Frosch mit Leopardenmuster?
Die Amphibienfauna Sri Lankas ist bekannt für ihre außergewöhnliche Vielfalt und ihren hohen Endemismus. Besonders die Gattung Pseudophilautus, zu der viele direkt entwickelnde Froscharten gehören, hat sich in den isolierten Waldgebieten der Insel stark diversifiziert. Pseudophilautus pardus wurde 2007 wissenschaftlich beschrieben, basierend auf einem einzigen, im 19. Jahrhundert gesammelten Exemplar. Diese Art zeichnet sich vor allem durch ihre gefleckte Färbung, die sie von anderen Mitgliedern der Gattung zu unterscheiden schien. Aufgrund fehlender neuer Funde bei späteren Erhebungen wurde die Art als ausgestorben klassifiziert.
Die auf Sri Lanka endemische und als ausgestorben geltende Froschart Pseudophilautus pardus erhielt ihren Namen aufgrund ihrer auffälligen Musterung. Der Artname „pardus“ leitet sich vom griechischen Wort für Leopard ab. P. pardus sollte sich durch seine leopardenähnliche Fleckenzeichnung und Färbung deutlich von anderen Arten der Gattung Pseudophilautus abheben.
Viele in Sri Lanka heimische Arten der Familie der Ruderfrösche (Rhacophoridae) gelten bereits als ausgestorben, darunter Pseudophilautus temporalis, Pseudophilautus adspersus und Pseudophilautus maia. Auch P. pardus wurde von der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) als ausgestorben gelistet, da seit mehr als 100 Jahren kein Exemplar mehr gesichtet wurde. Trotz intensiver Suche in den letzten Jahrzehnten gab es keinerlei Nachweise dieser Art, und ihr genauer Lebensraum blieb unbekannt. Als Ursachen für das Aussterben der Art werden – wie bei anderen Fröschen dieser Gattung – der Verlust des natürlichen Lebensraum angenommen. Von Pseudophilautus-Fröschen ist bekannt, dass diese auf Bäumen leben.
Pseudophilautus pardus – Steckbrief
wissenschaftliche Namen | Pseudophilautus viridis, Pseudophilautus pardus, Philautus pardus |
englischer Name | Leopard bubble-nest frog, Leopard shrub frog |
ursprüngliches Verbreitungsgebiet | Sri Lanka |
Zeitpunkt des Aussterbens | frühestens 1859 – 2023 wiederentdeckt bzw. mit P. viridis synonymisiert |
Ursachen für das Aussterben | unklar, eventuell Lebensraumverlust |
IUCN-Status | ausgestorben |
Nur ein einziges Exemplar
P. pardus war lediglich durch ein einziges, erwachsenes, weibliches Exemplar bekannt, das vor 1859 gesammelt wurde. Der Holotypus maß 3,2 Zentimeter. Seine Körperunterseite war in Konservierungsflüssigkeit blassgelb, während die Oberseite gelbbraun mit dunkelbraunen Flecken erschien.
Wie bei anderen Fröschen der Gattung wird angenommen, dass P. pardus seine Eier auf dem Waldboden ablegte, wo sie sich direkt zu kleinen Fröschen entwickelten, ohne ein Larvenstadium als Kaulquappe zu durchlaufen. Dies setzt ein feuchtes Klima voraus, da trockene Perioden den empfindlichen Eiern schaden könnten.
Neue Erkenntnisse: P. pardus ist keine eigene Art
Im Jahr 2013 wurde im Samanala Nature Reserve ein Frosch entdeckt, der dem historischen Holotypus von Pseudophilautus pardus äußerlich ähnelte. Eine umfassende genetische, morphologische und geographische Analyse dieses Exemplars führte 2023 zu einer Neubewertung des taxonomischen Status von P. pardus.
Eine genetische Analyse des 2013 gefundenen Exemplars zeigte nur minimale Unterschiede (0,77 bis 0,96 %) zum Genom von Pseudophilautus viridis, einer anderen Froschart, die ebenfalls in den zentralen Hügeln Sri Lankas vorkommt. Solche geringen Abweichungen liegen unterhalb der Schwelle, die üblicherweise für die Abgrenzung von Arten genutzt wird. Ergänzende Untersuchungen der morphologischen Merkmale bestätigten die genetischen Befunde: Bis auf das auffällige gefleckte Muster stimmen die körperlichen Eigenschaften der beiden Arten überein.
Zusätzlich bestätigten morphologische Analysen diese Ergebnisse. Der 2013 gefundene Frosch wurde mit 14 Individuen von P. viridis sowie dem Holotypus von P. pardus verglichen. Bis auf die gefleckte Färbung wiesen alle Exemplare eine vollständige Überlappung in ihren Merkmalen auf. Dazu gehörten die Winkel der Schnauze, das Fehlen von Vomerinzähnen und Zungenpapillen sowie Maße wie Kopfbreite, Beinlänge und Augendurchmesser.
Die Studie dokumentierte zudem eine erhebliche Farbvariabilität innerhalb der Population von P. viridis. Während die meisten Individuen eine einheitlich grüne Färbung aufwiesen, traten auch braune, gelbliche und gefleckte Varianten auf. Die charakteristischen Flecken von P. pardus, die einst als diagnostisches Merkmal angesehen wurden, sind daher eine seltene, aber natürliche Farbvariation innerhalb von P. viridis.
P. pardus als Synonym von P. viridis
Die genetischen und morphologischen Ergebnisse führten zu dem Schluss, dass Pseudophilautus pardus kein eigenständiges Taxon ist, sondern als Juniorsynonym von Pseudophilautus viridis betrachtet werden muss. Das bedeutet, dass die einst als ausgestorben klassifizierte Froschart nicht existiert – das Exemplar, anhand dessen P. pardus beschrieben wurde, gehört zur heute noch lebenden Art P. viridis. Diese Neubewertung zeigt, wie wichtig moderne Methoden der genetischen Analyse und Taxonomie für die korrekte Dokumentation der Artenvielfalt sind.
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