Südliche See-Elefanten
Südliche See-Elefanten sind ein Beispiel dafür, wie Tierarten durch Klimawandel und menschliche Einflüsse an den Rand der Ausrottung gedrängt wurden. Jerzy Strzelecki, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Klimawandel & Artensterben: Was uns See-Elefanten und aktuelle Klimaforschung über die Zukunft der Erde lehren

Der Klimawandel zählt zu den größten Bedrohungen unserer Zeit – mit weitreichenden Folgen für unsere Gesundheit, die wirtschaftliche Stabilität und die biologische Vielfalt. Zwei aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, welche besorgniserregenden Auswirkungen eine ungebremste Erderwärmung auf Ökosysteme und das Leben auf der Erde haben könnte – und warum wir dringend handeln müssen.

See-Elefanten als Zeugen vergangener Klimaveränderungen & Mahnung für die Zukunft

Eine im Fachjournal Global Change Biology veröffentlichte Studie zeigt, wie eng die Geschichte der Südlichen See-Elefanten (Mirounga leonina) mit den klimatischen Veränderungen der Erdgeschichte und dem Einfluss des Menschen verknüpft ist. Einst bevölkerten sie gemeinsam mit Seebären, prähistorischen Seelöwen und Pinguinen die Strände Neuseelands – ihr Verbreitungsgebiet reichte über weite Teile des Südlichen Ozeans, von Südafrika bis nach Westaustralien und Neuseeland.

Verbreitungsgebiet Südliche See-Elefanten
Heutiges Verbreitungsgebiet der Südlichen See-Elefanten (türkis) – einst besiedelten sie weite Teile des Südlichen Ozeans, einschließlich Südafrika, Westaustralien und Neuseeland. Heute sind sie auf subantarktische Inseln und die südlichsten Regionen Südamerikas zurückgedrängt. (© IUCN Red List of Threatened Species, species assessors and the authors of the spatial data., CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Mithilfe genetischer Analysen von Subfossilien aus Neuseeland, Tasmanien und der Antarktis – teilweise bis zu 8.000 Jahre alt – rekonstruierten die Forschenden die einstige Verbreitung und genetische Vielfalt der Art. Klimadaten belegen, dass die Tiere während der Eiszeiten in mehreren Rückzugsgebieten überlebten, unter anderem in Südafrika, Australien, Neuseeland und Südamerika.

Mit der Ankunft des Menschen setzte jedoch der Niedergang der Art ein: Indigene Gemeinschaften jagten See-Elefanten zur Nahrungsversorgung und fertigten Schmuck aus ihren Zähnen. Im 19. Jahrhundert dezimierten europäische Robbenfänger die Bestände massiv – das begehrte Öl der Tiere wurde als Brennstoff für Lampen genutzt.

Diese intensive Ausbeutung trieb die Art bis an den Rand der Ausrottung. Erst seit den 1960er-Jahren stehen Südliche See-Elefanten unter Schutz. Heute überleben größere Populationen nur noch auf abgelegenen subantarktischen Inseln wie Südgeorgien, der Macquarie-Insel und den Falklandinseln.

Die Forschenden werten die See-Elefanten als biologisches Frühwarnsystem: Ihr Schicksal spiegelt die Verwundbarkeit vieler Arten wider, deren Lebensräume durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe zunehmend schrumpfen. Ohne konsequente Schutzmaßnahmen drohen ein erneuter Einbruch der Bestände und ein unwiederbringlicher Verlust genetischer Vielfalt.

PIK-Langzeitstudie: Ein Blick in die ferne Zukunft unseres Klimas

Eine aktuelle Langzeit-Klimastudie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeichnet ein alarmierendes Szenario für die kommenden Jahrhunderte: Selbst bei moderaten Emissionen könnte sich die Erde bis zum Jahr 3000 um bis zu sieben Grad Celsius erwärmen.

Besonders gefährlich sind dabei die sogenannten Rückkopplungseffekte im Klimasystem – selbstverstärkende Prozesse, die die Erderwärmung weiter antreiben und kaum noch umkehrbar sind:

  • Auftauender Permafrost setzt enorme Mengen klimaschädlicher Gase wie CO₂ und Methan frei.
  • Schmelzende Eisschilde verringern die Reflexion des Sonnenlichts (Albedo-Effekt), wodurch sich die Erde weiter aufheizt und das Eis noch schneller schmilzt.
  • Erwärmte Ozeane verlieren ihre Fähigkeit, CO₂ aufzunehmen, und geben gespeicherte Treibhausgase wieder ab.

Laut der Studie könnten diese Rückkopplungen die globale Erwärmung langfristig um bis zu 55 Prozent verstärken. Selbst nach einem vollständigen Stopp aller Emissionen würde die Erhitzung durch diese Prozesse weiter voranschreiten. Die Forschenden betonen deshalb: Es reicht nicht mehr aus, Emissionen nur zu begrenzen. Notwendig sind auch gezielte Maßnahmen zur aktiven CO₂-Entnahme, um die Erderhitzung in beherrschbaren Grenzen zu halten.

Schmelzendes Inlandeis in Grönland
Schmelzendes Inlandeis in Grönland – ein sichtbares Zeichen der globalen Erwärmung und eine zentrale Ursache für den Meeresspiegelanstieg und den Verlust reflektierender Eisflächen.
NASA Goddard Space Flight Center from Greenbelt, MD, USA, Public domain, via Wikimedia Commons)

Die Folgen wären für Mensch und Natur katastrophal:

  • Meeresspiegelanstieg um mehrere Meter – Millionen Menschen weltweit verlören ihre Lebensgrundlagen.
  • Ausbreitung von Trockengebieten und Wüsten – mit verheerenden Folgen für die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit.
  • Zusammenbruch mariner Ökosysteme – darunter Korallenriffe und Fischbestände.
  • Zunahme von Extremwetter, Wasserknappheit und globalen Konflikten um lebenswichtige Ressourcen.

Hinzu kommt: Der fortschreitende Verlust großer natürlicher CO₂-Speicher wie der tropischen Regenwälder verschärft die Lage zusätzlich. Besonders gravierend ist die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes – eines der wichtigsten Kippsysteme unseres Planeten, dessen Kollaps globale Auswirkungen hätte.

Die PIK-Studie macht unmissverständlich klar: Das Zeitfenster, um diese Entwicklungen aufzuhalten, schließt sich schnell. Nur durch entschlossenes Handeln und eine globale Kehrtwende in der Klimapolitik lässt sich verhindern, dass sich diese Prozesse unaufhaltsam verselbstständigen.

Artensterben als unterschätzte Bedrohung

Während die globale Erderwärmung immer stärker in den Fokus rückt, schreitet auch das Artensterben ungebremst voran – oft weniger beachtet, aber ebenso dramatisch. Laut dem IPBES Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem Services könnten in den kommenden Jahrzehnten bis zu eine Million Arten vom Aussterben bedroht sein – vor allem durch menschliche Aktivitäten und den Klimawandel.

Korallenbleiche als Auswirkung auf den Klimawandel
Korallenbleiche als Folge steigender Wassertemperaturen – ein sichtbares Zeichen für die Auswirkungen des Klimawandels auf empfindliche marine Ökosysteme.
Acropora at English Wikipedia, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Auch das PIK warnt in seinem Bericht 10 Must-Knows zur Biodiversität: Der Verlust von Arten und die fortschreitende Zerstörung von Ökosystemen bedrohen nicht nur einzelne Tier- und Pflanzenarten, sondern direkt unsere eigenen Lebensgrundlagen. Intakte Ökosysteme sorgen für saubere Luft und Trinkwasser, regulieren das Klima, erhalten fruchtbare Böden und bieten Schutz vor Naturkatastrophen. Ihr Zusammenbruch hätte gravierende Folgen – ökologisch, wirtschaftlich und sozial.

Das PIK fordert deshalb klare und entschlossene Maßnahmen:

  • Schutz und Wiederherstellung natürlicher Lebensräume weltweit
  • Eine ökologische Transformation der Landwirtschaft, um Klima- und Artenschutz zu verbinden und den Flächenverbrauch zu reduzieren
  • Abbau umweltschädlicher Subventionen, die Biodiversitätsverlust und Umweltzerstörung weiter vorantreiben

Die Botschaft ist eindeutig: Ohne einen grundlegenden Kurswechsel bei Klima- und Artenschutz riskieren wir die Stabilität der natürlichen Systeme, auf denen unser Überleben unmittelbar basiert.

Klimaschutz ist Artenschutz – und unsere Lebensversicherung

Die Geschichte der See-Elefanten und die Erkenntnisse der aktuellen Klimaforschung machen deutlich, wie eng Klimawandel, Artensterben und unsere eigene Zukunft miteinander verknüpft sind. Ein ungebremster Temperaturanstieg würde nicht nur die letzten Rückzugsräume von Arten wie den See-Elefanten zerstören – er gefährdet auch unsere Ernährungssicherheit, die Wasserversorgung, unsere Gesundheit und die wirtschaftliche Stabilität weltweit.

Doch wir können gegensteuern:

  • Klimafreundlicher Konsum: Weniger Fleisch und tierische Produkte, mehr regionale und saisonale Lebensmittel – das schützt Klima und Artenvielfalt gleichermaßen.
  • Energie sparen und erneuerbare Energien nutzen: Jede eingesparte Kilowattstunde senkt den CO₂-Ausstoß und entlastet das Klima.
  • Lebensräume erhalten und schaffen: Ob im Garten, auf dem Balkon oder durch Unterstützung lokaler Projekte – Naturräume stärken die Artenvielfalt direkt vor unserer Haustür.
  • Politisch aktiv werden: Wirksame Klima- und Artenschutzpolitik braucht öffentlichen Druck – auf kommunaler Ebene genauso wie national und international.
  • Wissen weitergeben und Bewusstsein schaffen: Wer Zusammenhänge versteht, handelt bewusster – und motiviert andere, es ebenfalls zu tun.

Klimaschutz ist längst keine abstrakte Aufgabe mehr. Er entscheidet darüber, ob wir und kommende Generationen auf einem lebenswerten Planeten leben werden.

Quellen

  • Berg, M. L., Rawlence, N. J., O’Connor, S., Major, H. L., Griggs, J. A., McCormack, F., … & de Bruyn, M. (2025). A dynamic history of population extirpation, persistence and divergence in the southern elephant seal (Mirounga leonina). Global Change Biology, 31(4), e17010. https://doi.org/10.1111/gcb.17010
  • Kaufhold, C., Willeit, M., Talento, S., Ganopolski, A., & Rockström, J. (2025). Interplay between climate and carbon cycle feedbacks could substantially enhance future warming. Environmental Research Letters, 20(4), 044027. https://doi.org/10.1088/1748-9326/adb6be
  • Thonicke, K., Biber-Freudenberger, L., Friess, D. A., Gasparatos, A., Kimengsi, J. N., Lam, D. P. M., … & Wanger, T. C. (2022). 10 Must Knows from Biodiversity Science 2022. Leibniz Research Network Biodiversity / PIK Potsdam. https://doi.org/10.5281/zenodo.6038916
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