Aus einem Artikel im Fachjournal Proceedings of the National Academy Sciences (PNAS) geht hervor, dass Wissenschaftler der Universität Yunnan in Kunming, China eine neue Schuppentier- oder Pangolin-Art entdeckt haben. Dies habe eine Analyse geschmuggelter und beschlagnahmter Schuppen ergeben.
Die Forscher liefern Beweise für eine bislang unbekannte genetische Abstammungslinie innerhalb der Familie der Schuppentiere (Manidae). Diese unterscheidet sich von allen anderen bekannten acht Schuppentier-Arten. Die neu entdeckte Spezies gilt demnach als neunte Schuppentier-Art bzw. als fünfte asiatische Art aus der Gattung Manis. Der vorläufige wissenschaftliche Name der neuen Spezies lautet Manis mysteria.
Der genaue Lebensraum der Spezies bleibt vorerst unklar. Die Schuppen, die auf Tiermärkten in Hongkong und Yunnan beschlagnahmt wurden und anhand derer die neue Art entdeckt wurde, stammen größtenteils aus Südostasien. Aufgrund ihrer geringen äußerlichen Unterscheidbarkeit von asiatischen Verwandten könnte diese neue Art in der Natur möglicherweise übersehen worden sein. Möglich ist auch, dass Manis mysteria in einer wenig erforschten Region lebt. Zudem sind Pangoline generell scheue Tiere, die sich nur schwer aufspüren lassen. Die Wissenschaftler der Studie fordern daher weitere Untersuchungen und effektive Schutzmaßnahmen für die „mysteriöse Art“.
Wildtierschmuggel: Neue Art ist jetzt schon stark gefährdet
Die klimatischen Veränderungen, die intensive Bejagung und der illegale Handel mit Schuppentieren weise bei der neu entdeckten Art, so die Untersuchung, schon jetzt auf eine schrumpfende Schuppentier-Population hin. Die genetischen Analysen zeigen nämlich eine geringe genetische Vielfalt und ein hohes Inzuchtniveau. Doch das Team von Wissenschaftlern zeigt sich positiv: „Unsere Entdeckung erweitert das derzeitige Wissen über die Vielfalt und Evolution der Schuppentiere erheblich und hat große Auswirkungen auf die Erhaltungsbemühungen, um das Aussterben dieser rätselhaften und gefährdeten Art in freier Wildbahn zu verhindern.“
Beim asiatischen Schuppentier oder Pangolin handelt es sich um das am häufigsten illegal gehandelte Säugetier der Welt. Das Fleisch der Tiere wird sowohl lokal als Proteinquelle als auch international als exotische Delikatesse insbesondere in China und Vietnam konsumiert. Darüber hinaus werden vor allem den Schuppen, aber auch anderen Körperteilen der Tiere heilende Eigenschaften zugeschrieben, was sie für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und regionale spirituelle Bräuche attraktiv macht. Die Schuppen, die übrigens wie unsere Fingernägel lediglich aus Keratin bestehen, kommen in traditionellen Medikamenten zur Behandlung von Hautkrankheiten, zur Verbesserung der Blutzirkulation und zur Anregung der Milchsekretion bei stillenden Müttern zum Einsatz. In China und Vietnam werden Pangolinschuppen auch etwa bei Leiden wie Krebs verschrieben.
Die Bejagung der asiatischen Schuppentiere hat eine lange Tradition, doch der internationale Handel seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat den Druck auf die verschiedenen Manis-Arten stark erhöht. Zusätzlich zur erheblichen Jagdbelastung sind auch der wachsende Verlust von Lebensraum aufgrund der Ausbreitung menschlicher Siedlungen und landwirtschaftlicher Nutzflächen entscheidende Faktoren für die Bedrohung der einzelnen Schuppentier-Populationen. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet das Chinesische Schuppentier (Manis pentadactyla), das Malaiische Schuppentier (Manis javanica) und das Philippinische Schuppentier (Manis culionensis) aktuell als „vom Aussterben bedroht“.
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