Ob Äpfel, Erdbeeren oder Wildkräuter – ohne Insekten wäre unsere Pflanzenwelt deutlich ärmer. Weltweit sind rund 90 Prozent aller Blütenpflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen, bei den Nutzpflanzen liegt dieser Anteil bei etwa 75 Prozent. Besonders unverzichtbar sind dabei Wildbienen: Sie fliegen auch bei niedrigen Temperaturen, sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und gelten oft als effizientere Bestäuber als Honigbienen.
Doch gerade Wildbienen geraten zunehmend unter Druck. Die neue Rote Liste der Wildbienen Baden-Württembergs zeigt: Von 493 bewerteten Arten ist fast jede zweite gefährdet. Für viele droht sogar das vollständige Verschwinden aus dem Bundesland – einige gelten bereits als ausgestorben. Das ist nicht nur ein großer Verlust für die biologische Vielfalt, sondern gefährdet auch die Stabilität unserer Ökosysteme und die langfristige Sicherung unserer Ernährung.
Die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Roten Liste
Insgesamt wurden 493 Wildbienenarten in Baden-Württemberg bewertet – 34 mehr als bei der letzten Ausgabe im Jahr 2000.
- Nur 196 Arten gelten derzeit als ungefährdet, darunter auch die Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus), Wildbiene des Jahres 2022.
- 48,2 % aller Arten stehen auf der Roten Liste.
- Weitere 9,4 % wurden auf die Vorwarnliste gesetzt.
- Bei 2,2 % war die Datenlage unzureichend für eine klare Einstufung.
- 13 Arten gelten als ausgestorben oder verschollen – und das allein seit dem Jahr 2000.
- Besonders alarmierend: Der Anteil der Arten, die als vom Aussterben bedroht gelten (Rote-Liste-Kategorie 1), hat sich seit 2000 nahezu verdoppelt – auf aktuell 16,3 %.
Hummeln besonders betroffen

(© TimmusLev, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Auch Hummeln (Bombus) gehören zur Familie der Wildbienen. Sie sind als Bestäuber besonders wertvoll – und sind als Bestäuber von besonderem Wert. In Baden-Württemberg allerdings stehen viele Arten inzwischen auf der Kippe:
- Die Samthummel (B. confusus) gilt als ausgestorben.
- Die Mooshummel (B. muscorum), die Deichhummel (B. distinguendus), die Vierfarbige Kuckuckshummel (B. quadricolor) und die Obsthummel (B. pomorum) sind auf der Roten Liste als „extrem selten“ eingestuft.
- Auch die Sandhummel (B. veteranus), die Heidehummel (B. jonellus) und die Heide-Erdhummel (B. cryptarum) gelten in Baden-Württemberg inzwischen als „sehr selten“.
Hinzu kommt eine oft unterschätzte Gefahr: Krankheitserreger aus der kommerziellen Zucht von Hummeln können sich auf Wildpopulationen übertragen. In Studien wurden bei bis zu 77 Prozent der gezüchteten Tiere Infektionen festgestellt – trotz strenger Hygienevorgaben. Verantwortlich ist unter anderem kontaminierter Honigbienenpollen, der zur Fütterung eingesetzt wird.
Ausgestorbene und wiederentdeckte Arten
Seit der letzten Ausgabe der Roten Liste im Jahr 2000 gelten 13 Wildbienenarten in Baden-Württemberg als ausgestorben oder verschollen. Darunter befinden sich:

(© Hugues Mouret, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
- Sieb-Körbchensandbiene (Andrena lepida) – zuletzt nachgewiesen im Jahr 1927
- Rauchflügelige Düstersandbiene (Andrena barbareae) – letzter Fund: 1923
- Enslins Zwergsandbiene (Andrena enslinella) – zuletzt gesichtet 1940
- Dickschenklige Pelzbiene (Anthophora crassipes) – verschollen seit 1938
- Große Pelzbiene (Anthophora fulvitarsis) – zuletzt dokumentiert 1964
Doch es gibt auch Hoffnung: Die Kleine Holzbiene (Xylocopa iris) wurde nach 61 Jahren erstmals wieder in Deutschland nachgewiesen. Vermutlich profitiert sie – wie auch andere wärmeliebende Arten – von den steigenden Temperaturen infolge des Klimawandels.
Auch andere lange verschwundene Arten wie die Gruben-Scherenbiene (Chelostoma foveolatum), die Grüne Schneckenhausbiene (Osmia viridana) und die Mannstreu-Sandbiene (Andrena decipiens) konnten in den letzten Jahren erneut beobachtet werden.
Warum verschwinden unsere Wildbienen?
Ihr Rückgang ist kein Zufallsprodukt, sondern die Folge vielschichtiger menschlicher Einflüsse, die sich häufig gegenseitig verstärken. Es sind nicht einzelne Ursachen, sondern ein Zusammenspiel aus Lebensraumverlust, Klimakrise, intensiver Landwirtschaft und Krankheitserregern, das vielen Arten zunehmend die Lebensgrundlage entzieht.
Dabei handelt es sich längst nicht nur um ein regionales Problem: Das Bienensterben ist Teil einer weltweiten Biodiversitätskrise, die Forschende rund um den Globus mit Sorge beobachten – mit weitreichenden Folgen für Ökosysteme, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit.
Ein globales Problem mit lokalen Folgen
Internationale Studien belegen: Auch in Europa und Nordamerika gehen Bestäuberpopulationen flächendeckend zurück. Eine Untersuchung der Universität Ottawa (2020) warnt davor, dass viele Arten aufgrund anhaltender Hitzeperioden in wenigen Jahrzehnten gänzlich verschwinden könnten. Das University College London kam 2019 zu einem ähnlichen Ergebnis: Sobald viele Tierarten gleichzeitig an ihre klimatische Belastungsgrenze stoßen, drohe ein abrupter Zusammenbruch der Artenvielfalt – auch in gemäßigten Zonen wie Mitteleuropa.
Auch Schmetterlinge, die als Bestäuber ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, sind betroffen. Zwei aktuelle Studien zeichnen ein alarmierendes Bild: In den USA ist laut einer Untersuchung der University of Nevada bereits ein Drittel der Tagfalterarten gefährdet. Und in Europa dokumentiert eine Metastudie aus Deutschland einen Rückgang um teils über 80 Prozent – ein dramatischer Verlust an Vielfalt und ökologischer Funktion.
Klimakrise trifft empfindliche Arten besonders hart
Die Folgen der Erderwärmung sind bereits deutlich spürbar – und wirken sich direkt und vielfältig auf Wildbienen aus:
- Starkregen überschwemmt die Nester bodenbrütender Arten und zerstört deren Brut.
- Dürreperioden lassen Blütenpflanzen frühzeitig verdorren – wie 2022/23 bei der Spitzfühler-Stängelbiene (Hoplitis acuticornis), die in Baden-Württemberg kaum noch Nahrung fand. In der aktuellen Roten Liste wird sie als „extrem selten“ geführt.
- Verschobene Blühzeiten bringen das empfindliche Zusammenspiel zwischen Bestäubern und ihren spezialisierten Trachtpflanzen aus dem Gleichgewicht.
- Gleichzeitig verändert sich die Artenzusammensetzung: wärmeliebende Arten breiten sich aus, während kälteangepasste Wildbienen zunehmend verschwinden.
Lebensraum- und Nahrungsverlust

Der Klimawandel ist nicht die einzige Ursache für das Insektensterben. Auch die Veränderungen in der Landnutzung tragen erheblich zum Rückgang der Wildbienen bei:
- Durch Versiegelung, Bebauung und intensive Flächennutzung verschwinden zunehmend Wiesen, Böschungen und artenreiche Wildkräuterflächen – wichtige Lebensräume und Nahrungsquellen gehen verloren.
- Es kommt zur Vergrasung vieler Flächen: Statt vielfältiger Blühpflanzen dominieren nährstoffliebende Gräser, die für die meisten Wildbienen wertlos sind.
- Auch geeignete Nistplätze werden knapp: Je nach Art benötigen Wildbienen offene Sandflächen, Lehmwände, Totholz, Trockenmauern, Steinstrukturen oder leere Schneckenhäuser. Solche naturnahen Strukturen fehlen jedoch zunehmend in unserer aufgeräumten und stark genutzten Landschaft.
Spezialistinnen in Not
Besonders gefährdet sind die sogenannten oligolektischen Arten – Bienen, die sich auf wenige oder sogar nur eine bestimmte Pflanzenart als Pollenquelle spezialisiert haben. In Baden-Württemberg gehört rund ein Drittel aller Wildbienenarten zu diesen hochspezialisierten Bestäubern.
Das macht sie besonders verletzlich: Verschwindet ihre bevorzugte Blütenpflanze, verlieren sie nicht nur ihre Hauptnahrungsquelle, sondern oft auch die Grundlage für ihre Fortpflanzung – mit fatalen Folgen für ihren Fortbestand.
Pestizide, Dünger und Rückstände

(© USDA Photo by: Charles O’Rear, Public domain, via Wikimedia Commons)
Pflanzenschutzmittel gehören zu den wichtigsten Einflussfaktoren beim Rückgang von Wildbienen und anderen Bestäubern. Zwar wurden besonders schädliche Wirkstoffe wie Neonikotinoide inzwischen EU-weit eingeschränkt, doch Studien zeigen: Rückstände dieser Stoffe sind noch Jahre nach dem Verbot in Wildblumen und Rapsfeldern nachweisbar – ohne einen klaren Rückgang. Sie wirken zwar nicht unmittelbar tödlich, schwächen aber das Immunsystem der Insekten und machen sie anfälliger für Krankheiten und Parasiten.
Besonders problematisch ist auch der großflächige Einsatz von Glyphosat. Das Herbizid wirkt wie ein Antibiotikum auf die Darmflora, vor allem bei Hummeln. Eine intakte Darmflora ist jedoch essenziell für die Nährstoffaufnahme und die Abwehr von Krankheitserregern.
Um sensible Lebensräume besser zu schützen, fordern Fachleute mindestens zwei Kilometer breite, pestizidfreie Pufferzonen rund um Naturschutzgebiete – eine Maßnahme, die auch anderen Insektengruppen zugutekäme.
Krankheiten durch Imkerei und Zucht

Ein oft unterschätzter Risikofaktor für Wildbienen ist die Nutzung von Honigbienen und gezüchteten Hummeln in der Landwirtschaft.
Honigbienen können Viren wie das Fadenvirus auf Wildbienen übertragen – mit gravierenden Folgen: Die infizierten Tiere zeigen Lähmungserscheinungen, Orientierungslosigkeit und eine deutlich verkürzte Lebensdauer.
Auch in der Hummelzucht, etwa für den Einsatz in Gewächshäusern oder im Beerenanbau, lauern Gefahren. Studien zeigen: Bei bis zu 77 Prozent der Zuchthummeln wurden Krankheitserreger nachgewiesen – häufig verursacht durch kontaminierten Honigbienenpollen, mit dem die Tiere gefüttert werden.
Die ungewollte Einschleppung von Pilzen, Viren und Parasiten bedroht vor allem isolierte oder bereits geschwächte Wildbienenpopulationen – und kann ganze Bestände gefährden, wenn geeignete Schutzmaßnahmen fehlen.
Nahrungskonkurrenz durch Honigbienen
Ein weiterer Belastungsfaktor für Wildbienen ist die zunehmende Konkurrenz durch Honigbienen – vor allem dort, wo zahlreiche Völker auf engem Raum gehalten werden. Untersuchungen auf Streuobstwiesen zeigen: In über 90 Prozent der untersuchten Flächen dominierten Honigbienen das Blütenangebot. Wildbienen wurden dort nur in geringer Zahl nachgewiesen. In Regionen mit weniger Honigbienenvölkern war dagegen die Artenvielfalt der Wildbienen deutlich höher.
Das Problem: Die verfügbaren Blütenressourcen reichen vielerorts nicht mehr aus. Was Honigbienen sammeln, fehlt den Wildbienen – vor allem den Spezialisten unter ihnen, die auf bestimmte Pollenquellen angewiesen sind. Deshalb warnen Fachleute eindringlich davor, Bienenstöcke in oder in direkter Nähe von Naturschutzgebieten aufzustellen – zum Schutz der empfindlichen Wildbienenfauna.
Wildbienen mit besonderer Verantwortung
Deutschland trägt für bestimmte Arten eine besondere Verantwortung – insbesondere dann, wenn sie nur hier vorkommen (endemisch) oder wenn ein großer Teil ihrer Weltpopulation in Deutschland lebt. Diese Verantwortung ist Teil der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt.
Arten mit nationaler Verantwortung
Für folgende Arten ist Deutschland in besonders hohem Maße verantwortlich, da sie ausschließlich in Baden-Württemberg nachgewiesen wurden:
- Rheinische Dörnchensandbiene (Andrena rhenana)
- Ried-Schmalbiene (Lasioglossum pleurospeculum)
Auch die Waldrand-Sandbiene (Andrena fulvida) kommt bundesweit vor, gilt jedoch ebenfalls als besonders schutzwürdig.
Arten, die bundesweit nur in Baden-Württemberg leben
Einige hochgradig gefährdete Arten kommen ausschließlich in Baden-Württemberg vor. Ihr Aussterben hätte das vollständige Erlöschen der Art in Deutschland zur Folge. Daher genießen sie höchste Priorität im landesweiten Artenschutzprogramm:
- Östliche Kielsandbiene (Andrena curvana)
- Goldaster-Seidenbiene (Colletes collaris)
- Tiroler Maskenbiene (Hylaeus tyrolensis)
- Weißgürtel-Schmalbiene (Lasioglossum albocinctum)
Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Baden-Württemberg

(© Natural History Museum of Los Angeles County, CC0, via Wikimedia Commons)
Auch bei weiteren Arten liegt der Hauptbestand in Baden-Württemberg, selbst wenn sie vereinzelt in anderen Bundesländern vorkommen. Ein regionales Aussterben hätte gravierende Folgen für den Gesamtbestand in Deutschland. Deshalb trägt das Land eine besondere Verantwortung für:
- Gelbhals-Maskenbiene (Hylaeus taeniolatus)
- Schwarzbeinige Schmalbiene (Lasioglossum nigripes)
- Schwarze Mörtelbiene (Megachile parietina) – heute fast nur noch in Baden-Württemberg (außer Saarland)
- Zweidornige Wespenbiene (Nomada bispinosa)
Diese Arten zeigen, wie eng regionaler Schutz und nationaler Artenerhalt miteinander verknüpft sind – und wie entscheidend gezielte, gebietstreue Maßnahmen in Baden-Württemberg für den bundesweiten Erhalt der Wildbienenvielfalt sind.
Baden-Württemberg als Frühwarnregion für den Artenschwund
Baden-Württemberg gilt als Hotspot der biologischen Vielfalt – nicht zuletzt wegen seiner vielfältigen Landschaftsräume, vom Oberrheingraben über die Schwäbische Alb bis in den Schwarzwald. Doch gerade diese Vielfalt macht das Bundesland auch zu einem Frühwarnsystem für den Artenschwund: Veränderungen im Klima, in der Landnutzung und im Artengefüge zeigen sich hier besonders früh und besonders deutlich.
Ein Blick auf die Tierwelt macht diesen Wandel sichtbar: Wärmeliebende Arten wie die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) oder die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) haben sich in den letzten Jahrzehnten in Baden-Württemberg etabliert – zunächst rund um den Kaiserstuhl, heute bis nach Berlin oder Thüringen. Gleichzeitig geraten kälteangepasste Arten, darunter viele spezialisierte Wildbienen, zunehmend unter Druck oder verschwinden ganz.
Gerade deshalb kommt Baden-Württemberg beim Artenschutz eine besondere Verantwortung zu. Bereits seit 1993 betreibt das Land ein eigenes Artenschutzprogramm, das gezielt Maßnahmen für besonders bedrohte Arten umsetzt. Dass dieses Engagement Wirkung zeigt, beweist das Beispiel der Mohnbiene (Hoplitis papaveris): Die auffällige Art, die ihre Brutzellen mit leuchtend roten Mohnblättern auskleidet, ist heute zwar extrem selten – konnte durch gezielte Schutzmaßnahmen aber vor dem völligen Verschwinden bewahrt werden.
Der Erfolg einzelner Maßnahmen darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, wie groß die Herausforderung bleibt: Der fortschreitende Verlust an Lebensräumen, der Rückgang der Blütenvielfalt und der Klimawandel gefährden längst nicht mehr nur einzelne Arten – sie bedrohen die Stabilität ganzer Ökosysteme.
Was jetzt zu tun ist
Die Ursachen für den Rückgang der Wildbienen sind gut erforscht – und die Lösungen längst bekannt. Viele davon lassen sich einfach, kostengünstig und wirkungsvoll umsetzen: in der Landwirtschaft, in Kommunen, in Naturschutzgebieten und nicht zuletzt im eigenen Garten.
Städte ökologischer gestalten
Städte und Dörfer bieten enormes Potenzial für mehr Artenvielfalt. Durch die gezielte Bepflanzung mit heimischen Wildpflanzen und eine seltener durchgeführte Mahd können blühende Oasen entstehen – auf Verkehrsinseln, in Parks, an Schulhöfen oder auf Friedhöfen. Entscheidend ist ein lückenloses Blütenangebot vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst – und dass Pflanzen Zeit bekommen, sich auszusamen.
Dauerhafte Blühinseln statt Einwegnatur
Kurzlebige Blühmischungen aus exotischen Arten mögen hübsch aussehen – helfen Wildbienen aber kaum. Wirklich wirksam sind mehrjährige, standortgerechte Blühflächen mit regionaltypischen Pflanzen, die über Jahre bestehen bleiben. Nur so können sich stabile Populationen entwickeln – vor allem bei den spezialisierten Arten.
Nistplätze nicht vergessen
Nahrung allein reicht nicht. Wildbienen brauchen auch geeignete Nistplätze für ihren Nachwuchs: offene Sandstellen, Lehmwände, Totholz, Trockenmauern, Pflanzenstängel oder leere Schneckenhäuser. Entscheidend ist die Kombination aus Blütenreichtum und Nistmöglichkeiten – nur so entstehen dauerhafte Lebensräume.
Schutzgebiete konsequent schützen
In und um Naturschutzgebiete braucht es klare Regeln: kein Pestizideinsatz, keine Überdüngung, keine Honigbienenvölker in direkter Nähe. Fachleute fordern daher mindestens zwei Kilometer breite Pufferzonen, in denen auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Nur so lassen sich empfindliche Wildbienenarten wirksam schützen.
Landwirtschaft: Qualität vor Fläche
Viele Landwirte engagieren sich bereits für den Insektenschutz. Doch oft fehlen klare Vorgaben und effektive Förderinstrumente. Blühstreifen sollten nicht bloß Pflichtaufgabe, sondern wertvolle Lebensräume sein – mit mehrjährigen, einheimischen Pflanzen statt kurzlebiger Mischungen. Entscheidend ist: Qualität vor Fläche, denn nicht jede Blüte hilft jedem Bestäuber.
Der „Neue Deal für Bestäuber“
Neben nationalen Maßnahmen braucht es auch europäische Rückendeckung. Mit dem „Neuen Deal für Bestäuber“ will die Europäische Kommission den Rückgang wildlebender Bestäuber – insbesondere Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen – bis 2030 stoppen und umkehren. Ob das gelingt, hängt davon ab, wie ernst die Mitgliedstaaten dieses Ziel nehmen – und wie entschlossen sie es vor Ort umsetzen.
Die neue Rote Liste ist mehr als eine Bestandsaufnahme – sie ist ein Weckruf. Ohne gezielte Schutzmaßnahmen droht der Verlust eines erheblichen Teils unserer heimischen Wildbienenarten. Baden-Württemberg trägt hier eine besondere Verantwortung – nicht nur für die eigene Artenvielfalt, sondern auch für bundesweit einzigartige Arten, deren Überleben unmittelbar vom Schutz ihrer Lebensräume im Südwesten abhängt.
Quelle:
- Schwenninger et al. (2025): Rote Liste und Verzeichnis der Wildbienen Baden-Württembergs. 4. Fassung. LUBW, Karlsruhe.
Unterstütze diesen Blog! Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, ziehe bitte eine kleine Spende in Betracht. Jeder Beitrag, egal wie klein, macht einen Unterschied. Deine Spende ermöglicht es mir, den Blog werbefrei zu halten und auf Bezahlschranken zu verzichten, damit alle Leser freien Zugang zu den Inhalten haben. Du kannst ganz einfach über den Spendenbutton spenden oder mir ein Buch aus meiner Amazon Wunschliste schenken. Jeder Betrag zählt und wird sehr geschätzt! Vielen Dank für deine Unterstützung!