Königsgenette Genetta poensis
Zu sehen sind v.l.n.r.: 1 + 2 Liberia-Genette (Genetta johnstoni), 3 Westafrikanischer Linsang (Poiana leightoni), Königsgenette (Genetta poensis). R.I.Pocock, Public domain, via Wikimedia Commons)

Königsgenette

Nur von zehn Museumsexemplaren her bekannt

Genetten oder Ginsterkatzen (Genetta) leben vor allem in Afrika und gehören zur Familie der Schleichkatzen (Viverridae). Die Gattung der Ginsterkatzen umfasst 15 Arten – eine davon ist die Königsgenette. Von allen Genetten ist sie die am wenigsten erforschte. Nur zehn Museumsexemplare sind bekannt; „gesammelt“ von Jägern, die letzten im Jahr 1946. Das heißt, seit Jäger 1946 Fell und Schädel von Königs-Ginsterkatzen in ein Museum gebracht haben, gab es weder bestätigte Sichtungen der Ginsterkatzenart noch hat jemand ein erlegtes Tier vorweisen können.

Verbreitungsgebiet Königsgenette
Das Verbreitungsgebiet der Königsgenette – ausgehend von den Fundorten der Museumstiere.

Über die Lebensweise der Königsgenette ist so gut wie nichts bekannt und ihr (ehemaliges) Verbreitungsgebiet kann nur mithilfe der Örtlichkeiten eingegrenzt werden, an denen die Museumsexemplare einst erlegt oder gefunden wurden. Die zehn, sich heute in Museen befindlichen Individuen stammen aus den Regenwäldern Liberias, der Elfenbeinküste, Ghanas, der Insel Bioko und des Kongos –  ein ziemlich verstreutes Verbreitungsgebiet also.

Allerdings weist der französische Tierkundler Philippe Gaubert daraufhin, dass diese bibliografischen Quellen aufgrund von Verwirrungen die Artzugehörigkeit betreffend nicht verlässlich seien. Unter anderem deshalb, weil einige Wissenschaftler eine Zeit lang glaubten, dass es sich bei der Königsgenette um eine Pardelgenette (Genetta pardina) handelt. Diese Art ist ebenfalls endemisch im Westen Afrikas und gilt als ungefährdet.

Die IUCN listet die Königsgenette als eigene Art unter dem Status ‚unzureichende Datenlage‘. Damit folgt die Weltnaturschutzorganisation den Ansichten Gauberts, der die Gruppe der im westafrikanischen Wald lebenden Großfleck-Ginsterkatzen untersuchte. Zu den großfleckigen Ginsterkatzen gehört neben der Königsgenette auch die Pardelgenette, die Bourlon-Genette (Genetta bourloni) und Schoutedens Genette (Genetta schoutedeni).

Gaubert kommt in Description of a new species of genet and taxonomic revision of forest forms related to the Large-spotted Genet complex (2003) zu der Erkenntnis, dass es sich bei der Königsgenette basierend auf morphologischen Eigenschaften um eine valide Art handelt.

Königsgenette – Steckbrief
alternative BezeichnungenKönigs-Ginsterkatze, Königs-Genette, Genette Royale
wissenschaftlicher NameGenetta poensis
englischer NameKing Genet
ursprüngliches VerbreitungsgebietLiberia, Elfenbeinküste, Ghana, Bioko, Kongo (Westafrika)
Zeitpunkt des Aussterbensunklar, frühestens 1946
Ursachen für das AussterbenBejagung, Lebensraumzerstörung

Taxonomische Verwirrung im Reich der Ginsterkatzen

Genetta pardina PardelgenetteGenetta pardina PardelgenetteGenetta pardina Pardelgenette
Einige Zoologen hielten die Königsgenette für eine Pardelgenette (Bild). Königsgenetten erreichen eine Länge von rund 60 Zentimetern. Ihr Schwanz misst zusätzlich circa 41 Zentimeter. Ihr Gewicht beträgt etwa 2,5 Kilogramm. (© Magasin de zoologie, Public domain, via Wikimedia Commons)

Die Zoologen W. Chris Wozencraft, João Crawford-Cabral, Peter Grubb und einige andere hielten poensis für ein Synonym von pardina oder maculata oder dachten zumindest, es bestünde eine nahe Verwandtschaft zwischen beiden. Zwischendurch wurde fälschlicherweise die Hauben-Ginsterkatze (Genetta cristata) als G. poensis bezeichnet. Andere wie der Mammaloge Donovan R. Rosevear listeten die Königsgenette als valide Art, hegten aber gleichzeitig ernsthafte Zweifel an ihrem Artstatus.

Bei einem Vergleich der Musterung des Fells und der äußeren Zellstruktur der Haare von Königsgenetten mit denen anderer Ginsterkatzen stellte Gaubert fest, dass die Haare der Königsgenette einzigartig und verschieden der aller anderen Ginsterkatzen sind. Ein Beleg dafür, dass es sich tatsächlich um eine eigene Art handelt.

Weiterhin hält Gaubert fest, dass die Königsgenette auf einen bestimmten Lebensraum beschränkt zu sein scheint und nur in dichten Regenwäldern vorkommt. Sie teilt sich ihren Lebensraum wahrscheinlich mit der Pardelgenette und der Großfleck-Ginsterkatze (Genetta maculata), was sicherlich auch die Schwierigkeiten beim Auseinanderhalten der unterschiedlichen Genetten-Arten erklärt.

Bejagung könnte zum Aussterben der Königs-Ginsterkatze geführt haben

Genetta
Von oben nach unten: Haussa-Ginsterkatze (Genetta thierryi), westafrikanische Unterart der Kleinfleck-Ginsterkatze (Genetta genetta senegalensis), Hauben-Ginsterkatze (Genetta cristata). (© Rosevear, Donovan Reginald, 1900-1986; British Museum (Natural History). Department of Zoology. [Mammals] Trustees of the British Museum (Natural History), CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)

Da die Königs-Ginsterkatze in der Vergangenheit oft für eine Pardelgenette gehalten wurde, könnte sie viel häufiger sein als bislang angenommen. Doch wenn die Königsgenette tatsächlich ausgestorben ist, was könnten die Ursachen sein? Im Verbreitungsgebiet der Schleichkatze sind die Zerstörung des Regenwaldes sowie die Bejagung von Wildtieren Alltag. Vor allem für den sogenannten Bushmeat-Markt werden neben Genetten auch Ratten, Affen, Antilopen, Krokodile, Eichhörnchen, Elefanten, Büffel und andere Tiere erlegt und als Buschfleisch verkauft.

Die Lebensraumzerstörung und die Bejagung beflügeln sich gegenseitig. Die Rodung des Regenwaldes, um die Nachfrage nach tropischem Holz gerecht zu werden, ermöglicht den Wildjägern nämlich immer tiefer in den Urwald vorzudringen. Die Holzfällerkolonnen schlagen Schneisen in den zuvor kaum zugänglichen Dschungel und schaffen Zufahrtswege. Diese werden wiederum auch von den Jägern genutzt. Zudem jagen auch die Holzfäller selbst nach Wildtieren, um sich zu ernähren und das Buschfleisch auf Märkten zu verkaufen.

Bejagung kann als Hauptursache für das Verschwinden der Königsgenette angenommen werden, denn fast alle der zehn Museumsexemplare wurden von Jägern erlegt oder auf Bushmeat-Märkten entdeckt.

Andere ausgestorbene Säugetiere des afrikanischen Kontinents sind zum Beispiel der Blaubock, der Berberlöwe, der Atlasbär, das Südliche Wüstenwarzenschwein, der Syrische Halbesel und das Quagga.

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