Koolau-Spornflügel-Langbeinfliege: Eine Fliege, die nicht fliegen konnte
Die winzige, zwischen 15 und 18 Millimeter lange Koolau-Spornflügel-Langbeinfliege besaß keine Flügel und war damit flugunfähig. Anstelle ihrer Flügel besaß sie rund ein Millimeter lange Sporne. Zur Rückbildung oder dem Verlust von Flugorganen bei Tieren kann es als Ausdruck bestimmter Lebensweisen kommen, so das Lexikon der Biologie auf Spektrum.de. In Gegenden mit starkem Wind zum Beispiel – auf Inseln, an Küsten, in Wüsten oder Gebirgen – kann es zu diesem Phänomen kommen. Denn auf diese Weise verringert sich bei Insekten das Risiko, bei Sturm aufs Meer hinausgetrieben zu werden.
Die ausgestorbene, flügellose Koolau-Spornflügel-Langbeinfliege war gut an das Leben bei starkem Wind angepasst. Das Insekt war auf der Hawaiiinsel O’ahu in den Ko’olau-Bergen im Gebiet des Mount Tantalus beheimatet und lebte vor allem im Laub des Waldes.
Bei der Koolau-Spornflügel-Langbeinfliege handelt es sich um eine von zwölf beschriebenen Arten hawaiianischer Langbeinfliegen, die keine oder reduzierte Flügel haben. Sie wird der Gattung Campsicnemus zugeordnet.
Koolau-Spornflügel-Langbeinfliege – Steckbrief
wissenschaftliche Namen | Campsicnemus mirabilis, Emperoptera mirabilis |
englischer Name | Koolau Spur-winged Long-legged Fly |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Oahu (Hawaii) |
Zeitpunkt des Aussterbens | frühestens 1907 |
Ursachen für das Aussterben | auf Insel eingeschleppte Großkopfameisen, Lebensraumverlust |
Großkopfameisen – eine der schlimmsten invasiven Arten
Es gibt nicht viel, was von der Koolau-Spornflügel-Langbeinfliege geblieben ist – lediglich drei schlecht konservierte, 1900 und 1907 gesammelte Exemplare, die sich heute im Bishop Museum auf der Hawaiiinsel O’ahu befinden.
Im Allgemeinen geht die Forschung heute davon aus, dass die Koolau-Spornflügel-Langbeinfliegen in erster Linie durch im 19. Jahrhundert auf die Insel eingeschleppte Großkopfameisen (Pheidole megacephala) ausgerottet wurden.
Ungeachtet ihrer eigentlichen Herkunft (möglicherweise Südafrika), sind Großkopfameisen heute in vielen tropischen und subtropischen Gebieten der Erde anzutreffen. Die Global Invasive Species Database (GISD) hat sie sogar zu einer der hundert schlimmsten invasiven Arten der Welt nominiert. Denn die Ameisenart gilt als eine ernste Bedrohung für die biologische Vielfalt, da sie einheimischer wirbellose Tiere verdrängt.
Die Großkopfameise hat im Flachland Hawaiis mehrere Insektenarten ausgerottet; darunter auch Tiere, die wichtig für die Bestäubung der dortigen Flora waren. Zu den ausgestorbenen Langbein-Fliegenarten gehören möglicherweise Emperoptera hardyi, Emperoptera hawaiiensis und Emperoptera zimmermanni. Unter anderem die Großkopfameise sorgte auch für das Aussterben der Baumschneckenarten Achatinella buddii und Achatinella apexfulva von der Insel O’ahu.
Wann genau die Koolau-Spornflügel-Langbeinfliege ausgestorben ist, weiß man nicht, aber in den 1980er-Jahren hat man bei einer Suchexpedition kein Tier dieser Art mehr gesichtet.
Nicht nur die Bedrohung durch die Großkopfameisen, sondern auch der Verlust von Lebensraum kann verantwortlich für das Verschwinden der Art sein, so der Insektenforscher Neal L. Evenhuis 1997 in Review of flightless Dolichopodidae (Diptera) in the Hawaiian Islands.
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