Eingeschleppte Fischarten führten zum Verschwinden
Ausgestorben ist der Entenschnabelkärpfling, dessen überhängender Oberkiefer an einen Entenschnabel erinnert, höchstwahrscheinlich durch menschliches Zutun. In den Poso-See auf der indonesischen Insel Sulawesi, der Heimat des Entenschnabelkärpflings, wurden neue, räuberische Fischarten eingeschleppt: der Mosambik-Buntbarsch (Oreochromis mossambicus) und der Quergestreifte Schlangenkopf (Channa striata) sowie deren Parasiten.
Diese fremden Fische führten nicht nur zum Aussterben des Entenschnabelkärpflings, sondern brachten noch mindestens zwei weitere, im Poso-See endemische Arten in Gefahr. Dazu gehörten die Poso-Bungu-Grundel (Mugilogobius amadi), die 1987 zum letzten Mal nachgewiesen wurde, und der Gestreckte Poso-Kärpfling (Adrianichthys poptae), der heute als vom Aussterben bedroht gilt.
Entenschnabelkärpfling – Steckbrief
wissenschaftlicher Name | Adrianichthys kruyti |
englische Namen | Duck-billed Buntingi, Duckbilled Buntingi |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Poso-See (Sulawesi, Indonesien) |
Zeitpunkt des Aussterbens | 1983 |
Ursachen für das Aussterben | in den See eingeschleppte Raubfische mitsamt Parasiten |
Entenschnabelkärpfling: Ausgestorben durch Ascheregen?
Es gibt noch eine andere Theorie, die das Verschwinden des Entenschnabelkärpflings erklären soll; nachzulesen in Ecology of Sulawesi (2001) von Tony Whitten, Muslimin Mustafa und Gregory S. Henderson. Lokale Fischer behaupten nämlich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Aussterben der Fischart und dem Vulkanausbruch auf der indonesischen Insel Una Una gibt.
Una Una besteht fast vollständig aus dem Vulkan Colo, der im Juli 1983 ausbrach, weshalb alle Bewohner der Insel evakuiert werden mussten. Der Vulkan verwüstete Una Una fast vollständig: Vor dem Ausbruch lebten knapp 700 Menschen dort, heute nur noch 200 – ein Großteil konnte nicht zurückkehren.
Durch den Vulkanausbruch stieg eine Rauch- und Aschewolke in die Stratosphäre und erreichte die benachbarte Insel Sulawesi. Satellitenfotos des Vulkanausbruches zeigen allerdings, dass der Ascheregen in westliche Richtung geblasen wurde, sodass der Poso-See nicht betroffen sein konnte. Dieser befindet sich im Süden.
In der Roten Liste der IUCN wird der Entenschnabelkärpfling seit 1996 als ‚vom Aussterben bedroht‘ klassifiziert. Der Schweizer Fischkundler Maurice Kottelat schrieb 1996 in Synopsis of the endangered Buntingi of Lake Poso, dass der Entenschnabelkärpfling wahrscheinlich ausgestorben sei.
Ian J. Harrison und Melanie L. J. Stiassny schließen sich 1999 in Extinctions in Near Time dieser Meinung an. Sie gehen zudem davon aus, dass die Fischart durch eine eingeführte Krankheit oder Parasiten ausgerottet wurde.
Der einst auf Sulawesi lebende Bola-Batu-Hirscheber und die Vogelart Sangihe-Rostfischer (Ceyx fallax sangirensis) von den Sulawesi vorgelagerten Inseln sind heute vermutlich auch ausgestorben.
Der Entenschnabelkärpfling gehört zu den Reisfischen
Auf der Insel Sulawesi gibt es 19 unterschiedliche Reisfische oder Asiatische Leuchtaugenfische (Adrianichthyidae). Einige dieser Süßwasserfische sind oder waren im Poso-See heimisch, wie zum Beispiel der Entenschnabelkärpfling, der Gestreckte Poso-Kärpfling oder auch die Poso-Bungu-Grundel.
Der Entenschnabelkärpfling erreichte eine Körperlänge von durchschnittlich elf Zentimetern, konnte aber gut und gerne auch bis zu 16 Zentimeter groß werden. Aufgrund ihrer Größe wurde die Fischart hin und wieder von lokalen Fischern geangelt und verspeist.
Über die Lebensweise dieser Art ist wenig bekannt. Vermutlich bevorzugte er tiefe Zonen des Poso-Sees. Von allen anderen Reisfischen unterscheidet sich der Entenschnabelkärpfling durch seinen charakteristischen Oberkiefer.
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