Leopard-Barbe (Luciobarbus subquincunciatus) wiederentdeckt
Der Bestand der Leopard-Barbe ist in den letzten drei Jahrzehnten stark zurückgegangen, sodass man bereits annahm, der Karpfenfisch sei ausgestorben. (© Photo by Metin Yoksu)

Türkei: Verloren geglaubte Leopard-Barbe wiederentdeckt

Gemäß einer Meldung der gemeinnützigen Naturschutzorganisation Re:wild hat ein Team von Ichthyologen vor Kurzem die zuletzt im Jahr 2011 dokumentierte Leopard-Barbe oder Mesopotamische Barbe (Luciobarbus subquincunciatus) im türkischen Teil des Flusses Tigris wiederentdeckt. Die Wiederentdeckung des Karpfenfisches markiert den zweiten Erfolg des Teams, das bereits 2021 die nur drei Zentimeter große Batman-Schmerle (Paraschistura chrysicristinae), eine seit den 1970er-Jahren nicht mehr gesichtete Art, im Südosten der Türkei aufspürte. Beide Arten stehen auf der Liste der am meisten gesuchten verschollenen Fischarten von Re:wild und SHOAL und sind somit wiederentdeckt worden.

Erfolgreiche Suche nach einer verschollenen Fischart

Die Leopard-Barbe, einst über ein weites Gebiet von Ostanatolien bis zum Irak im Flusssystem von Tigris und Euphrat verbreitet, war in den letzten drei Jahrzehnten durch Fischerei, Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung und Staudammbau stark bedroht. Hinweise von lokalen Fischern deuteten darauf hin, dass die Art möglicherweise noch existiert, was ein Expertenteam unter der Leitung von Cüneyt Kaya und Münevver Oral von der Universität Recep Tayyip Erdogan dazu veranlasste, in Zusammenarbeit mit der örtlichen Fischerei- und Aquakulturabteilung die Suche nach der verschwundenen Leopard-Barbe zu starten.

Das Team analysierte zunächst wissenschaftliche Literatur, um herauszufinden, wo die Art in der Vergangenheit vorkam. Da diese Daten jedoch vor dem Bau von neun Staudämmen im türkischen Teil des Tigris-Flusses stammen und Dämme in der Regel kaltes Wasser aus Stauseen freisetzen, wurden viele Süßwasserfische in wärmere Gewässer verdrängt. Daraufhin passte das Team seine Strategie an und suchte weiter flussabwärts der Dämme, abseits des ursprünglichen Verbreitungsgebiets der Leopard-Barbe.

Schon wenige Tage später erhielten Kaya und Oral einen Videoanruf von einem Fischer, der einen 50 Zentimeter langen, zwei Kilogramm schweren Fisch mit auffälligen schwarzen Flecken und den charakteristischen Barteln am Maul gefangen hatte. Derselbe Fischer fing sogar ein zweites Exemplar der Leopard-Barbe.

Wiederentdeckung der Leopard-Barbe gibt Hoffnung

Die Wiederentdeckung der Leopard-Barbe setzt ein positives Zeichen, insbesondere vor dem Hintergrund der alarmierenden Berichte der IUCN Ende 2023, die darauf hinweisen, dass 25 Prozent aller Süßwasserfische vom Aussterben bedroht sind. Die Weltnaturschutzunion betont dabei, dass Staudämme und Wasserentnahme 45 Prozent der gefährdeten Süßwasserfischarten gefährden. Dies zeigt sich auch am Beispiel der Leopard-Barbe, deren Population durch bestehende Dämme im türkischen Teil des Tigris-Flusses drastisch gesunken ist. Zusätzlich wird der derzeitige Bau eines weiteren Staudamms in Cizre, nahe dem Fundort der beiden wiederentdeckten Leopard-Barben, als zusätzliche Gefahr für die Art angesehen.

Cüneyt Kaya und Münevver Oral haben ambitionierte Pläne, um das Bewusstsein für die Flussgebiete und die Tierwelt zu stärken. Hierbei wollen die Wissenschaftler die Wiederentdeckung der Leopard-Barbe als anschauliches Beispiel in Seminaren für Fischer und Lehrer. Diese dienen als Fallstudie zum Schutz des Tigris und seiner einzigartigen Artenvielfalt nutzen. Darüber hinaus erhoffen sich die Forscher durch weitere Studien ein detaillierteres Verständnis der aktuellen Bestandszahlen der Leopard-Barbe und ihrer Verteilung innerhalb ihres historischen Verbreitungsgebiets.

Die IUCN hat die Leopard- oder Mesopotamische Barbe aufgrund eines angenommenen Rückgangs von über 80 Prozent in den letzten 30 Jahren als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Zusammenfassung
  • Die Leopard-Barbe (Luciobarbus subquincunciatus) wurde im türkischen Teil des Tigris wiederentdeckt, nachdem die Karpfenfischart seit 2011 als verschollen galt.
  • Fischerei, Umweltverschmutzung und Staudammbau sorgten in den letzten 30 Jahren für einen starken Bestandsrückgang.
  • Die Wiederentdeckung der Leopard-Barbe gibt Grund zur Hoffnung, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die IUCN Ende 2023 bekannt gab, dass 25 Prozent aller Süßwasserfische vom Aussterben bedroht sind.
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