Nordamerikas Vogelwelt schrumpft dramatisch – und das mit weitreichenden Folgen für ganze Ökosysteme. Der aktuelle State of the Birds Report 2025 zeigt, wie schlecht es um viele Vogelarten in den USA steht: Ein Drittel aller Arten gilt inzwischen als gefährdet – wegen schwindender Bestände, anhaltender negativer Trends oder wachsendem Druck durch Lebensraumverlust, Klimawandel und menschliche Eingriffe.
Der Bericht knüpft an die Studie Decline of the North American Avifauna aus dem Jahr 2019 an, die erstmals das gesamte Ausmaß des Vogelsterbens belegte: Innerhalb von nur fünf Jahrzehnten verschwanden rund drei Milliarden Vögel von Nordamerikas Himmel – 29 Prozent der gesamten Population seit 1970. Besonders alarmierend: Es traf nicht nur seltene Arten, sondern vor allem einst häufige Vögel aus nahezu allen Lebensräumen. Selbst die Biomasse ziehender Vögel brach innerhalb von nur zehn Jahren drastisch ein.
Schon damals war die Botschaft eindeutig: Ohne schnelles und entschlossenes Handeln drohen gravierende ökologische Folgen. Heute, fünf Jahre später, zeigen die aktuellen Daten: Der Negativtrend hält ungebrochen an.
Graslandvögel – 43 % Verlust seit 1970
Die nordamerikanischen Grasländer gehören zu den artenreichsten, zugleich aber am stärksten bedrohten Ökosystemen des Kontinents. Besonders deutlich wird das am dramatischen Rückgang der Graslandvögel: Seit 1970 haben sie 43 Prozent ihrer Bestände verloren – so viel wie keine andere terrestrische Vogelgruppe.

(© Bill Bouton, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)
Mehr als die Hälfte der auf offene Prärien und Steppen spezialisierten Arten verzeichnet seither teils massive Verluste. Hauptursachen sind die großflächige Umwandlung von Grasland in Ackerflächen für industrielle Monokulturen, die Verbuschung durch invasive Gehölze sowie zunehmende Dürreperioden infolge des Klimawandels.
Besonders alarmierend ist die Lage für acht Arten, die inzwischen als „Tipping Point Species“ gelten – Arten, die am Rand des Aussterbens stehen. Darunter der Bergregenpfeifer (Charadrius montanus), die Gelbkehl-Spornammer (Calcarius ornatus) und die Baird-Ammer (Centronyx bairdii). Sie haben in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr als 67 Prozent ihrer Population verloren – ein enormer Einbruch, der das Überleben dieser Arten akut bedroht.
Trockengebiets-Vögel – 41 % Rückgang seit 1970

(© HarmonyonPlanetEarth, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)
Die ariden Landschaften im Westen Nordamerikas – darunter Wüsten, Halbwüsten und Steppen – zählen zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen des Kontinents. Seit 1968 gingen bereits 46 Prozent dieser ursprünglichen Trockengebiete verloren. Hauptursachen sind zunehmende Dürren, großflächige Waldbrände, invasive Pflanzenarten und die wachsende Ausbreitung von Siedlungen, Straßen und Industrie. In jüngerer Zeit verschärft auch der massive Ausbau von Solar- und Windparks den Druck auf diese sensiblen Lebensräume.
Die Folgen für die Vogelwelt sind besorgniserregend: Seit 1970 haben Trockengebiets-Vögel durchschnittlich 41 Prozent ihrer Bestände verloren – ein massiver Rückgang quer durch alle Arten dieser Lebensräume. Besonders betroffen sind der Beifußammer (Artemisiospiza nevadensis) und der Kaktuszaunkönig (Campylorhynchus brunneicapillus), deren Populationen vielerorts drastisch eingebrochen sind.
Fast ein Viertel der untersuchten Arten – sieben von 31 Trockengebiets-Vögeln – gelten inzwischen als Tipping Point Species und stehen damit kurz vor dem Kollaps ihrer Populationen. Besonders besorgniserregend sind die Verluste bei der Schuppenwachtel (Callipepla squamata) und der Rotscheitel-Ammer (Aimophila ruficeps), deren Verbreitungsgebiete sich bereits um mehr als die Hälfte verkleinert haben.
Westliche und östliche Waldvögel – 11 % und 27 % weniger
Nordamerikas Wälder verlieren zunehmend ihre Vogelvielfalt. Seit 1970 sind die Bestände westlicher Waldvögel um 11 Prozent, die der östlichen Arten sogar um 27 Prozent zurückgegangen. Besonders betroffen sind spezialisierte Arten, die auf strukturreiche und intakte Waldökosysteme angewiesen sind.

(© Rhododendrites, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Ursache ist vor allem der tiefgreifende Wandel der Wälder selbst: Jahrzehntelange Brandunterdrückung, intensive Holznutzung und veränderte Bewirtschaftungsformen haben die natürlichen Störungsprozesse weitgehend verdrängt. Einst prägten Mosaike aus alten Bäumen, lichten Bereichen und regelmäßig auftretenden Bränden die Landschaft und schufen vielfältige Lebensräume. Heute dominieren vielerorts dichte, monotone und artenarme Bestände.
Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen: Wälder werden anfälliger für extreme Brände und Dürren – und verlieren gleichzeitig ihre Funktion als Lebensraum für viele Vogelarten. Während einige Arten geschlossener Wälder, wie der Kapuzenwaldsänger (Setophaga citrina), lokal stabile Bestände halten, trifft der Verlust vor allem jene Arten, die auf offene oder gestörte Waldflächen angewiesen sind. Besonders stark betroffen sind der Rotmantel-Waldsänger (Setophaga discolor) und die Klapper-Ammer (Spizella pusilla) – typische Vertreter früher Sukzessionsstadien. Ihnen fehlen zunehmend jene lichten, strukturreichen Lebensräume, die einst durch natürliche Prozesse oder forstliche Eingriffe entstanden.
Positive Trends bei Wasservögeln und wassergebundenen Vogelarten
m Gegensatz zu vielen anderen Vogelgruppen haben Nordamerikas Schwimm- und Tauchenten langfristig von intensiven Schutzbemühungen profitiert. Seit 1970 stiegen ihre Bestände um 24 Prozent – vor allem dank gezielter Programme wie dem North American Wetlands Conservation Act, der Duck Stamp-Initiative und der Farm Bill, die Feuchtgebiete sichern und wiederherstellen.
Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Prairie Pothole Region (PPR) – das „Entenbrutgebiet Nordamerikas“, das bis zu zwei Drittel der kontinentale Entenpopulation beherbergt. Doch gerade dort mehren sich die Warnsignale: In den letzten zehn Jahren fielen die Bestände in der PPR um zehn Prozent unter den Langzeitdurchschnitt. Ursache ist der zunehmende Verlust von Feucht- und Grasland durch die Ausweitung der Landwirtschaft und den Rückgang des Conservation Reserve Program (CRP), dessen Flächen seit 2007 um die Hälfte geschrumpft sind.

(© Ron Knight from Seaford, East Sussex, United Kingdom, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)
Auch die wassergebundenen Vogelarten insgesamt zeigen ein gemischtes Bild: Seit 1970 nahmen ihre Bestände zwar um 16 Prozent zu, doch dieser Zuwachs täuscht über deutliche Risiken hinweg. 38 Prozent dieser Arten sind im Rückgang – vor allem spezialisierte Bewohner dichter Sümpfe und Marschlandschaften.
Besonders schlimm ist die Situation der Meeresenten und Säger (Sea Ducks). Ein Drittel dieser hochspezialisierten Arten – darunter die Scheckente (Polysticta stelleri), die Plüschkopfente (Somateria fischeri) und die Prachteiderente (Somateria spectabilis) – gilt bereits als Tipping Point Species. Steigende Meerestemperaturen und schwindende Nahrungsquellen entlang arktischer Küsten und der Großen Seen setzen ihnen massiv zu.
Während fischfressende Arten wie Pelikane von verbesserten Wasserqualitätsstandards profitieren, geraten Sumpfvögel zunehmend unter Druck. Tropfenralle (Rallus elegans) und Schieferralle (Laterallus jamaicensis) verlieren mit der fortschreitenden Zerstörung vegetationsreicher Feuchtgebiete ihre Brut- und Lebensräume.
Der State of the Birds Report 2025 macht deutlich: Trotz jahrzehntelanger Schutzbemühungen steht die Zukunft vieler Wasser- und Feuchtgebietsvögel auf der Kippe. Der Verlust dieser Lebensräume gefährdet nicht nur einzelne Arten, sondern auch essenzielle Ökosystemleistungen wie sauberes Wasser, Kohlenstoffbindung und natürlichen Hochwasserschutz – mit spürbaren Folgen für Mensch und Natur.
Watvögel – 33 % Rückgang seit 1980
Nordamerikas Watvögel (Shorebirds) zählen zu den am stärksten bedrohten Vogelgruppen des Kontinents. Seit 1980 sind ihre Bestände um 33 Prozent zurückgegangen – und der Abwärtstrend beschleunigt sich weiter.

(© Stephan Sprinz, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)
Besonders betroffen sind 19 von 28 untersuchten Arten, darunter die Hudsonschnepfe (Limosa haemastica), der Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola), der Sanderling (Calidris alba), der Moorschlammläufer (Limnodromus griseus), der Tundraschlammläufer (Limnodromus scolopaceus) und der Borstenbrachvogel (Numenius tahitiensis). Diese hochspezialisierten Zugvögel brüten oft in der Arktis und legen jedes Jahr tausende Kilometer zurück, um in den Küsten- und Feuchtgebieten Nord- und Südamerikas zu rasten und zu überwintern.
Hauptursache für ihren Rückgang ist der Verlust entscheidender Rast- und Brutgebiete – durch Küstenbebauung, landwirtschaftliche Nutzung und industrielle Eingriffe, vor allem in Flussmündungen und Feuchtgebieten. Auch der Klimawandel, steigende Meeresspiegel und zunehmende Extremwetterereignisse verschärfen die Lage.
Besonders kritisch ist die Situation entlang der Atlantikküste und im Golf von Mexiko, wo Watvögel in Brut- und Überwinterungsgebieten gleichermaßen unter massivem Lebensraumverlust leiden. Viele Populationen hängen mittlerweile von wenigen verbliebenen Schutzgebieten ab – deren Kapazitäten längst an Grenzen stoßen.
Die größten Verlierer: Seevögel und Hawaiis Vogelwelt

(© Guillemots (Uria aalge) by Anne Burgess, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)
Nordamerikas Seevögel zählen zu den am stärksten bedrohten Vogelgruppen überhaupt. Langzeitstudien aus Hawaii und Alaska belegen dramatische Rückgänge von 55 bis 95 Prozent in den vergangenen Jahrzehnten. Auch aktuelle eBird-Daten bestätigen: Zwischen 2012 und 2022 sind die Bestände nahezu aller nordamerikanischen Seevogelarten flächendeckend eingebrochen.
Hauptursachen sind der Klimawandel, steigende Meerestemperaturen, gestörte Nahrungsnetze, Plastikverschmutzung und die Überfischung der Ozeane. Verschärft wird die Lage durch fehlende systematische Bestands- und Brutkolonien-Erhebungen – der State of the Birds Report 2025 fordert deshalb dringend ein flächendeckendes Monitoring, um gezielte Schutzmaßnahmen entwickeln zu können.
Wie verheerend diese Entwicklungen bereits sind, zeigte eine einzige Hitzewelle in Alaskas Gewässern: Zwischen 2014 und 2016 verendeten rund vier Millionen Trottellummen (Uria aalge) – das größte bekannte Wildtiersterben Nordamerikas.
Doch es gibt auch Hoffnung: Aufwändige Translokationsprojekte versuchen, besonders bedrohte Arten wie den Laysanalbatros (Phoebastria immutabilis) und den Schwarzfußalbatros (Phoebastria nigripes) auf höher gelegene, sichere Brutplätze umzusiedeln – ein wichtiger Schritt, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen.
Hawaii: Die Hälfte aller endemischen Vogelarten ist bereits ausgestorben

(© HarmonyonPlanetEarth, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)
Besonders dramatisch ist die Lage auf Hawaii, einem der globalen Hotspots des Artensterbens. Die Hälfte aller einst endemischen Vogelarten des Archipels ist bereits ausgestorben – darunter der Schuppenkehlmoho, der Schwarze Mamo, der Annakleidervogel und der Laysan-Rohrsänger. Von den verbliebenen 53 Arten stehen 25 unter dem Schutz des Endangered Species Act (ESA), weitere 16 gelten als besonders schutzbedürftig.
Zwar zeigen 21 Populationen stabile Bestände und sieben Arten entwickeln sich sogar positiv, doch 20 Arten befinden sich weiterhin im Rückgang wie etwa Iiwikleidervogel (Drepanis coccinea) und der Hawaii-Sichelkleidervogel (Hemignathus munroi)). Die Bedrohungen sind vielfältig und wirken oft verstärkend: Eingeschleppte invasive Arten, fortschreitender Lebensraumverlust sowie Krankheiten wie Vogelpocken und Vogelmalaria, übertragen durch eingeschleppte Mücken, setzen den Beständen massiv zu.
Der Schutz der Seevögel und Hawaiis einzigartiger Vogelwelt zählt zu den größten Herausforderungen im nordamerikanischen Artenschutz. Ohne entschlossene Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit drohen weitere Arten unwiederbringlich verloren zu gehen.
112 Tipping Point Species – Am Rand des Aussterbens
Der State of the Birds Report 2025 listet insgesamt 112 Tipping Point Species – Vogelarten, die seit 1970 mehr als 50 Prozent ihrer Population verloren haben. Sie stehen exemplarisch für den dramatischen Rückgang vieler nordamerikanischer Vogelarten und wurden nach Gefährdungsgrad in drei Warnstufen eingeteilt:
Red Alert: Akut vom Aussterben bedroht
Diese Kategorie umfasst Arten mit sehr kleinen Restpopulationen und gleichzeitig stark negativen Bestandstrends. Sie sind akut gefährdet und benötigen sofortige Schutzmaßnahmen, um ihr Aussterben zu verhindern. 42 Arten fallen in diese Kategorie, darunter der Dreifarbenstärling (Agelaius tricolor), der Goldenwangen-Waldsänger (Setophaga chrysoparia), die Bachmanammer (Peucaea aestivalis) und der Floridahäher (Aphelocoma coerulescens).
Orange Alert: Beschleunigter Rückgang in jüngster Zeit
Arten dieser Stufe zeigen langfristige Bestandsverluste, die sich in den letzten zehn Jahren deutlich verschärft haben. Ohne Gegenmaßnahmen droht auch ihnen der Absturz in die höchste Gefährdungskategorie. 37 Arten sind betroffen, darunter der Schornsteinsegler (Chaetura pelagica), der Reisstärling (Dolichonyx oryzivorus) und die Rotrücken-Zimtelfe (Selasphorus rufus).
Yellow Alert: Langfristige Verluste, aber zuletzt stabil
Diese Arten haben ebenfalls über Jahrzehnte starke Einbußen erlitten, zeigen aktuell jedoch stabilere Bestandszahlen. Damit sie sich langfristig erholen können, sind weiterhin gezielte Schutzmaßnahmen erforderlich. Zu den 33 Arten dieser Kategorie zählen die Spießente (Anas acuta), der Schlankschnabelhäher (Gymnorhinus cyanocephalus) und der Fleckenkauz (Strix occidentalis).
Die Kategorisierung zeigt deutlich: Viele nordamerikanische Vogelarten stehen an einem kritischen Punkt. Ohne entschlossene Schutzmaßnahmen droht insbesondere den Red-Alert-Arten der endgültige Verlust.
Erfolgreiche Schutzprojekte – Hoffnung für einzelne Arten
Trotz der besorgniserregenden Entwicklungen zeigt der State of the Birds Report 2025 auch: Gezielte Schutzmaßnahmen wirken, wenn sie konsequent und koordiniert umgesetzt werden. Mehrere Beispiele belegen, dass sich Vogelbestände stabilisieren oder sogar erholen können – vorausgesetzt, Lebensräume werden gesichert und Nutzungskonflikte entschärft.
Ein Erfolgsbeispiel ist der Braunmantel-Austernfischer (Haematopus palliatus). Entlang der Atlantikküste gelang es durch ein gemeinsames Schutzprojekt von Naturschutzorganisationen, Behörden und lokalen Gemeinden, die Bestände dieser Küstenvogelart seit 2009 um 43 Prozent zu steigern. Der Schutz von Niststränden, die Lenkung von Freizeitaktivitäten und gezielte Habitatpflege trugen maßgeblich zum Erfolg bei.

(© er-birds, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)
Auch in den Grasländern gibt es positive Entwicklungen. Das von der National Audubon Society initiierte „Audubon Conservation Ranching Program“ zeigt, wie sich nachhaltige Landwirtschaft und Vogelschutz verbinden lassen. Auf über drei Millionen Acres – rund 1,2 Millionen Hektar oder mehr als die Fläche Jamaikas – bewirtschaften inzwischen mehr als 100 Ranches ihr Land nach ökologischen Kriterien. Rotationsweide und strukturreiche Vegetation schaffen dabei wichtige Lebensräume für Arten wie die Baird-Ammer (Centronyx bairdii) und der Prärieammer (Calamospiza melanocorys) – zum Vorteil für Vieh und Vogelwelt gleichermaßen.
Auch die Renaturierung von Küsten- und Feuchtgebieten zeigt Wirkung. In mehreren Regionen entstehen wieder vegetationsreiche Marschlandschaften, die bedrohten Arten wie der Tropfenralle (Rallus elegans) Lebensraum bieten – und zugleich den Hochwasserschutz sowie die Wasserqualität für die Menschen vor Ort verbessern.
Ein weiteres Beispiel liefert der Schutz des Kokardenspechts (Leuconotopicus borealis), einer spezialisierten Art der südöstlichen Kiefernwälder. Durch gezieltes Habitatmanagement – darunter die Pflege offener Kiefernwälder mit alten Bäumen – konnten einige Populationen erfolgreich stabilisiert werden.
Der State of the Birds Report macht deutlich: Artenschutz kann gelingen, wenn Lebensräume gesichert und Schutzmaßnahmen passgenau umgesetzt werden. Entscheidend sind dabei kooperative Ansätze, bei denen Naturschutz, Landwirtschaft, indigene Gemeinschaften und lokale Akteure gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Die wachsende Rolle von Citizen Science
Ein Lichtblick im Kampf um den Schutz der Vogelwelt ist der Beitrag der Citizen Science. Programme wie die Breeding Bird Survey, der Christmas Bird Count und die globale Plattform eBird liefern heute wertvolle Daten zur Verbreitung und Bestandsentwicklung von Vogelarten.
Insbesondere das „eBird Status & Trends-Tool“ ermöglicht erstmals feinräumige Analysen auf 27 km²-Basis. Diese Daten helfen, Schutzmaßnahmen gezielt dort anzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden – ein entscheidender Fortschritt für den modernen Vogelschutz.
Vögel als Wirtschafts- und Gesundheitsfaktor
Der Rückgang der Vogelbestände ist nicht nur eine ökologische Katastrophe – er hätte auch massive wirtschaftliche und soziale Folgen. Denn Vögel sind ein unterschätzter Wirtschaftsfaktor und tragen zugleich wesentlich zur Lebensqualität und Gesundheit von Millionen Menschen bei.

(© See page for author, CC BY 2.5, via Wikimedia Commons)
Allein in den USA gehen rund 96 Millionen Erwachsene – das sind 37 Prozent der Bevölkerung – aktiv dem Birding nach. Vogelbeobachtung zählt damit zu den beliebtesten Natur- und Freizeitaktivitäten des Landes.
Die wirtschaftlichen Effekte sind enorm: Laut State of the Birds Report 2025 erwirtschaftet der Sektor rund 279 Milliarden US-Dollar jährlich. Er sichert 1,4 Millionen Arbeitsplätze und spült 38 Milliarden US-Dollar Steuereinnahmen in die Kassen. Dazu zählen Einnahmen aus Naturtourismus, Ausrüstungsverkäufen, Schutzgebieten und Naturschutzprogrammen.
Doch Vögel sichern weit mehr als wirtschaftliche Wertschöpfung. Intakte Ökosysteme mit stabilen Vogelpopulationen erbringen zentrale Umweltleistungen: Sie filtern Wasser, binden Kohlenstoff, schützen Böden und erhöhen die Widerstandskraft ganzer Landschaften gegen Naturkatastrophen wie Waldbrände, Überschwemmungen und Dürren. Der Schutz der Vogelwelt ist damit auch ein Beitrag zur Klimaanpassung und zur Sicherheit der Menschen.
Zudem belegen zahlreiche Studien den positiven Einfluss der Artenvielfalt auf unser Wohlbefinden und unsere psychische Gesundheit. Vogelgesang, Naturerlebnisse und artenreiche Lebensräume steigern nachweislich die Lebenszufriedenheit und senken Stress – vergleichbar mit dem Effekt eines spürbaren Einkommensanstiegs.
Vögel verbinden also ökologische Bedeutung mit wirtschaftlichem Nutzen und sozialer Relevanz. Ihr Schutz ist damit weit mehr als ein Anliegen des Naturschutzes – er ist eine Investition in Gesundheit, Wohlstand und die Stabilität unserer Gesellschaft.
State of the Birds Report 2025: Der Schutz der Vögel ist auch unser Schutz
Vögel sind weit mehr als faszinierende Geschöpfe oder beliebte Beobachtungsobjekte – sie sind Frühwarnsysteme für den Zustand unserer Umwelt. Ihr massiver Rückgang zeigt unmissverständlich, dass zentrale Lebensräume und damit die ökologischen Grundlagen unseres eigenen Überlebens unter Druck stehen. Der Verlust von Vogelarten bedeutet immer auch den Verlust lebenswichtiger Ökosystemleistungen: sauberes Wasser, gesunde Böden, funktionierende Bestäubung und natürlicher Schutz vor Überschwemmungen und Dürren.
Die Daten des State of the Birds Report 2025 sind eindeutig: Ohne entschlossene Schutzmaßnahmen, internationale Zusammenarbeit und gezielte Investitionen droht der Zusammenbruch ganzer Vogelgemeinschaften – mit gravierenden Folgen für Mensch und Natur gleichermaßen.
Besorgniserregend ist, dass ausgerechnet in den USA, dem Ursprungsland dieses Berichts, der Naturschutz politisch auf der Kippe steht. Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Präsidentenamt drohen massive Rückschritte. Schon während seiner ersten Amtszeit wurden zentrale Umweltgesetze ausgehebelt – darunter Schutzregelungen für Feuchtgebiete, bedrohte Arten und ihre Lebensräume. Auch jetzt setzt seine Politik erneut auf Deregulierung und wirtschaftliche Interessen – Naturschutzprogramme sollen gekürzt oder gestrichen werden. Für Nordamerikas Vogelwelt und den globalen Artenschutz wäre das ein fatales Signal. Jahrzehntelange Schutzbemühungen könnten zunichtegemacht werden, während der Druck auf bedrohte Arten und Lebensräume weiter wächst.
Dabei ist klar: Der Schutz der Vögel ist untrennbar mit dem Schutz unserer Zukunft verbunden. Verzögern wir das Handeln weiter, riskieren wir den unwiederbringlichen Verlust ganzer Arten und Ökosysteme – und damit die Grundlagen unseres eigenen Lebens.
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