vietnamesisches nashorn Rhinoceros sondaicus annamiticus
Kopf eines männlichen Vietnamesischen Nashorns, das um 1930 in Perak auf der Malaiischen Halbinsel geschossen wurde. Es befindet sich heute im Raffles Museum in Singapur. Kloss, C. Boden, Public domain, via Wikimedia Commons)

Vietnamesisches Nashorn

Ausgestorben geglaubte Unterart 1988 wiederentdeckt

Die ausgestorben geglaubte Unterart des Java-Nashorns (Rhinoceros sondaicus), das Annamitische Java-Nashorn oder Annamiten-Nashorn (auch: Vietnamesisches Nashorn) wurde erst 1988 wiederentdeckt. Zunächst nahm man an, dass die Nashorn-Art, die einst einen großen Teil Südostasiens besiedelte, durch die Folgen des Vietnamkrieges ausgestorben war.

1988 entdeckten Wissenschaftler eine kleine Population von höchstens 10 bis 15 Tieren. Trotz Artenschutz-Bemühungen starb die Art 2009 aus, als Wilderer das letzte Vietnamesische Nashorn erschossen.

Zuletzt war die Art nur noch in Cat Loc in der Dong-Nai-Provinz im Cat-Tien-Nationalpark in Vietnam verbreitet. Zuvor lebte das Vietnamesische Nashorn auch in Laos, Kambodscha und Malaysia, im östlichen Thailand und im Süden von China. Der Name dieser Art – Annamitisches Java-Nashorn oder Annamiten-Nashorn – kommt vom annamitischen Namen des Truong-Son-Gebirges oder des Annamitischen Hochlandes in Südostasien. Diese Gebirgskette war Teil des Verbreitungsgebiets der Spezies.

Java-Nashörner besitzen nur ein Horn und ähneln mit ihren Hautfalten dem asiatischen Panzernashorn (Rhinoceros unicornis). Das Vietnamesische Nashorn war viel kleiner als seine auf der indonesischen Insel Java beheimateten Verwandten. Die Tiere erreichten eine Schulterhöhe von 110 bis 130 Zentimetern und ein Gewicht von rund 800 Kilogramm.

Vietnamesisches Nashorn – Steckbrief
alternative BezeichnungenAnnamitisches Java-Nashorn, Annamiten-Nashorn
wissenschaftliche NamenRhinoceros sondaicus annamiticus, Rhinoceros sondaicus annamiticu
englische NamenVietnamese Javan Rhinoceros, Vietnamese Rhinoceros, Javanese Javan Rhinoceros
ursprüngliches VerbreitungsgebietVietnam (zuvor auch Süd-China, Laos, Kambodscha, Thailand, Malaysia)
Zeitpunkt des Aussterbens2009
Ursachen für das AussterbenWilderei, Lebensraumverlust

22 Kotproben des Vietnamesischen Nashorns entdeckt

Wissenschaftler schöpften zunächst Hoffnung, als sie zwischen 2009 und 2010 im Nationalpark Cat Tien 22 Kotproben des Vietnamesischen Nashorns entdeckten. Doch genetische Analysen ergaben, dass sämtliche Proben von demselben Tier stammen, und zwar dem, das Wilderer 2009 getötet hatten. Als man das Skelett des letzten Nashorns fand, entdeckten Experten eine Kugel im Bein des Tieres und das Horn war abgeschnitten – vermutlich, um es auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Bis heute werden bedrohte Wildtiere in Vietnam und auch anderen Ländern Asiens und Afrikas illegal gejagt, gehalten und getötet, um Teile von ihnen als traditionelle Heilmittel mit angeblicher medizinischer Wunderwirkung auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Bei Nashörnern werden die Hörner gemahlen; das Hornpulver soll gegen allerlei Krankheiten wie etwa Krebs, helfen, und entgiftend wirken, zum Beispiel nach einer durchzechten Nacht.

Der in Vietnam, Kambodscha und Laos einst heimische Kouprey wurde unter anderem wegen seiner langen Hörner gejagt, denen man medizinische Wunderkräfte nachsagte. Anfang der 1980er-Jahre starb das Wildrind wahrscheinlich aus.

Nicht zuletzt wird Nashorn aus gesellschaftlichen Gründen konsumiert, so eine Studie im Auftrag des WWF und des Artenschutzprogramms TRAFFIC. Vor allem Prominente, Geschäftsmänner und hohe Beamte kaufen Nashorn, um ihren sozialen Status widerzuspiegeln. Dabei haben diverse wissenschaftliche Studien längst bewiesen, das Horn des Nashorns besteht lediglich aus Keratin und hat keinen medizinischen Nutzen. Keratin ist der Stoff, aus dem auch unsere Fuß- und Fingernägel sind.

Nicht nur Wilderei rottete das Vietnamesische Nashorn aus

Vietnamesisches Nashorn: Verbreitungsgebiet
Das ehemalige (orange) und das jetzige (rot) Verbreitungsgebiet des Java-Nashorns. Das Vietnamesische Nashorn lebte zuletzt nur noch im Nationalpark Cat Tien. (© JayHenry, Thaisk Việt hóa, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Die Wilderei trug sicherlich einen großen Teil dazu bei, dass die Unterart des Java-Nashorns ausgestorben ist, doch Experten sind sich sicher, dass auch der großflächige Lebensraumverlust eine Rolle spielt.

Im Vietnamkrieg zwischen 1955 und 1975 wurden rund 3,3 Millionen Hektar Wald und 24.000 Quadratkilometer der Landfläche Vietnams durch dioxinhaltige Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel) und Landminen dauerhaft vergiftet und vernichtet. Außerdem ebnete man während des Krieges 3.000 Quadratkilometer Südvietnams mit Bulldozern ein. Dies alles und das Vordringen der Landwirtschaft richtete immense Umweltschäden an und dezimierte den Lebensraum vieler Tierarten.

Hinzu kommt, dass sich das Verbreitungsgebiet der Nashorn-Population innerhalb Vietnams aufgrund einer stark benutzten Motorradstraße, welche Siedlungen innerhalb des Nationalparks miteinander verband, auf gerade einmal 6.500 Hektar beschränkte. Darüber hinaus fehlt es in dem Land immer noch an Aufklärung, mehr Rangern mit besserer Ausbildung sowie mehr Überwachung, um gegen Wilderei vorgehen zu können.

Von den drei rezenten Unterarten des Java-Nashorns sind zwei bereits ausgestorben: das Vietnamesische Nashorn und das Bengalische Java-Nashorn (Rhinoceros sondaicus inermis). Von der dritten Unterart Rhinoceros sondaicus sondaicus, welche heute nur noch im Ujung-Kulon-Nationalpark auf der Insel Java vorkommt, existieren schätzungsweise noch 40 bis 50 Exemplare. Ein anderes in Asien ausgestorbenes Nashorn ist wahrscheinlich die Unterart Nördliches Sumatra-Nashorn.

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