Key-Largo-Baumkaktus (Pilosocereus millspaughii)
Der Key-Largo-Baumkaktus gilt in den Vereinigten Staaten nun als ausgestorben. Auf den Bahamas, Haiti, Kuba und auf den Turks- und Caicosinseln gibt es noch kleine Bestände dieser sehr seltenen Pflanzenart. Luke Padon, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)

Verlust in den USA: Key-Largo-Baumkaktus durch Klimawandel ausgerottet

Wissenschaftler haben das erste lokale Aussterben einer Art dokumentiert, das durch den Klimawandel und den damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels verursacht wurde. Der bis zu sieben Meter hohe Key-Largo-Baumkaktus (Pilosocereus millspaughii), der in den USA nur auf den Florida Keys vorkam, ist verschwunden.

Die seltene baumartig wachsende Kaktusart ist durch Salzwassereinbruch und Bodenerosion infolge von Hurrikanen ausgestorben. Es sind nicht nur der steigende Meeresspiegel, sondern auch die dadurch häufiger und intensiver werdenden Hurrikane, die erhebliche Auswirkungen auf Küstenökosysteme wie die Florida Keys haben. Das eindringende Salzwasser verschlechtert die Bodenqualität und schädigt oder tötet Pflanzen, die nicht salztolerant sind. Zusätzlich führen Wellen und Sturmfluten zur Bodenerosion, die durch den Verlust von Vegetation, welche den Boden stabilisiert, noch weiter verschlimmert wird.

Vom Kakteenwald zum Aussterben

Florida Keys
Die Florida Keys, eine Inselkette vor der Südspitze Floridas, bestehen hauptsächlich aus Kalkstein- und Korallenformationen. Rund 90 Prozent dieser niedrig liegenden Inseln befinden sich auf einer Höhe von 1,5 Metern oder weniger. Die NASA prognostiziert bis 2100 einen Meeresspiegelanstieg von bis zu 2,1 Metern. (© NASA/METI/AIST/Japan Space Systems, and U.S./Japan ASTER Science Team, Public domain, via Wikimedia Commons)

Erst 1992 wurde auf Key Largo ein beeindruckender Kakteenwald entdeckt, der aus über 150 meterhohen Baumkakteen bestand. Im Jahr 2019 identifizierte der Biologe Alan Franck vom Florida Museum of Natural History diese imposanten Pflanzen als die seltene Spezies Pilosocereus millspaughii. Zu diesem Zeitpunkt war das Aussterben der Art bereits im vollen Gange, und heute ist von dem einstigen Kakteenwald nichts mehr übrig.

Forscher des Florida Museum of Natural History und des Fairchild Tropical Botanic Garden in Miami haben den Key-Largo-Baumkaktus in ihrer Studie, die im Journal of the Botanical Research Institute of Texas veröffentlicht wurde, nun für in den gesamten USA ausgestorben erklärt. Diese Kaktusart existiert weltweit nur noch auf einigen karibischen Inseln, im Norden Kubas und in Teilen der Bahamas.

Die Biologin Jennifer Possley, Hauptautorin der Studie, betont, dass der Key-Largo-Baumkaktus die erste Spezies in den Vereinigten Staaten ist, die aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels und des Klimawandels ausgestorben ist. Ein ähnliches Schicksal ereilte die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte, die als erstes Säugetier weltweit gilt, das durch den Klimawandel ausgerottet wurde.

Wie die Baumkakteen auf den Florida Keys verschwanden

Bereits 2011 beobachteten Forscher zum ersten Mal, dass Salzwasser das Gebiet auf Key Largo überflutete. James Lange, ein an der Studie beteiligter Botaniker, stellte 2015 fest, dass die Hälfte der Kakteenpopulation tot war. Die Überreste der Kakteen wiesen darauf hin, dass Tiere sie angefressen hatten. Lange vermutet, dass der Anstieg des Meeresspiegels und die damit einhergehenden Salzwasserüberflutungen die Verfügbarkeit von Süßwasser für kleine Säugetiere eingeschränkt haben, was diese dazu brachte, die Feuchtigkeit speichernden Kakteen anzufressen. Bis heute ist unklar, welches Tier für diesen Schaden verantwortlich ist, da installierte Kameras keine Aufschlüsse lieferten

Im Jahr 2017 verwüstete Hurrikan Irma die Florida Keys und führte zu weiteren Salzwasserüberflutungen. Die ohnehin knappen Süßwasserressourcen wurden noch weiter reduziert, sodass Helfer Planschbecken mit Wasser aufstellen mussten, um Tiere vor dem Verdursten zu retten. Weitere Sturmfluten und Salzwasserüberschwemmungen in den folgenden Jahren verschlechterten die Situation zusätzlich.

Unsichere Zukunft des Key-Largo-Baumkaktus

Im Jahr 2021 waren vom einst prächtigen Kakteenwald nur noch sechs verkümmerte Stämme übrig. Die Forscher verlegten diese in ein Gewächshaus mit dem Plan, sie irgendwann wieder auszusetzen. Allerdings ist unklar, wo dies geschehen könnte, da ihr ursprünglicher Standort auf Key Largo durch regelmäßige Salzwasserüberschwemmungen und erodierten, salzigen Boden keine Überlebenschancen bietet.

Häufige Suchaktionen seitdem haben keine natürlich wachsenden Key-Largo-Kakteen mehr gefunden. Es gibt auch kaum Hoffnung, dass sie sich von selbst wieder etablieren, trotz vorsichtiger Pläne mit dem Florida Department of Environmental Protection (DEP) für ein kleines Wiederaufforstungsprojekt.

Die Florida Keys gelten als Hotspot der Kaktusvielfalt im Osten der Vereinigten Staaten, mit acht anerkannten Arten, von denen drei endemisch sind. Da es sich um niedrig liegende, relativ isolierte Inseln handelt, ist die Flora besonders bedroht, wenn eine hohe Artenvielfalt auf die Anfälligkeit gegenüber dem klimabedingten Anstieg des Meeresspiegels trifft. Allen anderen in der Region wachsenden Kakteen und seltenen Pflanzen droht daher ein ähnliches Schicksal wie dem Key-Largo-Baumkaktus.

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