Nordpudu
Der Nordpudu (Pudella mephistophila) ist ist eng verwandt mit dem neu entdeckten Pudella carlae aus den peruanischen Anden – der ersten lebenden Hirschart aus der Neuen Welt, die seit über 60 Jahren beschrieben wurde. Wikabyel, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Von Zwergtintenfischen bis Riesenkolibris: Neu entdeckte Tiere 2024

Während das Artensterben mit alarmierenden Raten von bis zu 58.000 Tier- und Pflanzenarten pro Jahr die biologische Vielfalt unseres Planeten bedroht, gibt es auch positive Entwicklungen: Jedes Jahr beschreiben Wissenschaftler Tausende neuer Arten. Im Durchschnitt werden rund 18.000 neue Lebensformen dokumentiert – darunter nicht nur lebende Organismen, sondern auch ausgestorbene oder fossile Arten sowie Mikroorganismen wie Bakterien und Viren.

Die Mehrheit der neu entdeckten Arten entfällt auf Insekten und andere Wirbellose, die zusammen den größten Anteil ausmachen. Pflanzen stellen ebenfalls einen signifikanten Anteil der Neuentdeckungen dar. Im Vergleich dazu ist die Anzahl neu beschriebener Wirbeltiere, vor allem Säugetiere und Vögel, deutlich geringer. Auch 2024 konnten Forscher faszinierende neue Tierarten aufspüren und der Wissenschaft zugänglich machen. Hier ist eine kleine Auswahl der im Jahr 2024 neu entdeckten Tiere:

Neu entdeckte Säugetiere 2024

Jährlich werden weltweit etwa 18.000 neue Arten beschrieben, darunter auch Säugetiere. Die genaue Anzahl neu entdeckter Säugetierarten pro Jahr variiert, liegt jedoch im niedrigen zweistelligen Bereich. Beispielsweise wurden in der Mekong-Region 2020 insgesamt 224 neue Arten entdeckt, darunter lediglich ein Säugetier. Der geringe Anteil neu entdeckter Säugetiere spiegelt die vergleichsweise geringe Artenvielfalt dieser Gruppe wider: Säugetiere machen nur einen Bruchteil der geschätzten 8,7 Millionen Arten auf der Erde aus.

Eine der kleinsten Hirscharten

Eine spektakuläre Entdeckung machten Wissenschaftler in den Bergnebelwäldern der Anden von Peru – sie spürten eine bislang unbekannte Hirschart auf. Bei der neuen Art, Pudella carlae, handelt es sich um die erste lebende Hirschart, die im 21. Jahrhundert beschrieben wurde. Sie gehört mit einer Körperhöhe von nur 38 Zentimetern und einem Gewicht von sieben bis neun Kilogramm zu den kleinsten Vertretern der Hirsche.

Naturaufnahmen, die die Neuentdeckung Pudella carlae in ihrem Lebensraum zeigen.
Sernanp, via YouToube)

Die neue Hirschart ähnelt äußerlich dem nah verwandten Nordpudu (Pudella mephistophila), weshalb Wissenschaftler ursprünglich annahmen, dass beide ein und derselben Art zuzuschreiben sind, jedoch ist der Nordpudu noch kleiner. Erst eine 2024 veröffentlichte genetische und morphologische Untersuchung konnte die Unterschiede zwischen dem der Wissenschaft bekannten Nordpudu und der neuen Art P. carlae aufzeigen. Wahrscheinlich ist die neu entdeckte kleine Hirschart, über deren Lebensweise nur wenig bekannt ist, bereits durch Lebensraumzerstörung vom Aussterben bedroht.

Ein neues Nagetier aus Argentinien

Ctenomys uco
Die neu entdeckte Kammratte Ctenomys uco ist eine von rund 69 Arten der Gattung. (© Alvarado-Larios, R.; Teta, P.; Cuello, P.; Jayat, J. P.; Tarquino-Carbonell, A. P.; D’Elía, G.; Cornejo, P.; Ojeda, A. A., CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)

Auch ein Nagetier wurde 2024 neu entdeckt: Ctenomys uco, eine Kammratte aus Argentinien, die sowohl im gebirgigen Gras- und Buschland auf etwa 2.710 Metern Höhe als auch im Tiefland vorkommt. Eine Gesamtlänge (Kopf und Schwanz) von bis zu 30 Zentimetern und ein Gewicht von rund 110 Gramm machen die bisher unbekannte Kammrattenart zu einem kompakten, leichtgewichtigen Nager. Mit ihren kurzen Beinen, den großen Vorderpfoten und den langen Krallen ist sie gut an eine unterirdische, grabende Lebensweise angepasst ist. C. uco unterscheidet sich von nahe verwandten Arten, wie der Foch-Kammratte (C. fochi) und der Mendoza-Kammratte (C. mendocinus), durch spezifische Schädelmerkmale.

Die Art wurde nach dem Typusfundort, Valle de Uco, benannt, eine Region, die wegen ihres guten Weins bekannt ist. Das Gebiet ist aber auch stark von beschleunigten Prozessen im Zusammenhang mit der Weinindustrie betroffen. Obwohl in der Erstbeschreibung der Gefährdungsstatus von C. uco nicht explizit bewertet wurde, könnte die Lebensraumveränderung durch den Weinbau potenziell eine Bedrohung darstellen.

Weitere Fledermausarten entdeckt

Neu entdeckte Tiere 2024: Samtfledermaus  Molossus paranaensis
Das samtig dichte Fell von Molossus paranaensis zeigt eine Mischung aus Graubraun und Zimtbraun, wobei die Bauchseite deutlich heller gefärbt ist als der Rücken.
(© Chambi Velasquez, M.A., Pavé, R., et al. (2024). Revisiting Molossus (Mammalia: Chiroptera: Molossidae) diversity: Exploring southern limits and revealing a novel species in Argentina. Vertebrate Zoology 74. 397-416.)

Mindestens fünf neue Fledermausarten aus Afrika, Südamerika und Papua-Neuguinea wurden 2024 beschrieben. Eine von ihnen ist die Samtfledermaus Molossus paranaensis, die in vier Provinzen im Osten Argentiniens entdeckt wurde. Neben natürlichen Umgebungen wie Pampasgrasland, trockenes Buschland und Feuchtgebieten bewohnt sie auch anthropogene Umgebungen wie Bauten in Städten und landwirtschaftliche Felder. Ihr Name bezieht sich auf ihre weite Verbreitung im Einzugsgebiet des Paraná, einem der größten Flüsse Südamerikas.

Bei M. paranaensis handelt es sich bei einer Körperlänge von 9 bis 11,5 Zentimetern um eine mittelgroße Fledermaus. Zwischen Männchen und Weibchen besteht ein Sexualdimorphismus, wobei die männlichen Tiere größer sind. Diese Art ist bemerkenswert durch ihre Anpassung an unterschiedliche Lebensräume und die Kombination aus morphologischen und genetischen Merkmalen, die sie von anderen Samtfledermaus-Arten abgrenzt.

Killerwale, die Pottwale fressen

Ein Forschungsteam erregte im Frühjahr große Aufmerksamkeit mit der Veröffentlichung einer Studie über eine neu entdeckte Orca-Population. Diese bislang unbekannte Gruppe von Killer- oder Schwertwalen wurde vor der Westküste Nordamerikas entdeckt. Die Orcas leben im offenen Ozean vor Kalifornien und Oregon und zeigen ein außergewöhnlich breites Nahrungsspektrum. Neben typischer Beute wie Delfinen und Lederschildkröten jagen sie sogar Pottwale – ein Verhalten, das bisher bei keiner anderen Schwertwalgruppe beobachtet wurde.

Bislang wurden 49 Individuen dieser Population identifiziert, die jedoch keinem der bekannten Ökotypen zugeordnet werden können. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Orcas entweder eine eigenständige Untergruppe der meeressäugerfressenden Schwertwale bilden oder eine bislang unbekannte Population darstellen, die im offenen Ozean vor allem Meeressäuger und Schildkröten jagt. Eine formale taxonomische Beschreibung dieser besonderen Tiere steht noch aus.

Neu entdeckte Orca-Population 2024
Schwertwalbullen werden bis zu 9,8 Meter lang und wiegen maximal 6,6 Tonnen, während Weibchen mit 8,5 Metern deutlich kleiner bleiben. Charakteristisch ist die bis zu 1,8 Meter hohe Rückenfinne der Männchen.
Christopher Michel, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Außerdem wurden im Jahr 2024 aus einem Killerwal drei: Traditionell galten Schwertwale (Orcinus orca) als eine einzige, weltweit verbreitete Art mit verschiedenen Ökotypen. Doch eine im März 2024 veröffentlichte Studie schlug vor, bestimmte Populationen, insbesondere die Bigg-Orcas und die Resident-Orcas, als eigenständige Arten anzuerkennen. Das Komitee der Society of Marine Mammalogy entschied sich im Juli 2024 jedoch für eine andere Lösung und unterteilte die Killerwale in drei Unterarten: den Gemeinen Schwertwal (O. o. orca), den Residenten Schwertwal (O. o. ater) und den Bigg-Schwertwal (O. o. rectipinnus). Mit der 2024 neu entdeckten, Pottwal-fressenden Population könnte zukünftig eine weitere Unterart oder sogar Art hinzukommen.

Neu entdeckte Vögel 2024

Auch bei Vögeln werden im Vergleich zu anderen Tiergruppen nur wenige neue Arten entdeckt. Das liegt daran, dass die Vogelwelt mit etwa 11.000 bekannten Arten bereits gut erforscht ist. Zudem sind Vögel durch ihre Größe, auffälligen Gesänge und ihr oft sichtbares Verhalten leichter aufzuspüren als etwa Insekten oder Wirbellose, die deutlich artenreicher, aber schwerer zu erfassen sind.

Noch ein Riesenkolibri

Neu entdeckte Tiere 2024: Nördlicher Riesenkolibri Patagona chaski
Der nördliche Riesenkolibri wurde 2024 als Patagona chaski beschrieben, doch der Name erwies sich als jüngeres Synonym der bereits 1893 dokumentierten Art Patagona peruviana.
Chrissy McClarren and Andy Reago, CC0, via Wikimedia Commons)

Der als Patagona chaski neu beschriebene nördliche Riesenkolibri wurde in den südamerikanischen Anden entdeckt und ist eine kryptische Art des südlichen Riesenkolibris (P. gigas). Die nördliche Art unterscheidet sich genetisch und in ihrer Ökologie deutlich von P. gigas, obwohl beide äußerlich sehr ähnlich sind. Die Neuentdeckung basiert auf einer Kombination aus genetischen Analysen, Verhaltensstudien und Untersuchungen zur Höhenverbreitung.

Der Nördliche Riesenkolibri zeigt spezifische Anpassungen an das Leben in höheren Lagen der Anden, was auf eine eigenständige Evolution hinweist. Der Artname „chaski“ leitet sich von den Botenläufern der Inka ab, die für ihre Ausdauer und Beweglichkeit in den Höhen der Anden bekannt waren – ein Verweis auf die Fähigkeit des Kolibris, in extremen Umgebungen zu überleben.

Riesenkolibris können bis zu 22 Zentimeter lang werden und ein Gewicht von 24 Gramm erreichen. Im Gegensatz dazu misst die kleinste Kolibriart, die Bienenelfe (Mellisuga helenae), gerade einmal fünf bis sechs Zentimeter und bringt nur 1,6 bis 2 Gramm auf die Waage.

Eine Nachtschwalbe von den Kleinen Sundainseln

Timornachtschwalbe - neu entdeckt 2024
Der deutsche und englische Trivialname, „Timornachtschwalbe“ und „Timor Nightjar“, verweisen auf die größere der beiden Inseln, auf denen die neu entdeckte Vogelart vorkommt.
(© King, B. F., Sangster, G., et al. (2024), A new species of nightjar (Caprimulgus) from Timor and Wetar, Lesser Sunda Islands, Wallacea. Ibis 166. S. 1241-1263.)

Die kürzlich beschriebene Timornachtschwalbe (Caprimulgus ritae) wurde auf den indonesischen Inseln Timor und Wetar entdeckt und unterscheidet sich sowohl stimmlich als auch morphologisch von ihren Verwandten. Diese Art wurde zuvor mit anderen Vögeln der Gattung Caprimulgus verwechselt, unterscheidet sich jedoch von diesen in mindestens 13 stimmlichen Merkmalen. Die Timornachtschwalbe ist ein Spezialist für tropische Wälder und lebt in Höhenlagen von Meereshöhe bis mindestens 1.500 Metern, wobei sie meist in Regionen ab etwa 1.000 Metern vorkommt. Während die Tiefland- und Bergwälder auf Timor bedroht sind, bleibt Wetar eine der am wenigsten entwickelten Inseln Indonesiens mit über 95 Prozent natürlicher Vegetation, dominiert von Eukalyptuswäldern.

Die Timornachtschwalbe ist etwa 30 Zentimeter groß. Sie hat kastanienbraune Ohrdecken, grob gestrichelte Scheitelfedern und ein Gefieder in Sepia-, Zimt- und Rosa-Brauntönen. Ihr territorialer Gesang ist kürzer und tiefer als der anderer Nachtschwalben, mit einem charakteristischen Muster aus kurzen, wiederholten Lauten, die einzigartig für diese Spezies sind.

Eine neue Art von Ameisenwürger

Sakesphoroides niedeguidonae
Die Benennung des Nördlichen Silberwangen-Ameisenwürgers ehrt die brasilianische Archäologin Niède Guidon für ihre bedeutenden Beiträge zur Erforschung prähistorischer Stätten in Amerika.
Eduardo Brettas, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)

Beim Nördlichen Silberwangen-Ameisenwürger (Sakesphoroides niedeguidonae) handelt es sich um eine neu beschriebene Vogelart, die in den Trockengebieten der Caatinga im Nordosten Brasiliens endemisch ist. Die Art wurde 2024 identifiziert, nachdem genetische, morphologische und stimmliche Analysen deutliche Unterschiede zu anderen Ameisenwürgern zeigten. Die neu entdeckte Art ähnelt äußerlich dem Silberwangen-Ameisenwürger (Sakesphoroides cristatus); vor allem die Männchen beider Arten lassen sich nur schwer voneinander unterscheiden. Die weiblichen Vögel unterscheiden sich hingegen stark, sodass in einer Studie nun festgestellt wurde, dass die zwei bekannten Populationen eigentlich zwei Arten darstellen.

Obwohl spezifische Bedrohungen für den Nördlichen Silberwangen-Ameisenwürger noch nicht umfassend dokumentiert sind, ist bekannt, dass die Caatinga-Region durch menschliche Aktivitäten wie Abholzung, Landwirtschaft und Klimawandel gefährdet ist. Diese Faktoren könnten potenziell den Lebensraum und das Überleben der Vogelart beeinträchtigen.

Neu entdeckte Fische 2024

Bei Fischen werden jedes Jahr viele neue Arten entdeckt; im Jahr 2022 waren es beispielsweise 200 neue Süßwasserfischarten. Das liegt daran, dass Fische mit über 35.000 bekannten Arten eine besonders vielfältige Tiergruppe sind und viele ihrer Lebensräume – vor allem in der Tiefsee oder abgelegenen Süßgewässern – noch wenig erforscht sind. Im Vergleich zu Vögeln sind Fische viel schwieriger zu beobachten, da sie unter Wasser leben und viele Arten sehr klein oder in schwer zugänglichen Regionen verbreitet sind.

Ein Leben in der Dunkelheit

Der Höhlenfisch Sinocyclocheilus xiejiahuai aus der Familie der Karpfenfische wurde in einer Höhle im Nanpan-Jiang-Flussbecken in der Provinz Guizhou im Südwesten Chinas entdeckt. Höhlenfische sind für ihre spezialisierten Anpassungen an ein Leben in völliger Dunkelheit bekannt. Anders als viele andere Arten dieser Gruppe hat S. xiejiahuai jedoch relativ große Augen. Diese vergleichsweise gut entwickelten Augen könnten auf eine noch teilweise erhaltene visuelle Funktion hinweisen, was die Art als eine evolutionäre Zwischenstufe erscheinen lässt. Typisch für Höhlenfische ist hingegen der vollständig schuppenlose und vermutlich pigmentlose Körper von S. xiejiahuai.

Höhlenfisch Sinocyclocheilus xiejiahuai
Sinocyclocheilus xiejiahuai erreicht eine Länge von bis zu 13,6 Zentimetern. Dies ist typisch für viele Arten der Gattung, die in Höhlenhabitaten leben und oft mittelgroß sind.
(© Fan C., Wang M., Wang J.-J., Luo T., Zhou J.-J., Xiao N., Zhou J. (2024). Sinocyclocheilus xiejiahuai (Cypriniformes, Cyprinidae), a new cave fish with extremely small population size from western Guizhou, China. ZooKeys 1214. S. 119-141. https://doi.org/10.3897/zookeys.1214.127629)

Die neu entdeckte Art S. xiejiahuai ist bisher nur von ihrem Fundort in der Nähe der Stadt Panzhou bekannt. Die rasche Urbanisierung in dieser Region gefährdet ihren Lebensraum. Trotz fünfjähriger Feldforschung wurde kein weiteres Exemplar gefunden, was auf eine extrem kleine Population hinweist. Zu den Bedrohungen zählen sinkende Wasserstände in Höhlen, der Einsatz von Pestiziden, Umweltverschmutzung durch Abfälle und die Umwandlung ihres Lebensraums in Bauland. Da Höhlenfische oft auf eine einzige Höhle beschränkt sind, macht sie dies besonders anfällig für Umweltveränderungen. Seit 2021 steht die Art unter nationalem Schutz der zweiten Klasse in China, wodurch Fang und Handel streng verboten sind.

Ein goldener Fisch, aber kein Goldfisch

Enteromius niggie
Die Neuentdeckung Enteromius niggie während (a) und außerhalb (b) der Fortpflanzungszeit.
(© Scheepers, M. & Bragança, P. & Chakona, A. (2024). Naming the other cousin: A new goldie barb (Cyprinidae: Smiliogastrininae) from the northeast escarpment in South Africa, with proposed taxonomic rearrangement of the goldie barb group in southern Africa. Journal of Fish Biology. 105. 1137-1150. 10.1111/jfb.15870.)

Der kleine Karpfenfisch Enteromius niggie, auch bekannt als Southern Sidespot Barb, wurde im Steelpoort River, einem Nebenfluss des Limpopo-Flusssystems in Südafrika, sowie in Eswatini entdeckt. Er gehört zur Fischgruppe der „Goldie Barbs“. Jahrzehntelang galt die Art E. neefi als in Südafrika und im weit entfernten Kongobecken verbreitet – eine ungewöhnliche Annahme, da die beiden Flusssysteme fast 1.000 Kilometer voneinander entfernt liegen. Diese Diskrepanz weckte Zweifel unter Forschern. Eine detaillierte Untersuchung von 15 vermeintlichen E. neefi-Exemplaren aus Südafrika ergab schließlich, dass es sich dabei um eine bislang unbeschriebene Art handelt: Enteromius niggie.

Während der Fortpflanzungszeit erstrahlen die Männchen von E. niggie in einem leuchtenden Goldton, während sie außerhalb dieser Zeit eine blass gelblich-silberne Färbung mit olivgrünen Akzenten aufweisen. Mit einer Körperlänge von nur 3,3 bis 4,4 Zentimetern gehört die Art zu den kleineren Karpfenfischen. Sie zeichnet sich durch einen kompakten Körperbau, große Augen und eine kräftige Färbung aus. E. niggie lebt in klaren, schnell fließenden Flüssen mit kiesigem oder felsigem Untergrund, wobei ihre Lebensräume durch Umweltverschmutzung, Wasserentnahme und menschliche Eingriffe bedroht sind. Der Name „niggie“ ist Afrikaans für „weibliche Cousine“ und soll die Verbindung zu E. neefi würdigen, dessen Name „männlicher Cousin“ bedeutet.

Weder Aal noch Wurm

Im Regenwald von Costa Rica machten Wissenschaftler eine außergewöhnliche Neuentdeckung: den Kiemenschlitzaal Ophisternon berlini oder Berlin’s Bloodworm Eel. Dieses schlanke, rosarote Tier lebt etwa 60 Zentimeter tief unter der Erde in schlammigen Bereichen des Las Brisas Nature Reserve. Die Art wurde erstmals 2021 zufällig bei Grabungen entdeckt, als zwei unbekannte Exemplare ans Tageslicht kamen. In den Jahren 2022 und 2023 kehrten die Forscher zurück, gruben gezielt Schlammschichten aus und fanden schließlich fünf weitere Tiere. Ihre einzigartige Morphologie und genetische Analysen bestätigten, dass es sich um eine bisher unbekannte Art handelt.

Ophisternon berlini
Der Sumpfaal Ophisternon berlini wurde zu Ehren von Erick Berlin benannt, dem Besitzer des Reservats, in dem die Art entdeckt wurde, und einem engagierten Unterstützer der Naturschutzforschung in Costa Rica.
(© Jairo Arroyave, Arturo Angulo, Adán Fernando Mar-Silva, and Melanie L. J. Stiassny „A New Endogean, Dwarf, and Troglomorphic Species of Swamp Eel of the Genus Ophisternon (Synbranchiformes: Synbranchidae) from Costa Rica: Evidence from Comparative Mitogenomic and Anatomical Data,“ Ichthyology & Herpetology 112(3), 375-390, (2 October 2024). https://doi.org/10.1643/i2024055)

O. berlini ist mit einer Länge von knapp zehn Zentimetern ziemlich klein. Sein langer, wurmartiger Körper ist ohne Flossen, während seine kleinen, mit Haut bedeckten Augen und das Fehlen von Pigmenten typische Anpassungen an das Leben im Untergrund sind. Die auffällige rosarote Färbung stammt von seinen sichtbar durchscheinenden Muskeln. Trotz ihres wurmähnlichen Aussehens gehören Kiemenschlitzaale wie O. berlini zur Gruppe der Fische und zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, in feuchten, schlammigen Lebensräumen zu überleben.

Trotz des Namens und der äußeren Ähnlichkeit sind Kiemenschlitzaale auch keine echten Aale, sondern eine eigenständige Gruppe innerhalb der Fische. Sie nutzen ihre Kiemen, um Sauerstoff aus dem schlammigen Wasser zu gewinnen, und navigieren geschickt durch enge Spalten und Schichten unter der Erde – ein Lebensstil, der sie zu einer der seltenen Gruppen von bodenbewohnenden Fischen macht.

Neu entdeckte Reptilien 2024

Auch bei Reptilien, insbesondere Schlangen und Eidechsen, werden jedes Jahr 100 bis 200 neue Arten entdeckt. In Regionen wie Asien oder Südamerika stoßen Wissenschaftler immer wieder auf unbekannte Arten, da viele tropische und subtropische Gebiete bislang unzureichend erforscht sind. Die hohe Entdeckungsrate hängt auch mit der großen Artenvielfalt der Reptilien zusammen, die über 11.000 bekannte Arten umfasst. Häufig leben neu entdeckte Tiere in isolierten Lebensräumen wie dichten Regenwäldern, Gebirgszügen oder schwer zugänglichen Höhlen.

Ein Gecko wie eine Sternennacht

In den südlichen Westghats von Tamil Nadu, Indien, haben Forscher eine neue Gecko-Art entdeckt, deren Färbung an Vincent van Goghs berühmtes Gemälde Die Sternennacht erinnert. Zu Ehren des niederländischen Malers erhielt die Art den Namen Cnemaspis vangoghi oder Van Gogh’s Starry Dwarf Gecko.

Cnemaspis vangoghi -neu entdeckte Tiere 2024
Die Männchen besitzen eine auffällige gelb-graue Färbung mit blauen und schwarzen Markierungen; die Weibchen sind unauffällig braun gefärbt.
Khandekar A, Thackeray T, Agarwal I, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)

Die 2024 neu entdeckten Tiere leben ausschließlich in zwei nahe beieinanderliegenden Standorten innerhalb des Srivilliputhur-Megamalai Tiger Reserve in Tamil Nadu. Dieses mikro-endemische Verbreitungsgebiet umfasst niedrig gelegene, saisonal trockene tropische Wälder auf Höhen von 250 bis 400 Metern. Die Geckos sind tagsüber aktiv und halten sich vorwiegend auf Felsen und Baumstämmen in geringer Höhe auf.

Van Gogh - Starry Night
Das Gemälde Die Sternennacht von Van Gogh war namensgebend für die Neuentdeckung aus Indien.
Vincent van Gogh, Public domain, via Wikimedia Commons)

Trotz ihrer begrenzten Verbreitung scheint die Art in ihrem Habitat relativ häufig zu sein: Forscher beobachteten bis zu 25 Individuen pro Stunde. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von maximal 3,6 Zentimetern ist C. vangoghi ein echter Zwerggecko. Die Wissenschaftler der Erstbeschreibung, die auch die bislang unbekannte Art Cnemaspis sathuragiriensis identifizierten, sehen derzeit keine unmittelbaren Bedrohungen für C. vangoghi. Allerdings macht die begrenzte Verbreitung die Art potenziell anfällig gegenüber Umweltveränderungen. Der Schutz solcher mikro-endemischen Arten ist entscheidend, um die Biodiversität und das ökologische Gleichgewicht ihrer einzigartigen Lebensräume langfristig zu erhalten.

Eine smaragdgrüne Schlange aus Bolivien

Trotz ihrer leuchtend smaragdgrünen Färbung, der auffällig gelben Schnauze und den großen, schwarzen Augen blieb diese Schlange bislang unentdeckt. Wissenschaftler entdeckten das Tier erst kürzlich in der artenreichen Yungas-Region Boliviens und gaben ihm den Namen Chironius whipala oder Whipala Sipo Snake. Sie lebt in den feuchten Bergwäldern des Carrasco-Nationalparks sowie in Santa Cruz. Ihr Lebensraum liegt in Höhenlagen zwischen 1.270 und 2.000 Metern über dem Meeresspiegel.

2024 neu entdeckte Schlange: Chironius whipala
Die smaragdgrüne Art erreicht eine Gesamtlänge von bis zu 135,6 Zentimetern. Sie zeichnet sich durch eine leuchtend gelbe Schnauze und glatte Schuppen aus.
(© A new species of Sipo Snake, Chironius (Serpentes: Colubridae), from the Yungas of Bolivia – Scientific Figure on ResearchGate. Available from: https://www.researchgate.net/figure/General-view-of-Chironius-whipala-sp-nov-in-life-A-juvenile-male-paratype-MHNC-R_fig3_384675566 [accessed 26 Nov 2024])

Die neu entdeckten Tiere wurden meist nachts auf Pflanzen und Bäumen gesehen, oft bis zu sechs Meter über dem Boden. In einigen Exemplaren fanden die Wissenschaftler Spuren von Fröschen im Magen. Aufgrund ihres begrenzten Verbreitungsgebiets ist C. whipala anfällig für Veränderungen in ihrem Lebensraum, obwohl aus der Erstbeschreibung hervorgeht, dass keine akuten Bedrohungen bekannt sind. Der Schutz de bolivianischen Yungas ist dennoch wichtig, um diese und andere endemische Arten zu erhalten.

Eine Eidechse, die wie ein Regenwurm aussieht

Amphisbaena amethysta
Die unterirdisch lebende Eidechsenart Amphisbaena amethysta. Ihr Name verweist auf die mineralischen Schätze der Serra do Espinhaço, die gleichzeitig ein Hotspot für endemische Arten ist.
(© Ribeiro S, Santos Jr AP, Martins IG, Oliveira ECS, Graboski R, Barbosa Da Silveira T, Benício MHM, Vaz-Silva W (2024) A new four-pored Amphisbaena Linnaeus, 1758 (Amphisbaenia, Amphisbaenidae) from the north of Espinhaço Mountain Range, Brazil. ZooKeys 1213: 1-27. https://doi.org/10.3897/zookeys.1213.122265)

Die neu entdeckte Eidechse Amphisbaena amethysta aus der Serra do Espinhaço in Brasilien ist ein Beispiel für die verborgene Biodiversität unterirdischer Lebensräume. Das beinlose, rund 26 Zentimeter lange Reptil ist an ein Leben im Boden perfekt angepasst. Sein schlanker, zylindrischer Körper mit rosa Färbung und einem braun beschuppten Schwanz ermöglicht es ihm, sich mühelos durch das Erdreich zu graben. Die Augen sind reduziert und kaum funktionsfähig – eine typische Anpassung an die Dunkelheit seines Lebensraums.

Die Lebensweise von A. amethysta ist streng unterirdisch. Sie lebt in einer kleinen Region der Serra do Espinhaço auf etwa 1.000 Metern Höhe, innerhalb eines bekannten Verbreitungsgebiets von nur 38 Kilometern. Diese abgelegene Umgebung schützt sie vor vielen Bedrohungen, macht sie jedoch gleichzeitig anfällig für Lebensraumverlust durch menschliche Aktivitäten wie Bergbau und Landwirtschaft.

Neu entdeckte Amphibien 2024

Von den weltweit etwa 8.600 bekannten Amphibienarten gehören die meisten neu entdeckten Spezies zu Fröschen und Kröten. Allein im Jahr 2020 wurden 159 neue Amphibien beschrieben, und auch 2024 bereichern zahlreiche weitere Entdeckungen das Wissen über diese Tiergruppe. Besonders die tropischen Regenwälder in Mittel- und Südamerika sowie Asien erweisen sich als Hotspots für bislang unbekannte Arten. Die hohe Zahl an Neuentdeckungen verdeutlicht, wie unvollständig unser Verständnis über diese oft bedrohten Tiere ist. Viele Amphibienarten sind endemisch und hoch spezialisiert, wodurch sie besonders empfindlich auf Umweltveränderungen reagieren.

Eines der kleinsten Wirbeltiere der Welt

Brachycephalus dacnis Neuentdeckung 2024
Beim neu entdeckten Brachycephalus dacnis handelt es sich um das bisher bekannte zweitkleinste Wirbeltier der Welt. Eine andere Sattelkrötenart, B. pulex, ist mit 6,5 Millimetern Körperlänge noch kleiner. (© L. F. Toledo, L. M. Botelho, A. S. Carrasco-Medina, J. A. Gray, J. R. Ernetti, J. M. Gama, M. L. Lyra, D. C. Blackburn, I. Nunes & E. Muscat, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)

Die neu entdeckte Froschart Brachycephalus dacnis, eine Sattelkröte, wurde im Atlantischen Regenwald Brasiliens entdeckt und gehört zu den kleinsten Wirbeltieren der Welt. Mit einer Körpergröße von weniger als sieben Millimetern passt der kleine Frosch mühelos auf eine Fingerkuppe. Die Art ist durch ihren zirpenden Ruf bekannt, der eher an eine Grille als an einen Frosch erinnert und die Forscher auf sie aufmerksam machte. Genetische Analysen bestätigten schließlich, dass es sich um eine bislang unbekannte Spezies handelt.

Der Mini-Frosch lebt in den dichten Laubschichten des Regenwaldbodens, wo er Schutz vor größeren Fressfeinden findet und Zugang zu einem reichen Nahrungsangebot hat. Aufgrund seiner geringen Größe fehlen ihm jedoch Teile des Innenohrs, was die Balance erschwert und dazu führt, dass er bei Sprüngen oft unkontrolliert auf dem Rücken landet. Seine Hände und Füße sind ebenfalls an die Miniaturgröße angepasst und besitzen nur zwei Finger beziehungsweise drei Zehen. Die Spezies ist aufgrund ihrer Größe besonders anfällig für Umweltveränderungen und lebt in einem stark bedrohten Lebensraum. Der Atlantische Regenwald ist durch Abholzung und Lebensraumverlust massiv gefährdet, was auch B. dacnis unter Druck setzt.

Ein neuer Krokodilmolch

Die neu entdeckte Krokodilmolchart Tylototriton soimalai stammt aus den Bergwäldern Nordthailands und erweitert die ohnehin artenreiche Gattung der Krokodilmolche, die durch ihre markante Hautstruktur und oft leuchtenden Farben besticht. Erst im vergangenen Jahr wurde der Ngoc-Linh-Krokodilmolch in Vietnam neu entdeckt.

Krokodilmolch neu entdeckt: Tylototriton soimalai
Die Neuentdeckung Tylototriton soimalai ist durch eine dunkelbraune Körperfärbung mit leuchtend orangefarbenen Markierungen an den Rippenleisten, Beinen, Schwanz und der Kopfpartie gekennzeichnet. Diese Färbung dient vermutlich als Warnung vor Fressfeinden. Die Art erreicht eine Gesamtlänge von etwa 9 bis 11 Zentimetern.
(© Pomchote P, Peerachidacho P, Khonsue W, Sapewisut P, Hernandez A, Phalaraksh C, Siriput P, Nishikawa K (2024) The seventh species of the newt genus Tylototriton in Thailand: a new species (Urodela, Salamandridae) from Tak Province, northwestern Thailand. ZooKeys 1215: 185-208. https://doi.org/10.3897/zookeys.1215.116624)

T. soimalai bewohnt feuchte Bergwälder in Höhen von etwa 1.000 bis 1.500 Metern und nutzt temporäre Wasserstellen sowie Waldböden als Lebensraum. Die Population ist allerdings sehr klein und stark bedroht, unter anderem durch Abholzung, landwirtschaftliche Aktivitäten und Straßenverkehr, der besonders während der Fortpflanzungszeit gravierende Störungen verursacht. Das einzige bekannte Laichgewässer der neuen Spezies liegt direkt an einer Straße, was ihre Situation zusätzlich verschärft. Die Forscher der Erstbeschreibung empfehlen daher dringend Schutzmaßnahmen und die Einstufung der Art als „gefährdet“ auf der Roten Liste der IUCN.

Ein seltener Stummelfußfrosch aus Ecuador

Harlekinfrosch Atelopus colomai
Die neu entdeckte Froschart Atelopus colomai ist klein: Die Männchen erreichen eine Körperlänge von etwa 2,5 Zentimetern, Weibchen sind mit rund drei Zentimetern etwas größer.
(© Plewnia, Amadeus & Terán-Valdez, Andrea & Culebras, Jaime & Boistel, Renaud & Paluh, Daniel & Quezada, Amanda & Heine, Christopher & Reyes-Puig, Juan & Salazar-Valenzuela, David & Guayasamin, Juan & Lötters, Stefan. (2024). A new species of harlequin toad (Bufonidae: Atelopus) from Amazonian Ecuador. Salamandra. 60. 237-253. 10.5281/zenodo.14168696.)

Die meisten Arten der Stummelfuß- oder Harlekinfrösche sind vom Aussterben bedroht, einige wie der Chiriqui-Harlekinfrosch gelten bereits als ausgestorben. 2024 wurde eine neue Harlekinfroschart entdeckt: Atelopus colomai, aus dem Amazonasgebiet Ecuadors. Die Spezies bewohnt tropische Regenwälder entlang kleiner Flüsse und Bäche in Höhenlagen von 400 bis 1.200 Metern. Die feuchten Mikrohabitate sind essenziell für ihre Fortpflanzung und ihr Überleben.

A. colomai zeigt eine gelbliche bis grünliche Grundfärbung mit dunklen Flecken. Die kontrastreichen Farben dienen wahrscheinlich sowohl der Tarnung als auch als Warnsignal gegenüber Fressfeinden. Aufgrund ihres stark eingeschränkten Lebensraums gilt die Art als gefährdet. Sie kommt lediglich in sechs fragmentierten Gebieten vor, die durch Abholzung, Landwirtschaft, Straßenbau und Umweltverschmutzung beeinträchtigt sind. Historisch betrug ihr Verbreitungsgebiet 7.470 Quadratkilometer, doch heute umfasst es nur noch 172 Quadratkilometer, von denen nur 24 Quadratkilometer tatsächlich von der Art bewohnt werden. Am Typfundort ist der Wald fast vollständig abgeholzt, und in weiteren Regionen verschlechtert sich die Lebensraumqualität stetig. Zusätzlich bedrohen der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis und der Klimawandel die Zukunft des Frosches. Um den Bestand zu sichern, wird A. colomai derzeit erfolgreich in einer Überlebenskolonie gezüchtet.

Neu entdeckte Insekten 2024

Unter den neu entdeckten Insekten, von denen weltweit mindestens eine Million Arten existieren, dominieren häufig Käfer, Schmetterlinge und Ameisen. Besonders in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas, Afrikas und Südostasiens stoßen Forscher regelmäßig auf bisher unbekannte Arten. Während die meisten Säugetier- und Vogelarten längst beschrieben wurden, bleibt in insektenreichen Lebensräumen wie Tropenwäldern ein enormes Potenzial für die Entdeckung neuer Arten, da diese Gebiete oft schwer zugänglich sind oder weniger intensiv untersucht wurden. Die Vielzahl an Neuentdeckungen unterstreicht, dass selbst in gut erforschten Regionen noch viele Arten unentdeckt sind.

Sechs neue Arten von Höhlenschrecken

In China sind derzeit 27 Arten der Höhlenschrecken-Gattung Rhaphidophora bekannt, darunter sechs 2024 neu beschriebene Arten. Diese nachtaktiven, flügellosen und nicht wandernden Heuschrecken sind schwer zu fangen, da sie klein, schnell und kletterfähig sind. Sie besitzen einen buckligen Körper und sehr lange Hinterbeine und Antennen.

Rhaphidophora stenoterminata
Eine der sechs neu beschriebenen Höhlenschrecken aus Sichuan, China: Rhaphidophora stenoterminata.
(© Di, M., Qin, Y.-Y., Shen, Z.-H., Zhang, T., Wang, H.-Q., Li, K., & He, Z.-Q. (2024). Six new species of Rhaphidophora from China (Orthoptera: Rhaphidophoridae: Rhaphidophorinae). European Journal of Taxonomy925(1), 76–99. https://doi.org/10.5852/ejt.2024.925.2453)

Die sechs neuen Arten (Rhaphidophora stenoterminata, R. hexagoniproctalis, R. heterodentis, R. imbricofurca, R. impressa und R. glenoides) wurden in verschiedenen Provinzen Chinas, darunter Guangdong, Yunnan, Sichuan und Hubei, entdeckt. Die meisten Funde stammen aus feuchten Waldgebieten in Höhenlagen zwischen 900 und 1.500 Metern. Besonders Yunnan, mit elf dokumentierten Arten, gilt als Biodiversitäts-Hotspot für diese Gattung.

Als wichtige Destruenten in ihren Ökosystemen ernähren sich die Höhlenschrecken hauptsächlich von verrottendem organischem Material wie Pflanzenresten und Pilzen. Allerdings sind ihre Populationen klein, und die Artbestände sind durch Lebensraumverluste wie Entwaldung, landwirtschaftliche Expansion und andere menschliche Eingriffe stark gefährdet. Viele Arten wurden nur anhand weniger Individuen beschrieben, was auf die begrenzten Daten zur Populationsgröße und den dringenden Forschungsbedarf hinweist.

Eine parasitische, brutschmarotzende Biene

 Tetralonioidella mimetica
Tetralonioidella mimetica: Neu entdeckte parasitäre Bienenart mit auffälliger Hummel-Mimikry aus China.
(© Orr MC, Chesters D, Williams PH, Wood TJ, Zhou Q, Bossert S, Sless T, Warrit N, Rasmont P, Ghisbain G, Boustani M, Luo A’rong, Feng Y, Niu Z-Q, Zhu C-D (2024) Integrative taxonomy of a new species of a bumble bee-mimicking brood parasitic bee, Tetralonioidella mimetica (Hymenoptera, Apoidea, Apidae), investigated through phylogenomics. Journal of Hymenoptera Research 97: 755-780. https://doi.org/10.3897/jhr.97.129470)

Die neu entdeckte Art Tetralonioidella mimetica ist eine parasitische Biene aus China, die sowohl Hummeln der Gattung Bombus als auch ihre Wirtsbienen der Gattung Habropoda nachahmt. Diese dreistufige Mimikry ist bei Bienen einzigartig: Die Hummel, das Original, ist wehrhaft und giftig, weshalb Raubtiere sie meiden. Die Wirtsbiene ahmt die Hummel nach, damit sie nicht gefressen wird (Schutz durch Mimikry). Die Parasitenbiene, T. mimetica, sieht der Wirtsbiene ähnlich, sodass sie unbemerkt deren Nest betreten kann, um dort ihre eigenen Eier abzulegen.

Die Parasitenbiene T. mimetica legt ihre Eier in das Nest der Wirtsbiene, um Energie zu sparen und ihre Nachkommen ohne eigenen Aufwand zu versorgen. Die Larven ernähren sich von den Nahrungsvorräten der Wirtsbiene. So spart sich T. mimetica die Mühe, ein eigenes Nest zu bauen und Pollen oder Nektar für die Larven zu sammeln. Die Art lebt in Lebensräumen, die von ihrem Wirt bewohnt werden, und ist dort auf die Nester der Wirtsbienen angewiesen, um ihre Eier abzulegen. Sie zeigt ein auffälliges Farbmuster, das sie den Hummeln und Wirtsbienen ähnlich macht.

Eine Mischung aus Fangschrecke und Fliege

Euclimacia radioquaesentis
Die Männchen und Weibchen der neu entdeckten Art Euclimacia radioquaesentis zeigen subtile Unterschiede in ihrer Körper- und Flügelfärbung. Das Abdomen der Weibchen erscheint stärker bräunlich, und ihre Flügel sind kontrastreicher.
(© Ehlers S, Li H, Kirschey L, Ohl M (2024) A new species of the mantidfly genus Euclimacia from Vietnam (Neuroptera, Mantispidae). Deutsche Entomologische Zeitschrift 71(2): 255-264. https://doi.org/10.3897/dez.71.123553)

Euclimacia radioquaesentis stammt aus dem Bac Huong Hoa Nature Reserve in Vietnam. Fanghafte, zu denen diese Art gehört, sind räuberische Netzflügler, die vor allem in tropischen und subtropischen Regionen vorkommen. Sie sind für ihre verlängerten Vorderbeine bekannt, die wie die Fangarme von Fangschrecken gestaltet sind und vorwiegend zum Beutefang, meist von Fliegen, eingesetzt werden. Diese Art hebt sich durch ihre außergewöhnliche Färbung ab: Der Vorderflügel weist einen gelben Fleck auf, während der Hinterflügel an derselben Stelle braun gefärbt ist. Ein weiteres Merkmal der Neuentdeckung ist die Tatsache, dass sie auf Grundlage mehrerer Exemplare beschrieben wurde – eine Seltenheit in dieser Gattung. Dies ermöglicht Einblicke in geschlechtsspezifische Unterschiede, wie etwa die zartere und weniger ausgeprägte Färbung des Halsschilds bei den Weibchen.

Die Namensgebung erfolgte im Rahmen eines Citizen-Science-Events, bei dem Radiohörer Vorschläge einreichen konnten, um auf die Vielzahl noch unbeschriebener Arten aufmerksam zu machen. Der gewählte Name „radioquaesentis“ setzt sich aus „radio“ und dem lateinischen „quaesentis“ (gesucht) zusammen und wurde passend zum Motto der Aktion „im Radio gesucht“ ausgewählt.

Eine weitere spannende Entdeckung von 2024 ist Metapocyrtus (Trachycyrtus) augustanae, eine neue Rüsselkäfer-Art von der philippinischen Insel Negros. Der 6,6 Millimeter lange Käfer wurde in 1.400 Metern Höhe gefunden und zeichnet sich durch sein matt schwarzes Äußeres sowie gelbliche, borstenähnliche Vorsprünge aus – ganz ohne den typischen metallischen Schimmer verwandter Rüsselkäfer. Bislang ist nur ein einziges Weibchen bekannt, was die Seltenheit der Art unterstreicht und auf mögliche Anpassungen an veränderte Umweltbedingungen hinweist.

Neu entdeckte Spinnen 2024

Im Jahr 2022 wurde die 50.000ste Spinnenart wissenschaftlich beschrieben, und allein 2023 kamen 99 neue Arten von Riesenkrabbenspinnen aus Ländern wie China, Bhutan, Indien, Myanmar, Laos, Nepal, Thailand und Vietnam hinzu. Diese Zahlen verdeutlichen die beeindruckende Vielfalt dieser Tiergruppe. Experten schätzen, dass weltweit noch etwa 50.000 unentdeckte Spinnenarten existieren. Auch 2024 wurden zahlreiche neue Arten entdeckt, insbesondere in schwer zugänglichen oder wenig erforschten Lebensräumen wie Höhlen, Baumkronen und Wüsten.

Ein haariger Riese aus Kuba

Neu entdeckte Spinnenart 2024: Trichopelma grande
Mit einer Carapaxlänge (Länge des vorderen Körperteils) von 1,1 Zentimetern ist T. grande groß für ihre Gattung. Zum Vergleich: Die größte bekannte Tarantel erreicht eine Carapaxlänge von drei Zentimetern.
(© Ortiz, D., & Fonseca, E. (2024). A hairy giant among dwarves: Trichopelma grande, a distinct new species of tarantula from Cuba (Araneae: Theraphosidae). Journal of Natural History, 58(45-48), 2189–2205. https://doi.org/10.1080/00222933.2024.2401921)

Die 2024 neu entdeckte Vogelspinnen-Art Trichopelma grande aus dem Viñales-Nationalpark im Westen Kubas ist die größte bekannte Vertreterin ihrer Gattung. Ihr Körper misst rund 2,5 Zentimeter, und die Beinlänge beträgt bis zu 4,7 Zentimeter. Die Art wurde an vier Standorten entdeckt, die durch die typischen Kalksteinformationen der Region geprägt sind und maximal 15,5 Kilometer voneinander entfernt liegen. Sie bevorzugt bodennahe Lebensräume wie feuchte, halblaubwerfende Wälder, immergrüne Wälder und trockene Mikrohabitate auf kargem Kalksteinboden.

Auffällig sind ihre stark behaarten Beine mit langen Borsten – ein Merkmal, das üblicherweise bei baumbewohnenden Spinnen zu finden ist. T. grande lebt jedoch am Boden, wo sie Falltürhöhlen baut. Aufgrund ihres begrenzten Verbreitungsgebiets und ihrer seltenen Nachweise in naturhistorischen Sammlungen vermuten Wissenschaftler, dass diese Art selten ist und möglicherweise besonderen Schutz benötigt.

Eine Spinne, die Ameisen frisst

Die neu entdeckte Spinnenart Falconina cafetera wurde in schattigen Kaffeeanbaugebieten und einem Kakaogarten in Chiapas, Mexiko, gefunden. Ihr Name leitet sich vom spanischen Begriff für Kaffeeplantage, „finca cafetalera“, ab, dem Ort ihrer Entdeckung. Diese Art ist die erste ihrer Gattung, die in Mexiko nachgewiesen wurde, und erweitert das bekannte Verbreitungsgebiet der Falconina-Rindensackspinnen bis nach Nordamerika.

Falconina cafetera
Falconina cafetera, eine neu entdeckte Spinnenart aus Mexiko, wurde dabei beobachtet, wie sie Ameisen frisst – eine seltene Fähigkeit unter Spinnen.
(© Ibarra-Núñez G, Marín L (2024) First record of the genus Falconina (Araneae, Corinnidae) from Mexico, with a description of a new species and observations on its interactions with ants. Zoosystematics and Evolution 100(3): 1099-1106. https://doi.org/10.3897/zse.100.127612)

Interessant ist die Beziehung der Spinne zu Ameisen. Obwohl sie kein typischer Ameisenmimiker ist, wurde beobachtet, wie F. cafetera in der Nähe von Ameisennestern lebt und sich gelegentlich von Ameisen ernährt. Sie akzeptiert aber auch andere Beutetiere, was sie zu einem flexiblen Jäger macht. Ihre Fähigkeit, Ameisen zu fangen und zu fressen, hebt sie von vielen anderen Spinnenarten ab, die sich üblicherweise vor den wehrhaften Insekten hüten. Gleichzeitig zeigt sie keine Anpassungen, um dauerhaft innerhalb von Ameisenkolonien zu leben, wie es bei myrmekophilen Spinnen der Fall ist. Vielmehr nutzt sie Gelegenheiten, um Ameisen als Nahrung zu erschließen. Ihre genauen Beziehungen zu Ameisen erfordern noch weitere Untersuchungen.

Zwei neue Höhlenspinnen in den Alpen entdeckt

Typhlonesticus santinellii
Typhlonesticus santinellii wurde zu Ehren des italienischen Höhlenforschers Giovanni Santinelli benannt.
(© Isaia M, Nicolosi G, Infuso A, Ribera C (2023) Two new subterranean Typhlonesticus (Araneae: Nesticidae) from the Alps with notes on their ecology, distribution and conservation. Arthropod Systematics & Phylogeny 81: 801-818. https://doi.org/10.3897/asp.81.e106948)

In den italienischen Alpen wurden zwei bislang unbekannte Höhlenspinnenarten beschrieben: Typhlonesticus angelicus und Typhlonesticus santinellii. T. angelicus wurde in der Grotta dell’Angelo, T. santinellii in der Grotta di Bossea, beide in der Provinz Cuneo, entdeckt. Die Spinnen bewohnen ausschließlich unterirdische Lebensräume wie Höhlen und sind perfekt an diese extremen Bedingungen angepasst. Typische Merkmale sind reduzierte Augen und pigmentlose Körper, die für das Leben in völliger Dunkelheit und stabilen Umweltverhältnissen charakteristisch sind.

Wegen ihrer stark spezialisierten Lebensweise und ihres sehr begrenzten Verbreitungsgebiets gelten beide Arten als potenziell bedroht. Die Autoren der Studie heben die Bedeutung von Schutzmaßnahmen hervor, um den Erhalt dieser seltenen Höhlenspezialisten sicherzustellen.

Weitere neu entdeckte Wirbellose 2024

Aktuell sind weltweit etwa 1,3 bis 1,5 Millionen Arten von Wirbellosen beschrieben. Sie machen den Großteil der bekannten Arten auf der Erde aus, wobei Insekten mit etwa einer Million beschriebenen Arten die größte Gruppe darstellen. Neben Insekten gehören auch Spinnen, Krebstiere, Weichtiere (wie Schnecken und Muscheln), Würmer, Korallen, Quallen und viele weitere Gruppen zu den wirbellosen Tieren. Im Jahr 2023 wurden weltweit mehr als 1.500 neue Wirbellose beschrieben und auch 2024 gab es viele Neuentdeckungen. Solche Entdeckungen erfolgen häufig in schwer zugänglichen Lebensräumen wie der Tiefsee, abgelegenen Höhlensystemen oder dichten tropischen Wäldern. Wissenschaftler schätzen, dass Millionen von wirbellosen Arten noch unentdeckt sind.

Japanische Mini-Tintenfische

Zwergtintenfisch Kodama jujutsu
Der Hannan Zwerg-Kalmar (Kodama jujutsu) ist gerade einmal 1,2 Zentimeter lang.
(© Reid, A., Sato, N., Jolly, J. et al. Two new pygmy squids, Idiosepius kijimuna n. sp. and Kodama jujutsu n. gen., n. sp. (Cephalopoda: Idiosepiidae) from the Ryukyu Islands, Japan. Mar Biol 170, 167 (2023). https://doi.org/10.1007/s00227-023-04305-1.)

Die beiden neu beschriebenen Zwergtintenfische Kodama jujutsu und Idiosepius kijimuna wurden am Ryūkyū-Archipel in Japan entdeckt. K. jujutsu wurde vor allem in Korallenriffen und gelegentlich in Seegraswiesen gefunden, wo die Art nach Sonnenuntergang aktiv kleine Garnelen jagt. Sie zeigt eine bemerkenswerte Anpassung, indem sie sich an koloniebildende Nesseltiere anheftet und sich von den giftigen Nesselzellen nicht abschrecken lässt. Der Name K. jujutsu verweist auf die Ähnlichkeit der Jagdmethoden mit dem Grappling im Kampfsport Jūjutsu.

I. kijimuna wurde hauptsächlich in seichten Seegraswiesen in Okinawa entdeckt, vor allem in den Wintermonaten; ihre Sommerhabitate sind bislang unbekannt. Benannt ist die Art nach den Kijimunā, elfengleichen Wesen aus der Mythologie Okinawas, die in Banyanbäumen leben und sich ausschließlich von Meeresfrüchten ernähren. Beide Arten sind extrem klein; K. jujutsu erreicht eine Körperlänge von etwa 1,2 Zentimetern. Ihre geringe Größe und spezifischen Lebensräume könnte beide neu entdeckten Arten anfällig für Umweltveränderungen machen.

Ein neuer Porzellankrebs aus dem Karibischen Meer

Porzellankrebs Petrolisthes coeruleus - neu entdeckt 2024
Die Neuentdeckung Petrolisthes coeruleus erreicht eine Carapaxlänge von rund 1,2 Zentimetern, was ihn größer macht als den nah verwandten Karibik-Porzellankrebs.
(© Hiller A, Werding B (2024) Description of a new species of the Petrolisthes galathinus complex from the Caribbean Sea, and resurrection of Petrolisthes occidentalis from the East Pacific (Crustacea, Anomura, Porcellanidae). ZooKeys 1191: 391-407. https://doi.org/10.3897/zookeys.1191.111570.)

Der Porzellankrebs Petrolisthes coeruleus wurde erstmals in der Karibik vor Panama und Kolumbien entdeckt und später auch in Belize und an der Ostküste Mexikos nachgewiesen. Anfangs hielten Wissenschaftler ihn für eine Farbvariante des Karibik-Porzellankrebses (P. caribensis), doch genetische Analysen und morphologische Unterschiede bestätigten, dass es sich um eine eigenständige Art handelt. P. coeruleus zeichnet sich durch größere Körpermaße, kompaktere Scheren und deutlich ausgeprägte Strukturen auf den Scherenaußenseiten aus, die ihn von verwandten Arten abheben.

Die neue Art bewohnt eine breite Palette von Lebensräumen, darunter die Basis toter Korallen, Untergründe unter Felsen, Mangrovenwurzeln und Furchen von Schwämmen. Seine Tiefenreichweite reicht von der Gezeitenzone bei 0,5 Metern bis zu 29 Metern in Korallenriffen, was auf eine bemerkenswerte ökologische Anpassungsfähigkeit hinweist. Besonders auffällig ist die Färbung von P. coeruleus, die von Braun-Beige mit irisierenden blauen Tönen bis zu vollständig blau mit violetten Linien variiert. Der Name coeruleus leitet sich von der charakteristischen blauen Schimmerfärbung von Carapax und Gliedmaßen ab, die ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Art darstellt.

Zwei neue Riesenkugler in Thailands Wäldern entdeckt

Die 2024 beschriebenen Riesenkuglerarten Zephronia chantaburiensis und Zephronia macula stammen aus den östlichen Provinzen Thailands und wurden im Rahmen intensiver Feldstudien zwischen 2019 und 2023 entdeckt. Z. chantaburiensis wurde ausschließlich an einem Standort in der Provinz Chantaburi nachgewiesen, während Z. macula ein größeres Verbreitungsgebiet aufweist und in verschiedenen granit- und kalkhaltigen Lebensräumen der Region vorkommt. Beide Arten sind endemisch und teilen sich ähnliche Lebensräume, darunter Laubstreu und verrottendes Holz in immergrünen Wäldern.

Riesenkugler Zephronia chantaburiensis
Der neu beschriebene Riesenkugler Z. chantaburiensis aus Thailand. A: zusammengerollt als Schutzmechanismus, B: entrollt mit gut sichtbarer segmentierter Körperstruktur, C: Unterseite mit typischer Anatomie der Doppelfüßer.
(© Srisonchai R, Likhitrakarn N, Sutcharit C, Wesener T (2024) Integrative taxonomy reveals two new giant pill-millipedes of the genus Zephronia Gray, 1832 from eastern Thailand (Diplopoda, Sphaerotheriida, Zephroniidae). ZooKeys 1212: 29-64. https://doi.org/10.3897/zookeys.1212.126536.)

Riesenkugler sind Doppelfüßer (Diplopoden), die sich durch ihre Fähigkeit auszeichnen, sich bei Gefahr zu einer nahezu perfekten Kugel zusammenzurollen. Sie sind Bodenbewohner, die tagsüber in Verstecken wie unter Blättern oder Totholz leben und sich von organischem Material wie Laub und Detritus ernähren. Die neu entdeckten Tiere erreichen eine Körperlänge von 1,8 bis 2,3 Zentimetern, wobei der Durchmesser der Kugel im zusammengerollten Zustand bei etwa einem Zentimeter liegt. Aufgrund ihrer begrenzten Verbreitung und der Abhängigkeit von intakten Waldlebensräumen sind beide Arten potenziell durch Habitatverlust infolge von Abholzung und landwirtschaftlicher Nutzung bedroht.

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