Eine gestern auf Scientific Reports veröffentlichte Studie stellt den Artstatus des Kaplöwen (Panthera leo melanochaita), der um 1860 ausgerottet wurde, infrage. Lange Zeit galt die Großkatze als eine eigene Unterart, charakterisiert durch eine besonders auffällige schwarze Mähne, die Schultern und Bauch bedeckte, sowie schwarze Ohrenspitzen. mit einzigartigen Merkmalen, wie einem massiven schwarzen Mähnenwuchs, der sowohl Schultern als auch Bauch bedeckt, und schwarze Spitzen an den Ohren. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass dieser Mythos vor allem auf historischen Berichten und der begrenzten Anzahl untersuchter Schädel basiert.

Bereits in den letzten Jahren hatten genetische Studien Zweifel an der Einzigartigkeit des Kaplöwen aufkommen lassen und gezeigt, dass er sich genetisch nicht von anderen Löwen des südlichen Afrikas unterscheidet. Die aktuelle Studie stützt diese Erkenntnisse durch eine umfassende Analyse morphologischer Daten und bestätigt, dass die morphologischen Merkmale des Kaplöwen nicht ausreichen, um ihn als eigenständige Unterart zu klassifizieren.
Im Gegensatz zu früheren Studien, die oft nur wenige Kaplöwen-Schädel untersuchten, basiert die neue Analyse auf der bisher größten Stichprobe von 22 Schädeln, darunter zwölf erwachsene Tiere. Dies verleiht den morphologischen Analysen deutlich mehr Aussagekraft. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die früher als einzigartig geltenden Schädelmerkmale nicht eindeutig sind und somit den Kaplöwen nicht von anderen Löwen des südlichen Afrikas unterscheiden.
Im Ergebnis zeigt, dass der Kaplöwe keine besonderen Merkmale aufweist, die ihn als eigenständige Unterart ausweisen. Damit stellen der Kaplöwe wie auch der in den 1960er-Jahren ausgerottete Berberlöwe lediglich Varietäten oder Populationen dar. Während frühere Studien oft von der Annahme ausgingen, dass der Kaplöwe eine einzigartige Unterart sei, verfolgt die neue Studie einen neutraleren Ansatz. Sie untersuchte alle verfügbaren Proben aus dem vermuteten Verbreitungsgebiet des Kaplöwen, ohne a priori seinen Unterartstatus anzunehmen.
Anthropogene Aktivitäten führten zum Aussterben des Kaplöwen
Der Kaplöwe war in der südlichsten Spitze Afrikas beheimatet, vor allem in der ehemaligen Kap-Provinz, die heute die Provinzen Westkap, Ostkap und Teile des Nordkaps umfasst. Sein Verbreitungsgebiet erstreckte sich bis zum Orange Free State, und er lebte hauptsächlich in den Savannen und Buschlandschaften Südafrikas.
Das Aussterben des Kaplöwen Mitte des 19. Jahrhunderts war maßgeblich auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Europäische Siedler jagten die Tiere intensiv, während die Ausbreitung der Landwirtschaft ihren Lebensraum zerstörte und den Bestand ihrer Beutetiere drastisch verringerte. Trophäenjagd und das gezielte Töten der Löwen durch Farmer, die ihr Vieh schützen wollten, trugen ebenfalls zur Ausrottung bei.
Ähnlich wie beim Berberlöwen gibt es Berichte von Privatpersonen und Institutionen, die behaupten, noch lebende Kaplöwen zu besitzen. Im Jahr 2000 wurden in Russland möglicherweise solche Exemplare gefunden und nach Südafrika gebracht, um dort gezüchtet zu werden. Es ist jedoch schwierig, diese Tiere verlässlich als Kaplöwen zu identifizieren, da sie äußerlich kaum von anderen langmähnigen Löwen in menschlicher Obhut zu unterscheiden sind. Die heutigen Löwen in Zoos stammen in der Regel von Tieren ab, die vor langer Zeit in Afrika gefangen wurden. Durch die Vermischung verschiedener Unterarten beziehungsweise Populationen in Zuchtprogrammen ist eine eindeutige Unterscheidung heute kaum noch möglich.
Außerdem wissen wir inzwischen, dass Merkmale wie eine dichte, dunkle Mähne oft mit kühlerem Klima zusammenhängen. Studien an Zootieren haben gezeigt, dass Löwen, die kälteren Temperaturen ausgesetzt sind, eine ausgeprägtere Mähne entwickeln. Auch Ernährung, Stress und andere Faktoren beeinflussen die Mähnenentwicklung.
Kulturelle und nostalgische Vorstellungen formten Unterart
Die Studie hinterfragt, ob die Vorstellung des Kaplöwen als eigenständige Unterart wissenschaftlich haltbar ist oder ob sie eher durch kulturelle und nostalgische Einflüsse geprägt wurde. Historisch galt der Löwe mit seiner majestätischen, dunklen Mähne als Symbol für Stärke und Einzigartigkeit, was ihm in der Naturgeschichte Südafrikas einen besonderen Stellenwert verlieh. Diese romantisierte Darstellung wurde über die Jahre hinweg verstärkt, und es ist wahrscheinlich, dass frühe Forscher diese äußerlichen Merkmale überbewerteten und als Basis für die Klassifizierung als eigene Unterart nutzten.
Die aktuelle Studie zeigt jedoch, dass es weder genetische noch morphologische Beweise gibt, die den Kaplöwen klar von anderen Löwen im südlichen Afrika abgrenzen. Anstatt sich auf die Züchtung eines speziellen Phänotyps wie der markanten schwarzen Mähne zu konzentrieren, schlägt die Forschung vor, den Fokus auf den Schutz der gesamten südafrikanischen Löwenpopulation zu legen. Diese sollten als zusammenhängende Metapopulationen betrachtet werden, bei denen genetische Vielfalt und der Austausch zwischen den Gruppen entscheidend für das Überleben der Art sind. Eine stärkere Vernetzung der Populationen könnte langfristig zu mehr Stabilität und Resilienz führen.
Mit anderen Worten: Statt den Kaplöwen als „einzigartige“ Unterart zu idealisieren und möglicherweise auf eine selektive Züchtung seiner Eigenschaften wie der schwarzen Mähne hinzuarbeiten, wäre es sinnvoller, alle Löwenpopulationen im südlichen Afrika als Teil eines größeren Netzwerks zu schützen und zu erhalten.
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