Jedes Jahr aktualisiert The Cornell Lab | Birds of the World die Liste der „Lost Birds“. Diese umfasst Vogelarten, die seit mindestens zehn Jahren – also seit dem 1. Januar 2015 – nicht mehr nachweislich dokumentiert wurden. Die Version für 2025 bringt bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse mit sich: Wiederentdeckungen, offiziell bestätigte Aussterben und taxonomische Anpassungen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungen.
Das internationale Projekt Search for Lost Birds widmet sich der gezielten Suche nach verschollenen Vogelarten weltweit, um deren Bestände wissenschaftlich zu erfassen. Durch spezialisierte Expeditionen und die enge Zusammenarbeit mit lokalen Forschenden konnten bereits mehrere dieser Arten erfolgreich wiederentdeckt werden.
Wiederentdeckte Vogelarten im Jahr 2024
Ein großer Fortschritt in der ornithologischen Forschung im Jahr 2024 war die Wiederentdeckung mehrerer Vogelarten, die über einen langen Zeitraum als verschollen galten. Durch gezielte Nachforschungen und systematische Feldstudien konnten die folgenden Arten erneut wissenschaftlich dokumentiert werden:

(© Photo by Joshua Bergmark/Ornis Birding Expeditions)
- Vilcabamba-Inka (Coeligena eisenmanni) – Die seit 1967 vermisste Kolibriart konnte anhand von Fotos und einem Video im August 2024 dokumentiert werden.
- Sirabartvogel (Capito fitzpatricki) – Nach elf Jahren ohne Nachweis im Juli 2024 fotografiert und erneut im Januar 2025 von beobachtet.
- Schwarzschwanz-Zistensänger (Cisticola melanurus) – Im Februar 2024 nach 14 Jahren ohne Dokumentation fotografiert.
- Bougainville-Buschsänger (Cincloramphus llaneae)– Im September 2024 nach 22 Jahren wiedergefunden.
- Bismarckerdrossel (Zoothera talaseae)– Nachweis durch eine Kamerafalle im Juli 2024, nach 25 Jahren ohne Bestätigung.
- Ockerkehlklarino (Cichlopsis peruviana)– Akustische Dokumentation im August 2024 nach elf Jahren.
- Palmaritodrossel (Turdus haplochrous)– Fotografiert im August 2024 nach elf Jahren.
- Schwarzzügelastrild (Estrilda nigriloris)– Bereits im September 2023 fotografiert, aber erst 2024 offiziell als Wiederentdeckung anerkannt, nachdem sie 73 Jahre lang als verschollen galt.
Zusätzlich wurden zwei Arten aus der vorherigen Aktualisierung der Lost Birds-Liste 2024 wiederentdeckt: der Prinzenhabicht (Tachyspiza princeps) und der Mussauraupenfänger (Lalage conjuncta).
IUCN: 5 Vogelarten wurden 2024 für ausgestorben erklärt
Die jüngste IUCN-Red-List-Bewertung 2024 bestätigte das endgültige Aussterben mehrerer Vogelarten, die seit Jahren als verschollen galten. Erstmals seit Beginn der Search for Lost Birds-Initiative wurden fünf Arten offiziell als ausgestorben eingestuft – alle von pazifischen Inseln, vier davon Kleidervögel aus Hawaii. Diese Entwicklung verdeutlicht die anhaltende Bedrohung vieler Vogelarten in dieser Region.
- Weißbrust-Brillenvogel (Zosterops albogularis) – Norfolkinsel, Australien – Letzter dokumentierter Nachweis 1942, möglicherweise auch 2005.
- Gelbkopf-Kleidervogel (Psittirostra psittacea) – Hawaii – Letzte bestätigte Beobachtung 1889, möglichweise auch 1977.
- Kauai-Sichelkleidervogel (Hemignathus hanapepe) – Kaui, Hawaii – Zuletzt dokumentiert 1899.
- Maui-Sichelkleidervogel (Hemignathus affinis) – Maui, Hawaii – Letzter Nachweis 1896.
- Maui-Akepakleidervogel (Loxops ochraceus) – Maui, Hawaii – Zuletzt gesichtet 1901, vielleicht auch 1988.

(© Huub Veldhuijzen van Zanten/Naturalis Biodiversity Center, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Eine neue Studie ergab zudem, dass der Dünnschnabel-Brachvogel (Numenius tenuirostris) vermutlich ausgestorben ist – eine wichtige Erkenntnis, da es sich um das erste wissenschaftlich dokumentierte Aussterben einer Vogelart in Kontinentaleuropa handelt.
Neu zur Liste der „Lost Birds“ hinzugefügte Arten
Elf Vogelarten wurden zusätzlich in die 2025er-Version der „Lost Birds“-Liste aufgenommen, da ihr letzter dokumentierter Nachweis vor 2015 liegt:

(© John Gould, Public domain, via Wikimedia Commons)
- Luzonralle (Lewinia mirifica) – Philippinen – Letzte fotografische Dokumentation 2014.
- Prachthabicht (Erythrotriorchis buergersi) – Neuguinea – Letzte bestätigte Aufnahme 2014.
- Burulori (Charmosynopsis toxopei) – Indonesien – Nach fast einem Jahrhundert 2014 wiederentdeckt, seither erneut ohne Nachweis.
- Paria Barbtail (Premnoplex pariae) – Venezuela – Letzte dokumentierte Tonaufnahme 2014.
- Breitschnabel-Staffelschwanz (Chenorhamphus grayi) – Neuguinea – Letzte fotografische Nachweise 2014.
- Sulu-Raupenfänger (Coracina guillemardi) – Philippinen – Letzte dokumentierte Videoaufnahme 2008.
- Ogea Monarch (Mayrornis versicolor) – Fidschi – Letzte bestätigte Sichtung 2014.
- Rostlerche (Calendulauda rufa) – Niger, Tschad, Sudan – Ein vermeintlicher Nachweis aus 2017 erwies sich als Fehlidentifikation, wodurch das letzte bestätigte Datum auf 1931 zurückverlegt wurde.
- Bismarck Island Thrush (Turdus heinrothi) – Papua-Neuguinea – Letzte Sichtung 1994.
- Sulu Jungle Flycatcher (Cyornis ocularis) – Philippinen – Letzte bestätigte Tonaufnahmen 1998.
- Rotweber (Anaplectes jubaensis) – Somalia, Kenia – Letzte fotografische Dokumentation 2014.
Potenzielle Kandidaten für zukünftige Wiederentdeckungen

(© Naturalis Biodiversity Center, CC0, via Wikimedia Commons)
Diese vier Arten wurden in den letzten Jahren mehrfach gesichtet oder akustisch wahrgenommen, jedoch noch nicht ausreichend dokumentiert. Ihre erneute wissenschaftliche Bestätigung könnte in naher Zukunft erfolgen:
- Ghana-Raupenfänger (Lobotos lobatus) – Vermutlich gesichtet in der Elfenbeinküste; die letzte bestätigte Sichtung war 2010.
- Fuchsmonarch (Symposiachrus rubiensis) – Mehrere unbestätigte Berichte aus Neuguinea; zuletzt 1989 dokumentiert.
- Archboldbergschwalm (Aegotheles archboldi) – Wahrscheinlich in den Bergen Neuguineas gehört; zuletzt 1969 nachgewiesen.
- Bougainville-Erddrossel (Zoothera atrigena) – Akustische Hinweise auf der Insel Bougainville; zuletzt 2002 dokumentiert.
Wie viele „Lost Birds“ gibt es jetzt noch?
Mit der Aktualisierung der Liste für 2025 umfasst die Kategorie der „Lost Birds“ nun 122 Arten. Im Vergleich dazu waren es 135 im Jahr 2022 und 126 im Jahr 2024. Dieser Rückgang verdeutlicht die Fortschritte in der ornithologischen Forschung, insbesondere durch gezielte Suchinitiativen und verbessertes Monitoring.
Die kontinuierliche wissenschaftliche Erfassung von Vogelbeständen bleibt entscheidend, um den Schutz gefährdeter Arten zu gewährleisten. Fortschritte in der Suchtechnologie, eine verstärkte Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften und der Einsatz moderner Analysemethoden tragen dazu bei, verschollene Arten wiederzuentdecken und bestehende Populationen besser zu schützen.
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