Die Gravenche war nur im Genfersee heimisch
Bei der Gravenche oder der Kleinen Fera handelte es sich um einen Süßwasserfisch, der im Genfersee heimisch war. Leider gibt es von dieser Fischart keinerlei konservierte Museumsexemplare, sodass unklar ist, welcher Spezies sie genau angehört.
Der Schweizer Fischkundler Emile Dottrens nahm 1959 an, die Gravenche sei eine Unterart des Lavarets (Coregonus lavaretus), eine noch heute existierende Fischart, die einst auch im Genfersee zu finden war. Die Ichthyologen Maurice Kottelat und Jörg Arthur Freyhof jedoch betrachten die Kleine Fera als eine eigene Art, die ausschließlich im Genfersee endemisch war. Heute sind sich Wissenschaftler darüber einig, dass sich die Kleine Fera lediglich in Bodennähe und großen Tiefen des Genfersees aufhielt.
Ältere Quellen, die die Fischart auch in Ammersee, Bodensee und Chiemsee gesehen haben wollen, gelten als fehlerhaft. Diese beziehen sich vermutlich auf andere Fischarten wie den seltenen Ammersee-Kilch (Coregonus bavaricus), den ebenfalls ausgestorbenen Bodensee-Kilch und den Chiemsee-Kilch (Coregonus sp.).
Gravenche – Steckbrief
alternative Bezeichnungen | Kleine Fera, Kilch |
wissenschaftlicher Name | Coregonus hiemalis |
englische Namen | Gravenche, Lake Genevva Whitefish, Little Fera |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Genfersee (Frankreich, Schweiz) |
Zeitpunkt des Aussterbens | etwa 1950 |
Ursachen für das Aussterben | Eutrophierung des Genfersees, Überfischung |
Aussterben durch Eutrophierung und Überfischung
Gründe für das Aussterben dieser Art waren in erster Linie Eutrophierung und Überfischung. Mit Eutrophierung ist die Nährstoffzunahme in einem Gewässer gemeint, woraus ein schädliches Pflanzen- bzw. Algenwachstum entsteht. Es kommt zur Eutrophierung, wenn Abwasser oder Dünger von landwirtschaftlichen Flächen in den See geleitet wird.
Neben der ebenfalls bereits ausgestorbenen Féra gehörte die Kleine Fera zu den am stärksten gefangenen Speisefischen im Genfersee. Denn um 1890 betrug der Anteil gefangener Fische beider Arten fast 70 Prozent aller im Genfersee lebenden Fische.
Durch die Überfischung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert konnte die Gravenche um 1920 herum kaum noch nachgewiesen werden, so die IUCN. Viele Suchen nach dem Fisch blieben erfolglos. Experten gehen davon aus, dass die Fischart etwa ab 1950 ausgestorben war.
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