Neue Käferart: Semanopterus kingstoni
Die neu entdeckte Blatthornkäferart Semanopterus kingstoni wurde nach dem Entomologen Tim Kingston benannt, der das einzig bekannte Exemplar 1979 gesammelt hatte. (© Reid, Chris & TEES, NATALIE. (2023). A new, but possibly extinct, species of Semanopterus Hope, 1847 from Lord Howe Island, in the southwestern Pacific Ocean (Coleoptera: Scarabaeidae: Dynastinae). Zootaxa. 5306. 563-570. 10.11646/zootaxa.5306.5.4.)

Neue Käferart mit einzigartigem Merkmal auf Insel entdeckt

Australische Forscher haben kürzlich in der Insektensammlung des Australian Museum in Sydney eine bisher unbekannte Art von Blatthornkäfer (Scarabaeidae) entdeckt. Das betreffende Individuum, ein weibliches Exemplar, wurde am 30. Januar 1979 auf der nur 14 Quadratkilometer großen Insel Lord Howe im Südwestpazifik gesammelt. Die Art war ausschließlich im regenreichen Nebelwald auf dem Gipfel des Mount Gower in einer Höhe von 700 bis 875 Metern endemisch. Die neuentdeckte Spezies, Semanopterus kingstoni, stellt die sechste Art dieser Gattung dar, die von der Lord-Howe-Insel bekannt ist.

Flugunfähiger Käfer stützt Darwins Insel-Theorie zum Verlust der Flugfähigkeit Insekten

Lord Howe Insel Karte
Die Lord-Howe-Insel liegt 600 Kilometer östlich vom Festland Australiens. (© Furfur, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Das Besondere an Semanopterus kingstoni ist seine Flugunfähigkeit – eine Eigenschaft, die bei Riesenkäfern (Dynastinae), einer Unterfamilie der Blatthornkäfer, äußerst selten vorkommt. In der Erstbeschreibung, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Zootaxa, betont der Entomologe Chris Reid vom Australian Museum, dass diese neue Blatthornkäferart möglicherweise die einzige ozeanische und flugunfähige Art ist. Dies unterstützt Charles Darwins Theorie über den Verlust der Flugfähigkeit bei Insekten auf Inseln, ähnlich wie man es von Vögeln kennt, die sich aus flugfähigen Artgenossen entwickelt und im Laufe der Evolution das Fliegen verlernt haben.

Insbesondere auf ozeanischen Inseln haben sich viele flugunfähige Vogelarten entwickelt, da das Fliegen für sie mehr Nach- als Vorteile brachte. Vögel, die nicht fliegen konnten. Auf der Lord-Howe-Insel lebten einst zahlreiche flugunfähige Vogelarten, so etwa das Lord-Howe-Purpurhuhn, das zwischen 1790 und 1834 durch intensive Bejagung ausgerottet wurde.

Im Gegensatz zu Vögeln, bei denen der Verlust der Flugfähigkeit auf Inseln oft auf evolutionäre Anpassungen zurückzuführen ist, hat Darwin zufolge der Verlust der Flugfähigkeit bei Käfern andere Ursachen. Flugfähige Insekten auf Inseln laufen Gefahr, durch den Wind ins offene Meer getragen zu werden, weshalb Insekten, die am Boden bleiben, eher überleben.

Nur ein Exemplar bekannt: Neue Blatthornkäferart wahrscheinlich bereits ausgestorben

Die Flugunfähigkeit erwies sich erst als Nachteil, als Menschen die Inseln besiedelten. Die Entdeckung der Lord-Howe-Insel im Jahr 1788 markierte den Beginn menschlicher Präsenz, und ab den 1860er-Jahren gelangten Mäuse und später auch Ratten auf das Eiland, mit verheerenden Auswirkungen auf die einheimische Fauna. Trotz dieser Herausforderungen gilt die Insel immer noch als relativ ökologisch intakt.

Die Käfer auf Lord Howe werden seit den frühen 1850er-Jahren untersucht und beschrieben, wobei die geschätzte Anzahl von Arten 535 beträgt, von denen nur ein kleiner Prozentsatz durch menschliche Aktivitäten eingeführt wurde.In den letzten 50 Jahren haben Wissenschaftler die Lord-Howe-Insel intensiv auf Makroinvertebraten, einschließlich Käfer, untersucht. Für seine Studie verbrachte Reid neun Nächte damit, auf dem Gipfel und den unteren Hängen des Mount Gower nach Käfern zu suchen, fand jedoch keine Exemplare der flugunfähigen Blatthornkäferart S. kingstoni.

Da die Art seit 1979 nicht mehr nachgewiesen wurde und aufgrund ihrer Flugunfähigkeit geht die Studie davon aus, dass sie wahrscheinlich bereits ausgestorben ist. Dennoch bleibt ein Funken Hoffnung, die Spezies wiederzuentdecken, denn die Lord-Howe-Kakerlake, die seit den 1930er-Jahren als verschwunden galt, wurde im vergangenen Jahr auf der Insel wiedergefunden. Sollte sich jedoch herausstellen, dass S. kingstoni tatsächlich ausgestorben ist, könnten mögliche Ursachen die Zerstörung oder Fragmentierung seines Lebensraums sowie ein erhöhtes Risiko durch Fressfeinde wie bodenbewohnende Vögel oder kleine Säugetiere sein.

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