Neue Forschungen zeigen, dass Zwergelefanten (Palaeoloxodon cypriotes) und Zwergflusspferde (Phanourios minor) auf der Mittelmeerinsel Zypern nach der Ankunft paläolithischer Menschen vor etwa 14.000 Jahren ausgerottet wurden. Eine kleine Population von möglicherweise nur 3.000 Menschen reichte aus, um die Tiere innerhalb weniger Jahrhunderte durch übermäßige Jagd auszulöschen. Die Studie, veröffentlicht in Proceedings of the Royal Society B, verdeutlicht, wie die frühen Siedler die Ökosysteme der Insel gravierend störten, indem sie die Tiere als Nahrungsquelle jagten und sie innerhalb kurzer Zeit auslöschten.
Zypern als isoliertes Ökosystem
Zypern war zum Zeitpunkt der menschlichen Besiedlung ein isoliertes Ökosystem, in dem es keine größeren Raubtiere gab. Diese Isolation machte die Zwergelefanten und Zwergflusspferde besonders anfällig für die Ankunft des Menschen. Die Studie zeigt, dass es weniger als 1.000 Jahre dauerte, bis beide Arten ausgestorben waren.
Die Autoren der Studie betonen, dass Zypern aufgrund seiner geografischen Eigenschaften ein ideales Studienobjekt sei, um zu erforschen, wie die Ankunft der Menschen und das Aussterben von Megafauna zusammenhängen. Drei Eigenschaften prädestinieren die Insel dabei zum perfekten Studienobjekt: die kleine Fläche von nur 11.000 Quadratkilometern, die geringe Diversität der Megafauna mit nur zwei Arten, Zwergflusspferde und Zwergelefanten, sowie die späte Besiedlung durch Menschen vor 13.200 bis 14.200 Jahren.
Bejagung als Hauptursache für das Aussterben von Zwergflusspferd und Zwergelefant
Das Team um den australischen Ökologen Corey Bradshaw nutzte archäologische Daten und Modelle zur Megafauna-Populationsdynamik, die menschliche Nahrungsbedürfnisse, Beuteauswahl und Jagdeffizienz berücksichtigten. Sie konnten zeigen, dass die menschliche Bevölkerung auf Zypern das Aussterben der Zwergflusspferde und Zwergelefanten durch übermäßige Jagd verursacht haben könnte. Eine Population von nur 3.000 bis 7.000 Jägern und Sammlern hätte im späten Pleistozän genügt, um beide Arten in weniger als 1.000 Jahren auszulöschen.
Die Modellberechnungen passten auch zur zeitlichen Reihenfolge, in der die Megafauna ausstarb, wie es in Fossilfunden belegt ist. Sie widerlegten frühere Behauptungen, dass Menschen nicht am Aussterben des Zwergelefanten und des Zwergflusspferds auf Zypern beteiligt gewesen seien. Die Forscher betonen, dass auch kleine menschliche Populationen erhebliche Auswirkungen auf die Ökosysteme haben können, selbst mit einfachen Technologien.
Bedeutung für das Verständnis früher menschlicher Einflüsse
Theodora Moutsiou, Paläoarchäologin und Mitautorin der Studie, erklärt gegenüber Cosmos: „Unsere Forschung legt den Grundstein für ein besseres Verständnis darüber, welchen Einfluss kleine menschliche Populationen auf die Zerstörung einheimischer Ökosysteme und das Verursachen großer Aussterben haben können – selbst in einer Zeit mit geringer technologischer Kapazität.“ Die Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Rolle früher Jäger und Sammler bei der Ausrottung von Arten und zeigen, dass bereits primitive Werkzeuge erhebliche Auswirkungen auf die Biodiversität hatten.
Ähnliche Aussterbeprozesse wurden auch in der Neuzeit beobachtet. Auf Madagaskar verschwanden zwei Arten von Zwergflusspferden – Lemerles Flusspferd und Hippopotamus madagascariensis – wahrscheinlich durch die Besiedlung der Insel durch Menschen. Sie starben vermutlich erst im 15. Jahrhundert aus, ebenfalls als Folge menschlicher Aktivität.
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