Wissenschaftler der Universität Oxford haben nun die in den meisten Teilen der Welt ausgestorbene Felsentaube (Columba livia) auf abgelegenen schottischen und irischen Inseln entdeckt.
Bei der Felsentaube handelt es sich um die alleinige wilde Stammform, aus der die domestizierten Haustauben sowie auch Stadttauben (Columba livia f. domestica) hervorgingen. Während die in Felshöhlen und Felsspalten nistenden Felsentauben in vielen Teilen der Welt ausgestorben sind, sind wilde beziehungsweise verwilderte Tauben, die von entflohenen Haustauben abstammen, in Städten auf der ganzen Welt zu finden. Felsentauben sind in ihrem gesamten globalen Verbreitungsgebiet, das einst weite Teile Afrikas, Asiens und Europas umfasste, zurückgegangen. Sie kommen heute nur noch in kleineren abgelegenen Gebieten vor, die nicht von wilden Tauben besiedelt sind. Auch in England und Wales gelten sie heute als ausgestorben.
Felsentauben leben nur noch in kleinen Reliktpopulationen, in denen sich wilde Tauben noch nicht ansiedeln konnten. Potenzielle Felsentauben-Kolonien soll es in Europa auf den Färöer-Inseln, in Teilen des Mittelmeers und auf den Britischen Inseln geben. Viele Experten gehen bereits sogar davon aus, dass es aufgrund der Kreuzung von wilden Tauben und Felsentauben und den daraus resultierenden Hybriden, gar keine echten wilden Felsentauben mehr gibt. Doch mittels DNA-Analysen konnten William J. Smith, Doktorand an der Universität Oxford, und sein Team das Gegenteil beweisen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Juli dieses Monats im Journal iScience.
Für die Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler auf in Schottland und Irland lebende Vögel, von denen angenommen wird, dass es sich um Felsentauben handeln könnte. Dabei untersuchten sie sowohl verwilderte Tauben als auch mutmaßliche Felsentauben von der zur Inselgruppe der Äußeren Hebriden gehörenden Insel North Uist an der Westküste Schottlands, von den Orkney-Inseln an der schottischen Nordküste sowie von der im Süden Irlands gelegenen Insel Cape Clear Island.
Anhand der von Federproben analysierten DNA konnten die Wissenschaftler Unterschiede zwischen wilden Tauben und Felsentauben aufzeigen und den Grad der Vermischungen beider Formen bestimmen. Dabei stellten sie fest, dass die Felsentauben auf den Äußeren Hebriden nahezu frei von Einflüssen durch wilde Tauben sind. Anders sieht es auf den Orkney-Inseln auf: Hier habe eine intensive Kreuzung zwischen Felsentauben und wilden Tauben stattgefunden, sodass Felsentauben dort vom Aussterben bedroht sind, so Smith, der Leiter der Studie.
Weiter sagt er: „Wir identifizierten eine Abstammung von verwilderten Tauben in den meisten von uns getesteten schottischen und irischen Felsentauben-Populationen, zudem gibt seit hunderten von Jahren wilde Tauben in Europa. Aus diesem Grund war es sehr überraschend, dass die Felsentauben auf den Äußeren Hebriden kaum Anzeichen einer Hybridisierung zeigten.“ Smith räumt allerdings ein, dass man immer häufiger wilde Tauben auf den Inseln fände, sodass die Zahl der echten Felsentauben auch hier zukünftig zurückgehen könnte.
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