Kriege, Mikroplastik, Lichtverschmutzung – eine neue Welle an Gefahren bedroht die Bestäuber unserer Erde. Ein neuer Bericht der globalen Initiative Bee:wild, erschienen zum Weltbienentag am 20. Mai 2025, identifiziert die Top 12 neuen Bedrohungen für Bienen und andere Bestäuber. Er liefert zudem konkrete Ansätze für frühzeitiges und koordiniertes Handeln, um das Bestäubersterben aufzuhalten.
Die Erkenntnisse stammen aus dem wissenschaftlich begleiteten Bericht Emerging Threats and Opportunities for Conservation of Global Pollinators, herausgegeben von Bee:wild, einer neuen Initiative von Re:wild. Zehn führende Bestäubungs-Experten haben darin ihre Einschätzungen und Handlungsempfehlungen zusammengetragen. Unterstützt wurde der Bericht durch Fachleute aus sechs Kontinenten und Organisationen wie der FAO, der IUCN, der Xerces Society und der University of Texas.
Warum Bestäuber unverzichtbar sind

(© Andrew Mercer (www.baldwhiteguy.co.nz), CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Bestäuber spielen eine zentrale Rolle im ökologischen Gleichgewicht der Erde und sind gleichzeitig ein unsichtbares Rückgrat unserer Ernährung, Wirtschaft und Gesundheitssysteme. Fast 90 Prozent aller Blütenpflanzenarten weltweit sind auf Tierbestäubung angewiesen. Dazu zählen nicht nur Wildpflanzen, sondern auch viele landwirtschaftlich genutzte Kulturen. Über 75 Prozent der global bedeutendsten Nahrungspflanzenarten, darunter Äpfel, Tomaten, Kaffee, Kakao, Mandeln und viele Gemüsearten, sind ganz oder teilweise auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen.
Dabei sind es nicht nur Honigbienen, die diese Aufgabe übernehmen. Der Bee:wild-Bericht hebt hervor, dass auch Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge, Nachtfalter, Käfer, Kolibris und sogar Fledermäuse einen wesentlichen Beitrag zur Bestäubung leisten – häufig hochspezialisiert, saisonal oder auf bestimmte Pflanzen abgestimmt. Gerade Wildbestäuber sind in vielen Ökosystemen unersetzlich, da sie Pflanzenarten bestäuben, die Honigbienen kaum anfliegen.
Was Bestäuber leisten:
- Ernährungssicherheit: Zahlreiche nährstoffreiche Kulturen – etwa Obst, Nüsse, Samen, Gewürze und Öle – sind bestäubungsabhängig. Ein Rückgang der Bestäuber führt daher nicht nur zu geringeren Erträgen, sondern auch zu einseitigerer, nährstoffärmerer Ernährung.
- Landwirtschaftliche Produktivität: Studien zeigen, dass die Qualität und Menge der Erträge in direktem Zusammenhang mit der Bestäubungsleistung steht. Ohne ausreichend Bestäuber sinken die Ernten, und die Landwirtschaft wird wirtschaftlich anfälliger.
- Ökosystemdienstleistungen: Bestäuber fördern nicht nur die Pflanzenvermehrung, sondern tragen zur Bodenstabilisierung, Wasserrückhaltung und Kohlenstoffbindung bei – weil sie mithelfen, diverse Pflanzengemeinschaften zu erhalten.
- Kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung: Bestäuber sind Teil traditioneller Landnutzungssysteme, Symboltiere in vielen Kulturen und zentral für ganze Wirtschaftszweige – vom Obstbau bis zur Honigproduktion.
Eine Krise mit globaler Tragweite

(© Filo gèn‘, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Doch diese lebenswichtige Funktion ist bedroht. Der Bee:wild-Report betont, dass Bestäuber weltweit einen dramatischen Rückgang erleben – ausgelöst durch eine Kombination aus Pestizidbelastung, Habitatverlust, Klimawandel, eingeschleppten Krankheiten, Monokulturen und mehr. Besonders alarmierend: Einige Wildbienenarten sind bereits ausgestorben, viele weitere gelten als stark gefährdet.
Hinzu kommen nun neuartige Bedrohungen, die bislang wenig beachtet wurden – etwa Mikroplastik, Lichtverschmutzung oder schlecht abgestimmte Klimaschutzmaßnahmen. Diese neuen Stressfaktoren wirken oft zusätzlich zu den bestehenden Belastungen und könnten die Resilienz ganzer Bestäuber-Gemeinschaften überfordern.
Der Schutz von Bestäubern ist nicht nur eine Frage der Artenvielfalt, sondern eine fundamentale Voraussetzung für Ernährungssicherheit, Klimastabilität und wirtschaftliche Resilienz.
Die aktuellen Hauptursachen des weltweiten Rückgangs
Die größten Belastungen für Bestäuber sind nicht neu, nehmen aber weiter zu. Dazu zählen:
- Verlust von Lebensräumen durch intensive Landwirtschaft, Verstädterung und Infrastrukturausbau. Dadurch verlieren Bestäuber Nahrungs- und Nistressourcen.
- Pestizide (Insektizide, Herbizide und Fungizide) töten Bestäuber oder wirken sich negativ auf ihre Gesundheit, ihr Verhalten und ihre Orientierungsfähigkeit aus. Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass in intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften bis zu 44 Prozent weniger Insektenarten leben als in naturnahen Gebieten
- Klimawandel beeinflusst die Lebensräume, Blühzeiten und Aktivitätsphasen von Bestäubern. Klimabedingte Extremwetterereignisse wie Hitzestress und Dürren verstärken dies zusätzlich.
- Schädlinge und Krankheitserreger, darunter zahlreiche Mikroorganismen, beeinträchtigen Bienen und andere Bestäuber.
- Invasive Arten – beispielsweise eingeführte, bewirtschaftete Bienenarten – konkurrieren mit einheimischen Bestäubern und können Krankheiten übertragen.
Diese Bedrohungen verstärken sich gegenseitig und führen in ihrer Kombination zu erheblichen Belastungen, die das Überleben und die Erholung der Bestäuber zunehmend erschweren.
Neue Gefahren in einer sich wandelnden Welt
Bestäuber sehen sich in zunehmendem Maße mit den Herausforderungen einer rasant verändernden Umwelt konfrontiert. Der Bee:wild-Bericht identifiziert vier zentrale Themenbereiche, unter denen die bedeutendsten neuen und aufkommenden Risiken der kommenden fünf bis 15 Jahre zusammengefasst werden können:

(© USFWS Mountain Prairie, Public domain, via Wikimedia Commons)
1. Unterschätzte Umweltbelastungen:
Mikroplastik, Antibiotikarückstände, Luftschadstoffe, Schwermetalle und künstliche nächtliche Beleuchtung beeinträchtigen Bestäuber auf bislang kaum erforschte Weise. Hinzu kommt: Die Kombination verschiedener Pestizide kann deutlich schädlicher wirken als einzelne Wirkstoffe allein.
2. Unzureichend durchdachte Klimaschutzmaßnahmen:
Gut gemeinte, aber schlecht umgesetzte Maßnahmen gegen den Klimawandel – wie etwa flächendeckende Aufforstungen mit ungeeigneten Baumarten, der Rohstoffabbau für Elektrobatterien oder Indoor-Farming – können unbeabsichtigt Lebensräume zerstören und Wildbienen verdrängen. Insbesondere der Einsatz gezüchteter Bestäuber in geschlossenen Systemen kann die Konkurrenz um Ressourcen zusätzlich verschärfen.
3. Umweltfolgen durch politische Krisen:
Kriege und politische Instabilität führen häufig zu Monokulturen, geringerem Pflanzenschutzmonitoring und einem Rückgang an blütenreichen Kulturen, was Bestäubern sowohl Nahrung als auch Schutz nimmt.
4. Zunehmende klimabedingte Extremereignisse:
Die Häufung und Intensivierung von Waldbränden infolge des Klimawandels zerstört wertvolle Lebensräume und unterbricht ökologische Netzwerke, auf die Bestäuber angewiesen sind.
Die Top 12 der größten neuen Bedrohungen für Bestäuber
(geordnet nach Neuartigkeit und Auswirkung laut Bee:wild-Report 2025)
1. Kriegsbedingte Vereinfachung des Anbaus
Kriege und geopolitische Instabilität – wie der Krieg in der Ukraine – führen dazu, dass Länder sich stärker auf Eigenversorgung konzentrieren. Das hat oft eine radikale Vereinfachung des Anbaus zur Folge: Statt vielfältiger Kulturen dominieren Monokulturen, die nur saisonal blühen. Für Wildbienen bedeutet das: lange Phasen ohne Nahrung, geringere Blütendiversität und ein Verlust an Nistmöglichkeiten. Studien zeigen zudem, dass solche „verarmten“ Agrarlandschaften häufiger Pestizide benötigen, was die Belastung zusätzlich erhöht.
2. Mikroplastik-Verschmutzung
Die Untersuchung von über 300 Honigbienenvölkern im Rahmen des EU-Projekts INSIGNIA zeigte: In nahezu allen Proben fanden sich Mikroplastikpartikel, meist aus PET oder Acryl. Diese Partikel können die Darmgesundheit, das Immunsystem und die Lebensdauer von Bienen beeinträchtigen – erste Laborexperimente deuten bereits darauf hin. Da Mikroplastik nahezu überall zu finden ist, gelten auch Wildbienen und andere Bestäuber als akut gefährdet, obwohl viele Effekte bislang kaum erforscht sind.
3. Falsch geplante Aufforstung für Klimaziele
Baumpflanzungen zur CO₂-Kompensation sind ein zentrales Element vieler Net-Zero-Strategien. Doch oft werden dabei schnell wachsende, nicht einheimische Arten wie Eukalyptus oder Kiefern gepflanzt, die kaum Nahrung für Bestäuber bieten. Besonders problematisch ist das, wenn blütenreiche Offenlandhabitate ersetzt werden. Umgekehrt zeigt sich: Artenreiche Mischpflanzungen mit Weiden, Wildkirsche oder Linde fördern sowohl Kohlenstoffbindung als auch Biodiversität. Die entscheidende Frage ist also nicht ob, sondern wie wir aufforsten.
4. Antibiotika im Ökosystem
Antibiotika gelangen über Tierhaltung, Gülle und sogar Pflanzenschutz in die Umwelt – und teils in Blüten, Honig und Bienenstöcke. Erste Studien deuten darauf hin, dass Rückstände bereits in niedriger Konzentration das Verhalten von Bienen verändern können: Weniger Blütenbesuche, gestörte Nahrungsaufnahme und möglicherweise auch Veränderungen im Darmmikrobiom, was das Immunsystem schwächt. Besonders in Ländern mit schwachen Kontrollen ist das ein wachsendes Problem.
5. Luftverschmutzung
Luftschadstoffe wie Ozon, Stickoxide oder Feinstaub beeinträchtigen nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern auch die von Bestäubern. Sie können das Orientierungsverhalten, die Fortpflanzung und das Überleben von Insekten massiv stören. In Städten mit schlechter Luftqualität ist die Sterblichkeit von Honigbienen signifikant erhöht, insbesondere bei gleichzeitig geringem Blütenangebot. Auch Geruchssignale zwischen Pflanze und Bestäuber werden durch Schadstoffe abgeschwächt – mit negativen Folgen für die Bestäubung.
6. Indoor-Farming auf Kosten natürlicher Lebensräume
Glashäuser und vertikale Farmen gelten als zukunftsweisend, doch sie verdrängen natürliche Blühflächen und benötigen häufig gezüchtete Honigbienen zur Bestäubung. Diese „Nutzbienen“ können entkommen, Wildbienen verdrängen oder Krankheiten übertragen. In vielen Regionen ersetzt Indoor-Farming inzwischen Teile der Freilandproduktion – ohne Rücksicht auf die lokale Bestäuberfauna.
7. Rohstoffabbau für E-Batterien
Die steigende Nachfrage nach Lithium und Kobalt für Elektromobilität und erneuerbare Energien führt weltweit zu neuen Bergbauprojekten – oft in biodiversitätsreichen Regionen mit vielen endemischen Bestäubern. Der Abbau verursacht massive Boden- und Wasserschäden, zerschneidet Lebensräume und kann ganze Pflanzen-Bestäuber-Netzwerke zum Kollaps bringen. Gleichzeitig bietet der Umstieg auf E-Mobilität Chancen, die Luftverschmutzung zu verringern – vorausgesetzt, der Rohstoffabbau wird umweltgerecht organisiert.
8. Gefährliche Pestizidcocktails
Wildbienen, Hummeln und andere Bestäuber kommen im Laufe ihres Lebens mit einer Mischung verschiedener Pestizide in Kontakt – darunter Insektizide, Herbizide und Fungizide. Studien zeigen: Kombinierte Wirkstoffe können die Entgiftungssysteme der Tiere überlasten, das Immunsystem schwächen und die Navigation stören. Besonders in Regionen mit wenig Regulierung (etwa Südamerika, Afrika, Asien) ist der Einsatz solcher Mischungen weit verbreitet mit teils verheerenden Folgen. Bereits der gängige Pestizideinsatz beschleunigt den globalen Artenschwund nachweislich – eine neue Meta-Analyse zeigt Auswirkungen auf über 800 Arten weltweit. Mischungen mehrerer Pestizide könnten diese Wirkung noch verstärken, weshalb ihr zunehmender Einsatz besonders kritisch zu sehen ist.
9. Lichtverschmutzung bei Nacht
Künstliche Beleuchtung stört den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus vieler Insekten. Besonders nachtaktive Bestäuber wie Motten oder Nachtfalter werden in ihrem Verhalten gestört: Orientierung, Paarung und Nahrungssuche leiden. Studien zeigen, dass nächtliche Blütenbesuche um bis zu 62 Prozent zurückgehen. Da Nachtbestäuber eine wichtige, oft unterschätzte Rolle für Wildpflanzen spielen, ist Lichtverschmutzung eine schleichende, aber bedeutsame Bedrohung.
10. Schwermetallbelastung
Cadmium, Quecksilber und Blei, oft aus Industrie, Verkehr oder Landwirtschaft stammend, reichern sich in Böden, Blütenstaub und Nektar an. Bei Bienen führt das zu Verhaltensstörungen, Lernproblemen, Immunschwäche und sinkender Lebenserwartung. Besonders tückisch: Schwermetalle bleiben langfristig in der Umwelt und können sich in Nahrungsketten anreichern.
11. Waldbrände in Kombination mit anderen Stressoren
Feuer an sich ist in vielen Ökosystemen natürlich, doch durch den Klimawandel werden Brände häufiger, intensiver und großflächiger. Sie vernichten Lebensräume, fragmentieren Landschaften und erschweren die Wiederbesiedlung. Besonders problematisch ist das, wenn schon andere Belastungen wie Habitatverlust oder Pestizide bestehen. Der kombinierte Effekt kann regional ganze Bestäuberpopulationen zum Erlöschen bringen.
12. Mangelnde Kontrolle beim Pestizideinsatz
In manchen Regionen fehlt es an wirksamer Kontrolle über Art, Menge und Anwendung von Pestiziden – entweder aus Mangel an Ressourcen oder durch politischen Druck. Das führt zu übermäßiger Anwendung, dem Einsatz verbotener Stoffe oder Wiederzulassung veralteter Wirkstoffe (wie DDT). Ohne Monitoring sind die Risiken für Bestäuber unkalkulierbar und der Aufbau resistenter Schädlinge ist vorprogrammiert.
Eine kürzlich veröffentlichte Metastudie zum Insektensterben hat ebenfalls bisher unterschätzte Risiken identifiziert. Die Forschenden haben dafür 175 wissenschaftliche Übersichtsarbeiten ausgewertet und daraus über 500 miteinander verknüpfte Einflussfaktoren extrahiert. Der Bestäuberverlust ist also kein monokausales Problem.
12 Chancen, den Rückgang zu stoppen
So bedrohlich die Lage ist, es gibt Hoffnung. Der Bee:wild-Bericht nennt auch zwölf neue Chancen, die bei rechtzeitigem Handeln einen Wendepunkt markieren könnten:

(© Alvesgaspar, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
- Strengere Antibiotika-Gesetze
- Weniger fossile Autos → bessere Luft
- Blütenreiche Sortenzüchtung
- Solarparks mit Wildblumen gestalten
- RNAi-Technologie gegen Schädlinge (zielgenau, bienenfreundlich)
- KI-gestützte Artenerfassung & Schutzplanung
- Handelspolitik für pestizidfreie Produkte
- Regulierung von Bienenhaltung in Schutzgebieten
- Lebensräume wiederherstellen – nicht nur „begrünen“
- Schutz stachelloser Wildbienen in den Tropen
- Internationale Schutzabkommen & Biodiversitätsziele
- Lösungen, die mehreren Ökosystemfunktionen zugleich dienen (Boden, Wasser, Klima)
Was wir alle tun können – Lösungen für Einzelne, Städte, Unternehmen und Politik
Der Rückgang der Bestäuber betrifft uns alle – nicht nur als Naturfreunde, sondern auch als Verbraucher, Stadtbewohner, Unternehmer oder politische Entscheidungsträger. Der Report zeigt: Die Lösungen sind da. Koordiniertes Handeln auf allen Ebenen ist wichtig.
Für Einzelpersonen: Kleine Taten mit großer Wirkung
- Heimische Wildpflanzen statt Exoten: Wer im Garten, auf dem Balkon oder im Innenhof heimische Blühpflanzen anbaut, schafft wertvolle Nahrungsinseln für Bestäuber, besonders für spezialisierte Arten wie Wildbienen oder Schwebfliegen.
- Unordnung erwünscht: „Wilde Ecken“ im Garten, offene Bodenstellen oder Totholz bieten Brutplätze für bodennistende Wildbienen.
- Pestizidfrei leben: Auf Insektensprays, Rasenherbizide oder Unkrautvernichter verzichten. Auch Tierpflegeprodukte können insektenschädlich sein.
- Lichtverschmutzung reduzieren: Außenbeleuchtung dimmen oder abschalten, besonders in sensiblen Zeiten wie der Dämmerung. Nachtaktive Bestäuber wie Motten werden sonst in ihrer Orientierung gestört.
- Citizen Science unterstützen: Projekte wie iNaturalist oder Wildbienen-Kataster helfen, Daten über Bestäuber zu sammeln und wissenschaftlich nutzbar zu machen.
Für Städte und Gemeinden: Stadtgrün neu denken
- Blühstreifen strategisch vernetzen: Bestäuber-Korridore zwischen Parks, Verkehrsinseln, Brachflächen und Gewässerrändern schaffen.
- Gründächer und Fassaden begrünen: Gebäude können als neue Lebensräume dienen, insbesondere, wenn sie vielfältig bepflanzt werden.
- Bestäubungsfreundliche Stadtplanung: Städte können Lebensräume gezielt integrieren, etwa durch Blühflächen in Solaranlagen, Spielplätzen und Friedhöfen.
- Pflanzenbasierte Verpflegung fördern: Öffentliche Einrichtungen (Kantinen, Schulen) können mit einer bienenfreundlichen Küche Zeichen setzen – weniger Pestizide, mehr Vielfalt.
Für Unternehmen: Verantwortung trifft Innovation
- Flächen nutzbar machen: Unbebaute Flächen auf Firmengeländen, Parkplätzen oder Dächern lassen sich in wertvolle Lebensräume für Bestäuber umwandeln.
- Regenerative Landwirtschaft fördern: Unternehmen in der Lebensmittelbranche können über ihre Lieferketten biodiversitätsfreundliche Anbaumethoden unterstützen.
- Technologie smart einsetzen: Künstliche Intelligenz, Sensorik und RNAi-Technologien bieten neue Wege, um Schädlingsmanagement bestäuberschonend zu gestalten. RNAi-Verfahren und KI-gestützte Habitatüberwachung gelten als besonders zukunftsfähig, denn sie helfen, Bestäuber gezielt zu schützen und Pestizide zu reduzieren.
- Transparente Handelsstandards: Durch Nachfrage nach pestizidarmen oder biologischen Produkten lassen sich ganze Märkte umgestalten.
Für Politik und Verwaltung: Rahmenbedingungen schaffen
- Antibiotikaeinsatz regulieren: Die Ausweitung wirksamer Gesetze zum Umgang mit Antibiotika – in der Landwirtschaft und im Gesundheitswesen – ist laut Bericht eine der wirkungsvollsten Maßnahmen.
- Biodiversitätsfreundliche Klimapolitik: Klimaschutzmaßnahmen wie Aufforstung und Rohstoffabbau müssen biodiversitätsschonend gestaltet werden (zum Beispiel keine Monokulturen, Lebensraumwiederherstellung nach Abbau).
- Schutzgebiete sinnvoll managen: Die Einführung von Regeln für Bienenhaltung in Schutzgebieten kann Wildbienen vor Konkurrenz und Krankheiten bewahren.
- Internationale Abkommen stärken: Der Bericht hebt die Bedeutung globaler Maßnahmen hervor, wie der EU-Naturwiederherstellungsverordnung oder der CBD-Initiative für Bestäuber.
Schutz der Bienen heißt Schutz unserer Zukunft
Bestäuber wie Bienen, Schmetterlinge sowie bestimmte Vogel- und Fledermausarten erfüllen eine zentrale Funktion in natürlichen Ökosystemen und sind für die weltweite Ernährungssicherheit und Biodiversität unverzichtbar. Nahezu 90 Prozent aller Wildblütenpflanzen und über drei Viertel der wichtigsten Nahrungspflanzen sind auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen, was die entscheidende Rolle dieser Organismen für stabile Ökosysteme und landwirtschaftliche Erträge unterstreicht.
Dennoch sind Bestäuberpopulationen weltweit einer Vielzahl bekannter und neuer Bedrohungen ausgesetzt: Zu den etablierten Gefahren zählen etwa der Verlust von Lebensräumen, intensiver Pestizideinsatz und Klimawandel; hinzu kommen neu auftretende Risiken wie Mikroplastik- und Lichtverschmutzung. Diese Belastungen haben bereits zu einem deutlichen Rückgang der Bestäuber geführt – Schätzungen zufolge sind rund 35 Prozent der bestäubenden Insektenarten (darunter viele Bienen- und Schmetterlingsarten) global vom Aussterben bedroht.
Angesichts dieser Entwicklung sind koordinierte Schutzmaßnahmen auf lokaler wie globaler Ebene dringend erforderlich, um weitere Verluste zu verhindern und die unverzichtbaren Leistungen der Bestäuber für Biodiversität, Ökosysteme und Nahrungsmittelproduktion langfristig zu sichern.
Quelle
- Howard, C., Buchori, D., Carvalheiro, L. G., Hogendoorn, K., Jha, S., Lattorff, H. M. G., Ngo, H. T., Seymour, C. L., Senapathi, D., & Potts, S. G. (2025). Emerging threats and opportunities for conservation of global pollinators: A rapid assessment for Bee:wild. Bee:wild / Re:wild. https://www.reading.ac.uk/news/2025/Research-News/Bee-wild-report-bees-facing-new-threats-putting-our-survival-and-theirs-at-risk
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