Das Update der IUCN Rote Liste auf Version 2024-2, das am 28. Oktober 2024 veröffentlicht wurde, enthält neue Bewertungen und Statusänderungen für viele Tiere, Bäume und Pflanzen. Mehr als 1.000 Arten wurden auf der Roten Liste neu bewertet oder erneut klassifiziert.
Die IUCN Red List of Threatened Species der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur dient als globales Instrument, um das Aussterberisiko von Arten zu bewerten und Trends in der Biodiversität zu erkennen. Die IUCN Red List ordnet Arten in neun Kategorien von „nicht bewertet“ bis „ausgestorben“, wobei Bedrohungskategorien wie „gefährdet“, „stark gefährdet“ und „vom Aussterben bedroht“ besonders kritisch sind. Die Rote Liste dient als Grundlage für Schutzmaßnahmen, indem sie Daten zur Population, Verbreitung, Habitatverlust und anderen Bedrohungen liefert. Hier eine kleine Auswahl einiger Tierarten, deren Status sich deutlich verschlechtert hat:
„Möglicherweise ausgestorbene“ Tierarten der IUCN Rote Liste
Der Ammersee-Kilch (Coregonus bavaricus), der im bayerischen Ammersee endemisch ist, gilt mit dem Rote-Liste-Update der IUCN als „vom Aussterben bedroht (möglicherweise ausgestorben)“. Von 1951 bis 2003 wurden lediglich drei Exemplare dieser Fischart gefangen. Gründe für den massiven Rückgang sind die Überfischung kleinerer Individuen, die Begradigung des Flusses Ammer und die starke Eutrophierung des Sees.
Eine andere Süßwasserfischart, die nun von der IUCN als „möglicherweise ausgestorben“ klassifiziert wird, ist Pelasgus epiroticus oder Tsima. Die Spezies kommt nur im Pamvotida-See in Griechenland vor. Pelasgus epiroticus ist durch eine Verschlechterung der Wasserqualität bedroht, die auf Eutrophierung, die Ablagerung ungeklärter Abwässer und den Bau von Dämmen zurückzuführen ist. Hinzu kommen invasive Arten wie etwa der Karpfen (Cyprinus carpio) oder der Östliche Moskito-Fisch (Gambusia holbrooki), die durch Nahrungskonkurrenz und Prädationsdruck die einheimischen Fischbestände zusätzlich gefährden.
Meyers Baumschnecke (Partula meyeri), erst 2006 in Französisch-Polynesien entdeckt und beschrieben, ist jetzt „möglicherweise ausgestorben“. Sie ist vor allem durch die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) bedroht, die seit 1986 fast alle einheimischen Schneckenarten der Insel Raiatea ausgerottet hat. Auch der invasive Neu-Guinea-Plattwurm (Platydemus manokwari) breitet sich auf der Insel aus, allerdings ist unklar, ob er das Verbreitungsgebiet von Meyers Baumschnecke bereits erreicht hat. Die Rosige Wolfsschnecke hat unter anderem auch zum Aussterben der Baumschnecke Achatinella apexfulva auf Hawaii im Jahr 2019 geführt.
Zusätzlich zu den möglicherweise ausgestorbenen Arten hat die Internationale Union zur Bewahrung der Natur im Update der Roten Liste 2024 auch 19 Tierarten offiziell als global ausgestorben eingestuft.
Weltweit 38 % der Baumarten vom Aussterben bedroht

Die neue IUCN Rote Liste zeigt, dass jede dritte Baumart auf der Erde vom Aussterben bedroht ist. Im Rahmen des ersten Global Tree Assessments wurden insgesamt 166.061 Arten bewertet, wovon 46.337 nun als bedroht eingestuft sind – dies ist mehr als doppelt so viel wie die Zahl aller gefährdeten Vogel-, Säugetier-, Reptilien- und Amphibienarten zusammen. Bäume spielen eine wichtige Rolle in Ökosystemen, indem sie Kohlenstoff speichern, den Wasser- und Nährstoffkreislauf unterstützen und Böden stabilisieren. Viele Menschen sind zudem auf Bäume für ihren Lebensunterhalt und Ressourcen wie Holz, Medizin und Nahrung angewiesen.
Baumarten auf Inseln wie Kuba, Madagaskar oder Fidschi sind besonders stark gefährdet, da sie durch Abholzung, invasive Arten, Schädlinge und Krankheiten unter Druck stehen. Der Klimawandel bedroht sie zusätzlich, vor allem in den Tropen durch den Anstieg des Meeresspiegels und heftigere Stürme. In Südamerika, dem Gebiet mit der weltweit größten Baumartenvielfalt, sind 3.356 von 13.668 untersuchten Arten gefährdet, wobei Waldrodung für Landwirtschaft und Viehzucht die größten Bedrohungen darstellen.
Zum Schutz bedrohter Baumarten sind Habitatpflege, die Wiederherstellung von Wäldern und die Sammlung von Saatgut in botanischen Gärten und Sammlungen entscheidend. In Ländern wie Kolumbien dienen die Erkenntnisse der IUCN Rote Liste zur Planung nationaler Schutzmaßnahmen und zur Ausweisung von Biodiversitäts-Hotspots. Weltweit arbeiten über 1.000 Experten zusammen, um die Baumarten zu schützen und die Naturkrise zu bewältigen.
Unterstütze diesen Blog! Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, ziehe bitte eine kleine Spende in Betracht. Jeder Beitrag, egal wie klein, macht einen Unterschied. Deine Spende ermöglicht es mir, den Blog werbefrei zu halten und auf Bezahlschranken zu verzichten, damit alle Leser freien Zugang zu den Inhalten haben. Du kannst ganz einfach über den Spendenbutton spenden oder mir ein Buch aus meiner Amazon Wunschliste schenken. Jeder Betrag zählt und wird sehr geschätzt! Vielen Dank für deine Unterstützung!