afrikanische pinguine
Die einzige Pinguinart Afrikas, der Afrikanische Pinguin (Spheniscus demersus), wurde auf „vom Aussterben bedroht“ hochgestuft. Hauptbedrohungen sind Konkurrenz mit der Fischereiindustrie und klimabedingte Veränderungen im Nahrungsangebot. Bernard DUPONT from FRANCE, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Update der IUCN Rote Liste 2024: Afrikanischer Pinguin und Europäischer Igel vom Aussterben bedroht

Das Update der IUCN Rote Liste auf Version 2024-2, das am 28. Oktober 2024 veröffentlicht wurde, enthält neue Bewertungen und Statusänderungen für viele Tiere, Bäume und Pflanzen. Mehr als 1.000 Arten wurden auf der Roten Liste neu bewertet oder erneut klassifiziert.

Die IUCN Red List of Threatened Species der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur dient als globales Instrument, um das Aussterberisiko von Arten zu bewerten und Trends in der Biodiversität zu erkennen. Die IUCN Red List ordnet Arten in neun Kategorien von „nicht bewertet“ bis „ausgestorben“, wobei Bedrohungskategorien wie „gefährdet“, „stark gefährdet“ und „vom Aussterben bedroht“ besonders kritisch sind. Die Rote Liste dient als Grundlage für Schutzmaßnahmen, indem sie Daten zur Population, Verbreitung, Habitatverlust und anderen Bedrohungen liefert​. Hier eine kleine Auswahl einiger Tierarten, deren Status sich deutlich verschlechtert hat:

Update der IUCN Rote Liste: Giant Clam

Riesenmuschel (Tridacna gigas)
Die Riesenmuschel ist ein wichtiger Bestandteil von Korallenriff-Ökosystemen. Sie kann eine Länge von 1,40 Meter und ein Gewicht von 400 Kilogramm erreichen. In der IUCN Red List gilt sie nun als "vom Aussterben bedroht". Zu den Bedrohungen gehören Überfischung und Klimawandel, insbesondere durch Erwärmung der Meere, die zu Korallenbleiche und Verlust der Algen, die die Muscheln ernähren, führen. 

Charles J. Sharp, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Banteng Bos javanicus IUCN Red List

Banteng (Bos javanicus)
Die IUCN Red List klassifiziert den Banteng oder Sunda-Ochsen aus Südostasien nun als "kritisch gefährdet". Fortlaufender Lebensraumverlust durch Landwirtschaft, Wilderei, insbesondere durch den Fleischhandel, stellen Bedrohungen für das Wildrind dar. Häufig eingesetzte Jagdmethoden wie Schusswaffen und Hunde gefährden die Bantengpopulation ebenfalls stark.

Buyung Sukananda, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Igel bedroht

Westeuropäischer Igel (Erinaceus europaeus)
Der neue Status des bei uns heimischen Europäischen Igels ist "potenziell gefährdet". In Deutschland und Belgien wurde ein Populationsrückgang von bis zu 50 Prozent in bestimmten Regionen gemeldet. Habitatverlust durch landwirtschaftliche Intensivierung, Straßenbau und Verstädterung sorgen für sein Verschwinden.

George Chernilevsky, Public domain, via Wikimedia Commons)

Edwards Fasan

Edwardsfasan (Lophura edwardsi)
Der in Vietnam heimische Edwardsfasan wird mit dem Update der IUCN Rote Liste als "vom Aussterben bedroht (möglicherweise in der Wildnis ausgestorben)" gelistet, da er seit 2000 nicht mehr in freier Wildbahn dokumentiert werden konnte. Die Ursachen für sein Verschwinden sind Entwaldung, Wilderei und Umweltgifte.

Václav Šilha, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Scardinius racovitzai

Scardinius racovitzai
Die in Rumänien endemische Süßwasserfischart Scardinius racovitzai wird von der IUCN als "in der Wildnis ausgestorben" geführt. Die langjährige Grundwasserentnahme für touristische Zwecke führte zur Austrocknung des Peța-Sees. Verschlimmernde Faktoren waren invasive Arten, Temperaturveränderungen und Verschmutzungen, die die Fortpflanzung beeinträchtigten und den Lebensraum verschlechterten.

Wilhelm, Sandor, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)

Update IUCN Rote Liste Gallotia Stehlini

Gran-Canaria-Rieseneidechse (Gallotia stehlini)
Der Status der Gran-Canaria-Rieseneidechse änderte sich von "nicht gefährdet" zu "vom Aussterben bedroht". Sie wird durch invasive Räuber bedroht, insbesondere Katzen und Ratten sowie die Kalifornische Kettennatter (Lampropeltis californiae), die 1998 auf die Insel gelangte und die Eidechsenpopulation in über 60 % der betroffenen Gebiete stark dezimiert hat. Ohne Schutzmaßnahmen wird ein Aussterben in betroffenen Gebieten erwartet.

Feibs, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Asarcornis scutulata

Weißflügelente (Asarcornis scutulata)
Die in Indien und Südostasien einst weit verbreitete Weißflügelente gilt seit dem Update der IUCN Red List als "vom Aussterben bedroht". Sie ist durch Habitatverlust in Fluss- und Waldgebieten, intensive Jagd und das Sammeln von Eiern und Küken stark bedroht. Besonders der Verlust großer Nistbäume und die Zerstörung von Wäldern durch Ölpalmenplantagen, Abbau von Bodenschätzen und unregulierten Tourismus in Nordostindien verschärfen die Lage.

DickDaniels (http://theworldbirds.org/), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

„Möglicherweise ausgestorbene“ Tierarten der IUCN Rote Liste

Der Ammersee-Kilch (Coregonus bavaricus), der im bayerischen Ammersee endemisch ist, gilt mit dem Rote-Liste-Update der IUCN als „vom Aussterben bedroht (möglicherweise ausgestorben)“. Von 1951 bis 2003 wurden lediglich drei Exemplare dieser Fischart gefangen. Gründe für den massiven Rückgang sind die Überfischung kleinerer Individuen, die Begradigung des Flusses Ammer und die starke Eutrophierung des Sees.

Eine andere Süßwasserfischart, die nun von der IUCN als „möglicherweise ausgestorben“ klassifiziert wird, ist Pelasgus epiroticus oder Tsima. Die Spezies kommt nur im Pamvotida-See in Griechenland vor. Pelasgus epiroticus ist durch eine Verschlechterung der Wasserqualität bedroht, die auf Eutrophierung, die Ablagerung ungeklärter Abwässer und den Bau von Dämmen zurückzuführen ist. Hinzu kommen invasive Arten wie etwa der Karpfen (Cyprinus carpio) oder der Östliche Moskito-Fisch (Gambusia holbrooki), die durch Nahrungskonkurrenz und Prädationsdruck die einheimischen Fischbestände zusätzlich gefährden.

Meyers Baumschnecke (Partula meyeri), erst 2006 in Französisch-Polynesien entdeckt und beschrieben, ist jetzt „möglicherweise ausgestorben“. Sie ist vor allem durch die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) bedroht, die seit 1986 fast alle einheimischen Schneckenarten der Insel Raiatea ausgerottet hat. Auch der invasive Neu-Guinea-Plattwurm (Platydemus manokwari) breitet sich auf der Insel aus, allerdings ist unklar, ob er das Verbreitungsgebiet von Meyers Baumschnecke bereits erreicht hat. Die Rosige Wolfsschnecke hat unter anderem auch zum Aussterben der Baumschnecke Achatinella apexfulva auf Hawaii im Jahr 2019 geführt.

Zusätzlich zu den möglicherweise ausgestorbenen Arten hat die Internationale Union zur Bewahrung der Natur im Update der Roten Liste 2024 auch 19 Tierarten offiziell als global ausgestorben eingestuft.

Weltweit 38 % der Baumarten vom Aussterben bedroht

Magnolia zenii vom Aussterben bedroht - Update der IUCN Rote Liste  2024
Die Magnolia zenii (im Bild) ist nur eine von 55 Magnolienarten, die vom Aussterben bedroht sind. Allein in Kolumbien kommen sieben gefährdete und stark gefährdete Magnolienarten vor, darunter Magnolia wolfii, die in der Wildnis vermutlich bereits ausgestorben ist. Die endemische ecuadorianische Art Cucharillo (M. dixonii) könnte bereits ausgestorben sein. (© William (Ned) Friedman, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Die neue IUCN Rote Liste zeigt, dass jede dritte Baumart auf der Erde vom Aussterben bedroht ist. Im Rahmen des ersten Global Tree Assessments wurden insgesamt 166.061 Arten bewertet, wovon 46.337 nun als bedroht eingestuft sind – dies ist mehr als doppelt so viel wie die Zahl aller gefährdeten Vogel-, Säugetier-, Reptilien- und Amphibienarten zusammen. Bäume spielen eine wichtige Rolle in Ökosystemen, indem sie Kohlenstoff speichern, den Wasser- und Nährstoffkreislauf unterstützen und Böden stabilisieren. Viele Menschen sind zudem auf Bäume für ihren Lebensunterhalt und Ressourcen wie Holz, Medizin und Nahrung angewiesen.

Baumarten auf Inseln wie Kuba, Madagaskar oder Fidschi sind besonders stark gefährdet, da sie durch Abholzung, invasive Arten, Schädlinge und Krankheiten unter Druck stehen. Der Klimawandel bedroht sie zusätzlich, vor allem in den Tropen durch den Anstieg des Meeresspiegels und heftigere Stürme. In Südamerika, dem Gebiet mit der weltweit größten Baumartenvielfalt, sind 3.356 von 13.668 untersuchten Arten gefährdet, wobei Waldrodung für Landwirtschaft und Viehzucht die größten Bedrohungen darstellen.

Zum Schutz bedrohter Baumarten sind Habitatpflege, die Wiederherstellung von Wäldern und die Sammlung von Saatgut in botanischen Gärten und Sammlungen entscheidend. In Ländern wie Kolumbien dienen die Erkenntnisse der IUCN Rote Liste zur Planung nationaler Schutzmaßnahmen und zur Ausweisung von Biodiversitäts-Hotspots. Weltweit arbeiten über 1.000 Experten zusammen, um die Baumarten zu schützen und die Naturkrise zu bewältigen.

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