koau
Ein Ausschnitt aus dem Gemälde Le Sorcier d’Hiva Oa ou le Marquisien à la cape rouge (1902) von Paul Gauguin, das vermutlich einen Hund zeigt, der einen Koau tötet. Paul Gauguin, Public domain, via Wikimedia Commons)

Koau

Gauguin malte 1902 der Wissenschaft unbekannten Vogel

Der Koau – ein Vogel, auf den Wissenschaftler erst sehr spät aufmerksam geworden sind. Die einzig bekannte, zeitgenössische Darstellung des Vogels stammt vom berühmten französischen Maler Paul Gauguin. Gauguin verbrachte seine letzten Jahre auf der zur Südgruppe der Marquesas gehörenden polynesischen Insel Hiva Oa. Er malte 1902, ein Jahr vor seinem Tod, das Gemälde Le Sorcier d’Hiva Oa ou le Marquisien à la cape rouge. Darauf zu sehen ist in der rechten unteren Ecke ein Hund, der einen blau-grünen Vogel mit rotem Schnabel und roten Füßen zu attackieren scheint.

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Ein Foto der bis 1948 ausgestorben geglaubten Südinsel-Takahe (Porphyrio hochstetteri). Einheimische von Hiva Oa bestätigen große Ähnlichkeit mit dem Koau. (© Porphyrio_hochstetteri_-Tiritiri_Matangi_Island-8b.jpg: Ashleigh Thompsonderivative work: Snowmanradio, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Zudem schreibt der norwegische Forschungsreisende Thor Heyerdahl in seinem 1974 veröffentlichten Buch Fatu-Hiva. Zurück zur Natur, dass er 1937 einen Vogel auf Hiva Oa gesehen habe, der etwa so groß wie ein Huhn und flugunfähig war. Der Vogel bewegte sich schnell zwischen Farne umher. Heyerdahl vergleicht es mit der Bewegung eines Kaninchens in seinem Bau. Aufgrund dieser Beobachtung gehen einige Experten heute davon aus, dass der Koau bis 1937 überlebt haben könnte.

Das Aussehen des Vogels auf dem Bild von Gauguin stimmt außerdem mit Beschreibungen der Einheimischen von Hiva Oa eines auf der Insel lebenden Vogels überein, den sie als Koau bezeichnen.

Aufgrund der vagen Berichte über die Vogelart, die der Wissenschaft bis dato unbekannt war, und des Gemäldes von Gauguin zeigte man den Einwohnern von Hiva Oa 1957 Bilder der ähnlichen Südinsel-Takahe. Diese auf der Südinsel Neuseelands heimische Vogelart galt eigentlich seit 1894 als ausgestorben und wurde 1948 wiederentdeckt. Die Inselbewohner gaben beim Betrachten der Bilder tatsächlich an, auf Hiva Oa lebe ein ähnlicher Vogel, allerdings sei dieser extrem selten geworden.

Koau – Steckbrief
wissenschaftlicher NamePorphyrio paepae
englische NamenMarquesan Swamphen, Marquesas Swamphen, Marquesas Island Gallinule
ursprüngliches VerbreitungsgebietHiva Oa, Tahuata (Pazifischer Ozean)
Zeitpunkt des Aussterbensum 1937
Ursachen für das AussterbenÜberjagung, auf Inseln eingeschleppte Tiere

1987: Existenz des Koau anhand von Knochenfunden belegbar

Doch es gibt auch „richtige“ Beweise für die Existenz des Koau. Denn der Vogelkundler David W. Steadman entdeckte 1986 und 1987 insgesamt 19 Knochen einer neuen, kleinen Rallen-Art auf Hiva Oa und der drei Kilometer entfernten Insel Tahuata. Die subfossilen Überreste lassen sich auf die Zeit zwischen 1100 und 1200 nach Christus datieren. Steadmans wissenschaftliche Erstbeschreibung des Vogels unter dem Titel A new Species of Porphyrio from Archaeological Sites in the Marquesas Islands erschien 1988 in den Proceedings of The Biological Society of Washington.

Was die Flugfähigkeit des Koau angeht, so sind sich Wissenschaftler uneinig. Der Ornithologe Julian P. Hume vermutet in Extinct Birds (2012), dass seine Flugfähigkeit eingeschränkt war, er also in der Lage war, zu fliegen, wenn auch nicht gut. Steadman selbst schreibt 1888 und mit Jeremy J. Kirchman in New Species of Rails from Archaeological Site on Huahine, Society Islands (2006) hingegen, dass die Art vermutlich flugunfähig war.

Der Koau – Lebt er sogar noch?

Auch die Weltnaturschutzorganisation IUCN geht davon aus, dass der Koau bis 1937 überlebt hat und kurz danach ausgestorben ist. Als Gründe für das Aussterben kommen Überjagung sowie auf die Inseln Hiva Oa und Tahuata eingeschleppte Ratten und Katzen infrage. Betrachtet man das Gemälde von Gauguin, gehörten Hunde sicherlich auch zu den Feinden des Koau.

Vielleicht ist der Koau auch ein Fall für die Kryptozoologie, denn einige Wissenschaftler halten es für möglich, dass der Koau bis heute überlebt haben könnte. Diese Möglichkeit in Betracht ziehen zum Beispiel Michel Raynal und Michel Dethier 1990 in Lézards géants des Maoris et oiseau énigmatique des Marquisien sowie Steadman in Extinction & Biogeography of Tropical Pacific Birds (2006).

Für diese Annahme könnte sprechen, dass bei der Befragung 1957 die Einwohner von Hiva Oa angaben, der Koau sei sehr selten geworden, nicht aber, dass es ihn nicht mehr gibt. Zudem sind nicht einmal 100 Jahre seit der letzten Sichtung durch Heyerdahl vergangen. Verglichen mit dem Alter der gefundenen Knochen ist das wenig.

Der Koau gehört zur Gattung der Purpurhühner (Porphyrio), von denen bis auf die Südinsel-Takahe alle Inselarten heute ausgestorben sind. Dazu gehören neben dem Koau: die Nordinsel-Takahe, das Lord-Howe-Purpurhuhn, das Neukaledonische Purpurhuhn, das Réunion-Purpurhuhn und Porphyrio mcnabi.

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