Pacifastacus nigrescens
Pacifastacus nigrescens war ein recht kleiner Süßwasserkrebs: Die männlichen Tiere maßen etwa zwischen 4,6 und 5,2 Zentimeter, die Weibchen ungefähr 3,5 Zentimeter. University of Washington, Public domain, via Wikimedia Commons)

Pacifastacus nigrescens (Flusskrebs)

Als der Signalkrebs nach Kalifornien kam…

Hätte der Flusskrebs Pacifastacus nigrescens einen anerkannten deutschen Trivialnamen wäre es wohl etwas wie Rußiger Krebs oder Rußkrebs. Pacifastacus nigrescens lebte einst in den Bächen rund um die Bucht von San Francisco im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien – bis der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) wahrscheinlich im 19. Jahrhundert nach Kalifornien gelangte. Von da an ward bald kein Pacifastacus nigrescens mehr gesehen…

Der Signalkrebs ist dafür bekannt, andere Arten aus ihren Lebensräumen zu verdrängen. Er ist aggressiver als viele andere Flusskrebse, deutlich größer (Männchen messen 16, Weibchen zwölf Zentimeter) und produziert mehr Nachkommen. Noch überlegener macht ihn, dass er resistent gegenüber der aus Nordamerika stammenden Krebspest, eine tödlich verlaufende Pilzkrankheit bei Krebsen, ist.

Eigentlich stammt der Signalkrebs aus dem Westen der USA und Kanada aus einem Gebiet westlich der Rocky Mountains. Heute ist er in fast allen europäischen Ländern als Neozoon verbreitet. Neben dem ebenfalls aus Nordamerika stammenden Kamberkrebs (Orconectes limosus) ist der Signalkrebs heute die häufigste nicht-endemische Flusskrebsart in Mitteleuropa.

Pacifastacus nigrescens – Steckbrief
wissenschaftliche NamenPacifastacus nigrescens, Astacus nigrescens, Potamobius nigrescens, Pacifastacus nigrescens nigrescens, Gambelly nigrescens, Hobbsastacus nigrescens
englischer NameSooty Crayfish
ursprüngliches VerbreitungsgebietKalifornien, USA
Zeitpunkt des Aussterbensvor 1900
Ursachen für das Aussterbeneingeschleppte Krebsarten, Lebensraumverlust

… und dann nach Europa

signalkrebs
Der Signalkrebs wurde in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgenommen. Die Liste der EU führt Tier- und Pflanzenarten, die von anderen Kontinenten beabsichtigt oder unbeabsichtigt in das Gebiet der EU eingeführt wurden und nachteilige Auswirkungen auf die Ökosysteme haben. (© Daderot, CC0, via Wikimedia Commons)

Als die Population des Europäischen Flusskrebses (Astacus astacus) seit 1860 durch die Krebspest enorm dezimiert wurde, entschloss man sich zuerst in Schweden und später auch in anderen Ländern Europas, ab etwa 1960 den Signalkrebs einzuführen, um die Krebsfischerei wieder anzukurbeln. Doch der Signalkrebs kam nicht alleine. Er brachte einen neuartigen besonders ansteckenden Stamm des Krebspest-Erregers mit nach Europa.

Der sich in Europa expansiv ausgebreitete Signalkrebs stellt heute eine der größten Bedrohungen für die selten gewordenen drei heimischen Flusskrebsarten Mitteleuropas dar: der Europäische Flusskrebs oder Edelkrebs, der Stein- oder Bachkrebs (Austropotamobius torrentium) und der Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes).

Auch in Berliner Gewässern machen sich Krebsarten breit, die dort eigentlich nicht hingehören. So wurden allein im Groß Glienicker See im Jahr 2021 rund 16.000 Marmor- und Kamberkrebse gefangen, berichtete rbb24. In Gewässern des Tiergartens seien etwa 7.200, im Britzer Garten nahezu 17.000 Rote Amerikanische Sumpfkrebse (Procambarus clarkii) gefangen worden.

Pacifastacus nigrescens: Suchaktionen verliefen erfolglos

In diversen spezifischen Suchen, zuletzt 1980 und 1981 durch die Meeresbiologin Darlene McGriff, konnten keine lebenden Flusskrebse der Art Pacifastacus nigrescens gefunden werden. Für das 20. Jahrhundert existieren auch keine authentifizierten gesammelten Exemplare oder Sichtungen der Krebsart. An den Orten, an denen Pacifastacus nigrescens einst häufig anzutreffen war, leben nun entweder ausschließlich Signalkrebse oder Rote Amerikanische Sumpfkrebse.

Sowohl der Signalkrebs als auch der Rote Amerikanische Sumpfkrebs sorgten für das Verschwinden von Pacifastacus nigrescens. Weiterhin hat sich der Lebensraum der Krebse aufgrund der städtischen Entwicklung in den letzten hundert Jahren stark verändert, so Tadashi Kawai in Re-examination of Pacifastacus nigrescens (2012). Die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet Pacifastacus nigrescens als ausgestorben.

Ebenfalls einst in Gewässern Kaliforniens beheimatet war die Pasadena-Süßwassergarnele. Sie starb um 1933 herum aus, da ihr Lebensraum durch Flussbegradigungen und den Bau von Flutkanälen vollständig zerstört wurde. Auch der in Nevada endemische und nun ausgestorbene Ash-Meadows-Killifisch fiel Mitte des 20. Jahrhunderts Flussbegradigungen und eingeschleppten Arten zum Opfer.

Pacifastacus nigrescens von San Francisco bis Alaska?

Nordamerika Karte
Orange: Kalifornien, Gelb: Oregon, Lila: Washington, Rosa: British Columbia

Fünf Arten und zwei Unterarten der Gattung Pacifastacus leben oder lebten in den Flüssen und Seen der Staaten Kalifornien, Oregon und Washington. Astacus nigrescens wurde 1857 vom US-amerikanischen Naturforscher William Stimpson wissenschaftlich beschrieben. Der deutsche Zoologe Richard Bott untersuchte 1950 in Die Flusskrebse Europas die Taxonomie der Astacus-Krebse in den Flüssen entlang der Nordpazifikküste Amerikas und ordnete sie schließlich der Gattung Pacifastacus zu.

Der US-amerikanische Zoologe Samuel Jackson Holmes schrieb Pacifastacus nigrescens in Synopsis of California Stalk-Eyed Crustacea (1900) ein Verbreitungsgebiet von San Francisco bis nach Alaska im küstennahen Bereich zu. Kawai hält ein Vorkommen von Pacifastacus nigrescens in Alaska (und auch in Washington) jedoch für fraglich. Der Grund: Hobbs legte 1974 in A Checklist of the North and Middle American Crayfishes den Süden der kanadischen Provinz British Columbia als das nördlichste Verbreitungsgebiet aller Pacifastacus-Arten fest. Weiterhin gibt es keine Aufzeichnungen darüber, dass der Flusskrebs Pacifastacus nigrescens außerhalb des Gewässersystems des Sacramento Rivers in Kalifornien gesammelt wurde.

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