IUCN-Update Rote Liste: Grüne Meeresschildkröte gefährdet
Grüne Meeresschildkröten gelten mit dem IUCN-Update der Roten Liste als teils stark gefährdet. Ausgewachsene Tiere ernähren sich vorrangig von Seegraswiesen im Meer, allerdings hat der Klimawandel negative Auswirkungen auf ihre primäre Nahrungsquelle. P.Lindgren, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

IUCN-Update: Neue Rote Liste zeigt wachsende Bedrohung für Arten durch Klimawandel

Am 11. Dezember 2023 veröffentlichte die Weltnaturschutzunion IUCN ihre neueste Version der Roten Liste der bedrohten Arten auf der Weltklimakonferenz in Dubai. Dabei wird deutlich, dass der Klimawandel eine wachsende Anzahl von Arten bedroht; unter anderem Atlantischen Lachse und Grüne Meeresschildkröten sind betroffen. Die Aktualisierung umfasst auch die erste weltweite Bewertung von Süßwasserfischen und hebt die Auswirkungen illegalen Holzeinschlags und Handels mit Mahagoni hervor. Obwohl erfolgreiche Schutzmaßnahmen zwei Antilopenarten vor dem Aussterben bewahrt haben, könnten sich ändernde klimatische Bedingungen negativ auf ihre Zukunft auswirken.

Süßwasserfische: 25% der Arten vom Aussterben bedroht

Die Bewertung der weltweiten Süßwasserfische zeigt, dass 25 Prozent der fast 15.000 untersuchten Arten vom Aussterben bedroht sind. Mindestens 17 Prozent der Arten gelten als durch den Klimawandel gefährdet, etwa durch Wassermangel in Flüssen, den steigenden Meeresspiegel, was zum Eindringen von Salzwasser in Flussmündungen führt, und sich verschiebende Jahreszeiten.

Etwa 57 Prozent der Süßwasserfische seien durch Umweltverschmutzung gefährdet, 45 Prozent durch den Bau von Staudämmen und Wasserentnahme, 25 Prozent durch Überfischung und 33 Prozent durch invasive Arten und Krankheiten.

Atlantischer Lachs: Weltweiter Populationsrückgang um 23%

Rote Liste Update der IUCN: Atlantischer Lachs potenziell gefährdet
Mit dem IUCN-Update der Roten Liste hat sich der Status der Atlantischen Lachse aufgrund eines weltweiten Populationsrückgangs verschlechtert. (© Hans-Petter Fjeld, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons)

Der Status des Atlantischen Lachses (Salmo salar) hat sich in der neuen Roten Liste von nicht gefährdet in potenziell gefährdet geändert. Aktuelle Daten zeigen einen weltweiten Populationsrückgang um 23 Prozent zwischen 2006 und 2020. Heutzutage sind Atlantische Lachse nur noch auf einen kleinen Teil der Flüsse beschränkt, die sie vor einem Jahrhundert in Nord- und Mitteleuropa sowie Nordamerika bewohnten. Dies resultiert aus zahlreichen Bedrohungen während ihrer Wanderungen zwischen Süßwasser- und Meereshabitaten, da Lachse in Flüssen geboren werden und dann ins Meer wandern.

Der Klimawandel wirke sich auf die Lebensphasen des Atlantischen Lachses aus. So beeinflusse er die Entwicklung junger Lachse, da die verfügbare Beute für die Jungtiere abnimmt. Zusätzlich ermögliche der Klimawandel invasiven, für Lachse gefährlichen Arten, ihren Lebensraum auszudehnen. Staudämme und andere Barrieren beeinträchtigen den Zugang zu Laich- und Nahrungsgründen an Flussoberläufen.

Weiterhin würden Wasserverschmutzung und Sedimentation, hauptsächlich durch Holzeinschlag und Landwirtschaft verursacht, zu einer höheren Sterblichkeit junger Lachse führen. Die Paarung mit entkommenen gezüchteten Lachsen bedrohe zudem viele Wildpopulationen und könnte ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel schwächen. Die Mortalität aufgrund von Lachsläusen (Lepeophtheirus salmonis) aus Lachsfarmen sei ebenfalls besorgniserregend. Eine signifikante Bedrohung stelle außerdem der aus dem Pazifik stammende Buckellachs (Oncorhynchus gorbuscha) dar, der sich schnell in Nordeuropa ausbreitet.

IUCN-Update: Grüne Meeresschildkröten gefährdet durch Klimawandel

Auch Grüne Meeresschildkröten (Chelonia mydas) im Zentral- und Ost-Pazifik gelten laut der jüngsten Roten Liste als gefährdet bzw. stark gefährdet. Der Klimawandel stelle eine zunehmende Bedrohung für Grüne Meeresschildkröten während ihres gesamten Lebenszyklus dar. Hohe Temperaturen führen zu einer geringeren Schlupferfolgsrate, steigende Meeresspiegel bedrohen Nester und gefährden Jungtiere durch Ertrinken. Zusätzlich sind die Seegraswiesen, von denen Grüne Meeresschildkröten sich ernähren, anfällig für die Erwärmung des Ozeans und Veränderungen in den Strömungen aufgrund extremen Wetters.

Ein weiterer Hauptgrund für das Verschwinden von Grünen Meeresschildkröten sei, dass sie ungewollt als Beifang enden. Auch das Fangen der Schildkröten und ihrer Eier für den eigenen Verzehr oder den Verkauf auf Märkten trage der IUCN zufolge zu sinkenden Bestandszahlen bei.

Erfolge im Artenschutz für Säbel- und Saiga-Antilope

IUCN-Update Rote Liste: Saiga-Antilope potenziell gefährdet
Saiga-Antilopen, die vor allem in Kasachstan vorkommen, gelten mit der aktualisierten Roten Liste nur noch als potenziell gefährdet. (© Andrey Giljov, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen änderte sich der Status der Säbelantilope (Oryx dammah) in der Roten Liste von in der Wildnis ausgestorben zu stark gefährdet. Einst in der Sahel-Region Afrikas weit verbreitet, verschwand diese Antilope bis Ende der 1990er-Jahre aus der freien Wildbahn. Intensive Wilderei mit modernen Schusswaffen und Fahrzeugen sowie extreme wiederkehrende Dürreperioden führten im Laufe des 20. Jahrhunderts zu ihrem Verschwinden.

Durch ein langfristiges internationales Projekt ist die Säbelantilope nun wieder in freier Wildbahn etabliert, mit mindestens 140 ausgewachsenen Individuen, die sich frei in einem Reservat im Tschad bewegen. Bis 2021 wurden dort 331 Kälber geboren. Das Überleben der Art hänge nun vom fortgesetzten Schutz vor Wilderei ab. Der Klimawandel in der Sahelzone bleibe zudem eine potenzielle Bedrohung für die Zukunft der Säbelantilopen.

Der Rote-Liste-Status der Saiga-Antilope (Saiga tatarica) hat sich von vom Aussterben bedroht zu potenziell gefährdet verbessert. Die Population in Kasachstan, dem Heimatland von 98 Prozent aller Saiga-Antilopen, stieg zwischen 2015 und 2022 um 1.100 Prozent und erreichte im Mai 2022 1,3 Millionen Tiere. Das klingt nach viel, doch die Art ist anfällig für Krankheitsausbrüche, weshalb es in den Jahren 2010, 2011, 2015 und 2016 zu Massensterben kam. Die hohe Sterberate 2015 wurde durch ungewöhnlich hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit ausgelöst – Bedingungen, die mit dem Klimawandel im Zusammenhang stehen.

Zusammen mit der zunehmenden Anzahl von Haustieren, die das Risiko der Krankheitsübertragung erhöht, bleibe das Risiko zukünftiger Krankheitsausbrüche mit erheblicher Sterblichkeit hoch. Wilderei aufgrund von Hörnern und Fleisch würden, so die IUCN, ebenfalls zu erheblichen Rückgängen bei den Saiga-Antilopen führen. Die verbesserte Situation sei das Ergebnis umfangreicher Maßnahmen gegen Wilderei, einschließlich Bildungsprogrammen, Schulungen von Zoll- und Grenzbeamten sowie Maßnahmen gegen den illegalen Verkauf in Verbraucherländern. Die derzeitige Situation hänge vollständig von der fortgesetzten Durchsetzung von Maßnahmen gegen Wilderei und Handelskontrollen ab.

Amerikanisches Mahagoni: Bestand um 60% gesunken

Das IUCN-Update der Roten Liste hat nicht nur Auswirkungen auf den Status von Tierarten, sondern auch Pflanzenarten sind betroffen. So verschlechterte sich der Status vom Amerikanischen Mahagoni (Swietenia macrophylla) von gefährdet zu stark gefährdet. Neue Informationen zeigen der IUCN zufolge, dass die Bestände in Mittel- und Südamerika in den letzten 180 Jahren aufgrund nicht nachhaltiger Ernte des Holzes sowie der landwirtschaftlichen und städtischen Erschließung tropischer Wälder, in denen es wächst, um mindestens 60 Prozent gesunken sind.

Mahagoni bleibt aufgrund seiner Verwendung für hochwertige Möbel und Musikinstrumente weiterhin in den USA, Westeuropa und China begehrt. Trotz nationaler und internationaler Gesetzgebung und gemeinsamer Anstrengungen aller Anbauländer setze sich der illegale Holzeinschlag und Handel aufgrund hoher Nachfrage fort. Es bestehe daher dringender Bedarf an Schutzgebieten und Ressourcen zur Bekämpfung des illegalen Holzhandels. Modelle würden zudem zeigen, dass der Klimawandel zur Folge haben könnte, dass einige seiner derzeitigen Lebensräume zukünftig für den Mahagoni ungeeignet werden.

Bei der IUCN handelt es sich um einen Dachverband von staatlichen und nichtstaatlichen Naturschutzorganisationen. Die Rote Liste existiert seit 1964. Sie umfasst aktuell rund 160.000 Tier- und Pflanzenarten, von denen 44.000 als bedroht gelten.

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