Heriot-Blauschnäpper - nah verwandt mit dem wiederentdeckten Zimtbrust-Blauschnäpper
Heriot-Blauschnäpper, Männchen – im Gegensatz zum wiederentdeckten Zimtbrust-Blauschnäpper besitzt das Männchen dieser Art eine durchgehend tiefblaue Kehle und Brust sowie eine hellblaue Stirn. Beim Zimtbrust-Blauschnäpper sind Kehle und Brust – wie sein Name bereits andeutet – zimtfarben, die Stirn hingegen dunkel gefärbt. Ninoy Silvestre, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)

Philippinen: Zimtbrust-Blauschnäpper wiederentdeckt – erster „Lost Bird“ des Jahres 2025

Am 9. März 2025 gelang dem britischen Vogelkenner Martin Kennewell ein bemerkenswerter Fund: In einem abgelegenen Tieflandwald im Südosten der philippinischen Insel Luzon beobachtete und fotografierte er ein männliches Exemplar des Zimtbrust-Blauschnäppers (Cyornis camarinensis). Es handelt sich um die erste bestätigte Sichtung seit 2008 – und um die weltweit erste fotografische Dokumentation eines freilebenden Individuums dieser Art in seinem natürlichen Lebensraum.

Kennewell, der auf den Philippinen lebt, setzte bei seiner gezielten Suche eine akustische Reizmethode ein: Da es bislang keine Tonaufnahmen vom Zimtbrust-Blauschnäpper gibt, spielte er den Gesang des nah verwandten Heriot-Blauschnäppers (Cyornis herioti) ab. Dieser Ansatz erwies sich als erfolgreich – ein Männchen reagierte auf die Wiedergabe und konnte fotografisch dokumentiert werden.

Die Beobachtung hat besondere Bedeutung, da der Zimtbrust-Blauschnäpper auf der aktuellen Lost-Birds-Liste 2025 geführt wird – Vogelarten, von denen es seit mindestens zehn Jahren keine gesicherten Nachweise gibt. Die Liste wird im Rahmen der internationalen Initiative Search for Lost Birds regelmäßig aktualisiert. Mit dem Nachweis des Zimtbrust-Blauschnäppers wurde im Jahr 2025 erstmals eine dieser Arten wiederentdeckt.

Eine seltene Vogelart – der Zimtbrust-Blauschnäpper

Luzon: Caramoan National Park
Caramoan National Park, Luzon: Rückzugsraum von Vogelarten wie dem Zimtbrust-Blauschnäpper.
Irvin Parco Sto. Tomas, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Der Zimtbrust-Blauschnäpper ist ein Mitglied der Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae) und endemisch auf den Philippinen. Sein Verbreitungsgebiet umfasst die Bicol-Halbinsel im Südosten Luzons sowie die benachbarte Insel Catanduanes. Ursprünglich wurde der Zimtbrust-Blauschnäpper als Unterart des Heriot-Blauschnäppers geführt, heute gilt er jedoch als eigenständige Art. Ausschlaggebend war unter anderem die charakteristische zimtfarbene Brust des Männchens.

Die Männchen des Zimtbrust-Blauschnäppers zeichnen sich durch tiefblaue Oberseiten, eine blass orangefarbene Brust und Kehle, ein dunkles Gesicht sowie einen weißen Bauch aus. Das Weibchen ist insgesamt unscheinbarer gefärbt, mit braunem Rücken, graubraunem Kopf, orangefarbener Kehle und rostfarbenen Flügeln und Schwanz. Die Unterschiede zu verwandten Arten, insbesondere bei den Weibchen, sind bislang nur unzureichend untersucht.

Die Art bewohnt das Unterholz feuchter Tieflandwälder, vornehmlich in naturnahen Primärwäldern und entlang von Waldrändern. Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich die Vögel einzeln oder paarweise im bodennahen Bereich aufhalten und sich vorwiegend von Insekten ernähren. Über Fortpflanzung und Brutbiologie ist bisher kaum etwas bekannt.

Bedrohungen: Lebensraumverlust durch Abholzung, Landwirtschaft und Bergbau

Abholzung der Wälder auf den Philippinen
Abgeholzter Tieflandwald auf den Philippinen – Lebensräume wie dieser sind entscheidend für das Überleben seltener Arten wie des Zimtbrust-Blauschnäppers, aber zunehmend durch Rodung und Bergbau bedroht.
USAID Biodiversity & Forestry, Public domain, via Wikimedia Commons)

Die Art wird von der IUCN als „gefährdet“ eingestuft. Basierend auf wenigen Nachweisen, niedrigen Populationsdichten verwandter Arten und der Annahme, dass nur ein Teil des potenziellen Verbreitungsgebiets tatsächlich besiedelt ist, wird die Zahl geschlechtsreifer Individuen vorsichtig auf unter 10.000, möglicherweise sogar unter 2.500 geschätzt.

Hauptbedrohung ist der Verlust geeigneter Lebensräume. In den letzten Jahrzehnten wurden weite Teile der Tieflandwälder Luzons durch Holzeinschlag, landwirtschaftliche Umwandlung sowie Tagebau zerstört oder stark fragmentiert. Diese Prozesse haben dazu geführt, dass geeignete Lebensräume stark zurückgegangen sind oder nur noch in isolierten Restflächen existieren.

Zwar kommt der Zimtbrust-Blauschnäpper in mehreren Schutzgebieten vor – darunter der Bulusan Volcano Natural Park, der Caramoan National Park und der Mount Isarog – doch ist die praktische Wirksamkeit dieser Schutzmaßnahmen oft begrenzt. Illegale Abholzung und mangelnde Kontrolle untergraben den Schutzstatus vieler dieser Gebiete.

Wiederentdeckung unterstreicht Schutzbedarf

Die Wiederentdeckung des Zimtbrust-Blauschnäppers stellt nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur philippinischen Avifauna dar, sondern macht auch den dringenden Handlungsbedarf im Bereich des tropischen Waldschutzes deutlich. Die Art zeigt, dass vermeintlich verschollene Arten in schwer zugänglichen Rückzugsräumen überleben können – vorausgesetzt, ihre Lebensräume bleiben erhalten.

Experten betonen daher die Notwendigkeit, das Verbreitungsgebiet der Art systematisch zu kartieren und mehr über ihre ökologische Nische, Populationsdynamik und Reproduktionsbiologie zu erfahren. Nur auf dieser Grundlage lassen sich wirksame Schutzstrategien entwickeln.

Zugleich ist der Fund ein wichtiges Signal für die internationale Zusammenarbeit im Artenschutz. Projekte wie Search for Lost Birds tragen dazu bei, Forschungslücken zu schließen und die Aufmerksamkeit auf wenig bekannte, aber akut bedrohte Arten zu lenken.

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