Eine aktuelle im Fachjournal Nature veröffentlichte Studie unter der Leitung von Global Fishing Watch hat sich zum Ziel gesetzt, menschliche Aktivitäten auf den Weltmeeren, sei es im Bereich Nahrung, Energieerzeugung oder globalem Handel, zu quantifizieren. Hierfür kombinierten die Wissenschaftler Satellitenbilder, GPS-Daten von Schiffen und Deep-Learning-Modelle, um eine umfassende Karte des industriellen Schiffsverkehrs und der Offshore-Infrastruktur in den Küstengewässern weltweit für den Zeitraum von 2017 bis 2021 zu erstellen. Dabei wurde deutlich, dass erheblich mehr Aktivitäten identifiziert wurden, die zuvor für öffentliche Überwachungssysteme „unsichtbar“ waren.
Dunkle Flotten dominieren bis zu 76 % der Fischereiaktivitäten
Die Analyse enthüllt weiterhin, dass zwischen 72 und 76 Prozent der weltweiten industriellen Fischereischiffe nicht öffentlich verfolgt werden. Ein erheblicher Anteil dieser „unsichtbaren“ Fischereiaktivitäten konzentriert sich dabei auf Regionen in Südasien, Südostasien und Afrika. Dies impliziert, dass lediglich knapp 25 Prozent aller industriellen Fischereiflotten ihre Positionen übermitteln und kartiert werden.
Obwohl nicht alle Boote gesetzlich verpflichtet sind, ihre Position zu übermitteln, stellen Schiffe, die in öffentlichen Überwachungssystemen fehlen und oft als „dunkle Flotten“ bezeichnet werden, erhebliche Herausforderungen für den Schutz und die Verwaltung natürlicher Ressourcen dar. Die Forscher entdeckten zahlreiche solcher dunklen Fischereiflotten, selbst in vielen Meeresschutzgebieten wie den Galápagos-Inseln. Zudem offenbarte die Synthese von GPS-Daten über fünf Jahre, kombiniert mit Radar- und optischen Bildern sowie maschinellem Lernen, dass die industrielle Meeresjagd weitaus schädlicher ist, als öffentlich verfügbare Daten bisher vermuten ließen.
Die veröffentlichte Kartierung der Wissenschaftler widerlegt zudem die irrtümliche Annahme durch öffentlich verfügbare Daten, dass Asien und Europa ähnliche Mengen an Fischereiaktivitäten in ihren Gewässern aufweisen. Die Untersuchung belegt klar, dass Asien dominiert – für jede zehn Fischereischiffe, die die Forscher auf dem Wasser identifizierten, entfielen sieben auf Asien und nur eines auf Europa.
Ozean im Wandel: Weniger Fischfang, mehr Windenergie
Die Analyse verdeutlicht zudem, wie sich menschliche Aktivitäten im Ozean verändert haben: Während der Corona-Pandemie verzeichnete die weltweite Fischereiaktivität einen Rückgang von etwa zwölf Prozent, wobei China einen Rückgang von acht Prozent und andere Regionen einen Rückgang von 14 Prozent verzeichneten. Im Gegensatz dazu blieb die Aktivität von Transport- und Energieschiffen stabil.
Die Entwicklung von Offshore-Energie erlebte im Studienzeitraum einen Aufschwung, wobei Ölplattformen um 16 Prozent zunahmen und die Anzahl der Windkraftanlagen sich mehr als verdoppelte. Seit 2021 übertreffen Windturbinen die Anzahl der Ölplattformen. Insbesondere Chinas Offshore-Windenergie verzeichnete das größte Wachstum, das sich von 2017 bis 2021 um das Neunfache steigerte.
Kartierungstechnologie gegen den Klimawandel
Die Studie hebt das enorme Potenzial dieser neuen Kartierungstechnologie zur Bewältigung des Klimawandels hervor. Die Erfassung des gesamten Schiffsverkehrs könnte die Schätzungen der Treibhausgasemissionen auf See verbessern, während die Kartierung von Infrastrukturen dazu beitragen kann, die durch Ölexploration verursachte marine Degradation im Rahmen der Windenergieentwicklung zu überwachen. Diese Technologie könnte zudem entscheidende Daten liefern, um Meeresverschmutzungsereignisse zu erkennen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Eine der wirksamsten Lösungen zur Verringerung der industriellen Fischerei im Meer liegt nicht zuletzt in der Veränderung des Konsumverhaltens jedes Einzelnen. Eine geringere Nachfrage nach Fischereiprodukten kann dazu beitragen, die marine Biodiversität zu erhalten und zur Regeneration der Weltmeere beizutragen.
Zusammenfassung
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