Schon bei seiner Entdeckung selten – der Ash-Meadows-Killifisch
Der US-amerikanische Fischkundler Charles Henry Gilbert sammelte 1891 erstmals sieben Exemplare des Ash-Meadows-Killifischs. Als Gilbert die neu entdeckte Art, die er schon damals als selten bezeichnete, 1893 beschrieb, rief er auch die Gattung Empetrichthys ins Leben, die zur Familie der Hochlandkärpflinge (Goodeidae) gehört. Zu dieser Gattung zählt neben der Typusart, dem Ash-Meadows-Killifisch, lediglich der Pahrump-Killifisch (Empetrichthys latos) mit seinen drei Unterarten, von denen zwei bereits ausgestorben sind: der Raycraft-Ranch-Killifisch (Empetrichthys latos concavos) und der Pahrump-Ranch-Killifisch (Empetrichthys latos pahrump). Alle diese Arten leben und lebten in unterschiedlichen Quellen im Pahrump Valley, das zur im Westen Nordamerikas liegenden Mojave-Wüste gehört.
Der Ash-Meadows-Killifisch, der eine Körperlänge von fünf bis sechs Zentimeter erreichte, bewohnte die tieferen Bereiche von fünf Thermalquellen, die sich 20 Kilometer Luftlinie entfernt voneinander im Einzugsgebiet des Amargosa Rivers in Ash Meadows im Nye County im US-Bundesstaat Nevada befinden. Zu diesen fünf Quellen gehörten Big Spring (auch Desert oder Deep Spring), Jack Rabbit Spring, Point-of-Rocks Spring (auch Kings Spring), Forest Spring und Hidden Spring (Rogers Spring).
Der US-amerikanische Ichthyologe Robert Rush Miller erforschte zwischen 1936 und 1942 diese fünf Quellen und entdeckte innerhalb von sechs Jahren lediglich 22 Exemplare des Ash-Meadows-Killifischs. Der letzte lebende bekannte Individuum dieser Art wurde 1948 in der Big-Spring-Quelle gefangen. Der Fischkundler Otto M. Sokol konnte 1953 in der Big Spring keinen Ash-Meadows-Killifisch mehr nachweisen. Auch weitere Suchaktionen in den Jahren danach brachten keinen Erfolg.
Ash-Meadows-Killifisch – Steckbrief
wissenschaftlicher Name | Empetrichthys merriami |
englische Namen | Ash Meadows Killifish, Ash Meadows Poolfish, Death Valley Fish |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Nevada, USA |
Zeitpunkt des Aussterbens | nach 1948 |
Ursachen für das Aussterben | eingeschleppte Arten, Lebensraumverlust |
Ursachen für das Verschwinden der Fische Nordamerikas
Die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet den Ash-Meadows-Killifisch als ausgestorben und geht von seinem Verschwinden in den späten 1940er- oder den frühen 1950er-Jahren aus. Die Ursachen für das Aussterben dieser und anderer Fischarten haben Miller, der Wasserbiologe James D. Williams und der Fischkundler Jack E. Williams 1989 in Extinctions of North American Fishes during the past Century erforscht.
Bereits Ende der 1980er-Jahre, so die Wissenschaftler, sind für die vergangenen einhundert Jahre drei Gattungen, 27 Arten und 13 Unterarten nordamerikanischer Fische (ausgenommen Kanada und Alaska) als ausgestorben dokumentiert. In den wenigsten Fällen komme nur eine Ursache für das Aussterben einer Art infrage; oft bewirken mehrere Faktoren, dass Populationszahlen sinken.
Zu den häufigsten Aussterbeursachen gehören Veränderungen des Lebensraums wie der Bau von Dämmen oder etwa Flussbegradigungen und die Einfuhr fremder, im Wasser lebender Tierarten. Hinzu kommen der chemische Einflüsse wie zum Beispiel der Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft, Wasserverschmutzung, die Hybridisierung von Arten und Überfischung.
Darum ist der Ash-Meadows-Killifisch ausgestorben
Als ursächlich für das Verschwinden des Ash-Meadows-Killifischs betrachten Miller und seine Kollegen das Auftauchen fremder Arten in Ash Meadows ab 1937. Vor allem der Nordamerikanische Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus) und der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) stellten dem Ash-Meadows-Killifisch nach oder machten ihm seine Nahrung und den Lebensraum streitig. Andere Wissenschaftler nennen als bedrohliche invasive Arten zusätzlich den Koboldkärpfling (Gambusia affinis) und den Spitzmaulkärpfling (Poecilia sphenops).
Als weiterer Grund für das Aussterben des Ash-Meadows-Killifischs gelten die anthropogenen Veränderungen seines einstigen Lebensraums. Dazu gehört beispielsweise das Austrocknen von Gewässern aufgrund des übermäßigen Abpumpens von Grundwasser zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen.
Der Amerikanische Ochsenfrosch, der eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 20 Zentimetern erreichen kann, frisst ungefähr alles, was er in der Lage zu überwältigen ist. Er stammt ursprünglich aus Amerika, ist aber mittlerweile als Neozoon auch auf anderen Kontinenten zu finden. Auch in Europa bedroht der Ochsenfrosch insbesondere andere Amphibien, die mit ihm ihren Lebensraum teilen.
Der Amerikanische Sumpfkrebs gilt als einer der problematischsten Neozoen. Er stellt nicht nur eine Gefahr für Krebsarten in Europa, sondern auch in Nordamerika dar, denn auch dort wurde er in viele andere Gebiete außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets eingeschleppt. So sorgte er bereits vor 1900 für das Aussterben der in Kalifornien heimischen Flusskrebsart Pacifastacus nigrescens.
Im Jahr 1984 wurde der Ash Meadows National Wildlife Refuge zum Schutz gefährdeter endemischer Tier- und Pflanzenarten dieser Region ins Leben gerufen – zu spät für den Ash-Meadows-Killifisch. Zu den schützenswerten Fischarten gehören dort unter anderem der Teufelskärpfling (Cyprinodon diabolis) und zwei Unterarten des Amargosa-Kärpflings (Cyprinodon nevadensis).
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