In einer neuen Studie, veröffentlich auf Frontiers in Science, zeigen Naturschützer und Wissenschaftler, dass der Erhalt von Biodiversitäts-Hotspots, die nur 1,22 Prozent der Erdoberfläche ausmachen, bewirken könnte, auch die verbleibende Artenvielfalt zu schützen und ein sechstes großes Massensterben zu verhindern. Mit dieser Strategie können gefährdete Arten vor dem Aussterben bewahrt und die Tierwelt der Erde für kommende Generationen gesichert werden.
„Die meisten Arten auf der Erde sind selten, was bedeutet, dass Arten entweder sehr kleine Verbreitungsgebiete haben oder in sehr geringen Dichten vorkommen oder beides“, sagte Eric Dinerstein von der NGO Resolve und Hauptautor der Studie gegenüber SciTechDaily. „Und Seltenheit ist sehr konzentriert. In unserer Studie, die sich auf diese Seltenheit fokussiert, haben wir festgestellt, dass wir nur etwa 1,2 Prozent der Erdoberfläche benötigen, um das sechste große Massensterben des Lebens auf der Erde zu verhindern.“
Zwischen 2018 und 2023 wurden zusätzlich 1,2 Millionen Quadratkilometer Land unter Schutz gestellt. Doch schützen diese neuen Schutzgebiete auch tatsächlich die kritische Biodiversität? Dinerstein und sein Team sehen das kritisch und geben an, dass die 1,2 Millionen Quadratkilometer Land gerade einmal den Schutz von 0,11 Millionen Quadratkilometern Land mit artenreichen und bedrohten Arten abdeckte. Die intensive Planung von Schutzgebieten ist deshalb entscheidend, um Bemühungen und Ressourcen so effektiv wie möglich einzusetzen.
Conservation Imperatives: Notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Natur
Für ihre Studie kartierten die Wissenschaftler mithilfe globaler Biodiversitätsdaten die gesamte Welt. Durch die Kombination dieser Daten mit Karten bestehender Schutzgebiete konnten die Forscher die biologisch wichtigsten und derzeit ungeschützten Biodiversitätsgebiete identifizieren. Diese bezeichnen sie als Conservation Imperatives. Sie können als Ankerpunkte für die Gestaltung von Naturschutzplänen auf regionaler Ebene dienen.
Die in dieser Studie identifizierten Conservation Imperatives sind stark konzentriert und erfordern weltweit nur etwa 164 Millionen Hektar beziehungsweise 16.825 Standorte, um Aussterben und ein sechstes großes Massensterben zu verhindern. Dies entspricht lediglich 1,22 Prozent der gesamten Landoberfläche der Erde und 0,74 Prozent des Landes in den Tropen.
Durch angemessenen Schutz könnten alle vorhergesagten Aussterbeereignisse verhindert werden. Allein der Schutz der im tropischen Raum befindlichen Standorte könnte die meisten Aussterben verhindern. 38 Prozent der Conservation Imperatives liegen sehr nahe an bereits geschützten Gebieten, was es einfacher machen könnte, sie in Schutzgebiete zu integrieren oder andere Wege zu finden, sie zu bewahren.
„Diese Gebiete sind Heimat für über 4.700 bedrohte Arten in einigen der artenreichsten, aber auch bedrohtesten Ökosysteme der Welt“, sagt Andy Lee, ein Mitautor der Studie. „Dazu gehören nicht nur Säugetiere und Vögel, die auf große, intakte Lebensräume angewiesen sind, wie der Tamarau auf den Philippinen und der Schopfaffe in Sulawesi, Indonesien, sondern auch amphibische Arten mit begrenztem Verbreitungsgebiet und seltene Pflanzenarten.“
Schutz von Wildtieren als Schlüssel zur Bewältigung der Klimakrise
Die Kosten der Schutzmethode schätzen die Wissenschaftler auf etwa 34 Milliarden Dollar pro Jahr über fünf Jahre. „Das entspricht weniger als 0,2 Prozent des BIP der Vereinigten Staaten, weniger als neun Prozent der jährlichen Subventionen für die globale fossile Brennstoffindustrie und einem Bruchteil der Einnahmen, die jährlich aus der Bergbau- und Agroforstwirtschaft erzielt werden“, so Lee. Der Schutz von Biodiversitäts-Hotspots wird somit als besonders kosteneffektive Maßnahme im Vergleich zu anderen globalen Ausgaben angesehen.
Der Schutz von Wildtieren ist entscheidend, um die Klimakrise zu stoppen und umzukehren. Der Erhalt der Biodiversität bedeutet den Schutz der Walddeckung der Erde, die als Kohlenstoffsenke fungiert: Durch den Schutz von kohlenstoffreichen, artenreichen bewaldeten Regionen werden sowohl bedrohte Arten als auch Menschen geschützt. Während die Sicherung der Conservation Imperatives nur ein Teil der Arbeit ist – beispielsweise wird allein der Landkauf die Wilderei nicht verhindern – ist es der erste wichtige Schritt, den es zu unternehmen gilt.
„Was werden wir den zukünftigen Generationen hinterlassen? Eine gesunde, lebendige Erde ist entscheidend, um sie weiterzugeben“, sagte Dinerstein. „Also müssen wir loslegen. Wir müssen die Aussterbekrise abwenden. Conservation Imperatives treiben uns dazu an.“
Es besteht ein dringender Bedarf, den Schutz von Lebensräumen seltener und bedrohter Arten als Teil einer umfassenderen globalen Biodiversitätsstrategie zu priorisieren. Conservation Imperatives bieten eine Lösung zur Bewahrung der letzten ungeschützten Gebiete, die seltene, räumlich begrenzte und bedrohte Arten beherbergen, und sollten ein zentraler Bestandteil der Ziele sein, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Erdoberfläche zu schützen.
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