Antiguan Racer
Ein Foto der auf der Kleinen-Antillen-Insel Antigua heimischen Antigua-Schlanknatter (Alsophis antiguae), die in den 1990er-Jahren als die seltenste Schlange der Welt galt. Wie auch die Jamaika-Schlanknatter gehört sie zur Familie der Nattern und zur Unterfamilie Dipsadinae. Wallamalloo69 at English Wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons)

Jamaika-Schlanknatter

Schwarze Schlanknatter: Selten oder ausgestorben?

Der englische Naturforscher Philip Henry Gosse beschrieb die Schwarze Schlanknatter oder Jamaika-Schlanknatter Mitte des 19. Jahrhunderts als eine der häufigsten Schlangen Jamaikas. Sie kam sowohl im Tiefland als auch in den Bergen der Insel vor. Mitte des 20. Jahrhunderts war die Jamaika-Schlanknatter ausgestorben. Die bodenbewohnende Schlange ist nach ihrer Färbung benannt, denn das Lateinische ater (atra) bedeutet soviel wie „dunkel“ oder „schwarz“.

Im vergangenen Jahrhundert konnte die eigentlich kaum übersehbare, tagaktive Schlangenart nicht mit hundertprozentiger Sicherheit nachgewiesen werden. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Art noch existieren könnte. So zeigt ein 2010 von Dorfbewohnern Zentral-Jamaikas aufgenommenes Video eine schwarze Schlange, die mit rund einem Meter Länge größer als andere dort endemische Schlangen ist. Weiterhin wurde bereits in den frühen 1970er-Jahren eine Schuppenhaut gefunden, die von der Häutung einer Jamaika-Schlanknatter stammen könnte.

Die IUCN listet die Schwarze Schlanknatter als „vom Aussterben bedroht (möglicherweise ausgestorben)“. Die Weltnaturschutzorganisation geht davon aus, dass die Population der Jamaika-Schlanknatter, wenn diese heute noch existieren sollte, bei unter 50 reifen Individuen liegen würde.

Jamaika-Schlanknatter – Steckbrief
alternative BezeichnungSchwarze Schlanknatter
wissenschaftliche NamenHypsirhynchus ater, Alsophis ater, Natrix atra, Natrix capistratus, Dromicus ater, Leimadophis ater, Ocyophis ater
englische NamenJamaican Racer, Jamaica Racer, Jamaican Giant Racer, Black Racer
ursprüngliches VerbreitungsgebietJamaika (Karibische Inseln)
Zeitpunkt des Aussterbensfrühestens 1940er-Jahre
Ursachen für das Aussterbenauf Insel eingeschleppte Tiere, Lebensraumverlust

Ausgerottet im Zuge der Schädlingsbekämpfung

Kleiner Mungo
Auf Jamaika eingeführte Kleine Mungos sorgten wahrscheinlich  für das Verschwinden der Schwarzen Schlanknatter. (© Tony Hisgett from Birmingham, UK, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Heute geht man zumeist davon aus, dass die Schwarze Schlanknatter Mitte der 1940er-Jahre aufgrund der Zerstörung der Wälder Jamaikas und durch die eingeführten Kleinen Mungos (Herpestes javanicus) aus ihrem Lebensraum verdrängt worden ist. Damit ereilte sie dasselbe Schicksal wie der einst auf Jamaika lebenden Gelben Gallwespenschleiche.

Der natürliche Lebensraum der Kleinen Mungos erstreckte sich ursprünglich von Pakistan über Indien und Südchina bis nach Südostasien. Heute existiert der Kleine Mungo in zahlreichen anderen Regionen der Erde: etwa auf den Karibischen Inseln, im Norden Südamerikas, auf Hawaii, den Fidschi-Inseln, auf mehreren Inseln Kroatiens und im Balkangebiet.

Die kleinen Raubtiere aus der Familie der Mangusten (Herpestidae) wurden zur Schädlingsbekämpfung in zahlreiche Gebiete der Welt verschleppt, in denen sie ursprünglich nicht vorkamen. Vor allem Rattenplagen sollten durch die Mungos eingedämmt werden. Die Mungos machten sich allerdings nicht nur über Ratten her, sondern auch über andere endemische Tiere. Die Global Invasive Species Database listet den Kleinen Mungo als eine der 100 schädlichsten invasiven Arten weltweit.

Die sehr flinken Mungos ernähren sich von Kleinsäugern, Vögeln, Skorpionen und anderen Wirbellosen sowie von Eidechsen und Schlangen. Sie greifen auch Giftschlangen an und weichen der immer wieder zustoßenden Schlange so lange aus, bis das Reptil ermüdet ist. Dann kann der Mungo die Schlange leicht töten. Sollte er doch einmal von einer Giftschlange gebissen werden, durchdringen die relativ kurzen Giftzähne der Schlange selten sein dichtes Fell.

Jamaika-Schlanknatter: Wenig bekannt über Lebensweise und Verhalten

Die taxonomische Einordnung der Jamaika-Schlanknatter ist umstritten. Da es in Sammlungen und Museen nur wenige Individuen gibt, anhand derer die morphologischen Eigenschaften der Reptilienart analysiert werden können, ordnen verschiedene Herpetologen sie unterschiedlichen Gattungen zu. Fest steht, die Schwarze Schlanknatter gehört zur Familie der Nattern (Colubridae) und zur Unterfamilie Dipsadinae. Dabei handelt es sich um mehr als 700 Arten kleiner bis mittelgroßer in Nord-, Mittel- und Südamerika vorkommender Schlangen.

Über die Lebensweise und das Verhalten der Schwarzen Schlanknatter ist wenig bekannt. Sie erreichte wohl eine Länge von durchschnittlich 85 Zentimetern und war schwarz oder dunkeloliv gefärbt mit schwarzen Punkten auf dem Rücken. Zudem besaß sie an den Seiten des Kopfes mindestens einen schwarzen Strich, der durch die Augen verlief. Die Jamaika-Schlanknatter ernährte sich von kleineren Reptilien wie etwa Schleichen.

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