Gelbe Gallwespenschleiche: Zuletzt gesehen 1851
Die ausschließlich auf der Karibik-Insel Jamaika endemische Gelbe Gallwespenschleiche gehört zur Familie der Doppelzungenschleichen (Diploglossidae) – Echsen mit kleinen, aber gut entwickelten Beinen. Aus einem um 1850 verfassten Bericht des englischen Naturforschers Philip H. Gosse geht hervor, dass die Gelbe Gallwespenschleiche zu jener Zeit noch häufig anzutreffen war. Zuletzt gesichtet wurde das Reptil 1851 in den jamaikanischen Hellshire Hills, weshalb Herpetologen davon ausgehen, dass die Echsenart heute ausgestorben ist.
Die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet die Gelbe Gallwespenschleiche als „vom Aussterben bedroht (möglicherweise ausgestorben)“. Da die heute noch vorhandenen Sumpfgebiete im Bereich des Black River auf Jamaika schwer zugänglich sind, bestehe die Hoffnung, dass die Gelbe Gallwespenschleiche überleben konnte, wenn auch nur in einer sehr kleinen Population.
Eingeschleppte Raubtiere rotteten heimische Arten aus
Seit der Entdeckung Jamaikas 1492 haben Menschen – sowohl absichtlich als auch unabsichtlich – fremde, räuberische Tierarten, vor allem Kleine Mungos (Herpestes javanicus), auf die Insel eingeführt. Eigentlich sollte die absichtliche Ansiedlung des Kleinen Mungos 1872 die Rattenplage eindämmen. Zuvor wurden nämlich unabsichtlich Ratten auf Jamaika eingeführt, die große Schäden auf den Zuckerrohrplantagen anrichteten.
Einen positiven Einfluss auf die Rattenplage hatten die Kleinen Mungos nicht, vielmehr führten sie – zusammen mit ebenfalls eingeschleppten Katzen und Hunden – zum Aussterben endemischer Tierarten. Zu diesen gehörten neben der Gelben Gallwespenschleiche die Schwarze Schlanknatter, mindestens fünf einheimische Vogelarten (unter anderem der Gouldsmaragdkolibri) und ein Landsäugetier, die Jamaika-Reisratte (Oryzomys antillarum).
Gelbe Gallwespenschleiche – Steckbrief
wissenschaftliche Namen | Celestus occiduus, Lacerta occidua, Scincus gallivasp, Diploglossus shawii, Diploglossus cliftii, Celestes impressus, Diploglossus occidus, Macrogongylus brauni |
englische Namen | Jamaican Giant Galliwasp, Jamaica Giant Galliwasp, Sinking Galliwasp |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Jamaika (Karibische Inseln) |
Zeitpunkt des Aussterbens | nach 1851 |
Ursachen für das Aussterben | auf Insel eingeschleppte Tiere, Lebensraumverlust |
Historischer Lebensraum schwer zugänglich
Gosse berichtete um 1850, dass die Gelbe Gallwespenschleiche im 18. Jahrhundert in Bluefields im Sumpfgebiet des Black River verbreitet war. Der Fluss versorgte einst in seinem Mündungsbereich das Black River Morass. Seither konnten im historischen Verbreitungsgebiet der Echsenart aufgrund des ausgedehnten Cannabisanbaus aus Sicherheitsgründen keine intensiveren Suchaktionen stattfinden.
Die Umwandlung der bewaldeten Sümpfe zur Holzgewinnung und zur Schaffung von landwirtschaftlichen Flächen sowie Wohnraum fand in den letzten zwei Jahrhunderten im Black River Morass in großem Maße statt. Es ist davon auszugehen, dass neben den eingeschleppten Säugern die weitgehende Trockenlegung des Moorgebiets ursächlich für das Verschwinden der Gelben Gallwespenschleiche war.
Gelbe Gallwespenschleiche – die Größte ihrer Gattung
Bei der Gelben Gallwespenschleiche handelte es sich um eine recht große Echsenart; weibliche Tiere erreichten eine Körperlänge von etwa 25,6 Zentimetern, Männchen von 30,5 Zentimetern. Gosse beschrieb die Gelbe Gallwespenschleiche als größte Art ihrer Gattung. Ihre Beine waren im Vergleich zu anderen Schleichenartigen (Anguimorpha) lang.
Die Färbung der Gelben Gallwespenschleiche wurde als Hellbraun mit dunkleren Absetzungen beschrieben. Es heißt, die Echse konnte diese Farben durch ein Gelb erweitern, was wiederum ihren Namen erklärt.
170 Jahre altes Museumsexemplar kehrt nach Jamaika zurück
Im Rahmen von Maßnahmen zur Wiedergutmachung will die Universität von Glasgow ein 170 Jahre altes Museumsexemplar der Gelben Gallwespenschleiche an Jamaika zurückgeben, dies berichtet Daily Record im April 2024. Das Tier wurde vermutlich in den 1850er-Jahren gesammelt.
Das Exemplar im Hunterian Museum der Universität von Glasgow wurde 1888 Teil der Sammlung, nachdem ethnographische und zoologische Exemplare aus einer anderen Sammlung in Glasgow, dem Andersonian Museum, übertragen worden waren. Die Gelbe Gallwespenschleiche, ein ausgewachsenes Exemplar, befindet sich in einem Glas und wird in 70%igem Ethanol aufbewahrt. Sie soll für ein so altes Feuchtpräparat in gutem Zustand sein.
Die Echse soll im Natural History Museum of Jamaica als dauerhafte Leihgabe in der nationalen Flora- und Fauna-Sammlung deponiert werden, um sie sicher aufzubewahren und sicherzustellen, dass sie für alle Jamaikaner zugänglich ist.
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