Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus insonus) wiederentdeckt
Ein Kamerafallenfoto von einem Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen in der Sierra Madre del Sur. (© Photo by Joe Figel, bereitgestellt von Re:wild)

Mexiko: Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen nach über 120 Jahren wiederentdeckt

Die Organisation Re:wild hat bekannt gegeben, dass das Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus insonus), eine seit über einem Jahrhundert verschollene Art, in der Sierra Madre del Sur in Mexiko wiederentdeckt wurde. Dieser Fund ist von großer Bedeutung für den Artenschutz und die Forschung.

Ein Team unter der Leitung von José Alberto Almazán-Catalán, Präsident des Instituto para el Manejo y Conservación de la Biodiversidad (INMACOB), suchte über fünf Jahre lang in zehn Gebieten des Bundesstaates Guerrero nach dem Kaninchen. In sieben dieser Regionen konnten sie die Art schließlich nachweisen. Dieser Erfolg ist Teil von Re:wilds globalem Programm „Search for Lost Species“, das auf die Wiederentdeckung von Arten abzielt, die seit Jahrzehnten nicht mehr wissenschaftlich dokumentiert wurden.

Einzigartige Merkmale des Omilteme-Kaninchens

Omiltemi Cottontail Area
Das sehr kleine Verbreitungsgebiet des Omilteme-Baumwollschwanzkaninchens umfasst weniger als 500 Quadratkilometer. (© IUCN Red List of Threatened Species, species assessors and the authors of the spatial data., CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Das Omilteme-Kaninchen ist überwiegend nachtaktiv, was die Beobachtung der Art erschwert. Es unterscheidet sich durch sein sein rötlich-braunes Fell deutlich von anderen Kaninchenarten der Region. Sein auffälligstes Merkmal ist aber der kurze, schwarze Schwanz – ein Kontrast zu den typischen „Baumwollschwänzen“ anderer Kaninchen. Zusätzlich ist es insgesamt kleiner und besitzt verhältnismäßig kleinere Ohren. Mit einem auf die Sierra Madre del Sur begrenzten Lebensraum zählt es zu den seltensten und am stärksten bedrohten Kaninchenarten weltweit. Es lebt vorwiegend in dichten Nebelwäldern sowie in Kiefern- und Kiefern-Eichen-Wäldern in Höhenlagen von 2.133 bis 3.048 Metern.

Die Region rund um das Dorf Omilteme, das auch Namensgeber der Art ist, gilt als Biodiversitäts-Hotspot. Hier teilen sich 37 weitere Säugetierarten den Lebensraum mit dem Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen. Das Ökosystem profitiert entscheidend von den Kaninchen, die durch ihre Exkremente den Boden fruchtbar machen und das Wachstum einzigartiger Pflanzen fördern. Zudem helfen sie, invasive Pflanzenarten in Schach zu halten.

Laut der Roten Liste der IUCN wird das Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen als datenarm („data deficient“) eingestuft. Zu den größten Bedrohungen für sein Überleben gehören Wilderei und Lebensraumverlust durch Abholzung. Die Art wurde seit den frühen 1900er-Jahren in der Wildnis nicht mehr gemeldet.

Herausforderungen und Forschungsfortschritte

Die Suche nach dem Omilteme-Kaninchen begann 2019 in den Wäldern rund um Chilpancingo, der Hauptstadt von Guerrero, wo die Art 1904 erstmals dokumentiert wurde. Da dort keine Hinweise gefunden wurden, erweiterte das Team seine Suche auf höher gelegene Regionen. Gespräche mit Dorfbewohnern und Jägern erwiesen sich als äußerst hilfreich: Lokale Jäger berichteten von regelmäßigen Sichtungen und beschrieben das Kaninchen als bedeutende Nahrungsquelle. Diese Informationen halfen, das Verbreitungsgebiet besser einzugrenzen. Einige gefangene Tiere sowie eine im Jahr 1998 gespendete Haut lieferten schließlich konkrete Belege für das Überleben der Art.

Trotz dieser Fortschritte gibt es noch viel zu erforschen, insbesondere zur Fortpflanzungszeit zwischen Januar und Juni sowie zur genauen Populationsgröße der Art. Rund 80 Prozent der Forschungsziele sind laut Almazán-Catalán bisher erreicht. Nun liegt der Fokus darauf, in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und Behörden wie der Nationalen Kommission für Geschützte Gebiete (CONANP) Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

Das bekannte Verbreitungsgebiet des Omilteme-Baumwollschwanzkaninchens liegt innerhalb des Biosphärenreservats Sierra Tecuani. Dennoch gibt es derzeit keine spezifischen Schutzmaßnahmen für die Art. Re:wild hofft, dass die neuen Erkenntnisse helfen, gezielte Strategien zum Erhalt des Kaninchens zu erarbeiten.

Ein Meilenstein für den Artenschutz

Christina Biggs, Verantwortliche für verlorene Arten bei Re:wild, lobte die Entschlossenheit und den Einsatz des Teams: „Diese Suche war voller unerwarteter Wendungen und kombinierte Interviews mit innovativen Techniken wie Drohneneinsätzen, um dieses kleine Kaninchen zu finden.“

Die Wiederentdeckung des Omilteme-Baumwollschwanzkaninchens unterstreicht die Bedeutung langfristiger Forschung und lokaler Kooperation. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Erfolg nicht nur zu Schutzmaßnahmen für diese Art führt, sondern auch andere Projekte im globalen Artenschutz inspiriert.

Der Fund ist Teil von Re:wilds globalem Programm „Search for Lost Species“, das darauf abzielt, Arten wiederzufinden, die seit mindestens zehn Jahren nicht mehr wissenschaftlich dokumentiert wurden. In diesem Rahmen wurden bereits 13 Arten wiederentdeckt, darunter der De Wintons Goldmull, der Attenborough-Langschnabeligel, die Wallace-Riesenbiene und die Fagilde-Falltürspinne.

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