3 Dodos by Richard Owen
Ein 1866 entstandenes Bild dreier Dodos aus dem Buch Memoir of the Dodo von Richard Owen, dem bedeutendsten Naturforscher des Viktorianischen Zeitalters nach Charles Darwin. Zu diesem Zeitpunkt war der Dodo bereits seit fast 200 Jahren ausgestorben. Richard Owen, Public domain, via Wikimedia Commons)

Gentechnik: Der ausgestorbene Dodo soll zum Leben erweckt werden

Nachdem das 2021 gegründete Start-up Colossal Biosciences im vorletzten Jahr davon sprach, das Mammut und im letzten Jahr den ausgestorbenen Beutelwolf klonen zu wollen, ist nun mit der Gründung einer neuen Abteilung für Vogelgenetik der Dodo dran. Finanziert werden soll das Ganze mit einer Fördersumme von 150 Millionen US-Dollar.

Der Dodo, ein flugunfähiger Taubenvogel von der Maskarenen-Insel Mauritius, gilt bereits seit etwa 1690 als ausgestorben. Nach seiner Entdeckung durch Europäer 1507 dauerte es nur knapp 150 Jahre bis der bis zu 20 Kilogramm schwere Vogel ausgerottet wurde. Die Hauptgründe für sein Aussterben waren Bejagung und das Einschleppen invasiver Tierarten auf die Maskarenen-Insel wie beispielsweise Ratten, Affen oder Schweine. Auch eine Naturkatastrophe könnte noch vor Ankunft der Menschen auf Mauritius die Dodo-Population erheblich dezimiert haben.

Kragentaube
Die am Boden lebende Kragentaube ist der nächste lebende Verwandte des Ende des 17. Jahrhunderts ausgestorbenen Dodos. (© Mykola Swarnyk, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Im vergangenen Jahr haben es Wissenschaftler geschafft, das gesamte Erbgut des Dodos zu rekonstruieren. Theoretisch wäre es somit also möglich, die Art zu klonen, allerdings ist das genetische Material nach so vielen Jahren stark degradiert. Aus diesem Grund zielen Projekte aktuell darauf ab, das Genom einer nah verwandten, noch lebenden Art, nämlich der deutlich kleineren Kragen- oder Nikobarentaube (Caloenas nicobarica), so zu verändern, dass ein Dodo-Doppelgänger entsteht. Das künstlich veränderte Genmaterial würde man schließlich in eine Eizelle der verwandten Art einpflanzen und im besten Fall entwickelt sich daraus ein lebensfähiges Tier.

Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft lassen sich Vögel (noch) nicht klonen, doch wenn es einmal funktionieren sollte, bringt das weitere Probleme mit sich, die Colossal Biosciences allesamt lösen müsste: Der Klon bräuchte Ersatzeltern, die ihm das beibringen, was Dodos ihren Nachkommen einst beibrachten, nämlich soziales Verhalten. Der Klon müsste korrekt ernährt werden und auch die Umgebung muss passen, was schwierig ist, denn Mauritius hat sich seit dem 17. Jahrhundert stark verändert. Ökosysteme unterliegen einem ständigen Wandel und niemand weiß genau, wie das Ökosystem von Mauritius einst aussah.

Zuletzt bleibt die Frage, ob es nicht mehr Sinn machen würde, Geld und auch gentechnisches Wissen zum Schutz gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Spezies aufzuwenden, statt einen Dodo zu klonen, der kein Dodo ist, sondern ein Vogel mit Dodo-Genom. Mit dem Dodo-Projekt entwickelte Colossal Biosciences bereits neue Werkzeuge für die Vogelgenomik, wie zum Beispiel die genetische Rettung bedrohter Arten, indem die genetische Vielfalt einer klein gewordenen Vogel-Population erhöht wird.

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