vom Aussterben bedroht: Vaquita
Der Vaquita oder Kalifornische Schweinswal gehört mit einer Länge von rund anderthalb Metern und einem Gewicht von etwa 50 Kilogramm zu den kleinsten Walen der Welt. Paula Olson, NOAA, Public domain, via Wikimedia Commons)

Vaquita: Neue Videoaufnahmen des seltensten Meeressäugers der Welt

Der Vaquita, auch bekannt als Kalifornischer Schweinswal oder Golftümmler (Phocoena sinus), zählt seit dem Aussterben des Chinesischen Flussdelfins im Jahr 2002 zu den am stärksten bedrohten Säugetieren weltweit. Vor kurzem veröffentlichte Sea Shepherd im Rahmen einer Pressekonferenz die neuesten Ergebnisse ihrer jüngsten Vaquita-Erhebung. Die Umweltschutzorganisation präsentierte dabei Filmmaterial, das eine Mutter und ihr einjähriges Jungtier zeigt. Allerdings wurden keine neugeborenen Kälber gesichtet.

Von den 567 Vaquitas, die von Experten mit Unterstützung von Sea Shepherd im Jahr 1997 gezählt wurden, waren 2016 nur noch 30 Tiere übrig. Dies entspricht einem dramatischen Rückgang von 95 Prozent in der Population der Kalifornischen Schweinswale innerhalb von knapp zehn Jahren. Auf der diesjährigen Pressekonferenz beschrieb die Organisation die Vaquita-Population als „stabil“, obwohl 2024 die niedrigste jemals verzeichnete Anzahl festgestellt wurde. Während der letzten Zählung im Jahr 2023 schätzten die Experten die Anzahl der verbleibenden kleinen Schweinswale auf zehn bis 13 Tiere. Bei der diesjährigen zweiwöchigen Erhebung wurden jedoch nur sechs bis acht Tiere gesichtet.

Illegale Stellnetzfischerei als größte Bedrohung

Die Hauptgefahr für die Vaquitas geht von illegal eingesetzten Stellnetzen aus, die trotz eines Verbots weiterhin weit verbreitet sind. Diese Netze werden primär zum Fang der ebenfalls vom Aussterben bedrohten Totoaba (Totoaba macdonaldi) verwendet, deren Schwimmblasen auf dem chinesischen Schwarzmarkt hoch gehandelt werden. Dabei verfangen sich Vaquitas unbeabsichtigt als Beifang in diesen Netzen und ersticken, da sie nicht an die Wasseroberfläche gelangen können, um zu atmen.

Die verbliebenen Kalifornischen Schweinswale leben in einem begrenzten Gebiet von nur etwa 300 Quadratkilometern im Nordwesten des Golfs von Kalifornien, bekannt als die Zero Tolerance Area. Dieses Meeresschutzgebiet wurde speziell eingerichtet, um die Vaquitas zu schützen. In diesem Bereich ist jegliche Art der Fischerei verboten. Trotzdem bleibt die illegale Stellnetzfischerei eine fortwährende Bedrohung. Seit 2014 unternimmt Sea Shepherd mit der Operation Milagro erhebliche Anstrengungen, um die Vaquitas zu retten. Dazu gehört auch das Patrouillieren im Verbreitungsgebiet mit Schiffen und das Entfernen illegal ausgebrachter Stellnetze.

Hoffnung trotz weniger Vaquita-Sichtungen

Die Operation Milagro-Mission 2024 nutzte zwei Schiffe, bereitgestellt von Sea Shepherd, mit Unterstützung der Natural Protected Areas Commission of Mexico (CONANP) und der mexikanischen Marine. Die Experten verwendeten sowohl akustische als auch visuelle Überwachungstechniken, um Vaquitas zu lokalisieren und eine Schätzung der minimalen Anzahl an überlebenden Individuen zu erstellen.

Untersuchungen aus den vergangenen Jahren haben Vaquitas dokumentiert, die Narben und Schnitte von Stellnetzen aufwiesen. Diese Beobachtungen führten zu der Theorie, dass die Meeressäuger gelernt haben könnten, den Netzen auszuweichen. Im Jahr 2024 konnten keine dieser durch Verletzungen gekennzeichneten Individuen gesichtet werden.

Trotz der niedrigen Anzahl gesichteter Individuen in diesem Jahr geht das Expertenteam nicht automatisch davon aus, dass sich die Population der Vaquitas tatsächlich weiter verringert hat. Stattdessen besteht die Hoffnung, dass sich die Kleinwale möglicherweise aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet entfernt haben könnten. Aus diesem Grund sind zusätzliche akustische Überwachungsmaßnahmen zwischen Juni und Dezember in Gewässern geplant, die bisher noch nicht untersucht wurden.

Schutzmaßnahmen für Vaquitas dringend benötigt

Das Überleben der Vaquitas ist weiterhin stark gefährdet, warnen Experten nach den jüngsten Untersuchungen. Alex Olivera vom Center for Biological Diversity äußerte gegenüber Yahoo News ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Zukunft der Kleinwale im Golf von Kalifornien. „Es ist zwar eine gute Nachricht, dass Fischereigeräte die kleinen Schweinswale noch nicht vollständig ausgelöscht haben, doch sind dringend stärkere Schutzmaßnahmen erforderlich“, so Olivera.

D. J. Schubert, ein leitender Wildbiologe beim Animal Welfare Institute, fordert ebenfalls mehr Einsatz im Kampf gegen die Nutzung der tödlichen Netze. „Während wir alle Beteiligten loben, die die Untersuchung durchgeführt haben, sollte der wahrscheinliche Rückgang der Vaquita-Zahlen in Mexiko und weltweit Alarmglocken läuten lassen“, erklärt Schubert. Er kritisiert weiterhin das „anhaltende Versagen Mexikos, die illegale Fischerei und den Handel mit Totoaba zu stoppen“, und betont, dass die Regierung in der Pflicht steht, die Durchsetzung der Schutzgesetze zu verbessern.

Angesichts der kritischen Lage der Kalifornischen Schweinswale appelliert Olivera an die designierte Präsidentin Claudia Sheinbaum, sich verstärkt für den Schutz dieser bedrohten Art einzusetzen. Nur durch verstärkte und effektiv durchgesetzte Schutzmaßnahmen haben die Vaquitas eine Chance auf Überleben. Ihre Situation bleibt ein dringender Weckruf für die internationale Gemeinschaft, den Schutz mariner Arten ernst zu nehmen und zu verstärken.

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