Rosenkopfente Rhodonessa caryophyllacea
Rosenkopfenten erreichen eine Länge von rund 60 Zentimetern. Die Männchen (vorne) besitzen einen dunkelrosafarbenen Kopf und Nacken, schokoladenbraunes Gefieder und einen Schopf auf dem Kopf. Die weiblichen Tiere (hinten) und die Jungvögel sind insgesamt etwas blasser. Henrik Grönvold (1858–1940), Public domain, via Wikimedia Commons)

Rosenkopfente

Ein Vogel mit außergewöhnlichen Eigenschaften

Etwa ein halbes Jahrhundert nach dem Aussterben der Himalayawachtel im Norden Indiens verschwand dort eine weitere monotypische Spezies: die Rosenkopfente, auch bekannt als Nelkenente. Obwohl viel über diesen Entenvogel geschrieben wurde, bleiben viele Berichte lückenhaft oder widersprüchlich. Über diese lange bekannte und stets als selten geltende Vogelart wurden nur wenige Studien durchgeführt. Ihre Biologie ist weitgehend unbekannt, doch eines ist sicher: Die Rosenkopfente war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich.

Die Rosenkopfente verdankt ihren Namen dem auffälligen dunkelrosa gefärbten Kopf und Nacken, der einen starken Kontrast zum schokoladenbraunen Körper der erwachsenen Männchen bildet. Diese charakteristische Färbung macht sie nahezu unverwechselbar. Weibchen und Jungvögel haben ebenfalls einen rosa getönten Kopf, sind jedoch insgesamt blasser.

In einer 2016 veröffentlichten Studie konnten Daniel B. Thomas und Helen F. James zeigen, dass die rosa Farbe von einem Carotinoid-Pigment stammt, das bei Enten äußerst ungewöhnlich ist. Bis vor kurzem lieferte ausschließlich die Rosenohrente (Malacorhynchus membranaceus) aus Australien den einzigen Beweis dafür, dass irgendeine Art von Wasservögeln Carotinoid-gefärbtes Gefieder, wie wir es von Flamingos kennen, aufweist. Die Autoren der Studie stellten fest, dass die Rosenkopfente ein evolutionär extrem seltenes Merkmal unter den Wasservögeln aufwies. Und das ist nicht die einzige Besonderheit der Entenart…

Rosenkopfente – Steckbrief

alternative BezeichnungenNelkenente, Gulab-sir, Golablal-ser, saknal, dumrar, umar, Pato Cabecirrosa
wissenschaftliche NamenRhodonessa caryophyllacea, Anas caryophyllacea, Fuligula caryophyllacea, Netta caryophyllacea, Callichen caryophyllaceum
englische NamenPink-headed duck, Bengali pink-headed duck
ursprüngliches VerbreitungsgebietNordost-Indien, Bangladesch, Nord-Myanmar, Bhutan und Nepal
letzter Nachweis1949
Ursachen für das AussterbenLebensraumverlust, Bejagung
IUCN-Statusvom Aussterben bedroht (sehr kleine und begrenzte Population)

Warum die Rosenkopfente eine eigene Gattung verdient

Als der britische Naturforscher John Latham die Rosenkopfente 1790 erstmals wissenschaftlich beschrieb, ordnete er sie der Gattung der Eigentlichen Enten (Anas) zu. Aufgrund ihrer deutlichen Unterschiede zu anderen Schwimmenten (Anatini) schuf der sächsische Zoologe Ludwig Reichenbach 1853 dann jedoch die monotypische Gattung Rhodonessa.

Kolbenente (Netta rufina)
Die Kolbenente gilt als die nächste Verwandte der Rosenkopfente. Viele angebliche Sichtungen der Rosenkopfente gehen auf Verwechslungen mit der Kolbenente zurück. (© Arpingstone, Public domain, via Wikimedia Commons)

Verschiedene Merkmale sprechen dafür, die Rosenkopfente in einer eigenen Gattung zu belassen. Dazu gehören ein leicht gelappter hinterer Zeh, ein besonderes Balzverhalten und die Tendenz, an der Wasseroberfläche zu fressen. Außerdem zeigt die Ente einzigartige physische Eigenschaften wie eine spindelförmige Erweiterung der Luftröhre beim Männchen und das Fehlen der metallischen Färbung der Sekundärfedern, die für Schwimmenten charakteristisch ist. Eine weiteres bemerkenswertes Merkmal sind die weißen oder hellgelben Eier der Rosenkopfente, die mit einem Durchmesser von rund vier Zentimetern nahezu perfekt kugelförmig sind. Diese Besonderheit unterscheidet sie deutlich von allen anderen Enteneiern.

Die Verwandtschaftsbeziehungen der Rosenkopfente sorgten in der Wissenschaft für viele Diskussionen. Die Ornithologen Allan O. Hume und Charles H. T. Marshall vermuteten in The Game Birds of India, Burmah and Ceylon (1879), dass die Art eng mit der Gattung Anas verwandt sei, und hätten die beiden Gattungen zusammengeführt, wären da nicht die unterschiedlichen Eier gewesen.

Der amerikanische Vogelexperte Paul A. Johnsgard veröffentlichte 1961 eine Studie, in der er nach Federprotein-Analysen an Museumsexemplaren feststellte, dass die Rosenkopfente eng mit den Tauchenten-Gattungen Netta und Aythya verwandt ist. Seine Erkenntnisse wurden 1998 durch phylogenetische Untersuchungen des Ornithologen Bradley C. Livezey bestätigt.

Auch Thomas und James stellten in ihrer oben erwähnten 2016er-Studie fest, dass die Rosenkopfente ein Schwestertaxon der Kolbenente (Netta rufina) ist. Das heißt, sie haben einen gemeinsamen Vorfahren und sind enger miteinander verwandt als mit anderen Entenarten. Vorschläge, wie der von Livezey, die Rosenkopfente in die Gattung Netta zu stellen, wurden von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt, da die Spezies zahlreiche Merkmale aufweist, die sie von anderen Entenarten unterscheiden.

Im Jahr 2017 zeigte der schwedische Paläontologe Per G. P. Ericson in einer Studie, dass die Rosenkopfente zur Tauchenten-Radiation gehört, die auch die Gattungen Aythya und Netta umfasst. Sie ist damit das Schwestertaxon aller heutigen Tauchenten und gehört zu einer Linie, die sich vor mehr als 2,8 Millionen Jahren von den anderen abzweigte.

Weit verbreitet und trotzdem selten

Die Rosenkopfente galt schon immer als selten. Der indische Ornithologe Sálim Ali schrieb dazu:

„Seit sie 1790 erstmals beschrieben wurde, wurde die Art zu keiner Zeit als häufig irgendwo verzeichnet. Tatsächlich wurde sie immer als so selten angesehen, dass selbst Jäger, die selten darauf achten, was sie erlegen, und für die der Wert einer Ente nur im Geschmack liegt, auf sie aufmerksam wurden.“

The Pink-headed Duck Rhodonessa caryophyllacea (Latham), Wildfowl Trust Annual Report 11, 1960, S. 55-60, S. Ali.

Auch der britische Paläontologe Julian P. Hume betonte 2018 in einem Artikel über das Aussterben der Rosenkopfente, dass die Art früher in Südasien zwar weit verbreitet war, aber nie wirklich häufig vorkam. Ein Großteil der Aufzeichnungen stammen aus Indien, insbesondere aus dem Nordosten des Landes, sowie fünf Berichte aus Myanmar und wenige aus Bhutan, Nepal und Bangladesch. Die Vögel wurden meist allein oder paarweise gesichtet, nur sehr selten in Gruppen.

Rosenkopfente Verbreitung Karte
Verteilung der Sichtungen der Rosenkopfente im Süden Asiens. (© Shyamal, Public domain, via Wikimedia Commons)

Alle Sichtungen erfolgten in feuchten Tieflandgebieten, insbesondere an Süßwasserbecken, Teichen und Wasserläufen, die von hoher Wasservegetation umgeben waren, oder an Sümpfen mit dichtem Schilf. An fließenden Gewässern wurde die Rosenkopfente hingegen nicht beobachtet.

In der 2017 veröffentlichten Studie konnte Ericson anhand genetischer Analysen nachweisen, dass die Rosenkopfente nicht nur in der modernen Zeit selten war, sondern wahrscheinlich schon seit bis zu 100.000 Jahren. Der Untersuchung zufolge schwankte die effektive Populationsgröße während der letzten 150.000 Jahre des Pleistozäns zwischen 15.000 und 25.000 Individuen.

Die Gründe für die Seltenheit der Entenart sind weitgehend unbekannt, da man wenig über ihre Lebensweise und Biologie weiß. Möglicherweise hängt die geringe Populationsgröße mit Faktoren wie der Nahrungssuche oder der Fortpflanzung zusammen. Wissenschaftler sind sich einig, dass die Seltenheit als echt angesehen werden kann und nicht auf unzureichende Feldarbeit zurückzuführen ist.

Warum ist die Rosenkopfente ausgestorben?

Der genaue Zeitpunkt des Aussterbens der Rosenkopfente ist nicht bekannt. Hierzu gibt es die unterschiedlichsten Angaben, aber die meisten Experten sind sich einig, dass es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschah.

Rosenkopfente im  Muséum national d'histoire naturelle in Paris

Wahrscheinlich ernährte sich die Rosenkopfente von Wasserpflanzen, Muscheln und Krebstieren. Wie die Arten der Gattung Netta suchten sie typischerweise kopfüber oder gründelnd nach Nahrung und tauchten nicht wie eine Tauchente. (© Doreen Fräßdorf, fotografiert im Muséum national d’histoire naturelle in Paris, Frankreich, 2024)

David Day berichtet im The Doomsday Book of Animals (1981), dass die Rosenkopfente in den 1880er-Jahren noch relativ häufig war und nur in geringer Anzahl geschossen wurde. In den 1890er-Jahren fand man etwa ein halbes Dutzend dieser Vögel auf dem Wintermarkt in Kalkutta. Sie wurden meist lebendig verkauft, da ihr Wert vor allem in ihrer Rolle als Ziervogel lag. Zwar wurden sie von einigen, wie dem britischen Zoologen Thomas C. Jerdon in The Birds of India (1864) als wohlschmeckend beschrieben, doch die meisten, darunter auch Sálim Ali, hielten sie für wenig schmackhaft.

Die Preisentwicklung auf den Märkten in Kalkutta deutet auf eine zunehmende Seltenheit hin: Während eine Ente in den 1890er-Jahren noch 15 Rupien kostete, lag der Preis 1915 bereits bei 100 Rupien. Zu Beginn der 1920er-Jahre war die Rosenkopfente fast verschwunden. John A. S. Bucknill, ein britischer Richter und Vogelkundler, schrieb 1924 in The Disappearance of the Pink-headed Duck, dass Wildgeflügeljäger in Bihar und Orissa, die regelmäßig an Entenjagden in Bengalen teilnahmen, keine Rosenkopfente mehr zu Gesicht bekamen.

Bucknill erwähnte auch, dass die Rosenkopfente, die keine saisonalen Wanderungen unternahm und auf Indien beschränkt war, das ganze Jahr über gejagt wurde. Seit den 1870er-Jahren wurden zudem viele Feuchtgebiete in Ackerland umgewandelt, was den Lebensraum der Ente weiter einschränkte. Ein weiterer schwerwiegender Nachteil war die Herbstmauser, während der die Vögel ihre Flugfähigkeit verloren und somit noch anfälliger für Gefahren wurden.

Stuart Baker vermutete in Indian Ducks and their Allies (1908), dass die Rosenkopfente bis Mitte des 20. Jahrhunderts überhaupt nur überleben konnte, weil sie in schwer zugänglichen, von Tigern bewohnten Ebenen Nordindiens lebte. Diese Gebiete waren zusätzlich von tiefen, krokodilverseuchten Flüssen durchzogen und nur dünn besiedelt. Die zunehmende Besiedlung während der Kolonialzeit führte schließlich zur Zerstörung des natürlichen Lebensraums der Ente, da das Land gerodet und entwässert wurde, um es für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Auch die Einführung der invasiven Wasserhyazinthe (Pontederia crassipes) veränderte die Feuchtgebiete zu ihrem Nachteil.

rosenkopfenten in liverpool
Rosenkopfenten-Bälge im World Museum in Liverpool, England. (© Vertebrate Zoology Curator, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)

Neben der Lebensraumzerstörung war die historische Jagd eine weitere Ursache für das Verschwinden der Rosenkopfente. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Jagdniveau in Indien noch hoch war, wurde die Art, wie von Bucknill erwähnt, ganzjährig bejagt. In dieser Zeit sanken die Populationszahlen mehrerer Wasservogelarten in Süd- und Südostasien aufgrund von menschlichen Störungen, Jagddruck und des Sammelns von Eiern.

Rosenkopfenten waren bei Jägern und später als Ziervögel wegen ihrer ungewöhnlichen Färbung sehr begehrt. Sie wurden in Volieren von Ornithologen wie Jean T. Delacour in Clères, Frankreich, und Alfred Ezra in Foxwarren Park, England, gehalten. Auch in Zoos und Wildparks gab es Rosenkopfenten, allerdings pflanzten sich die Vögel in Zuchtprogrammen nie fort.

Andere Entenarten, wie die vom Aussterben bedrohte Malaienente (Cairinia scutulata), existieren noch heute in Teilen Süd- und Südostasiens. Dies deutet darauf hin, dass die Bejagung nicht den alleinigen Grund für den Rückgang der Rosenkopfente darstellt. Insgesamt wird der Verlust von Lebensraum als Hauptursache für das Aussterben der Art angesehen. Die Jagd und der Lebenszyklus der Art (zeitweise Flugunfähigkeit) haben diesen Prozess zusätzlich beschleunigt.

Unbestätigte Sichtungen und Suchaktionen

Die letzte bestätigte Sichtung der Rosenkopfente in der Wildnis fand 1949 in Indien statt, und bis etwa zur gleichen Zeit überlebte die Art wahrscheinlich in menschlicher Obhut. In Indien bestehen gesetzliche Schutzmaßnahmen, die den Fang, die Tötung und das Sammeln von Eiern der Rosenkopfente verbieten, erst seit 1956 – möglicherweise zu spät, um das Aussterben der Art zu verhindern.

Rosenkopfente oder Nelkenente
Der Hals und Körper der Rosenkopf- oder Nelkenente ist verhältnismäßig lang. Sie tragen kein Brutkleid, sondern ganzjährig braunes Gefieder. (© Huub Veldhuijzen van Zanten/Naturalis Biodiversity Center, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Zwischen 1950 und 1960 intensivierte die Bombay Natural History Society ihre Bemühungen, Hinweise auf die Existenz der Rosenkopfente zu finden. Dieter Luther berichtet in Die ausgestorbenen Vögel der Welt (1986), dass ein Flugblatt mit einer farbigen Abbildung der Rosenkopfente und der Kolbenente (um Verwechslungen zu vermeiden) im Verbreitungsgebiet verteilt wurde. Diese Suchaktion brachte jedoch keine Meldungen, und unter den Zehntausenden Wildenten, die jedes Jahr im Winter im Verbreitungsgebiet geschossen wurden, befand sich kein Exemplar der Rosenkopfente.

Es gab eine Menge unbestätigter Sichtungen, die bis in die frühen 1960er-Jahre hineinreichen. Auch 1988 meldeten Vogelbeobachter eine Sichtung der Art an den Ufern des Brahmaputra-Flusses. Aus dem kaum erschlossenen Norden Myanmars gibt es seit Jahrzehnten unbestätigte Berichte über Sichtungen der Rosenkopfente, was Hoffnung weckt und zu weiteren Suchaktionen anspornt.

Thi Ngoc Ha Nguyen führte in seinem Bericht Pink-headed Duck survey in the Hukaung Valley (2003) zahlreiche Gründe an, die vermuten lassen, dass die Rosenkopfente im Kachin-Staat im Norden Myanmars noch existieren könnte. Eine gründliche Untersuchung des Gebiets am Fluss Nat Kaung im Jahr 2005 konnte die Art jedoch nicht aufspüren. Stattdessen stießen die Wissenschaftler auf Indien-Fleckschnabelenten (Anas poecilorhyncha) und Kolbenenten, mit denen die Rosenkopfente häufig verwechselt wird. Es gibt dennoch Hoffnung, da einige glauben, die Rosenkopfente könnte möglicherweise nachtaktiv und daher nicht gesichtet worden sein.

Viele gemeldete Sichtungen in Nordost-Indien oder im Norden Myanmars gehen auf Verwechslungen mit der Kolbenente zurück. Männliche Kolbenenten haben einen auffälligen orangefarbenen Kopf, während die Rosenkopfente einen rosa getönten Kopf hat. Ein ähnlicher Körperbau begünstigt Verwechslungen, vor allem bei schwimmenden Vögeln. Weibliche und junge Rosenkopfenten sind blasser und ähneln den dunklen Kolbenentenweibchen, die ebenfalls einen rosa getönten Kopf haben können. Weibliche Rosenkopfenten können im Flug oder aus der Ferne betrachtet außerdem Ähnlichkeit mit der Indien-Fleckschnabelente haben.

Lebt die Rosenkopfente noch?

Auf der Suche nach der Rosenkopfente: Indawgyi-See und -Feuchtgebiet
Berichte und Sichtungen der Rosenkopfente am Indawgyi-See und in den umliegenden Feuchtgebieten veranlassten Wissenschaftler, dort nach der verschollenen Entenart zu suchen. (© Ericwinny, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Die Weltnaturschutzunion IUCN listet die Rosenkopfente als „vom Aussterben bedroht“, da die Art seit 1949 nicht mehr eindeutig in der Wildnis nachgewiesen werden konnte. Glaubwürdige Berichte aus dem Norden Myanmars in den letzten Jahren deuten jedoch darauf hin, dass weitere Untersuchungen abgelegener Feuchtgebiete erforderlich sind, um festzustellen, ob die Entenart tatsächlich ausgestorben ist. Die IUCN schätzt, dass die Population, falls sie noch existiert, weniger als 50 Individuen umfasst.

Im Jahr 2007 wurden Untersuchungen im Sompeta-Feuchtgebiet im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh veröffentlicht. Hier wurde die Rosenkopfente einst, wenn auch in geringer Zahl, als Jagdvogel erwähnt. Die Forscher identifizierten potenziell geeignete Lebensräume für die Art, fanden jedoch keine Individuen. Sie wiesen darauf hin, dass das Kerngebiet des Feuchtgebiets Pedda Beela das ganze Jahr über überflutet ist und eine dichte Vegetation aufweist, sodass umfangreiche Anstrengungen notwendig wären, um die Präsenz der Rosenkopfente festzustellen.

Im Rahmen der Initiative Search for Lost Species machten sich Richard Thorns, John Hodges, Pilar Bueno und Errol Fuller 2017 auf, die seit 1949 verschollene Rosenkopfente am Indawgyi im Kachin-Staat, dem größten natürlichen See Myanmars, und seiner Umgebung im zu suchen. Das Team glaubt, dass der Norden Myanmars der wahrscheinlichste Ort ist, an dem der Vogel noch existieren könnte. Thorns, der sein Leben seit mehr als 20 Jahren der Suche nach der Rosenkopfente widmet und bereits neun Mal nach Myanmar reiste, sagt:

„Es gibt keinen wirklichen Grund, warum die Rosenkopfente in Myanmar ausgestorben sein sollte. Historisch wurde sie dort verzeichnet, es gibt reichlich Nahrung, Myanmar hat nicht die gleichen Umwelt- und menschlichen Einflüsse wie Indien und Myanmar war jahrzehntelang isoliert. Aber die moderne Geschichte zeigt, dass sie nicht gesehen wird, also müssen wir uns fragen: Was passiert, das verhindert, dass sie gesehen wird?“

Researchers to Explore Swampy Wetland in the First Search for Lost Species Expedition, Re:wild, 2017. URL: https://www.rewild.org/press/search-for-the-lost-pink-headed-duck-gets-underway-in-myanmar

Die Suchexpedition am Indawgyi-See brachte ernüchternde Ergebnisse. Während der gesamten Reise gab es eine auffällige Abwesenheit von Vogelarten, insbesondere Enten, sowohl im See als auch im Flusssystem. Der Verlust an Biodiversität lässt sich durch die Zerstörung des Lebensraums rund um den See erklären. Berichte von lokalen Fischern und Jägern deuten darauf hin, dass die Rosenkopfente möglicherweise noch bis vor kurzem, vielleicht sogar bis 2010, dort gelebt haben könnte, obwohl die letzte bestätigte Sichtung aus dieser Region von 1910 stammt. Ein Einheimischer berichtete, dass er 1998 eine Rosenkopfente in einer Gruppe anderer Enten gesehen habe. Ein weiterer Anwohner erinnerte sich, dass Rosenkopfenten etwa bis 2014 regelmäßig in der Gegend waren, als der Lebensraum um den See noch intakt war.

Es besteht Hoffnung

Viele der Expeditionen in den vergangenen Jahren basierten auf anekdotischen Berichten und unbestätigten Sichtungen, die darauf hindeuten, dass die Rosenkopfente möglicherweise noch existiert. Die Berichte und Sichtungen lassen die Möglichkeit offen, dass die Art in Myanmar in weitgehend unzugänglichen Regionen, wie den Elefantengraslandschaften, Sümpfen und Überschwemmungsgebieten, überlebt haben könnte.

Painting of Rhodonessa caryophyllacea by Bhawani Das
Zwischen 1778 und 1782 entstandenes Gemälde der Rosenkopfente von Musavir Bhawani Das nach einem lebenden Exemplar. Das Original befindet sich im Liverpool Museum. (© Musavir Bhawani Das, Public domain, via Wikimedia Commons)

Wie aus einem Re:wild-Bericht von 2024 hervorgeht, hat Richard Thorns bei seiner unermüdlichen Suche nach der Rosenkopfente strategische und methodische Wege gefunden, mit Hilfe lokaler und internationaler Partner zu arbeiten. Ihre Strategien umfassen das Interviewen lokaler Bauern und Jäger mit illustrierten Karten, das Durchsuchen überschwemmter Feuchtgebiete mit Booten und Elefanten und bei der neuesten Expedition kamen auch zehn Kameras auf schwimmenden Plattformen zum Einsatz – eine Technik, die noch nie zuvor ausprobiert wurde.

Nachdem Thorns und sein Team herausgefunden hatten, dass ein wichtiger Lebensraum, in dem potenziell Rosenkopfenten vorkommen könnten, durch regionalen Goldabbau zerstört wurde, entwickelten sie neue Ideen für alternative Lebensräume, die sie untersuchen könnten. Auch Hypothesen zu Flugrouten und Wanderungsverhalten der Rosenkopfente hat Thorns untersucht. So könnte die Art den Regenzeiten folgend in der Regenzeit ins Hukaung-Tal fliegen und dann in der Trockenzeit in den Süden wandern.

Die nächste Expedition führt das Team (leider ohne Thorns aufgrund neuester Reisebeschränkungen für Ausländer) hinauf in den Nordwesten Myanmars in das Tiger-Reservat im Hukaung-Tal. Dort befinden sich unberührte Feuchtgebiete, die oberhalb jeglicher Bergbaugebiete liegen.

Thorns und sein Team geben die Hoffnung nicht auf und werden weiter nach der Rosenkopfente suchen. Die Wiederentdeckung anderer Entenvögel wie der ausgestorben geglaubten Madagaskar-Moorente (Aythya innotata) im Jahr 2006 im Norden Madagaskars ist ein Beweis dafür, dass durchaus die Möglichkeit besteht, auch die Rosenkopfente eines Tages wiederzufinden.

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