National Bird Day: Der Triel ist in Deutschland vom Aussterben bedroht
Der Triel (Burhinus oedicnemus) wird in Deutschland als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Zwischen 2011 und 2016 wurden hierzulande maximal zwei Brutpaare nachgewiesen. Die Bestände dieser Vogelart sind europaweit stark zurückgegangen, vor allem durch die Kultivierung und Besiedlung ihrer natürlichen Lebensräume. Maxbiondi, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

National Bird Day 2025: Bedrohte Vielfalt vor unserer Haustür

Jedes Jahr am 5. Januar erinnert der National Bird Day an die enorme Bedeutung von Vögeln für unsere Ökosysteme. Der 2002 von der Avian Welfare Coalition in den USA ins Leben gerufene Aktionstag hat längst internationale Relevanz gewonnen. Sein Ziel ist es, auf die Bedrohungen aufmerksam zu machen, denen Vogelarten ausgesetzt sind, und das Bewusstsein für den Schutz ihrer Lebensräume zu stärken.

Vögel stehen weltweit vor zahlreichen Herausforderungen, allen voran der Verlust von Lebensräumen. Abholzung, Urbanisierung und die Ausbreitung landwirtschaftlicher Flächen zerstören ihre Nistplätze und Rückzugsorte. Hinzu kommt der Klimawandel, der durch extreme Wetterbedingungen und gestörte Zugrouten die Überlebenschancen vieler Arten erheblich einschränkt. Auch illegale Jagd und Handel setzen zahlreichen Vogelpopulationen stark zu, da sie oft für den Verkauf als Haustiere oder Zuchtvögel gefangen werden.

Die Ursachen für diese Bedrohungen sind komplex und vielschichtig. Neben der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und eingeschleppten invasiven Arten spielen auch die Übernutzung natürlicher Ressourcen und die globalen Auswirkungen des Klimawandels eine zentrale Rolle. Diese Faktoren wirken sich nicht nur regional, sondern weltweit auf Vogelbestände aus und verdeutlichen die Dringlichkeit koordinierter Schutzmaßnahmen. Der National Bird Day bietet eine wichtige Gelegenheit, diese Herausforderungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und die Bedeutung des Vogelschutzes für die Zukunft unseres Planeten zu unterstreichen.

Bedrohte Vogelarten in Deutschland

Der National Bird Day 2025 kann als Anlass dienen, um den Blick auf die Situation heimischer Vogelarten zu lenken. Denn auch in Deutschland stehen viele Arten unter erheblichem Druck, und einige von ihnen sind akut vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen liegen hierzulande in der intensiven Landwirtschaft, die wertvolle Lebensräume zerstört, im Verlust von Feuchtgebieten, die für viele Vogelarten unverzichtbar sind, sowie in den weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels.

Neben diesen Faktoren gefährden auch die zunehmende Versiegelung von Landschaften und der Rückgang von Insektenbeständen, einer zentralen Nahrungsquelle, die heimischen Vogelpopulationen. Um die Vielfalt der Vogelwelt in Deutschland zu bewahren, ist es unerlässlich, ihre Lebensräume gezielt zu schützen und wiederherzustellen.

Im Folgenden werden sechs vom Aussterben bedrohte Vogelarten Deutschlands vorgestellt, die exemplarisch für die Herausforderungen und dringenden Schutzmaßnahmen stehen:

Steinrötel (Monticola saxatilis)

In Deutschland gilt der Steinrötel, ein Singvogel aus der Familie der Fliegenschnäpper, als "vom Aussterben bedroht" und steht auf der Roten Liste der Brutvögel. Ursprünglich war er in warmen, steinigen Gebieten wie Weinbergen und trockenen Hängen verbreitet, doch heute ist er aufgrund von Lebensraumverlust nahezu verschwunden. Intensive Landwirtschaft, der Rückgang extensiver Weidewirtschaft und die Verbuschung offener Flächen haben zu einem dramatischen Bestandsrückgang geführt. Die wenigen verbleibenden Brutvorkommen in Deutschland beschränken sich auf isolierte Gebiete im Südwesten. 

(Foto: © Carlo Caimi, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Balistar – in der Wildnis ausgestorben

Großtrappe (Otis tarda)

Die Großtrappe, mit bis zu 17 Kilogramm einer der schwersten flugfähigen Vögel der Welt, gilt in Deutschland als "vom Aussterben bedroht" und steht unter strengem Schutz. Nur noch zwei größere Vorkommen existieren: im Havelländischen Luch (Brandenburg) und im Fiener Bruch (Grenze Brandenburg/Sachsen-Anhalt). Die Bestände brachen Mitte des 20. Jahrhunderts ein, hauptsächlich durch Lebensraumverlust, moderne Landwirtschaft, Biozideinsatz und Großfelderwirtschaft. Auch Jagd und Störungen während der Brutzeit trugen zu ihrem Verschwinden bei. Dank umfangreicher Schutzmaßnahmen hat sich der Bestand der Großtrappe auf aktuell Bestand 300 Individuen erholt, sie bleibt jedoch stark gefährdet. Die Großtrappe zählt zu den seltensten Brutvögeln Deutschlands.

(Foto: © Doreen Fräßdorf, fotografiert im Naturkundemuseum Erfurt, 2025)

Jangtse-Stör - in freier Wildbahn ausgestorben

Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria)

Der Goldregenpfeifer ist ein Watvogel mit goldgesprenkeltem Gefieder. In Deutschland gilt der Goldregenpfeifer als "vom Aussterben bedroht" und steht auf der Roten Liste gefährdeter Brutvogelarten. Im 19. Jahrhundert verschwand die Art in Polen, Mecklenburg-Vorpommern und Liechtenstein. Auch in Deutschland sind die Brutbestände nahezu erloschen. Im Jahr 2002 wurden nur noch zwölf Brutpaare gezählt, und 2012 wurde die letzte Brut in der Esterweger Dose im Emsland registriert. Intensive Schutzmaßnahmen konnten diesen Rückgang nicht verhindern. Zu den Hauptursachen zählen die Zerstörung von Moorgebieten durch Entwässerung, industriellen Torfabbau und Aufforstung.

(Foto: © ​Andrey Gulivanov, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Hawaiikrähe - in der Wildnis ausgestorben

Haselhuhn (Tetrastes bonasia)

Das Haselhuhn ist ein scheuer Hühnervogel, der in lichten Wäldern mit dichtem Unterholz lebt. In Deutschland ist es "stark gefährdet" und gehört zu den seltensten Vogelarten. Es kommt vor allem in den Bergwäldern der Mittelgebirge und der Alpen vor, wo es strukturreiche, naturnahe Wälder benötigt. Hauptursachen für den Rückgang sind Lebensraumverlust durch intensive Forstwirtschaft, Monokulturen und den Rückgang natürlicher Waldstrukturen. Freizeitaktivitäten wie Wandern und Mountainbiking stören zusätzlich. In Deutschland gibt es nur noch wenige isolierte Vorkommen, vor allem im Bayerischen Wald und Schwarzwald.

(Foto: © Doreen Fräßdorf, fotografiert im Naturkundemuseum Erfurt, 2025)

Tequila-Kärpfling – in der Wildnis ausgestorben

Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola)

Der Seggenrohrsänger, einer der seltensten Singvögel Europas, wird weltweit als "gefährdet" auf der Roten Liste der IUCN geführt. Rund 99 % der Brutpopulationen leben in Polen, Belarus und der Ukraine. Während kleinere Bestände in Litauen und Polen stabil sind, sind andere, wie in Ungarn und Westsibirien, ausgestorben. Die pommersche Subpopulation in Nordostdeutschland gilt seit 2014 als erloschen. In Deutschland ist die Art als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Ursachen sind Habitatverlust durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, landwirtschaftliche Nutzung, Torfabbau und Flächenbrände. Auch in den Winterquartieren gefährden Habitatzerstörung und Desertifikation die Art.

(Foto: © David Perez, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)

Nördliches Breitmaulnashorn - in freier Wildbahn ausgestorben

Raubseeschwalbe (Hydroprogne caspia)

Die Raubseeschwalbe, die größte Seeschwalbenart der Welt, ist in Deutschland ein seltener Brutvogel und gilt als "vom Aussterben bedroht". Ihre Bestände sind von intakten Feuchtgebieten, Seen und Küstenlandschaften abhängig, da sie dort ihre Brutkolonien anlegt. Die wenigen Brutvorkommen hierzulande, wie im Peenetal in Mecklenburg-Vorpommern, konzentrieren sich auf Schutzgebiete. Ursachen für den Rückgang sind der Verlust von Brutplätzen durch Verbauung, menschliche Störungen und die Verschlechterung der Wasserqualität. Als streng geschützte Art auf der Roten Liste Deutschlands hängt ihr Fortbestand von Maßnahmen wie dem Schutz von Brutgebieten und der Förderung naturnaher Feuchtgebiete ab.

(Foto: © lwolfartist, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Vögel im globalen Kontext: 49 % rückläufig oder bedroht

Die Bedrohungen, denen Vögel in Deutschland ausgesetzt sind, spiegeln ein globales Problem wider. Laut dem Bericht State of the World’s Birds aus dem Jahr 2022 sind weltweit 49 Prozent aller Vogelarten rückläufig oder bedroht. Diese Zahl verdeutlicht, wie tiefgreifend menschliche Eingriffe in die Natur die Vogelwelt beeinflussen.

Von den weltweit über 10.000 bekannten Vogelarten gelten 1.409 als bedroht. Davon sind 755 als „gefährdet“, 423 als „stark gefährdet“ und 231 als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Besonders betroffen sind Regionen mit hoher Biodiversität wie Indonesien (162 bedrohte Arten), Brasilien (154) und Kolumbien (102). Bedrohte Arten wie die Kappentrappe (Ardeotis nigriceps), der Kaiserreiher (Ardea insignis) und die Himalayawachtel, die zuletzt 1876 gesichtet wurde, illustrieren das globalen Artensterben.

Ein besonders eindringliches Beispiel ist der Dünnschnabel-Brachvogel (Numenius tenuirostris), dessen Aussterben im vergangenen Jahr offiziell bestätigt wurde. Einst war diese Watvogelart in Feuchtgebieten Eurasiens verbreitet, doch eine Kombination aus Lebensraumverlust, Bejagung und Umweltverschmutzung führte zu ihrem endgültigen Verschwinden. In den Brutgebieten in Westsibirien wurden Moore für landwirtschaftliche Zwecke trockengelegt, und die Küstenfeuchtgebiete entlang der Mittelmeerküste, die als Überwinterungsquartiere dienten, fielen der Urbanisierung und Verschmutzung zum Opfer.

Die Herausforderungen des Vogelschutzes sind dabei nicht auf einzelne Länder begrenzt. Der Verlust von Lebensräumen, der Klimawandel und der internationale Handel mit geschützten Arten erfordern eine enge globale Zusammenarbeit. Organisationen wie die Bonner Konvention zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten (CMS) fördern die internationale Zusammenarbeit und setzen wichtige Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Vogelarten um. Der National Bird Day soll daran erinnern, dass der Schutz der Vogelwelt eine gemeinsame Verantwortung ist, die weit über nationale Grenzen hinausgeht.

Was wir selbst für den Vogelschutz tun können

Nistkasten für den Wiedehopf
So sieht zum Beispiel ein Nistkasten aus, der sich speziell für den Wiedehopf (Upupa epops) eignet. Die Rote Liste der Brutvögel in Deutschland listet die Art als „gefährdet“.
J.-H. Janßen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Jeder von uns kann einen Beitrag zum Schutz von Vögeln und ihrer Lebensräume leisten. Ein guter Anfang ist die Gestaltung eines vogelfreundlichen Gartens. Heimische Sträucher und Bäume bieten Nahrung, Schutz und Nistplätze, während der Verzicht auf chemische Pestizide nicht nur Vögeln, sondern auch Insekten zugutekommt – einer essenziellen Nahrungsquelle für viele Arten. Darüber hinaus können Nistkästen installiert werden, um vor allem Arten wie Meisen oder Spatzen zu unterstützen, die in urbanen Gebieten zunehmend unter fehlenden Brutmöglichkeiten leiden.

Eine weitere Möglichkeit, aktiv zu werden, sind Citizen-Science-Projekte wie die „Stunde der Gartenvögel“. Diese Mitmachaktionen fördern nicht nur den Artenschutz, sondern sensibilisieren auch für die Vielfalt und die Bedürfnisse der Vogelwelt. Jeder Beitrag zählt und hilft dabei, ein umfassenderes Bild über die Situation der Vögel in Deutschland zu gewinnen.

Der National Bird Day ist mehr als nur ein symbolischer Tag – er ruft dazu auf, Verantwortung zu übernehmen. Vögel spielen eine entscheidende Rolle für das Gleichgewicht unserer Ökosysteme, und ihr Schutz ist eine Investition in die Zukunft. Indem wir lokale und globale Bedrohungen angehen, können wir dazu beitragen, die Vielfalt der Vogelwelt für kommende Generationen zu bewahren.

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