Die Säbelantilope (Oryx dammah) bewohnte einst weite Teile der Sahara Afrikas. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet die Antilopenart seit 2000 als in der Wildnis ausgestorben. Brian Gratwicke, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Biodiversität: 84 Tier- und Pflanzenarten sind in der Wildnis ausgestorben

Artenschutz konzentriert sich häufig auf gefährdete Arten, die im Urwald, im Korallenriff oder tief unten im Meer leben. Vergessen werden jedoch die Arten, die in freier Wildbahn längst ausgestorben sind und nur noch in Zoos, Aquarien, botanischen Gärten oder Saatgutbanken vorkommen. Da aber gerade die Spezies, von denen kein einziges Individuum mehr in freier Wildbahn lebt, unsere Aufmerksamkeit benötigen, veröffentlichte Donal Smith, Zoologe am Londoner Institute of Zoology (ZSL), gemeinsam mit seinen Kollegen eine Bestandsaufnahme der 40 Tier- und 44 Pflanzenarten, die im vergangenen Jahr auf der Roten Liste der IUCN den Status ‚in freier Wildbahn ausgestorben‘ erhielten. Zu diesen Arten gehören etwa die Säbelantilope, diverse polynesische Baumschnecken oder der gelb blühende Toromiro von der Osterinsel.

kalifornischer kondor
Der Kalifornische Kondor (Gymnogyps californianus), von dem 1987 nur noch 27 Exemplare existierten, konnte erfolgreich ausgewildert werden. Stand Ende 2021 leben wieder 537 Tiere in freier Wildbahn. (© Chuck Szmurlo, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)

Die Neuetablierung von Arten in freier Wildbahn war in der Vergangenheit bereits geglückt, wie die Erfolgsgeschichten des Kalifornischen Kondors, Europäischen Bisons oder des Bartgeiers zeigen. Sie alle wären fast ausgestorben, haben nun aber ihren Platz in der Natur zurückerobern können. Smith weist in seiner Studie darauf hin, dass nur bei einem Viertel der in der Wildnis ausgestorbenen Arten überhaupt versucht wurde, sie wieder auszuwildern. So seien seit 1950 sogar elf Arten ausgestorben, die sich zuletzt ausschließlich in menschlicher Obhut befanden; lediglich zwölf Arten konnten den Status als Wildtiere oder -pflanzen wiedererlangen.

Smith und sein Team bewerten in ihrer Studie das Aussterberisiko der 84 Arten sowie die zu ergreifenden Maßnahmen, damit sich der Bestand erholen und die Arten wieder ausgewildert werden können. Ein Problem sei dabei häufig, dass die meisten in Gefangenschaft lebenden Populationen in kleinen Größen (weniger als 100 Individuen) gehalten werden, die sich auch nur auf wenige Individuen begründen. Die Folge ist eine geringe genetische Vielfalt. In solchen Fällen müsse zunächst die Populationsgröße gestärkt werden, bevor eine Auswilderung stattfinden kann.

Grundsätzlich betrachten Smith und seine Kollegen es als enorme Herausforderung, Arten erfolgreich auszuwildern. „Trotz heldenhafter Anstrengungen kommt Scheitern genauso häufig vor wie Erfolg“, so Smith. Die Wissenschaftler fordern internationale Bemühungen, die den Artenschutz im Bereich der nur noch in Gefangenschaft lebenden Tiere und Pflanzen deutlich zu stärken.

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