Die Fagilde-Falltürspinne (Nemesia berlandi), die seit ihrer Entdeckung vor 92 Jahren nicht mehr dokumentiert wurde, ist nun von Wissenschaftlern im Norden Portugals wiederentdeckt worden. Dies geht aus einem Bericht der gemeinnützigen Naturschutzorganisation Re:wild hervor.
Nach ihrer Erstbeschreibung im Jahr 1931 gab es keine weiteren Sichtungen von N. berlandi. Damals entdeckten Entomologen zwei Weibchen kurz außerhalb des kleinen nordportugiesischen Dorfes Fagilde. Die beiden gefundenen Tiere wiesen eine dunkelbraune Färbung auf und waren gerade einmal 2,2 Zentimeter lang.
Leicht zu übersehene Räuber
Fagildes Falltürspinne gehört zur Familie der Braunen Falltürspinnen (Nemesiidae), deren Mitglieder Wohnröhren in den Boden graben und diese mit Spinnenseide auskleiden, um ihre arglose Beute zu fangen. Obwohl bisher keine ausgewachsenen männlichen Falltürspinnen dieser Art beobachtet wurden, glauben Wissenschaftler, dass sie sich ähnlich wie Männchen eng verwandter Spezies verhalten. Das bedeutet, dass sie einen rhythmischen Tanz an der Falltür eines Weibchens aufführen, um es als Partner zu gewinnen.
„Es ist leicht, sie zu übersehen, da sie sehr kryptisch sind. Ihre Falltür gleicht dem Hintergrund in der Umgebung, wie einem Blatt oder Moos“, sagt Sérgio Henriques, der Koordinator für den Schutz von Wirbellosen am Global Center for Species Survival im Indianapolis Zoo und Vorsitzender der IUCN SSC Spider and Scorpion Specialist Group.
Fagildes Falltürspinne: Identität anhand von DNA bestätigt
Im Jahr 2011 entdeckten Henriques und sein Forscherteam eine Vielzahl horizontaler Höhlen in der Umgebung von Fagilde. Diese Beobachtung legte nahe, dass N. berlandi möglicherweise die einzige Spinne in ihrer Familie ist, die ihre Baue nicht vertikal anlegt. Nach zwei Jahren intensiver Forschung gelang es den Wissenschaftlern schließlich, diese seltene Falltürspinnenart aufzuspüren. Dabei stießen sie auf eine eindeutige horizontale Höhle, in der sie eine dunkelbraune weibliche Spinne mit ihren Jungen vorfanden. Das Weibchen entsprach der ursprünglichen Beschreibung von Fagildes Falltürspinne aus dem Jahr 1931.
Um die Identität der gefundenen Exemplare als Fagildes Falltürspinne zu bestätigen, analysierte das Team Proben ihrer DNA. Dabei stellten sie schnell fest, dass sich diese Spezies von jeder anderen bekannten Falltürspinnenart unterscheidet.
Henriques und seine Kollegen erhoffen sich, dass die Wiederentdeckung Anreize für verstärkte Naturschutzmaßnahmen zugunsten der Spinne schaffen wird. Diese lebt in einer Region Portugals, die zunehmend von Waldbränden und Überschwemmungen bedroht ist.
Die erneute Entdeckung der Fagildes Falltürspinne stellt einen bedeutenden Erfolg dar und könnte die Bemühungen im Rahmen der weltweiten Suche nach verloren geglaubten Arten stärken, die seit 2017 von Re:wild in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern durchgeführt wird (Re:wilds Top 25 Most Wanted Lost Species). Neben der Fagildes Falltürspinne wurden in letzter Zeit auch andere Arten wie der De Wintons Goldmull, der Attenborough-Langschnabeligel, die Pernambuco-Stechpalme und die Wallace-Riesenbiene wiedergefunden.
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