Der Türkiskehl-Höschenkolibri hatte einen geraden schwarzen Schnabel und erreichte eine Länge von zehn bis elf Zentimetern. J. Gould, Public domain, via Wikimedia Commons)

Türkiskehl-Höschenkolibri

Exakte Herkunft des Türkiskehl-Höschenkolibris unklar

Das Typusexemplar des Türkiskehl-Höschenkolibris stammt aus den Schluchten des Guayllabamba-Tals im Norden Ecuadors, wo es der französische Ornithologe Jules Bourcier 1850 entdeckte. Nur weitere fünf Exemplare, deren Herkunft ungewiss ist, wurden im 19. Jahrhundert gesammelt. Bis auf eine unbestätigte Sichtung 1976 im Los Chillos Valley in Ecuador gab es keine weiteren Lebenszeichen dieser Kolibriart.

Trotzdem niemand den Türkiskehl-Höschenkolibri seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sicher gesehen oder gesammelt hat, listet die IUCN die Art als „vom Aussterben bedroht (wahrscheinlich ausgestorben)“. Der Grund dafür ist, dass gezielte Suchen nach der Vogelart noch ausstehen, zumal nicht davon auszugehen ist, dass der Kolibri ausschließlich in Ecuador beheimatet war.

Zwei mit „Bogotá“ gekennzeichnete Bälge wurden nämlich im 19. Jahrhundert in Kolumbien gekauft. Zu dieser Zeit war es üblich, keine allzu detaillierten Angaben zur Herkunft von Bälgen zu machen. Das heißt, Bogotá muss nicht zwingend der Ort sein, an dem die Vögel auch gesammelt wurden. Wissenschaftler nehmen an, dass die Bälge aus Pasto im Süden der kolumbianischen Provinz Nariño stammen. Gezielte Suchen nach dem Türkiskehl-Höschenkolibri an unterschiedlichen Orten 1980 und zwischen 2004 und 2005 erwiesen sich als erfolglos.

Türkiskehl-Höschenkolibri – Steckbrief
alternative Bezeichnungen Türkisschneehöschen, Türkis-Schneehöschen
wissenschaftliche Namen Eriocnemis godini, Trochilus godini
englische Namen Turquoise-throated Puffleg, Godin’s Puffleg
ursprüngliches Verbreitungsgebiet Ecuador, (Kolumbien)
Zeitpunkt des Aussterbens unklar, frühestens 1850
Ursachen für das Aussterben unklar, vermutlich Lebensraumverlust

Anthropogene Veränderungen im Guayllabamba-Tal

Quito in Ecuador
Quito, die Hauptstadt Ecuadors, liegt im Guayllabamba-Tal am Fuße des Vulkans Pichincha. (© Rinaldo Wurglitsch, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Der Lebensraum, in dem der Türkiskehl-Höschenkolibri vermutet wird, und in dem Bourcier die Art zuerst entdeckte, ist heute fast vollständig zerstört. Das Guayllabamba-Tal umfasst das wichtigste Flusssystem der Provinz Pichincha in der ecuadorianischen Andenregion. Dort liegt auch Quito, die Hauptstadt von Ecuador. Das Guayllabamba-Tal erstreckt sich von Nord nach Süd über etwa 50 Kilometer und ist von Nord nach Ost rund vier Kilometer breit. Quito liegt am Fuße eines Vulkans mit zwei Gipfeln, von denen einer aktiv ist. Auf der Westseite des Tals befinden sich einige kleine Vulkane und Berge. 

Viele der Böden im Bereich der Stadt Quito wurden früher bewirtschaftet, was heute aufgrund der dichten Besiedlung kaum mehr möglich ist. Im Flusstal des Guayllabamba ist Erosion ein großes Problem. Durch Menschen vorgenommene Bewässerungen von Plantagen, Deformationen der Hänge, Ausbeutungen von Steinbrüchen, Straßenbau und der Bau von Bewässerungskanälen im Guayllabamba-Tal haben den natürlichen Lebensraum des Türkiskehl-Höschenkolibris zerstört.

Türkiskehl-Höschenkolibri: Artstatus umstritten

Eriocnemis godini Detail
Bei den männlichen Türkiskehl-Höschenkolibris schimmerte die Unterseite goldgrün und ihre Kehle war blass violettblau. Weibchen hatten keine Kehlzeichnung, ihr Gefieder war insgesamt dunkler und ihr Bauch wies eine intensive Goldfärbung auf. (© J. Gould (1849-87), CC0, via Wikimedia Commons)

Die taxonomische Einordnung des Türkiskehl-Höschenkolibris ist unklar. Ein Jahr nach seiner Entdeckung beschrieb Bourcier die neue Vogelspezies als Trochilus godini. Erst später ordnete man den Türkiskehl-Höschenkolibri der Gattung der Woll- oder Schneehöschen (Eriocnemis) zu. Dafür sprechen auch die geplusterten weißen Federbüschel an seinen Beinen, wie sie bei allen Wollhöschen zu finden sind. Zudem besitzen sämtliche Höschenkolibris goldgrüne Rückenfedern und einen gegabelten Schwanz.

Der Ornithologe Gary R. Graves stellt 1996 in Diagnosis of hybrid Hummingbirds die Vermutung auf, dass es sich beim Türkiskehl-Höschenkolibri um eine Hybride aus dem ebenfalls unter anderem in Ecuador endemischen Violettkehl-Höschenkolibri (Eriocnemis vestita) und einer anderen Art aus der Eriocnemis-Gattung handelt. Der US-amerikanische Ornithologe Robert S. Ridgely schlägt schließlich 2001 vor, dass der Türkiskehl-Höschenkolibri eine Unterart des Violettkehl-Höschenkolibris darstellt.

Bei anderen als ausgestorben geltenden Kolibriarten ist die taxonomische Einordnung und die Herkunft ebenso umstritten wie beim Türkiskehl-Höschenkolibri. Die Kupferfadenelfe lebte einst vermutlich in Bolivien und der Gouldsmaragdkolibri möglicherweise auf Jamaika und den Bahamas. Beide wurden, wie auch der Türkiskehl-Höschenkolibri, zuletzt Mitte des 19. Jahrhunderts gesehen.

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