann 1936, diese Annahme zu widerlegen, indem er unter anderem auf die Erstbeschreibung des Vogels durch den deutschen Naturforscher Peter Simon Pallas hinweist, der „keine derartigen Andeutungen“ zur Flugkraft mache. Weiterhin versucht Stegmann mittels osteologischer und morphologischer Vergleiche des Brillenkormorans mit dem eigentlichen Kormoran (Phalacrocorax carbo) und der Meerscharbe (Urile pelagicus), Beweise für seine Flugfähigkeit zu finden. Er fasst die Ergebnisse seiner Untersuchung so zusammen:

„Im allgemeinen kann man also sagen, daß die osteologischen Merkmale von Ph. perspicillatus durchaus nicht auf eine Reduktion des Flugvermögens dieses Vogels hinweisen. Im Gegenteil, alles weist darauf hin, daß diese Art mit vollständig normal entwickelter und normal arbeitender Flugmuskulatur begabt war, welche nicht funktionslos sein konnte. (…) Man kann also mit Sicherheit sagen, daß Ph. perspicillatus nicht nur überhaupt flugfähig war, sondern auch ein guter Streckenflieger sein mußte (…).“

Ueber das Flugvermögen der ausgestorbenen Scharbe Phalacrocorax perspicillatus Pall., 1936, B. K. Stegmann

Die Auffassung Stegmanns teilen nicht alle. So auch King, der das Flugvermögen des Brillenkormorans in The Devil’s Cormorant mit Verweis auf Stellers Aufzeichnungen als einen „trägen, unbeholfenen Flug“ beschreibt. King bezieht sich zudem auf das von Steller geschätzte Gewicht für den Brillenkormoran von 5,4 bis 6,4 Kilogramm und schlussfolgert:

„Wenn der Brillenkormoran tatsächlich derart schwer war, wog er fast zweimal so viel wie die größten heute existierenden fliegenden Kormorane, der große Kormoran [Phalacrocorax carbo], dessen Flügel ungefähr dieselbe Länge aufweisen. Wenn der Brillenkormoran also fliegen konnte, dann sicher nicht besonders effizient.“

The Devil’s Cormorant: A Natural History, 2013, R. J. King

Auch der Ornithologe Clive Roots widmet dem Brillenkormoran in seinem Buch Flightless Birds (2006) ein Kapitel und vergleicht ihn mit der einzigen heute lebenden flugunfähigen Kormoranart, der Galápagosscharbe (Nannopterum harrisi), die zwar fast genauso lang wie der Brillenkormoran war, aber mit 2,3 bis vier Kilogramm deutlich weniger wiegt. Um fliegen zu können, dürfen Vögel nicht zu schwer sein, und wenn die Galápagosscharbe schon zu schwer zum Fliegen ist, müsste es der Brillenkormoran erst recht gewesen sein. Die meisten Wissenschaftler gehen aktuell davon aus, dass Brillenkormorane ihre Flugfähigkeit weitgehend eingebüßt haben. Darauf würden auch das reduzierte Brustbein und die Flügelsehne an Museumsexemplaren hinweisen.

Steller war der einzige, der den Brillenkormoran lebend studierte

Brillenkormoran Naturalis Museum
Brillenkormoran im Naturalis Museum in Leiden, Niederlande. Das Exemplar wurde zwischen 1840 und 1850 gesammelt. (© Naturalis Biodiversity Center, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Georg Steller war der einzige Naturforscher, der die Brillenkormorane jemals lebendig studieren konnte und alles, was wir heute über den Brillenkormoran wissen, stammt im Wesentlichen aus seinen Notizen, die er 1741 und 1742 auf der Beringinsel machte. Allerdings ist sein Originalmanuskript heute verschollen und die Beschreibungen sind nur aufgrund der Übersetzungen durch Pallas, der sich Ende des 18. Jahrhunderts als erster mit Stellers Manuskripten auseinandersetzte, überliefert. Bis 1837, als die ersten präparierten Exemplare des Vogels nach Alaska gebracht wurden, waren Stellers Aufzeichnungen die einzigen, die die Wissenschaft über diesen Vogel besaß. Auch Pallas, der den Brillenkormoran 1811 wissenschaftlich beschrieb, tat dies ausschließlich anhand von Stellers Aufzeichnungen. Pallas selbst machte nie Bekanntschaft mit Georg Steller und auch den Brillenkormoran bekam er nie – weder lebendig noch tot – zu Gesicht.

Der ausgestorbene Brillenkormoran gilt mit einer Länge von bis zu einem Meter als der größte Vogel aus der Familie der Kormorane (Phalacrocoracidae) und wird deshalb manchmal als ein Beispiel für Inselgigantismus genannt. Pallas lieferte auf Grundlage von Stellers Bericht die erste anerkannte Beschreibung der Vogelart:

„Von der Größe einer sehr großen Gans (…) weiße Flecken an den Flanken (…) Der Körper ist gänzlich schwarz (…) Ein paar lange, weiße schmale hängende Federn um den Hals herum, wie bei Reihern (…) Hinterkopf mit einer riesigen Haube (…) Haut um Schnabelbasis nackt, rot, blau und weiß, gemischt, wie bei einem Truthahn (…) Um die Augen ein breiter, nackter weißer Hautbereich (…), wie eine Brille (…) Weibchen kleiner ohne Haube und Brille (Von Steller)“

Extinct Birds, 1907, W. L. Rothschild

Über das Verhalten und die Lebensweise des Brillenkormorans ist kaum etwas, was über seine Langsamkeit und Arglosigkeit Menschen gegenüber hinausgeht, bekannt. Luther nimmt an, dass die Lebens- und Verhaltensweisen des Vogels mit denen der übrigen Vertreter der Gattung, vor allem der Meerscharben, weitgehend übereinstimmten.

Brillenkormorane wurden ursprünglich der Gattung Phalacrocorax zugeordnet. Im Jahr 2021 nahm die International Ornithologists‘ Union (IOC) basierend auf einer 2014 erschienenen Studie zur Klassifikation von Kormoranen, jedoch eine Reklassifizierung vor, sodass der ausgestorbene Brillenkormoran und andere nordpazifische Kormoranarten nun der Gattung Urile angehören.

Verbreitungsgebiet: Brillenkormoran als Relikt auf der Beringinsel

Das Verbreitungsgebiet bei der Entdeckung des Brillenkormorans Mitte des 18. Jahrhunderts beschränkte sich auf die zu den Kommandeurinseln gehörende Beringinsel. Die IUCN nennt weiterhin die Möglichkeit, dass sich die Vogelart auch an der nicht weit entfernten Küste der Halbinsel Kamtschatka und auf einigen angrenzenden Inseln aufgehalten haben könnte. Die letzten Brillenkormorane sollen um 1850 Zuflucht auf dem kleinen Eiland Ariy Rock vor der nordwestlichen Spitze der Beringinsel gefunden haben.

Kamchatka Peninsula
Östlich der Halbinsel Kamtschatka (orange) befinden sich die Kommandeurinseln, deren Hauptinsel die Beringinsel ist. Sie bilden den westlichsten Teil der Aleuten-Inselkette. (© Michiel1972, using demis maps, Public domain, via Wikimedia Commons)

Eine 2018 veröffentlichte Studie der Geologin Junya Watanabe deutet darauf hin, dass das historische Verbreitungsgebiet der Brillenkormorane deutlich größer gewesen sein muss. Im Nordosten Japans gefundene fossile Überreste des Brillenkormorans würden zeigen, dass er vor rund 120.000 Jahren dort vorkam. Dies sei der erste vor-holozäne Hinweis darauf, dass die Art auch außerhalb der Beringinsel lebte. Damit erweitere sich sein geografisches Verbreitungsgebiet um etwa 2.400 Kilometer.

Watanabe geht davon aus, dass der Brillenkormoran seit dem Pleistozän und wahrscheinlich vor dem ersten Kontakt mit Menschen eine massive Verkleinerung oder Verschiebung seines Lebensraums erfahren hat. Zurückzuführen sei dies möglicherweise auf einen Abfall der ozeanischen Produktivität und klimatische Veränderungen vor rund 17.000 Jahren, was die lokale Kormoran-Population beeinträchtigt und zu ihrem Verschwinden aus Japan geführt haben könnte. Die Wissenschaftlerin schlussfolgert, dass die Brillenkormoran-Population auf der Beringinsel zum Zeitpunkt ihrer wissenschaftlichen Entdeckung bereits als Reliktart anzusehen war.

Einige Wissenschaftler stellten in der Vergangenheit Vermutungen zu weiteren Gebieten an, in denen Brillenkormorane gelebt haben sollen. So nahm man 1991 zum Beispiel an, prähistorische Überreste des Vogels auf der Aleuten-Insel Amchitka in Alaska gefunden zu haben. Dies allerdings konnte der US-amerikanische Ornithologe Storrs L. Olson 2005 widerlegen, indem er die gefundenen Knochen der Ohrenscharbe (Nannopterum auritus) zuordnete. Und Stejneger mutmaßte 1890 in Contributions to the History of Pallas‘ Cormorant, dass der Brillenkormoran einst an der Nordostküste Sibiriens vorkam, was Stegmann wiederum als haltlos betrachtete. Bis heute gibt es – abgesehen von der 2018er-Studie – keine eindeutigen Beweise dafür, dass Brillenkormorane außerhalb der Beringinsel lebten.

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