sloans uraniafalter / urania sloanus
Sloans Uraniafalter, gezeichnet von William Swainson und 1829 in den Zoological Illustrations (Band 3) veröffentlicht. William Swainson, Public domain, via Wikimedia Commons)

Sloans Uraniafalter

Sloans Uraniafalter: Eine tagaktive Motte

Sloans Uraniafalter, ein auffallend schöner Nachtfalter mit einer Flügelspannweite von bis zu 7,6 Zentimetern, starb vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts aus, da er keine Futterpflanzen mehr für seine Raupen fand. Das Besondere an Sloans Uraniafalter war nicht nur, dass er aufgrund seiner Färbung als „die spektakulärste Urania-Art“ (Lees und Smith) galt, sondern auch, dass der Falter tagaktiv war. Die meisten Motten sind nämlich nachtaktiv. Übrigens: Die grellen Farben des Uraniafalters dienten nicht nur der Ästhetik, sie waren vor allem eine Warnung an Fressfeinde, denn Sloans Uraniafalter war giftig.

Der englische Naturforscher Philip Henry Gosse verfasste für das Journal The Entomologist 1880 und 1881 zwei Berichte über das Verhalten der Schmetterlingsart: Urania sloanus at home und Urania sloanus at home II.

Sloans Uraniafalter konnte vor allem im April und Juni in großen Schwärmen bei der Nahrungssuche etwa auf Avocado-Blüten beobachtet werden. Die Motten erschienen bereits kurz vor Sonnenaufgang und mit Einsetzen der Tageshitze ab acht oder neun Uhr kehrten sie zu ihren Ruheplätzen zurück. Nachmittags, wenn der Regen einsetzte und es kühler wurde, kamen sie zu den Blüten zurück.

Sloans Uraniafalter war einst in den Blue Mountains, eine Bergregion im Osten Jamaikas, sehr verbreitet. Hinweise darauf, dass der Schmetterling auch woanders, etwa Südamerika, gesichtet wurde, konnten nicht bestätigt werden.

Etwa ab 1894 oder 1895 gab es keine Sichtungen des Nachtfalters mehr, wobei hier in einigen Museen auch spätere Angaben zu finden sind wie etwa 1908. Die Gründe für das plötzliche Verschwinden von Sloans Uraniafalter sind nicht klar, aber es existieren plausible Theorien.

Sloans Uraniafalter – Steckbrief
wissenschaftliche NamenUrania sloanus, Papilio sloanus, Papilio sloaneus, Cydimon sloanus, Leilus occidentalis
englische NamenSloane’s Urania, Sloan’s Urania, Jamaican Sunset Moth
ursprüngliches VerbreitungsgebietJamaika
Zeitpunkt des AussterbensAnfang des 20. Jahrhunderts
Ursachen für das AussterbenLebensraumverlust, Verschwinden der Hauptfutterpflanze, Umwelteinflüsse (z.B. Hurrikans)

Verschwinden der Futterpflanze sorgte vermutlich für Aussterben

Pawel Domagala, Adam Larysz und Kollegen nennen in ihrer Untersuchung (2015) eines Museumsexemplars aus dem Upper Silesian Museum in Polen Gründe für das Verschwinden des Uraniafalters. Dazu gehören Lebensraumzerstörung, das Aussterben der Hauptfutterpflanze sowie auch Umwelteinflüsse wie Hurrikans, mit denen Jamaika häufig zu kämpfen hat.

Weiterhin merken die Wissenschaftler an, dass diese Nachtfalterart für Sammler vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts besonders wertvoll gewesen sein muss, da Sloans Uraniafalter zu diesem Zeitpunkt sehr schwer aufzufinden war.

Sicherlich hat der Verlust von Lebensraum auch eine Rolle beim Aussterben des Nachtfalters gespielt, doch weisen David C. Lees und Neal G. Smith 1991 in einer Studie zu Futterpflanzen und Uraniafaltern darauf hin, dass es noch heute einen beträchtlichen Primärwald auf Jamaika gibt.

Lees und Smith geben weiterhin an, dass die als eine der Hauptfutterpflanzen des ausgestorbenen Falters geltende Jamaika-Haselnuss-Wolfsmilch (Omphalea triandra) auf Jamaika noch weit verbreitet sei.

Die Experten gehen deshalb davon aus, dass sich die Raupen von Sloans Uraniafalter in erster Linie bei der Jamaika-Nabelwolfsmilch (Omphalea diandra) als Hauptfutterpflanze bedienten. Der Grund: Diese Pflanze war früher in Portland, einem Landkreis im Nordosten von Jamaika, weit verbreitet. Dies stimmt auch mit dem Hauptverbreitungsgebiet des Uraniafalters überein.

Omphalea diandra konnte in den letzten Jahren in dieser Region nicht mehr nachgewiesen werden, weshalb es nahe liegt, da sind sich die meisten Wissenschaftler einig, dass das Verschwinden der Pflanze mit dem Aussterben von Sloans Uraniafalter zusammenhängt.

Die Raupen von Faltern sind auf bestimmte Pflanzen zur Ernährung und Entwicklung angewiesen. Ohne diese Futterpflanzen kommt es zum Populationsrückgang und schließlich zum Aussterben der Insekten. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch andere Schmetterlingsarten wie zum Beispiel dem Xerces-Bläuling oder die Laysan-Eule.

Benannt nach dem berühmten Sammler Hans Sloane

Der britische Arzt und Naturforscher Hans Sloane vermachte nach seinem Tod seine Sammlungen – von Flora und Fauna, über Münzen bis hin zu Manuskripten – dem British Museum in London. Heute kann man daher mehrere Exemplare von Sloans Uraniafalter dort im Museum besichtigen.

Sloane war es auch, der den Uraniafalter 1725 zum ersten Mal porträtiert, und zwar in seinem Buch Natural History of Jamaika (Band 2). Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Sloans Uraniafalter lieferte aber schließlich der niederländische Insektenforscher Pieter Cramer 1779. Er nannte den Schmetterling Papilio sloanus und ehrte mit dem Artnamen Hans Sloane. Der deutsche Entomologe Jacob Hübner ordnete den Falter dann 1816 der Gattung Urania zu.

Motten der Familie Uraniidae sind vor allem in tropischen Gebieten Amerikas, Afrikas und Australiens heimisch. Viele der Arten sind bekannt für ihre bunten, strahlenden Farben, die sie wie richtige Schmetterlinge bzw. Tagfalter aussehen lassen. Daher gab man ihnen auch den englischen Trivialnamen Sunset Moths. Zur Gattung Urania gehören sechs Arten.

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